Beiträge von Mikael

    Hinzu kommt das in Greifswald seit 2014/15 durch ein modualisiertes System und durch die Prüfungen ordentlich gesiebt wird und da eben jene durchfallen, die meinen zB Geschichte sei einfach und dann auf einmal am Latinum, bis zum 4. Semester nachzuweisen, scheitern.

    Da hat die Wößmann-Studie (2009) offensichtlich volle Wirkung gezeigt und genau die Richtigen ins Lehramtsstudium gelockt...


    Gruß !

    In allen Debatten zum gegenwärtigen Lehrermangel wird immer von sehr vielen gesagt, das läge an den schlechten Gehältern. Manche wie ich mein(t)en, das läge an den belastenden Arbeitsbedingungen.

    Es liegt natürlich an beidem. Wenn's ein Job wäre, an dem man den ganzen Tag über stressfrei chillen könnte, wäre das Gehalt für einen Akademiker ja ok. Wenn ich aber teilweise den Stresslevel eines Managers oder den eines Fluglotsen habe, dann will ich aus so bezahlt werden. Ja, der UPS-Bote hat auch Stress, aber der hat auch keine 3+5+2 = 10-jährige Ausbildung für seinen Job gebraucht (Abitur+Studium+Referendariat).


    Zitat

    ... die Behauptung, es läge an den schlechten Gehältern bewusst falsch vorgebracht wird, wenn auch aus verständlichem "Eigennutz", ...

    Erstens: Keine "bewusst falsche Behauptung" (s.o.) [schreibst du hier eigentlich von einem warmen Sessel im Büro des Kultus- oder Finanzministeriums aus? Manchmal kommt es einem so vor...] und zweitens: Warum sollten Lehrer nicht "eigennützig" sein? Die ganze Welt ist es. Idealisten gibt's in unserem Beruf sowieso genung, und nein, wenn wir schlecht bezahlt werden, wird's nicht automatisch für die Schüler besser... das ist Idealismus in seiner naivsten Form.


    Zitat

    Unsere Gehälter sind gut und sie sind es aus Sicht eines Abtiturienten, der i.d.R. außer in einer Ferienarbeit und später in einem Studentenjob noch gar nichts verdient hat, super.

    Sorry, aber dieses Argument ist Bullshit. Die Feriengehälter von Schülern oder Studenten sind Vergleichsmaßstab für gar nichts in unserem Land, genauso wenig wieviel oder wie wenig ein Lehrer in Afrika verdient...


    Zitat

    Die Arbeitsbedingungen kennen sie auch eher vom Hörensagen, vielleicht noch am besten, wenn sie aus einer Lehrerfamilie kommen. Ansonsten lernen sie es ja erst kennen, wenn sie selber Lehrer sind.

    Oder, wenn sie ihr erstes Praktikum im Studium machen, und dieser harte Aufschlag in der Realität sie zum Studiengangwechsel oder -abbruch bewegt, wie ich schon geschrieben habe.


    Zitat

    Es sind nicht die Gründe, warum junge Leute nicht auf Lehramt studieren! Das zeigen auch die vielen Seiteneinsteiger, die sich weder von den Gehältern noch von den Arbeitsbedingungen "abschrecken" lassen!

    Quatsch. Die meisten Seiteneinsteiger werden nicht von den "tollen" Gehältern oder den "guten" Arbeitsbedingungen an die Schulen gelockt, sondern weil sie in ihrem Primärjob gescheitert sind. Für einen, der aus der Wüste kommt, ist selbst der Kunstrasen ein Naturparadies.


    Zitat

    Überall (oder nur bei uns im Osten?) wurden Stellen an Schulen gestrichen und überall wurden Studienplätze reduziert, ja ganze Studiengänge geschlossen, weil man glaubte, die Schülerzahlen würden sinken, mindestens bis das Jahr 2015 kam.

    Das ist in der Tat richtig und das Versagen der Politik liegt darin, hier ab spätestens 2015 nicht massiv gegengesteuert zu haben. Aber ein "Wir schaffen das!" zu äußern ist natürlich deutlich einfacher und billiger, als sich mit den Realitäten auseinanderzusetzen...


