Einmal ein paar Überlegungen zur Durchführung dieses "Kernabiturs":
Wir haben ca. 12 Millionen Schüler und Schülerinnen, von denen geht ca. ein Drittel auf's Gymnasium, nicht jeder macht Abitur, aber ein Viertel aller Schüler sicherlich (auch Abendgymnasium o.ä.). Im G8 macht das 375.000 Abiturprüfungen pro Jahr, sagen wir 350.000, denn es gibt ja an einigen Orten noch G9.
Also 350.000 * 3 (drei Fächer) also ca. 1 Million zu korrigierende Arbeiten. Wie groß soll die neue Behörde sein, die diese Arbeiten in ca. 1 Monat korrigiert? Wie viele Mitarbeiter hat sie? Wo kommen die her (Fachkräftemangel)? Und was machen die den Rest des Jahres?
Alternative: Multiple-Choice Tests auf Papier mit automatischer Auswertung. Aber um die "Rechtssicherheit" der Prüfung zu gewährleisten, müssen "Zweifelsfälle" (ungenau gesetzte Markierungen, geänderte Markierungen usw.) immer noch von einem Menschen kontrolliert werden, zumindest wenn sich das System beschwert. Sagen wir, dies macht es in nur 10% der Fälle (EINE ungenaue Markierung reicht schon), dann bleiben 100.000 durchzusehende Tests, also pro Arbeitsag ca. 5000 also pro Arbeitsstunde ca. 600 Stück. Selbst wenn eine Person nur optimistische zehn Minuten braucht, wären das 100 Mitarbeiter. Inkl. technischen Support und Verwaltung wohl eher 120-130. Gebäude inkl. Ausstattung braucht man auch noch. Wer will dies alles bezahlen nur für das "Kernabitur"? Natürlich keiner.
Andere Möglichkeit: Multiple-Choice per Computereingabe + Internetverbindung. Ein durchschnittliches Gymnasium bräuchte also für diesen einen Tag ca. 100 voll funktionsfähige Computer (+ Ersatzgeräte!) + redundanter Internetverbindung + die entsprechenden Räume dafür. Wer leistet den Support dafür, dass das auch wirklich so ist? Stichwort auch hier: Rechtssicherheit der Prüfung! Und wer bezahlt das? Die Schulträger würden sich anblicks der erheblichen finanziellen Belastungen freuen. Vielleicht ist auch daran gedacht, dass die Schüler die Lösungen mit ihrem eigenen Smartphone an den Zentralcomputer senden Oder dass sich die Schule 100 I-Pads o.ä. für die Prüfungen anschafft? Letzteres würde zumindest Apple freuen, die Schulträger sicherlich wiederum nicht.
Resultat: Alles unausgegorene Ideen. Korrigieren dürfen deshalb sicherlich wieder die Lehrkräfe vor Ort, so vollkommen kostenneutral und per Hand, eventuell mit einem Zweitkorrektor in einem anderen Bundesland. Dann hat zumindest die Post mehr Umsatz. Aber wenn die Lehrkräfte sowieso wieder korrigieren, kann man auf den Multiple-Choice-Kram auch verzichten und "normale" Abituraufgaben stellen. Also: Doppeltes Abitur und doppelte Arbeit für alle Beteiligten.
"Aktionsrat Bildung". Viel "Aktion", wenig praktisch nutzbarer "Rat". Und was ein zusätzliches "Kernabitur" mit verbesserter "Bildung" zu tun haben soll, muss mir erst einmal jemand erklären.
Gruß !