Ganz vorneweg, das Alter ist nun wirklich nicht das Problem. Wenn du das Studium und Referendariat effizient durchziehst, steigst du mit unter 40 Jahren in den Lehrerberuf ein. Da gibt es deutlich Ältere...
Ein paar andere Sachen sehe ich da kritischer:
- Somit kann ich meine ganze Aufmerksamkeit bestmögliche Art und Weise verwenden die zu vermittelnden Inhalte zu lehren.
Du wirst sehr schnell feststellen, dass Schule nicht nur daraus besteht "die zu vermittelnden Inhalte auf bestmögliche Art und Weise zu lehren." Du unterschätzt hier gewaltig deine "Nebenpflichten" (v.a. Korrekturen, Verwaltungsangelegenheiten und andere "außerunterrichtliche" Verpflichtungen, z.B. als Klassenlehrer). Selbst als routinierte Lehrkraft wirst du später Zeiten haben, in denen du deinen Unterricht kaum / gar nicht vorbereiten kannst, da anderes "dringender" erledigt werden muss.
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Sicherlich werde ich nicht nur mit hochmotivierten, bilingual ausgebildeten Musterschülern zu tun haben, aber genau darin liegt für mich die Challenge...
Ein wesentlicher Unterschied zwischen Schule und Studium ist, dass Studenten sich freiweillig für einen Studiengang entschieden haben, Schule ist und bleibt eine Zwangsveranstaltung, auch wenn die Schüler in der Oberstufe gewisse (wenige!) Wahlmöglichkeiten haben. Versprich dir daher von deinen "Motivationskünsten" nicht zu viel. Wenn die Schüler im Durchschnitt die Lernziele erreichen, ist das oft schon Erfolg genug. Da hilf manchmal nur "extrinsische" Motivation...
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Chance zum Durchbrechen vorhandener Vorgehensweisen und eigenständige Arbeit:
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Will damit nur andeuten, dass ich im Rahmen der mir zugestandenen Möglichkeiten auch bisher unbekannte Wege beschreiten möchte und definitiv meinen Stil hinsichtlich Lehre/Umgang mit Schülern bzw. Eltern finden werde. Siehe auch Telkos mit Eltern. Flache Hierarchien finde ich super. Wenn ich mich nicht täusche, ist der Überbau (Schulleitung, Fachbereichsleiter, noch mehr?) recht überschaubar.
Schule ist nicht Uni. Du hast definitiv weniger Freiheiten. Die Hierarchien sind zwar flach, aber dennoch vorhanden. "Junge" Kollegen, die alles anders und neu machen wollen ohne Praxiserfahrung zu haben, sind in der Schule genauso beliebt wie in jedem anderen Unternehmen, das einen klar definierten "Output" (bei uns Erreichung der vorgegebenen Lernziele) erreichen soll.
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Gut, dass macht zwar den Aufstieg schwieriger, allerdings sollte sich mein Erststudium auch in einer Funktion mit Schulbezug außerhalb der Schule als Türöffner erweisen.
Klingt als ob du "Schule" nur als Durchlaufstation für eine "größere" Karriere planst. Erstens ist das die falsche Motivation für den Einstieg als Lehrer und zweitens klappt das bei den meisten sowieso nicht. Das werden dann frustrierte Typen, die dann irgendwann nur noch das Nötigste für die Schule tun, weil man ja deren "wahres Potenzial" nicht entdeckt hat...
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Stelle ich mir tatsächlich so vor, dass ich nach meinen 26 Präsenzstunden (irgendwann zwischen 8 und 14 Uhr) nachmittags Zeit für die Kinder habe...
Die Schulen freuen sich schon auf den Vollzeitkollegen, der ihnen Vorgaben für den Stundenplan machen will... vergiss es. Du hast da keine besonderen Rechte. Das kann klappen, muss aber nicht.
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Gerechtigkeitssinn:
Häufig Fluch, aber in der Schule aus Sicht der Schüler sicherlich ein Segen.
Du bist als Lehrer kein unabhängiger Richter, sondern du hast Vorgaben (Curricula, Konferenzen, Schulleitung usw.) umzusetzen. Da stößt du schnell auf Interessenskonflikte und es stellt sich automatisch die Frage: "Was ist gerecht?" Manchmal eine wirklich schwierige Aufgabe.
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Tauglichkeit für Plan B:
Selbst, wenn ich nach einigen Jahren feststellen sollte, dass Lehrer doch nicht das gelbe vom Ei ist, ...
Hmm, ich dache "Lehrer werden" ist schon dein "Plan B". Und jetzt brauchst du einen "Plan C"?
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Anerkennung:
...als wenn die Eltern oder sogar die Schüler sich für den guten Unterricht bedanken ...
Der Regelfall ist: Sind die Schüler schlecht, dann WEGEN des Lehrers, sind sie gut, dann TROTZ des Lehrers. Erhoffe dir nicht zu viel Dankbarkeit... einige erkennen erst Jahre nachdem sie die Schule verlassen haben, dass der Unterricht bei XYZ vielleicht doch was gebracht hat, obwohl der Lehrer sowas von uncool war, weil man bei dem nicht immer nur chillen konnte...
Zusammenfassend: Einige Sachen siehst du deutlich zu idealistisch. Aber du wolltest ja ein Feedback.
Gruß !