Beiträge von Ninon

    Mit Operatoren brauch ich da gar nicht anfangen, die Probleme liegen deutlich tiefer: Beispielhaft wusste letztens einer der Jungs nicht was ein "Beet" bzw. was "Dünger" ist und konnte deswegen eine Textaufgabe nicht lösen.

    Ja, das ist leider typisch, schließlich gebrauchen Kinder und Jugendliche solche Wörter nicht im Alltag (zumindest die wenigsten).
    Da muss gezielt Wortschatzarbeit und Wissenserwerb geleistet werden.


    In der Übergangsklasse machen wir es so, dass Wortschatz mit Bildkarten eingeführt wird (sind Schüler im Alter zwischen 6 und 10).
    Die Begriffe werden dazu genannt und die Kinder sollen erstmal über die Wörter reden.
    Das könnte bei solchen Sachen wie den von dir oben genannten Begriffen so geschehen:
    Einführung der Begriffe unter dem Thema "Garten und Landwirtschaft". Die Kinder die Begriffe aktiv üben lassen (sie darüber reden lassen, Fragen und Impulse geben etc. - je mehr unterschiedliche Weisen zum Üben benützt werden, je mehr Kanäle angesprochen werden desto besser).
    Die Begriffe voneinander klar abgrenzen (z.B. ein Beet kann bepflanzt werden mit Blumen, Gemüse..., eine Wiese ist grün und enthält meist wilde Blumen, Sträucher und Bäume - in der Art, dass die Unterschiede klar werden).
    Dann die Begriffe aufschreiben lassen und selber Sätze formulieren lassen. Die nächste Stunde das Wissen wiederholen und am besten mit einem passendem Thema dran anknüpfen (zum Thema Garten kommt das Thema Jahreszeiten hinzu, dann das Thema Land/Stadt nehmen etc.)

    Und wenn ich nicht ständig dabei sein würde um sie mittels Fragen in die richtige Richtung zu lenken würden sie auch nicht die Selbstständigkeit besitzen nachzufragen, sondern lieber 10 Minuten still ihren Zettel anstarren. Daraus kann man gut ableiten wie das im regulären Unterricht läuft.

    Verständlich. Sie trauen sich nicht, Fragen zu stellen. Und so ist es auch "angenehmer".


    Achja, englische Vokabeln werden trotz Karteikarten und auf den Lerntyp angepasste Lernmethoden kaum behalten, was das Ganze kaum einfacher macht.

    Auch bekannt. Karteikarten sind zum einen nicht effektiver als irgendein anderes Lernsystem (ob man Wörter jetzt in ein Heft abschreibt oder auf Kärtchen ändert erst einmal nichts). Die Kinder müssen wissen, wie sie effektiv mit denen lernen: sich Beispielsätze dazudenken, Eselsbrücken benützen, regelmäßig wiederholen, die gewussten Kärtchen in einer Box nach hinten tun, die nicht gewussten nach vorne und immer wieder wiederholen. Daran hapert es halt, weil sie eben kaum zum Wiederholen angehalten werden (zuhause nicht, in der Schule hat niemand Zeit dafür).


    All das in 90 Minuten / Woche.

    Die geringe Lernzeit ist ein Problem. Umso effektiver muss sie genützt werden. Dein Engagement ist aber wirklich bewundernswert :top: gerade in Anbetracht, dass solche Sachen schlecht bezahlt werden (kann selber ein Lied davon singen)

    Was ganz anderes, dass mir beim Lesen aufgefallen ist (und dein Problem evtl. sogar lösen wird/eine andere Perspektive gibt):
    Das, was du beschreibst, scheint mir ein Problem im Bereich der Bildungssprache zu sein. Dieses Problem ist recht häufig und gerade die gute alltagssprachlichen Fähigkeiten machen das umso verwirrender. Die Bildungssprache ist aber "komplizierter" als unsere mündliche Kommunikation

    Die Kinder, welche oftmals in zweiter Generation in Deutschland leben sprechen zwar im Alltag gut deutsch, verwunderlicherweise ist es für sie allerdings enorm schwierig geschriebene Sätze bzw. an sie gerichtete Aufgabenstellungen zu verstehen. Um dem langfristig entgegenzuwirken versuche ich die Kinder zum Lesen zu animieren (Teufelskicker, die drei Fragezeichen Kids usw.).

