Beiträge von Mikael

    Schulen sind i.d.R. tatsächlich nicht gegen solche Schäden versichert, da man davon ausgeht, dass die Schulträger leistungsfähig genug sind, solche Schäden aus eigenen Mitteln zu ersetzen. Dass sie das im Zweifel aber nicht so einfach tun, steht auf einem anderen Blatt...


    Zu deiner Privathaftpflicht: Es könnte tatsächlich sein, dass diese einen Schaden nicht ersetzt, da du dir das iPad ja nicht als "Privatperson" ausleihst sondern in deiner Eigenschaft als Lehrkraft, um dich "weiterzubilden". Für Schäden im Zusammenhang mit dienstlichen Tätigkeiten bräuchtest du wohl aber eine Diensthaftpflicht- bzw. Berufshaftpflichtversicherung.


    Und dir das iPad als "Privatperson" von der Schule ausleihen geht wohl auch nicht, da es sich ja im öffentliches Eigentum handelt (Stichwort: "Vorteilsnahme" o.ä.).


    Meiner Meinung nach hat dein SL also Recht.


    Gruß !

    Als Lehrer hat man zumindest sein Gehalt sicher und Lehrer werden kann (fast) jeder, dazu bräuchte man nicht einmal fachlich sehr gut zu sein in Physik. Da würde es locker reichen das Fach überhaupt irgendwie studiert zu haben. Man braucht auch nicht sonderlich viel Glück. Das einzige was man sein muss ist leidensfähig um die Knebelungen des Referendariats (psychisch und finanziell) zu überstehen.
    ...
    Deutschland schafft sich brain drain erster Güte selbst, indem es (oft) die besten Leute so vergrault, dass sie ins Ausland gehen. Oder als frustrierte Professorenanwärter auf Seiteneinstiegsstellen in den Schulfienst ausweichen, damit sie endlich ein regelmässiges Gehalt bekommen mit dem man, wenn auch nicht sehr üppig, eine kleine Existenz aufbauen kann ohne der Willkür der deutschen Hochschullandschaft ausgeliefert zu sein.


    "Oh nein, mein junger Jedi. Du bist derjenige, der sich irrt, das wirst Du bald herausfinden. Und zwar über sehr viele Dinge."


    1. Lehrer kann definitiv nicht "jeder". Ich habe schon genug Quer-/Seiteneinsteiger "scheitern" sehen. Nicht primär aus fachlichen Gründen (aber selbst dort passieren einige "Dinger", vor allem in den nur am Rande studierten "Zweitfächern"...), sondern eher weil sie mit der Didaktik, der Pädagogik und vor allem dem Stress / Zeitdruck an der Schule nicht zurechtkamen. Schule ist nun einmal kein gemütliches Labor, in welchem man sich bei Problemen erst einmal in Ruhe bei einer Tasse Kaffe zurücklehnen kann um dann in den nächsten zwei Wochen eine Lösung zu suchen... Der Vergleich mit den Fluglotsen ist immer noch sehr treffend: Du musst innerhalb kürzester Zeit die "richtigen" Entscheidungen treffen: Nicht nur fachlich, sondern auch pädagogisch, didaktisch und vor allem "rechtssicher". Und dabei stehst du andauernd unter "Beobachtgung" (Schüler, Kollegen, Schulleitung). Das ist eine völlig andere Sache als das eher ruhige und autonome Uni-Leben (so gibt's z.B. an der Schule keine "Freiheit der Lehre").


    2. Und nicht jeder, der an der Uni "forscht" liefert Spitzenergebnisse ab. Ich kenne da doch einige Leute, die erst einmal "promoviert" haben, weil sie eben gerade keine Lust auf den "Stress" des Berufslebens hatten... Es gibt nun einmal keinen "Rechtsanspruch" auf eine feste Stelle an einer Uni, nur weil man sich noch einige Jährchen im "Schonraum Promotion" aufgehalten hat. Wenn dem so wäre, wären die Unis ziemlich schnell von "wissenschaftlichen Tieffliegern" übervölkert. Neben den "Ich weiß nicht, was ich machen soll"-Promotionen bilden die "Visitenkarten-Promotionen" die wichtigsten Gruppen der Promovierenden. Für eine "wissenschaftliche" Laufbahn sind nur die wenigsten geeignet. Insofern ist die "Auswahl" über die Post-Doc-Phase das einzig Vernünftige, auch wenn sie lang und entbehrungsreich ist.


