Im Gegensatz zum Abteilungsleiter in der Industrie war (ich sage bewusst war) in Deutschland der Zugang zum (staatlichen) Lehramt immer reglementiert, erkennbar daran, dass man ein Staatsexamen brauchte. Andere reglementierte Berufe (die im Gegensatz zum Lehramt ihr Staatsexamen immer noch haben) sind Medizin, Pharmazie und Rechtswissenschaften.
Es kann eben nicht jeder Arzt, Apotheker oder Anwalt werden, der "irgendwas" studiert hat. Beim Lehramt hat man es aber mittlerweile sowohl formal ("Master of Education" statt Staatsexamen) als auch faktisch aufgeweicht (die Viervielfachung der Quer- und Seiteneinsteiger in den letzten Jahren zeigt es sehr deutlich).
Natürlich kann man darüber diskutieren, ob man das Lehramt nicht generell für Quer- und Seiteneinsteiger öffnen soll. Nur dann müsste man konsequenterweise auch über die Abschaffung des Lehramtsstudiums nachdenken. Dann hätte man so etwas wie das Schweizer Modell.
Nur warum hält der Staat trotz der massiven Öffnung für Quer- und Seiteneinsteger am Lehramtsstudium fest? Weil er davon profitiert, und zwar in zweierlei Hinsicht:
Erstens scheint der pädagogische Anteil im Studium wohl doch nicht so unwichtig zu sein, was die Unterrichtsqualität und den Lernerfolg der Schüler betrifft. Trotz PISA schneidet das deutsche Schulsystem in internationalen Vergleichsstudien regelmäßig zumindest im oberen Mittelfeld ab, das deutsche Gymnasium für sich gesehen liegt international sogar in der absoluten Spitzengruppe.
Und zweitens: Ohne dezidiertes Lehramtsstudium tritt der Staat in direkte Konkurrenz zur freien Wirtschaft und müsste aktuell bei den Gehälter eine ordentliche Schippe drauflegen, um überhaupt in den Mangelfächern noch irgendwelche Lehrkräfte zu bekommen. Das Lehramtsstudium dagegen präsentiert ihm Jahr für Jahr einen Pool an Absolventen, die er vergleichsweise günstig bekommen kann.
Also: Wenn der Staat sagt, dass Quer- und Seitensteiger völlig ausreichend für den Schuldienst sind, soll er doch bitte gleich so konsquent sein und das Lehramtsstudium komplett abschaffen. Und dann natürlich auch die sich daraus ergegenden Konsequenzen akzeptieren.
Gruß !