    Haben die Kinder besonders Probleme bei Sachtexten z.B. im Biologieunterricht? Verstehen sie Textaufgaben im Matheunterricht nicht?
    Haben Sie Schwierigkeiten mit Operatoren (z.B. erkläre, analysiere, lege dar...). Weil das Zeichnen fehlender bildungssprachlicher Fähigkeiten ist


    Wenn du willst (und du scheinst sehr engagiert zu sein), dann kann ich dir nur empfehlen dich zu diesem Thema reinzulesen. Stichworte wären z.B. Bildungssprache, BICS und CALP (Modell von Jim Cummins), Übergang von der Alltags- zur Bildungssprache und Scaffolding.


    Die Kinder werden zwar von einer Animation zum Lesen profitieren (und zwar enorm), jedoch würde ich mit ihnen auch grammatikalische Phänomene etc. betrachteten, ihren Wortschatz und ihr Wissen erweitern.
    Falls das verworren klingt, kann ich dir nur diesen kurzen Artikel empfehlen (ein konkretes Unterrichtsbeispiel):
    http://nline.nibis.de/daznet/f…r-und-wasserkreislauf.pdf


    Helmuth Feilke (Professor in Gießen) erklärt das Konzept der Bildungssprache meiner Meinung auch sehr gut:
    https://www.uni-giessen.de/org…tab/stl/wb/dateien/feilke


    und


    https://www.uni-giessen.de/fbz…links/pdbabildungssprache


    Vielleicht wird dir und deinen Schüler das etwas helfen :)

    Habt ihr auch nur so wenig Stunden bzw. so wenig Klausuren? (Hab mich mal mit jmd. von einer anderen Uni ausgetauscht, der meinte, die haben nach dem 1. Sem. 7!!!!!!!! Klausuren geschrieben, wie kann das sein? )

    Ich hatte jedes Semester zwischen 4 und 7 Klausuren + Portfolios und Hausarbeiten. Die reine Anzahl sagt ja nichts über deine Belastung oder über den Schwierigkeitsgrad aus. Da kommt es auf ganz andere Faktoren an: Dauer/Länge der Klausur, Menge des abgefragten Stoffs, Prüfer (bei uns gibt es einen Dozenten, der sozusagen das Exmatrikulationsamt ist - wer nicht absolut jedes Detail seiner Folien und alles, was er mündlich von sich zum Besten gibt weiß, der muss gar nicht erst zur Klausur antreten) etc.
    Gegen Unterforderung einfach vorziehen, praktische Erfahrungen sammeln und Sport machen ;)

    Ich befinde mich im 4. Semester und studiere in Bayern, aber das ist wohl überall sehr ähnlich.
    Für mich persönlich waren die ersten beiden Semester am schwierigsten (aber ich brauch immer eine gewisse Eingewöhnungszeit).
    Das Niveau steigt schon, v.a. verschiebt sich dann der Fokus von MC-Klausuren auf Klausuren mit offenen Fragen und wissenschaftliche Arbeiten (Hausarbeiten, Seminararbeiten etc.), man muss also anders (ausführlicher) lernen und selber anfangen zu denken und zu argumentieren.


    Ich fülle meine Woche, indem ich Module vorziehe (beachten musst du die Zulassungsvoraussetzungen für das jeweilige Modul, da hilft dir der Studien-/Modulplan oder die Studienberatung) und Profilveranstaltungen besuche. Daneben besuche ich auch ein paar Vorlesungen aus anderen Fachgebieten, besuche Lesungen etc. (es gibt tolle universitäre Veranstaltungen, die man besucht haben sollte).
    Bei allem, was du vorziehst musst du beachten, dass es zur Prüfungsphase hin wirklich eng wird, deshalb wähle ich persönlich lieber die Kurse aus, in denen eine Hausarbeit zu schreiben ist. Damit kann man während des Semesters beginnen und man muss nicht nur stupide auswendig lernen, sondern darf ein wenig auch sein eigenes Gehirn anstrengen :)