    3. Und ob die Laufbahn als Lehrer "sicher" ist, hängt von vielen Faktoren ab. Nicht nur von persönlichen (Noten im 1. und 2. Examen), sondern auch von den Fächern (Mangelfächern), einer einigermaßen robusten Gesundheit (sonst wirst du sehr schnell zum "Teilzeitlehrer" mit halben Gehalt, da gibt's genug von, welche den Sress einer vollen Stelle "nicht packen") und natürlich auch den politischen (besser finanziellen) Rahmenbedinungen. Ein Top-Examen kann dir nämlich überhaupt nichts nützen, wenn der Finanzminister in deiner Einstellungsrunde meint sparen zu müssen (Gründe gibt's ja mittlerweile genug: Schuldenbremse, ESM, Landesbanken, Subventionen (weil wieder einmal ein Unternehmen sonst damit droht einen Standort zu schließen oder nicht zu eröffnen)...). "Pädagogische Gründe" für solche Sparmaßnahmen gibt's gleich mit dazu, ob's nun die "Vorteile" der Inklusion oder die "Unabhängigkeit des Lernerfolges von der Klassengröße" sind, such' dir was aus...


    Gruß !

    Wenn du nicht einkommenssteuerpflichtig bist (d.h. außer deinem Einkommen aus unselbstständiger Tätigkeit keine weiteren steuerpflichtigen Einnahmen hast), dann sollten zwei Jahre problemlos sein (vielleicht wurde die Frist mittlerweile verlängert?). Unter diesen Bedingungen sollten Erklärungen für 2010 und 2011 bis Ende 2012 noch problemlos möglich sein. Für 2009? --> Nachfragen, notfalls direkt beim Finanzamt anrufen.


    Gruß !

    Da er ja aber davon spricht zuhause nicht zu arbeiten und da dir ja nur 4 Wochen Urlaub im Jahr wirklich zustehen, die Arbeitszeit in Berlin z.B. bei 42,5 Stunden liegt usw. dann liegt er da doch sehr schlecht!
    Und nicht zu vergessen, von seinen 8,6 Stunden pro Tag bitte die vorgeschriebe Pausenzeit von 45 Minuten noch abziehen, also arbeitet er täglich weniger als 8 Stunden!


    Sorry, an deinem Post ist wohl wirklich jede Aussage falsch.


    Nur weil in Berlin die wöchentliche Arbeitszeit im ö.D. / für Beamte bei 42,5 Stunden liegt (ist das so?), muss das nicht in jedem Bundesland so sein. Oder arbeitet der Finanzamtsbeamte in z.B. Hessen aus Solidarität mit seinen Berliner Kollegen jetzt auch länger? Oder gelten bundesweit für Lehrer jetzt wieder "besondere Regeln", wegen "der lieben Kleinen, die ja nichts dafür können, dass der Staat sein Geld lieber in Euro, ESM, Bankenrettung und Subventionen 'versenkt' als es in Bildung zu investieren"?


    Und verwechsle nicht den gesetzlichen Urlaubsanspruch mit dem tarifvertraglichen. Nur der ist als Vergleichsmaßstab relevant. Und selbst im chronisch klammen Berlin sollte dieser Urlaubsanspruch für langjährige Mitarbeit des ö.D. eher bei 30 als bei 20 Tagen liegen.


    Und das mit den "45 Minuten Pausenzeit" während eines regulären Schulltages glaubst du doch wohl selber nicht. Das wäre nämlich eine Zeit ohne Aufsichten, ohne "am Kopierer stehen", ohne dienstliche Gespräche mit Schülern, Lehrern, Schulleitung,..., ohne Raumwechsel, ohne Verwaltungsarbeiten (Klassenbuch, Zensurenlisten), ohne Korrekturen, ohne...


    edit: Dass die gesetzlichen Bestimmungen (Arbeitszeitgesetz), was Pausenzeiten und max. zulässige Höchstarbeitszeit pro Tag im Schulbetrieb regelmäßig nicht eingehalten werden, ist Fakt. Korrigiere erst einmal in einem engen Zeitfenster Abiturarbeiten. Dann wirst du feststellen, dass die max. zulässige Höchstarbeitszeit von 10 Stunden pro Tag bzw. 48 Stunden pro Woche nicht einzuhalten ist. Interessiert aber keinen. Hat noch nie jemanden interessiert.