    Gruß !

    Es hieß doch immer, wir brauchen die Verbeamtung und deutlich höhere Gehälter, um den Lehrerberuf wieder attraktiver zu machen und den Lehrermangel zu beseitigen und nun liest man da, a) Interessenten werden in Massen abgewiesen und b) Lehramtsstudenten brechen massenhaft ihre Ausbildung ab - trotz Verbeamtung und/oder A 13 für alle (in MeVo und Berlin ja gegeben).

    Das ist doch nur wild spekuliert. Da kann man sich ohne vernünftige Untersuchung alles Mögliche zusammenreimen, ich hätte da auch ein paar Gründe:


    - Viele Studierende beschäftigen sich erst im Studium wirklich damit, was es heißt Lehrer zu sein, und brechen dann ab, wenn sie sich die mittlerweile immensen pädagogischen Anforderungen, die der Beruf mit sich bringt, erst einmal klar machen


    - Da alle seit der Studie von Wößmann wissen, dass mittlerweile nur noch die "schlechtesten" Abiturienten Lehrer werden wollen, fangen dann tatsächlich verstärkt schlechte Abiturienten mit dem Lehramtsstudium an ("Für alles andere bin ich zu blöd!") und scheitern dann, da einem auch im Lehramtsstudium nichts geschenkt wird.


    - Viele clevere Lehramtsstudenten merken, dass sie mit ihrem Talent in anderen Studiengängen mehr Geld bei weniger Arbeit verdienen können und wechseln das Studium.


    - Lehramts-Studierende bekommen von ihrem Umfeld vermittelt, dass das Lehramtsstudium nur etwas für Loser ist und satteln unter dem gesellschaftlichen Druck um.


    - Lehramts-Studierende haben keine Lust, lebenslang die Sündenböcke für gesellschaftliches Versagen zu sein, und reißen das Ruder herum, bevor es zu spät ist.


    - Lehramts-Studierende, die ja in der Regel das Gymnasium besucht haben, machen ihr ersten Praktikum in einer Haupt- oder ähnlichen Schule und haben danach genug davon.


    Ohne nähere Untersuchungen können es alle möglichen Gründe sein.


    Gruß !

    Da SPON hier wahrscheinlich sowieso mitliest, um sich Anregungen für den nächsten Lehrer-Artikel zu holen, wie wäre es mit Folgendem:


    "70-jähriger Lehrer pendelt im Winter bei Eis und Schneeregen 20km mit dem Fahrrad zur Schule und ist glücklich dabei"


    "Die Behörde hat mich zwar zwangsverpflichtet, um dem Lehrermangel zu begegnen, und der Verdienst wird auf meine Pension angerechnet, aber was gibt es Schöneres als der Gesellschaft zu dienen und gleichzeitig die Umwelt zu schützen? Das gibt meinem Leben wieder einen Sinn!"


    Zeit für den nächsten Artikel, wie Lehrer wieder zu leuchtenden Vorbildern werden können...


    Gruß !

    Ich finde es seitens der Länder/Kultusministerien eigentlich ein Armutszeugnis, dass sie nicht in der Lage sind einheitliche, rechtssichere Verfahren zu schaffen um die Lehrkräfte aus dem Schussfeld zu nehmen.

    Warum sollten die Kultusministerien das tun? Die Lehrer fahren doch trotzdem immer wieder, trotz besserer Erfahrungen. Ich habe auch (vorwiegend) Kolleginnen, die dauern Ärger mit nicht bezahlten Klassenfahrten haben. Glaubst du, da setzt ein Lerneffekt ein (z.B. frühzeitiger Ausschluss von der Fahrt bei Zahlungsverweigerung)? Nein, da wird weitergemacht wie immer, aus falsch verstandenem Idealismus ("Die lieben kleinen können ja nichts dafür", "Beim nächsten Mal wird alles anders", "Verzicht auf Klassenfahrten? Niemals!"). Die Kumis wären ja schön blöd, wenn sie sich diesen Ärger selbst ans Bein binden würden, solange es genug Naivlinge an der Front gibt, die trotzdem so weiter machen wie bisher.