    Ich weiß nicht, wie viele Pflichtpraktika du in Berlin hast, ich würde dir aber raten, neben der Uni so viel Erfahrung wie möglich zu sammeln.
    Das ist viel wichtiger und wird einen später im Referendariat entlasten (hoffentlich), zumindest der Praxisschock dürfte geringer ausfallen.
    Aktuell bin ich einen ganzen Tag an einer Regelschule, wo ich fest bei einer Lehrerin bin und selber auch Unterricht halte und vorbereite (das ist meine freiwillige Verlängerung eines Pflichtpraktikums). Einen weiteren Wochentag arbeite ich an einer Übergangsklasse, wo ich v.a. Einzel- und Kleingruppenförderung mache, 3x aber schon auch den kompletten Tag vertreten habe (hier muss ich auch die Förderungssequenzen vorbereiten).
    Zusätzlich gebe ich Hausunterricht für ein schwerkrankes Kind und halte ein Tutorium an der Uni für Studenten ab.


    Insgesamt bin ich damit sehr gut ausgelastet und weiß manchmal nicht, wo mir der Kopf steht :sterne: Ist aber eine gute Übung für den Berufsalltag
    Ich bin 4 Tage die Woche von 08-18 Uhr unterwegs, Freitag nur von 08-10Uhr + Blockseminare. Mit Vorbereiten, Nachbereiten, Unterricht vorbereiten, meinen Studenten helfen und die Tutorien vorbereiten, bin ich komplett ausgelastet und glücklich.


    Also kannst du das Studium definitiv verkürzen, jedoch würde ich darauf achten, auch noch ein wenig Praxiserfahrung dabei mitzunehmen

    An der Übergangsklasse, an der ich arbeite, benützen wir ebenfalls die Hefte von Mildenberger und sind damit ganz zufrieden.
    Des Weiteren finde ich das "Komm zu Wort! 1 – Hör-Bilder-Buch" vom Finken Verlag sehr gut. Notwendiger Wortschatz wird übersichtlich in verschiedenen Alltagssituationen (Schule, Wohnen etc.) dargestellt. Wenn man dazu einen TING-Stift hat, dann kann man das Kind ziemlich selbstständig arbeiten lassen - und die TING-Stifte sorgen für sehr viel Motivation :) . Dazu passend gibt es auch noch einen Ordner mit Arbeitsblättern, wirklich empfehlenswertes Material. Ich weiß aber nicht, wie viel Geld du ausgeben kannst, deshalb hab ich jetzt hier nur die zwei (meiner Meinung nach) besten Materialien genannt

    Mein Reden.


    Ich kenne auch Kollegen, die die Förderschule empfehlen, aus genau demselben Grund. Leistung Grundschule so lala, IQ unterer Durchschnitt, aber bei DEM Elternhaus, das wird doch nüscht. Guck dir mal die Klamotten an, das ist doch ein Kind für uns...

    Ist halt wirklich so. Ich bin an einer Brennpunktschule, 23 Kinder, davon vier deutsche Kinder, Rest mit Migrationshintergrund.
    Meiner (subjektiven) Einschätzung nach wären ca. 8 fürs Gymnasium, einer für die Förderschule (verhaltensgestört, macht keine Fortschritte, hätte von Beginn an auf eine Förderschule gehen sollen, Eltern hatten aber einen anderen Wunsch), 6 wären für die Realschule geeignet, der Rest müsste an die Mittelschule. So sieht es tatsächlich aus: 3 Kinder werden auf das Gymnasium (der vierte Junge hat den Schnitt, aber die Lehrkraft leistet gerade Überzeugungsarbeit in die andere Richtung) gehen, 16! auf die Mittelschule, der Rest hat den Schnitt für die Realschule.
    Von den 16 Kindern wird die Hälfte an der Mittelschule komplett unterfordert sein. Die meisten davon haben fehlende Hausaufgaben und unangenehme Eltern, aber ihre Intelligenz, ihre Leistungen und das Arbeitsverhalten liegen weit über dem Niveau der Mittelschulen

    Ich bin befreundet mit einigen Mittelschul-Kollegen und da wird schon einiges gemacht. Zum Beispiel werden Lektüren mit Begleitmaterial gelesen, gemeinsame Ausflüge ins Kino (gute Verfilmungen), Ausflüge ins Museum etc. Da wird schon Interesse geweckt.