    Gruß !

    Mythos?


    Wöchentliche Arbeitszeit im öffentlichen Dienst sind 40 Zeitstunden (im Tarifvertrag der IG Metall übrigens nur 35 Stunden, aber dafür bekommen diese auch Weihnachtsgeld + Urlaubsgeld + Bonuszahlungen, was es zumindest für verbeamtete Lehrkräfte in Nds alles nicht gibt: man beachte, dass insbesondere VW immer noch ein Protégé des niedersächsischen Landes (Großaktionär!) ist, die niedersächsischen Beamten aber zumindest finanziell offensichtlich nicht, aber das ist ein anderes Thema...)


    Also 40 Stunden bei 46 Arbeitswochen im ö.D. (52 Wochen - 30 Tage (5 Wochen) Urlaub - diverse Feiertage (Weihnachten, Ostern,...))


    Auf 40 Schulwochen heruntergerechnet: 40 * 46 / 40 = 46, d.h. pro Tag 46 / 5 = 9,2 Zeitstunden pro UNTERRICHTSTAG, aber nur, wenn in den Ferien NICHTS getan wird. Der Kollege barmeliton mit seinen 8,6 Stunden pro Tag liegt also gar nicht einmal so schlecht, wenn man annimmt, dass die "komplett arbeitsfreien Ferien" eine Illusion sind.


    Wer mehr arbeiten will: Ok. Aber ihr werdet dafür definitiv nicht bezahlt!


    Gruß !

    Es macht doch auch keinen Sinn bei einem Tanzkurs nicht mehr zu unterscheiden, welches Niveau da ist (Anfängertanzkurs, Fortgeschrittenentanzkurs) und dann einfach ganz viele Tanzlehrer zu engagieren, die zur gleichen Zeit die unterschiedlichen Niveaus unterrichten.
    Warum sollte man das so unbedingt wollen?

    Wieso "ganz viele Tanzlehrer"? Warum soll das nicht einer machen können, wenn wir schon bei der Analogie zum Bildungsbereich sind...


    Mit Inklusion ist eine "innere Haltung" gemeint, welche keine Unterschiede zwischen den Menschen macht. Es soll eine Selbstverständlichkeit sein, dass gar keine Selektion mehr stattfindet, dass einfach jeder so, wie er ist, gemeinsam mit anderen lernt.

    Richtig. Und es stellt sich die logische Frage: Wann fangen endlich die Universitäten an zu "inkludieren"? Die sind schließlich auch Teil des staatlichen Bildungssystems und genauso steuerfinanziert wie die Schulen. Wenn man z.B. auch die mathematisch-naturwissenschaftlich "etwas weniger begabten" in die MINT- und Ingenieurs-Studiengänge inkludieren würde, wäre das sicherlich ein gewaltiger Schritt zur Verminderung des beklagten "Fachkräftemangels" in den entsprechenden Berufsfeldern. Warum soll an der Uni nicht funktionieren, was an der Schule funktionieren soll? Ich sehe da keinen logischen Grund.


    Ich denke, das andere Konzept müsste auch andere räumliche Lösungen einschließen.
    Es ist ja auch nicht jeder in allen Fächern gleich gut, so wäre es durchaus vorstellbar, statt Jahrgangsklassen, 'Leistungsklassen' (in Ermangelung eines besseren Begriffs) für die jeweiligen Fächer zu bilden, so dass die Mathecracks zusammenarbeiten können, die aber vielleicht ums Erbrechen keine Französisch hinkriegen und da dann in einer einfacheren Gruppe säßen. Nur mal als eine Idee ins Blaue hinein. (Ja, mir ist bewusst, dass ich hier keine Lösung für Abschlussprüfungen etc habe, die dann in der Wirtschaft angenommen werden - war nur so laut gedacht.) Da könnte man dann auch problemlos(er) die Inklusionskinder integrieren.

    "Leistungsklassen"... So viel wird doch nicht einmal am Gymnasium "selektiert"...

    Zu den "Sozialkompetenzen":


    Klar, die sind Teil des Bildungs- und Erziehungsauftrags. Aber wir leben ja mittlerweile im Zeitalter der (zentralisierten) "Outputsteuerung". Und ich habe noch NIE eine (zentral oder wie auch immer gestellte) Abschlussprüfung gesehen, in welcher diese "Sozialkompetenzen" abgeprüft wurden.