    Gruß !

    Der SPON-Artikel hat mit seiner "Einzelfalldarstellung" doch eine ganz klare Absicht:


    Er will uns darauf vorbereiten, dass wir im Regelfall auch noch mit 70 malochen müssen (was ja schon von diversen wirtschaftsnahen Institutionen und politischen Interessenverbänden gefordert wird), und das Ganze unter dem Deckmantel: "Seht mal, da ist einer der arbeitet noch mit 70 und ist total glücklich dabei. Gleichzeitig tut er was gegen den Lehrermangel und für die Flüchtlinge". Besser geht's doch gar nicht, und Unterrichten ist ja nicht nur "beruflicher Luxus" sondern in den Augen der Mehrheit der Bevölkerung sowieso keine echte Arbeit, da können die faulen Säcke ja einfach mal mit gutem Beispiel voran gehen und noch mit 70 vor der Klasse stehen.


    Wieso zeigt SPON diesen EInzelfall und nicht die anderen 9 Fälle, die auf jeden dieser "glücklichen" 70-jährigen Pauker kommen, wo es die entsprechenden Kollegen oder Kolleginnen entweder gar nicht bis zur regulären Rente schaffen oder dank Burn-Out, psychischer Probleme und jahrzehntelangem Unterricht in zügigen, unsanierten und verschimmelten Räumen sich von Krankheit zu Krankheit und mit massiver Teilzeit und dem damit verbundenen Einkommensverlust bis zur regulären Rente schleppen? Weil so etwas diesem neoliberalen "Glücklich-bis-70-malochen" widerspricht?


    Und das selbst hier unter so vielen studierten und vermeintlich intelligenten Menschen so viele auf diese Propaganda hereinfallen, ist schon mehr als bedenklich... Deutschland hat im europäischen Vergleich schon jetzt mit den real spätesten Renteneintritt und die am vorherhigen Einkommen gemessen niedrigsten Renten. Und einige jubeln noch, wenn es immer weiter in diese Richtung geht...


    Gruß !

    Es kommt meiner Meinung nach sehr auf die Umstände des Einzelfalls an, und die werden (leider) im Artikel nicht so klar:


    War der Fototermin längerfristig angekündigt mit dem Hinweis, dass die Bilder im Jahrbuch veröffentlicht werden? War dies dem Kollegen bekannt? Oder war das (im üblichen schulischen Chaos) eine Ad-Hoc-Aktion: "Der Fotograf ist gerade da, geh mal schnell mit deiner Klasse hin.". Dann könnte es schon eine Art "Überrumpelungseffekt" gewesen sein, wo sich der Kollege über die Veröffentlichung des Fotos im Jahrbuch nicht klar war, insbesondere wenn die Fotografin das bestätigt hat.


    Also die Gleichung: "Lehrer auf Foto mit Klasse" = "Lehrer mit Veröffentlichung einverstanden" ist mir viel zu einfach!


    Und die Message des Gerichts könnte für viele Kollegen sein: Lieber nicht im schulischen Kontext fotografieren lassen, man weiß nie, was mit den Bildern passiert!


    Gruß !

    Was mich aber wieder ankotzt sind einige Leserkommentare zum verlinketen SPON-Artikel, nach dem Motto, dass Lehrer quasi per Beruf kein Recht auf das eigene Bild hätten. Da will ich einmal die ganzen Schlaumeier sehen, wenn irgendjemand in ihr Büro spazieren würde, von allen Fotos mit Namen macht und das ganze in ein Jahrbuch, "für die persönliche Erinnerung", verfrachtet, und / oder der Arbeitsgeber das anweist.


    Mann, was wäre das für ein Dauergejammer beim Spiegel. Da wird sich von unseren "Hochleistungsträgern" aus der freien Wirtschaft ja schon ausgekotzt, wenn der Chef einen nach Feierabend anruft oder irgendeine Form der "Leistungsmessung" im sonst so hochgelobten Home-Office droht (arbeitet derjenige wirklioch im Home-Office oder schaltet er nur den Computer morgens an und abends wieder aus)...


    Gruß !

Werbung