Natürlich haben viele einen Praxisschock, denn man hat oft die Illusion, dass man es hinkriegt - gerade wenn man ein größeres "Sendungsbewusstsein" in den Beruf mit einbringt, ist man besonders gefährdet. Ich weiß nicht, wie praxisorientiert die jetztige Lehrerausbildung ist. Ich hatte, als ich als Lehrerin angefangen habe, einen gehörigen Praxisschock, was die Disziplin betraf und was mein Vermögen dazu darstellte. Die Tipps, die ich im Studium dafür bekommen habe, halfen erst einmal nicht viel.
Ich kann hier nur für Bayern sprechen, denke, dass das aber überall so ähnlich ist.
Praxiserfahrung während des Studiums kann man genug sammeln, ob man diese auch nützt ist eine andere Sache.
Vor dem Studium stehen 3 - 4 Wochen Orientierungspraktikum an (kann an verschiedenen Schulformen abgeleistet werden).
Im 3. Semester das pädagogisch-didaktische Schulpraktikum (150 - 160 Stunden im Unterricht bei einer Praktikumslehrkraft). Es besteht aus
2 Blockphasen (jeweils 3 Wochen zu Anfang und Ende des Herbstsemesters) sowie jede Woche einen gesamten Schultag.
Die Möglichkeit besteht dieses Praktikum zu verlängern - nennt sich Intensivpraktikum und dauert dann das gesamte Schuljahr, wieder mit Blockphasen und einem Tag pro Woche im Unterricht.
Daneben gibt es noch zwei weitere verpflichtende Praktika, die sich wieder über jeweils ein Semester erstrecken + das Betriebspraktikum.
Das Problem ist, dass sehr viele den Kontakt zum Beruf regelrecht meiden - sie glänzen zwar an der Uni, das nützt ihnen in den Praktika und vor den Kindern aber wenig bis gar nicht. Sie haben Angst vor jeder Praxisphase, denken aber nicht daran, dass das ihre spätere Arbeit ist.
Meine Noten sind vielleicht nicht glänzend, ich habe aber jetzt schon mehr Praxiserfahrung im 3. Semester gesammelt, als andere die das erste Staatsexamen schon hinter sich haben. Ich nütze die Praktika vollständig, bereite Unterricht vor, halte Unterrichtsstunden, bin aktiv dabei. Des Weiteren nütze ich die bezahlten! Möglichkeiten, die uns die Uni bietet. Hausaufgabenbetreuung, Unterricht in Übergangsklassen...
Es kommt darauf an, wie man das Angebot nützt.
Alles, was ich getan habe, hat mich in meinem Wunsch, Lehrerin zu werden, bestärkt.
Ich habe keine Angst, eine Vertretungsstunde unvorbereitet halten zu müssen oder völlig alleine vor der Klasse zu stehen - das sind alles Situationen, die ich schon kenne. Ich bin weit davon entfernt, eine perfekte Stunde zu halten, aber ich schaffe es eine passable Stunde zu halten und das ist meiner Meinung nach schon mal ganz gut. V.a. aber habe ich schon viel gesehen und so manchen Schock verarbeiten können, ohne den direkten Druck, perfekt sein zu müssen, wie es im Referendariat und auch später der Fall ist