    Genau das meine ich unter Bildung. Leider halten manche Menschen solche Sachen für unnötig, da die ja "sowieso nur einen Ausbildungsberuf machen werden". Umso bewundernswerter, dass diese Kollegen das trotzdem tun

    Ich finde es gut und richtig, dass gerade die Mittelschüler etwas lernen, das sie später brauchen können. Tastschreiben, Hauswirtschaft, aber z.B. auch soziale Umgangsformen. Die sollen nach der 9. Klasse fähig sein, eine Lehre zu beginnen, dazu brauchen sie es nicht, philosophieren zu können, sondern sie müssen zuverlässig und ordentlich sein. Daran sollte doch gearbeitet werden. Alles andere ist ein Zuckerle obendrauf

    Das ist definitv wichtig und daran wird ja gearbeitet. Ein bisschen Bildung erweitert einfach ihren Horizont und sowas kann man mit Ausflügen ins Kino, Literaturverfilmungen etc. auch ohne großen Aufwand integrieren

    Wobei ich immer verwundert bin, dass die Untersuchungen das aussagen. Ich schaue auf die Leistungen bzw. das Leistungsvermögen und das Arbeitsverhalten des Schülers, nicht auf die Herkunft. Wer in einer bayerischen Grundschule den Notenschnitt von 2,0 erreicht, schafft in der Regel - sofern es nicht zu sehr angeübt ist - auch das Gymnasium und die Realschule locker.

    Hatte ich zu Beginn meines Studiums auch nicht gelaubt, machen aber viele Lehrer (leider gerade auch an meiner Praktikumsschule :( :(
    Ein super intelligentes Kind, mit einem Durchschnitt von 2,0 und die Lehrkraft versucht beharrlich die Eltern zu überreden, es nicht auf das Gymnasium zu schicken, weil sie glaubt, dass er "nicht genügend von zu Hause unterstützt wird".

    War in den Ferien und hatte keinen stabilen Internetzugang, deshalb antworte ich erst so spät :)

    Aber wonach bewertest Du denn den Erfolg eines Bildungssystems? An der blossen Anzahl an Schulabgängern mit allgemeiner Hochschulreife? So ganz unabhängig von der Qualität deren Ausbildung? Und wieso genau soll z. B. das vielgepriesene finnische System so viel besser sein als ein konservativ dreigliedriges System? Wonach bemisst sich denn dessen Erfolg?

    Daran, dass Kinder die Schule mit genug Bildung verlassen, um sich auf dieser Grundlage selbst weiterbilden zu können.
    Das sowas nicht unbedingt messbar ist, ist mir klar, jedoch finde ich, dass diese Art von Bildung in Deutschland v.a. an Gymnasien und Realschulen gewährleistet wird, während es in allen anderen Schulstufen unten durch fällt, eben weil "nur" auf Verwertbarkeit geschaut wird.
    Dass das finnische Schulsystem besser ist, haben zahlreiche Studien bewiesen u.a. PISA. Ich unterstelle einfach mal, dass die finnischen Schüler nicht intelligenter als die Kinder hier und die finnischen Lehrer nicht fleißiger/besser/pädagogisch feinfühliger sind als Lehrer in Deutschland.
    An sich habe ich nicht unbedingt etwas gegen das dreigliedrige System an sich. Ich finde nur, dass es in seiner jetzigem Form dem Bildungsauftrag nicht gerecht wird und das ist meiner Meinung nach höchst problematisch.


    Darüber machen sich immer nur diejenigen Sorgen, die *kein* schweizer Gehalt verdienen Unser Wohnraum ist aber sowas von adäquat und das mitten in der Stadt.

    Ich glaube irgendwo einmal im Forum in einer Diskussion um Wohnraum gelesen zu haben, dass du behauptet hast, dass es dir in der Schweiz unmöglich wäre, Wohnraum bei den Preisen zu erwerben (kann aber auch ein anderes Mitglied aus der Schweiz gewesen sein, war mir nur im Gedächntis geblieben, weil die meisten Forumsmitglieder aus Deutschland sind und ich noch relativ neu hier war).
    Ein paar Schweizer studieren bei uns an der Uni (in Bayern und der teuersten Großstadt Deutschlands) und jammern regelmäßig darüber, wie billig alles doch sei und dass es ihnen in der Schweiz bei den Mieten unmöglich wäre in einer größeren Stadt zu studieren.
    Kann gut sein, dass sie übertreiben, darüber kann ich nichts sagen, aber wer weiß, vielleicht ist Schweiz ja doch ein Paradies auf Erden ;)