    Aber vielleicht ändert sich das ja mit dem "bundesweiten Zentralabitur". Wir wollen die Hoffnung ja nicht aufgeben...


    Gruß !

    Wenn sich die schlauen Eperten darauf verlassen, dass die Lehrer schon machen, weil sie sich moralisch dazu verpflichtet fühlen...


    Inklusion, so wie sie durchgeführt wird und werden soll, ist offensichtlich ein fiskalpolitisches Sparmodell. Die teuren Förderschulstandorte werden überflüssig, die teueren Sonderpädagogen kann man sich auch sparen, man wird mittelfristig sicherlich einfach ein Modul "Sonderpädagogik" oder "Inklusion" beim M.Ed. einführen. Dazu noch ein paar "Lernhelfer" (oder wie auch immer die heißen) angeheuert und schon wird es laufen müssen.



    Aber eine "moralische Verpflichtung" auf Lehrerseite daraus abzuleiten? Bildung- und Erziehung sind eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Und eine Gesellschaft, die einerseits bei Bildung spart (neudeutsch: "demographische Rendite" aufgrund zurückgehender Schülerzahlen) und andererseits hunderte(!) Milliarden Euro an irgendwelche Banken oder Staaten als "Rettungsschirme" verteilt... fühlt sich da wirklich irgendjemand hier "moralisch verpflichtet", die unterfinanzierten Ideen aus dem pädagogischen oder ministeriellen Elfenbeinturm umzusetzen?


    "Dienstlich verpflichtet": ja, aber nur im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten (v.a. zeitlich). Aber "moralisch verpflichtet"??? Müssen Lehrer die "besseren Menschen" sein?

    (denn zeig mir, wo das Kopierkontigent in einem Bundesland festgelegt ist ;) )


    Da hast du Recht, denn das legt der kommunale Schulträger als Sachaufwandsträger über die Zuweisung der Haushaltsmittel fest. Und zwar i.d.R. nach Kassenlage, so ganz ohne pädagogische Hintergedanken ^^


    Natürlich kann die Einzelschule oft innerhalb eines vorgegebenen finanziellen Rahmens relativ "frei" entscheiden: "Wollen wir lieber Kopien oder wollen wir lieber PCs?"


    Viele Schulen behelfen sich mit dem Einsammeln eines "Kopiergeldes", d.h. die Eltern zahlen. Ist es das, was du willst?


    Gruß !


    ps: Grau ist alle (Uni-) Theorie...

    Interessanter Zeit-Artikel, den ihr da gefunden habt. Und netterweise wird die "Lösung" des Inklusionsproblems gleich mitgeliefert:


    Zitat

    Die Schule besserte mit eigenen Mitteln nach. Und Lehrer aus Dopps Team gingen in ihren Freistunden mit in den Unterricht. In 18 Stunden statt in 14, wie von der Behörde vorgesehen, ist die Klasse dadurch mit zwei Lehrern besetzt. In 18 von rund 30 Stunden pro Woche.

    Wozu braucht's auch "Freistunden"? Trinken die Kollegen und Kolleginnen doch eh nur Kaffee und unterhalten sich über den nächsten Urlaub.


    Zitat

    Für die Geschichtsstunde über ägyptische Pyramiden hat Donker drei Stapel mit Arbeitsblättern vorbereitet. A steht für Advanced, B für Basic und E für Easy. Innere Differenzierung nennt sich das Prinzip: Die Leistungsstarken an ihre Grenzen bringen, die Schwächeren zu Erfolgserlebnissen – das würde im Idealfall dabei herauskommen.

    Wer Unterricht einmal vorbereiten kann, kann das auch dreimal tun. Wir sind doch schließlich Profis und jammern nicht.


    Zitat

    Zusätzliche Kooperationsstunden, in denen sich das Team besprechen und den Unterricht gemeinsam vorbereiten könnte, sind von der Behörde nicht vorgesehen. Dopp arbeitet nachmittags, abends und am Wochenende, er ruft Eltern an, macht Hausbesuche, liest Fachbücher zum inklusiven Unterricht.

    Geht alles, wenn man nur will. Notfalls abends, nachts und am Wochenende!


