Eine kleine Szene aus der Schule, über die ich ab und an nachdenke:
Eine Seminarausbilderin besuchte eine Referendarin im Unterricht. In der Unterrichtsnachbesprechung saß man mit gefühlt 10 Metern Abstand beisammen. Die Referendarin schrieb eifrig mit, bis ihr Kulli plötzlich nicht mehr schrieb. Ich hatte leider keinen dabei. Die Seminarausbilderin hatte ein ganzes Mäppchen mit Stiften, sah auch besorgt immer wieder auf die Finger der Referendarin und dann auf ihr eigenes Mäppchen. Und was passierte? Nichts, außer ein Kommentar von der Seminarausbilderin, dass man ja kein Material anderer Leute anfassen dürfen.
Einige Tage später im Unterricht: Der Kulli eines Schülers war während der Klassenarbeit plötzlich leer. Ich werfe ihm einen Kulli zu. Er strahlt vor Freude und beteuert sofort beschwichtigend, dass er mir einen neuen kaufen würde, er habe ihn ja jetzt angefasst und er habe leider kein Desinfektionsmittel zur Hand. Als ich sagte, dass er mir den Kulli auch so zurückgeben kann, brach quasi eine Welle der Dankbarkeit aus ihm heraus.
Ich erinnere mich daran wie ich anfang des Jahres schrieb, dass mir nicht das Virus Sorge bereiten würde, sondern die Auswirkungen auf das Miteinander, wenn sich erstmal einbürgert, dass das Gegenüber "potentiell tödlich" sein könnte. Und ich glaube kaum, dass diese Skepsis auch bei vorliegender Impfung so schnell wieder verschwindet. Das macht mir Angst.