    Unser Schulsystem *ist* durchlässig und eures ist es auch. Ein beliebiger Wechsel in jeder Jahrgangsstufe macht administrativ nicht unbedingt Sinn. Wir haben den Vorteil, dass unsere Schüler zweimal das Schulhaus wechseln - zum Übergang Primar - Sek I und zum Übergang Sek I - Sek II. Jedes mal besteht die Möglichkeit höher zu klettern oder tiefer zu fallen.

    Würde sich dieser administrative Aufwand etwa nicht lohnen? Wenn man sieht was für unnötiger administrativer Aufwand in so vielen Bereichen betrieben wird, dann wäre es an dieser Stelle deutlich angebrachter.

    Nein, dem stimme ich absolut *nicht* zu. Ich unterrichte sowohl am Gymnasium, als auch an der Fachmittelschule (vergleichbar mit eurer Realschule). Die Schülerklientel an der FMS ist eine völlig andere. Mit denen führe ich keine philosophischen Gespräche über abstrakte Fachinhalte wie ich es am Gymnasium gerne mal mache. Es ist schlicht und ergreifend gar nicht möglich, weil es die Jugendlichen an der FMS nicht interessiert. Noch weniger Bedarf und Interesse besteht diesbezüglich an der Berufsschule, auch hier habe ich meine Erfahrungen gemacht. Mir ist das definitiv zu romantisch zu glauben, dass überall nur versteckte Rohdiamanten an den ausbildungsorientierten Schulstufen lauern.

    Versteckte Rohdiamante vielleicht nicht, aber ungenütztes Potential defintiv. Auch an Gymnasien haben die SuS nicht immer Lust darauf irgendwelche Fachinhalte philosophisch zu erläutern, man macht es trotzdem oder gerade deswegen.
    Ich glaube auch, dass viel Mittelschulschüler sich sowas nicht zutrauen würde, weil sie halt denken, dass sie zu "blöd" sind - das ist schließlich die Meinung der Gesellschaft zumindest vieler ihrer Mitglieder. Man könnte ihnen aber schon zumindest versuchen, gewisse Inhalte näherzubringe: es gibt Weltliteratur in vereinfachter Form, notfalls sieht man sich eben die Literaturverfilmung an. Interesse muss auch geweckt werden, zumindest der Versuch wäre lohnenswert.

    ... und in einem der wirtschaftsstärksten und reichsten Länder der Welt sind es deutlich weniger (nur ca. 20 % erhalten die allgemeine Hochschulreife, weitere ca. 20 % die Fachhoschulreife). Wir fahren mit dem dreigliedrigen Schulsystem hier sehr gut.

    Ich bewundere die Schweiz für vieles: ihre Produktivität, ihr Rentensystem, die gelebte Demokratie.
    Aber der Reichtum der Schweiz gründet sicherlich nicht nur auf dem dreigliedrigem Schulsystem, sondern auf vielen anderen Faktoren u.a. auch nicht ganz reinen Geschäften im Bankenwesen, ihrer Neutralität während der Weltkriege, ihrer gut ausgebauten Industrie und auch ihrer Produktivität. Er hat aber auch Schattenseiten: hohe Lebenshaltungskosten und die absolute Unmöglichkeit adäquaten Wohnraum zu erwerben/zu mieten ohne sich finanziell zu ruinieren (abgesehen vom platten Land). Das die Schweiz mit dem dreigliedrigen Schulsystem gut fährt verwundert nicht, die Schweizer fahren mit allem gut ;)


    Ich finde nur, dass das dreigliedrige Schulsystem durchlässiger sein müsste. Das z.B. Kinder mit ausreichend guten Noten in jeder Jahrgangsstufe übertreten könnten, nicht nur zu gewissen. Das persönliche Umstände z.B. Kinder, die erst zugezogen sind und die Sprache erwerben müssen stärker berücksichtigt werden - der Spracherwerb benötigt einfach seine Zeit und man kann diese Kinder gerechterweise nicht mit monolingualen Kindern vergleichen, die diese Sprache schon seit Geburt lernen bzw. sprechen. Und das z.B. auch in den Mittelschulen mehr Bildung vermittelt wird und die Kinder/Jugendlichen zu dieser angehalten werden und nicht nur schnell in irgendeinen Ausbildungsberuf abgeschoben werden.

