Hallo Lea,
Mal aus Elternsicht: Petra hat ja schon ganz richtig gesagt, was "alle" Eltern so sind: in der Regel die, die sich verbal gut "zurechtfinden"
Zitat
Das Problem sind halt immer wieder die Eltern, die nur sehen, was nach außen dringt, und keine Vorstellung davon haben, was uns unser Job insgesamt abverlangt, was auch die vermeintlich "kleinen, selbstverständlichen" Dinge betrifft...
Dieser "Rechtfertigungszwang" ist es, der mir momentan mal wieder die Lust an meinem Beruf verleidet...
Betrachte die Sache kurz aus Elternsicht: hier sitzen eine Menge junge Erwachsene, die das allererste mal ein Kind eingeschult haben (von denen, für die das nicht das erste Mal ist, hört man oft nicht so hohe Anforderungen). Alles ist neu, es gibt jede Menge Fragen, die du schon hundertmal gehört und beantwortet hast ("ständige Rechtfertigung") Und, ganz wichtig, das erste Mal, dass sie spüren: hier haben wir praktisch keinen Einfluß mehr auf das, was mit den Kindern passiert. Den Kindergarten, die Spielgruppe...konnte man aussuchen und im Bedarfsfall wechseln, die Grundschule kann man sich in der Regel nicht aussuchen und sie ist Pflicht. Viele Eltern tun sich m. E. schwer mit dieser Tatsache.
Dazu kommt, dass heutzutage leider mehr denn je ein guter Schulabschluß über Sein oder Nichtsein im Berufsleben entscheidet. Daher unternehmen Eltern oft alles, um das Projekt Schule zum Erfolg zu führen. Leider schießen wir dabei auch schon mal über's Ziel hinaus - nachher ist man immer schlauer
Wenn in unserer Klasse solche "Probleme" aufkämen , würde ich mich als Mutter einfach über einen Elternabend freuen, auf dem die KL ihre Arbeit möglichst konkret darstellt (Tranzparenz!). Klar wissen wir Eltern, was bis Ende des ersten Schuljahres erarbeitet wird, klar wissen wir, das auch Werkstattunterricht und Stationenlernen stattfinden - aber: was ist das eigentlich, wie sieht sowas konkret aus?
Hier - und auch in anderen Foren - wird oft beklagt, dass Eltern die Arbeit der Lehrer nicht würdigen. Kein Wunder, sie kennen nur Bruchteile der Arbeit, im Wesentlichen nur das, was die Lehrer von uns Eltern erwarten: üben, Hausaufgaben betreuen, disziplinieren, motivieren.
Und auf einem solchen Elternabend sollte auch durchaus nochmal ins Gedächtnis der Eltern zurückgerufen werden, dass dies eine erste Klasse ist, kein Abiturjahrgang, und dass die Kinder, gerade in einer Flex-Klasse, glücklicherweise Zeit haben, um ihr eigenes Tempo zu finden.
Achja, bezüglich deiner jungen Kollegin: vielleicht weiß sie gar nicht, was sie auslöst. Warum sprichst du nicht einfach mal mit ihr darüber. Ansonsten ist ihr Einsatz und ihre Freude am Lehrerdasein ja nur begrüßenswert, es wäre zu hoffen, dass sie sich das erhält!
Also: nicht ärgern über die Elternschaft, du wirst es nie allen Recht machen können, aber versuch zu verstehen: wir stehen mächtig unter Druck!
Liebe Grüße
ovli