Ihre bildungspolitischen Einstellungen müssen ja nicht jedem gefallen, aber was ist an sich so schlecht an z.B. Ganztagsschulen, Inklusion etc. ?
Das sind überwiegend jene Ideen, die in den skandinavischen Ländern schon lange Realität sind und mit ihren Schülern und deren Leistungen können nur die wenigsten Länder mithalten. Die Ideen sind meiner Meinung nach nicht das Problem, eher sind die Bedingungen und die Umsetzung von diesen problematisch. Für die Herstellung von Bedingungen kann aber nicht nur die GEW oder irgendeine andere Gewerkschaft oder Interessensverband zur Verantwortung gezogen werden, sondern zuerst und v.a. die Politik, denn diese entscheiden schlussendlich über Mittel, die zur Verfügung gestellt werden oder auch nicht
Ich erzähle dir mal wie das in Niedersachsen gelaufen ist, als die vorherige rot-grüne Regierung verantwortlich für die Bildungspolitik war: Unter dem Beifall der GEW hat Rot-Grün die Gesamtschule wieder eingeführt und die Ganztagsschule massiv ausgebaut. Was die Funktionäre der GEW vor lauter Jubel-Orgien wohl nicht mitbekommen haben (oder vielleicht auch nicht mitbekommen wollten), war dass zur "Gegenfinanzierung" u.a. die Arbeitszeit der Gymnasiallehrer um eine Wochenstunde heraufgesetzt wurde. Das hat die Regierung sogar selber so begründet. Erst als der Philologenverband beim Verwaltungsrechtler Prof. Battis ein Gutachten in Auftrag gegeben (und bezahlt) hatte, dass die Unrechtmäßigkeit dieser willkürlichen Arbeitszeiterhöhung für eine bestimmte Lehrergruppe nachwies, und anschließend vor dem Verwaltungsgericht Klage dagegen erhoben hat, da fiel der GEW plötzlich ein, dass sie wohl in einem schlechten Licht dastehen würde, wenn sie die Maßnahmen der Landesregierung immer nur unkritisch bejubelt, auch wenn es auf Kosten von Teilen der Lehrerschaft geht, und hat sich noch schnell der Klage angeschlossen. Vielleicht wollten sie auch einfach nur ihre letzten noch zahlenden Mitglieder, die am Gymnasium unterrichten, nicht verprellen, bevor diese merken, dass sie von der GEW praktisch nur verschaukelt werden. Die vom Philologenverband initiierte Klage hat dieser übrigens gewonnen und wenn man jetzt mal bei der GEW nachschaut, liest sich das so, als ob die Klage eine Idee der GEW gewesen sein. So etwas nennt man heutzutage wohl "alternative Fakten".
Danke für den Rat, das hab ich schon und bin zum Schluss gekommen (wie auch oft hier im Forum vertreten wird), dass nicht die Idee das Problem ist, sondern die mangelnde Umsetzung.Inklusion und Ganztagsschule funktionieren in vielen Ländern zufriedenstellend, sowohl für Lehrer als auch für Schüler.
Vorausgesetzt es gibt genügend Personal und finanzielle Mittel!
Die Realität sieht aber so aus, dass sich die Bedingungen tendenziell eher verschlechtern als verbessern, wenn irgendeine "Innovation" erst einmal flächendeckend eingeführt wurde. Auch hier wieder Niedersachsen und die Ganztagsschulen: Der Klassenteiler für die Nachmittagsangebote wurde verschlechtert, nur die Schulen, die zuerst auf den Ganztagsschulzug aufgesprungen sind, genießen Bestandsschutz, fragt sich natürlich für wie lange...
Oder einfach mal streiken, wenn es wehtut z.B. während Abiturprüfungen oder zu Korrekturzeiten - die wüssten nicht, wo ihnen der Kopf steht, wenn die Abiturprüfungen geschrieben, aber nicht korrigiert werden würden - dann würde endlich auf Missstände aufmerksam gemacht werden!
Wenn's so einfach wäre. Erst einmal dürfen nur die Angestellten streiken und leider ist die Mentalität auch bei vielen verbeamteten Kollegen so, dass es gerade unter der Lehrkräften genug Kollegen und Kolleginnen gibt, die solche Maßnahmen unterlaufen, entweder mit dem Argument "Aber die Kinder können doch nichts dafür!" oder sofort "Hier!" schreien, wenn es darum geht irgendeinen Unterrichtsausfall abzudecken, weil sie sich eine der wenigen Beförderungsstellen erhoffen...
Gruß !