    ich bin diese Diskusion echt leid, weil es so nicht stimmt. Das wird einem ständig vermittelt, dass einem der bessere Abschluss gar nicht mehr möglich ist, wenn man nicht direkt dorthin einsortiert wird. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass einige das noch schaffen, aber nicht auf direktem Wege. Sie haben einfach mehr Zeit gebraucht, weil eben manche diese auch zur Entwicklung benötigen. So what?
    Wahrscheinlich kommt wieder das übliche, dass die familiäre Herkunft entscheidend ist. Natürlich ist sie das, weil man eben hauptsächlich in der Familie sozialisiert wird. Ich kenne kein Bildungssystem, wo das nicht so wäre.

    Es gibt eine gewisse Durchlässigkeit, aber die Anzahl derer, die es wirklich schaffen ist leider verschwindend gering.
    Gegen mehr Zeit für die Entwicklung ist nichts einzuwenden, ich persönlich finde, dass das System bezüglich der Durchlässigkeit noch zu viele Hürden birgt (z.B. Übertritt ans Gymnasium nur zu gewissen Klassenstufen möglich).


    Die familiäre Herkunft ist entscheidend und das die Sozialisation hauptsächlich durch die Familie geschieht wäre meiner Meinung nach noch ein Grund für den Stellenwert einer höheren Bildung. Damit RTL nicht die einzige Sozialisationsinstanz für viele Kinder bleibt

    Der weitere Werdegang wird in den Ländern stark durch den finanziellen Background der Eltern bestimmt.

    Und hier nicht? Sicher nicht in dem Umfang, aber das ökonomische Kapital bestimmt in jedem Land den weiteren Werdegang (abgesehen von ein paar Ländern in Skandinavien die durch Frühförderung, Bildungsgeld etc. den Einfluss des ökonomischen Kapitals minimal halten)


    Ich gehe jede Wette ein, dass ich aus einer homogenen Schülergruppe mehr Leistung heraushole.

    Das ist sicher wahr. Die Bedingungen sind in Deutschland nicht gegeben, um aus einer heterogenen Schülergruppe so viel Leistung herauszuholen


    Was sollen diese Personen machen, wenn sie nicht mehr in der Lage sind normale Berufe wie Erzieherin auszuüben? Sich mit Aushilfjobs durchschlagen oder dem Staat auf der Tasche liegen?

    Für mich sind Berufe wie Erzieher eben nicht "normale" Berufe, sondern bräuchten meiner Meinung nach besonders gebildete Menschen.
    Es gibt genug andere Berufe, die weniger gebildete Menschen ausüben können, die nicht unbedingt mit Kindern zu tun haben (abgesehen davon, dass ich für eine insgesamt höhere Bildung plädiere und zwar der Bildung wegen sozusagen als Selbstzweck)

    Abitur für alle führt nicht dazu, dass die breite Masse gebildeter ist. Was bringt es uns, wenn die Hauptschule immer mehr zu einer Resteschule ohne Perspektive verkommt und der wohlhabende Teil unsere Gesellschaft ihre Kinder auf Privatschulen schickt, da die staatlichen Gymnasien nichts mehr taugen?

    Dann bin ich zu dumm, um das zu verstehen. In vielen Ländern gibt es deutlich mehr Schüler, die die Schule am Ende mit einer Studienberechtigung verlassen. Sind diese Schüler jetzt dümmer als unsere? Wieso sollten die staatlichen Gymnasien nicht mehr taugen, wenn mehr Schüler Zugang zu diesen hätten? Schließlich unterstellen wir in unserem System, dass wir an den Leistungen von Zehnjährigen! abschätzen können, was diese später geistig in der Lage sein werden zu leisten und wir sie deshalb in gewisse Schulen abschieben. Das dieses System nicht gerade gerecht und Lebenschancen verwehrt, ist wohl jedem klar.


    Auf der ersten Seite hast du noch über Erzieherinnen gelästert, die angeblich nicht einmal das Einmaleins beherrschen. Und von solchen Personen erwartest du jetzt geistige Höhenflüge?

    Ich habe nicht gelästert, sondern nur aus meiner eigenen Erfahrung gesagt, was z.T. Erzieher werden darf.
    Mit einem verpflichtenden Studium und anderen Zugangsvoraussetzungen wären solche Personen gar nicht mehr in der Lage Erzieherinnen zu werden (und ich glaube nebenbei auch, dass solche Personen, wäre unser Schulsystem anders, ebenfalls zu viel mehr fähig wären)

    Dann verstehe ich deine Sorge nicht.

    Nicht alle Menschen sind so wie ich (zum Glück). Für viele z.T. noch Unentschlossene wirken solche Nachrichten nicht unbedingt förderlich auf ihre mögliche Berufswahl. Beim aktuellen Mangel sind aber sehr viel mehr Studienanwärter nötig, die ihr Studium auch beenden und an den Schulen arbeiten. Das ist dir als fertige Lehrkraft sicher noch viel mehr bewusst als mir.
    Gerade hier im Forum wird oft darüber geredet, dass der Lehrerberuf eben nicht mehr attraktiv ist. Solche Nachrichten bestätigen dann diese Meinungen nur.

    Abitur und Studium braucht nicht jeder.

    Stimmt. Aber schaden tut es nicht. Bildung als Wert wird in unserer Gesellschaft nicht genügend geschätzt, man schaut nur, dass Menschen die Mindestanforderungen für einen Beruf erfüllen, alles darüber hinaus wird als unnötig abgetan.


    Ich würde mein Studium und die damit einhergehenden Möglichkeiten nicht missen wollen. Die Bücher, die ich mir ausleihen darf, die Vorlesungen aus den unterschiedlichsten Bereichen, die ich besuchen darf, die Lesungen/Diskussionen mit so viel intelligenteren Menschen, die ich vergünstigt z.T. sogar kostenlos besuchen und wo ich mitdiskutieren darf, das alles ist Bildung. Bildung, die sich einem oft erst mit dem Studium an einer Universität öffnet. Das alles wird mich sicher nicht zu einer schlechteren Lehrerin machen :)

    Warum sinkt dein Wert, wenn eine andere Gruppe besser bezahlt wird? Die Idee, dass man den Wert eines Menschen am Einkommen bemessen kann, ist absurd.

    Ich sprach hier mehr von der gesellschaftlichen Anerkennung, als von meiner eigenen Meinung über mich selbst.


    Gesellschaftliches Ansehen ist weitgehend unabhängig vom Einkommen. Das Ranking wird von Feuerwehrleuten, Sanitäten und Krankenschwestern angeführt.

    Vielleicht in Statistiken. Irgendwie wird meine Mutter, die Krankenschwester ist, aber leider viel geringer geschätzt, als die Mutter einer Freundin, die Rechtsanwältin ist. Bei mir sagen die Leute dann nur "Achja" und sprechen weiter, bei ihr wird dagegen viel mehr Begeisterung gezeigt, es wird nachgefragt, ob der Beruf ihre Mutter besonders stressig ist etc.
    (das schmälert den Wert meiner Mutter in meinen Augen nicht, ganz im Gegenteil) aber so funktioniert unsere Gesellschaft.
    Von einer solchen Sichtweise sind auch Lehrer nicht befreit (ich selber bin es auch nicht). Dafür werden wir viel zu lange auf gesellschaftliche Brauchbarkeit und Leistung (= höhere Bildung) konditioniert

    Warum nicht direkt Abitur und Studium für alle? Auf zur neuen Mittelmässigkeit.

    Jaja, unserer Gesellschaft könnten mehr Menschen schaden, die Goethe nicht nur aus dem Film mit Elyas M'Barek kennen würden...
    Wieso haben so viele Menschen eigentlich Angst davor, wenn eine breitere Masse gebildeter wäre?


    Ich habe nur meine Meinung geäußert, dass Menschen die mit Kindern und Jugendlichen, also einem besonders schutzbedürftigen Teil der Gesellschaft (dem wir nebenbei noch als Vorbilder dienen sollten), arbeiten, höher gebildet sein sollten um u.a. wiederum diese zur höheren Bildung anzuhalten. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was an dieser Meinung so falsch ist? ^^

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