    Zitat

    Die Klasse 5.3 hat ihren Schrecken für die Lehrer verloren. Das Team um Frank Dopp wirkt erschöpft, ernüchtert, aber auch stolz, nicht aufgegeben zu haben. Für ihre Schüler war dieses Jahr eine Art Crashkurs in sozialem Einfühlungsvermögen. Sie haben gelernt, mit den Macken der anderen zu leben, auch wenn sie nerven, stören, am Lernen hindern.

    Ende gut, alles gut! Dröges Fachlernen ist eh von gestern. Braucht die Generation Facebook sowieso nicht.


    Gruß !

    Der andere Unterschied: Die wolkigen Vorstellungen vom Lehrer aus Berufung, von pädagogischem Eros etc., die einer Professionalisierung des Lehrerberufs eher im Weg stehen und Erwartungen wecken, dass man als Berufener gar nicht anders kann, als im Dienst zu sein, folglich auch keine Pausen o.ä. benötigt, weil ein Kinderlachen Dank und Erfüllung genug sind. Das ist ja auch eine ungemein praktische Grundlage für Schulpolitik.


    Genau! Und leider ist diese Vorstellung auch bei SEHR VIELEN Kolleginnen und Kollegen weit verbreitet, was einer echten Professionalisierung des Lehrerberufs entgegensteht. Mit dem Argument "Aber es kommt doch den Schülern zugute!" werden Arbeitsbedingungen verschlechtert, Rechtsvorschriften missachtet und jegliche Kritik abgebügelt. Aber es gibt offensichtlich genug Lehrkräfte, die es genau so wollen.


    Gruß !

    Grün-Rot hat halt die Marktwirtschaft entdeckt. Was ich aber nicht verstehe: Die paar Wenigen Idealisten, die trotz Rekord-Stellenstreichungen in BW doch noch eingestellt werden, die würden doch sicher auch für A9 anfangen... Also wenn schon, dann richtig, Herr Kretschmann!

    Warum ist ein Akademiker in der Wirtschaft es wert ein Essen im Restaurant bezahlt zu bekommen, eine Unterkunft im Hotel, die Anreise im Dienstwagen mit Klimaanlage, ein Lehrer hingegen nicht?


    Als Pädagoge müsste ich wohl die Antwort geben: Warum sollte der Lehrer auf der Klassenreise besser behandelt werden als seine Schüler. Schließlich sind doch alle Menschen gleichwertig.


    Aber der eigentliche Grund ist wohl ein anderer: Bildung und Erziehung stellen zuallererst einmal einen Kostenfaktor dar, die "Rendite" ist im Einzelfall absolut ungewiss. Es ist m.E. auch überhaupt nicht klar, wie hoch der durchschnittliche volkswirtschaftlichen Nutzen "gut erzogener und ausgebildeter" Kinder / Jugendlicher in Euro(!) bewertet ist (einige hier werden wohl alleine diese Frage als "pädagogische Ketzerei" betrachten...). In der Wirtschaft ist die Sache viel klarer: "Geschäftsessen und -reisen" finden ja nicht im kontextfreien Raum statt, sondern immer in Beziehung zu einem existierenden oder erwarteten Geschäft, dessen Nutzen (in Euro gerechnet) bekannt ist, oder zumindest geschätzt werden kann: Wenn das "Geschäft" einen (vermuteten) Gewinn (meinetwegen auch "Deckungsbeitrag") von einigen hunderttausend Euro einbringt, dann darf die Geschäftsreise zur Anbahnung / zum Abschluss des Geschäfts auch ein paar tausend Euro kosten. Unternehmen, die zu solchen Rechnungen nicht in der Lage sind, verschwinden irgendwann vom Markt, da sie früher oder später pleite gehen: Entweder am "falschen Ende gespart" (bei nicht stattgefundener Geschäftsreise oder den Kunden durch ein schäbiges Hotel / ein billiges Essen vergrault) oder "zu viel Geld ausgegeben" (Geschäftsreise in Relation zum "Geschäft" zu teuer).


    Kurz: Keiner weiß, was Bildung und Erziehung (in Euro gerechnet) "wert" sind, alle wissen nur, was sie (in Euro gerechnet) "kostet". Und Kosten muss man minimieren. Deshalb schläft die Lehrkraft in der Jugendherberge und der Geschaftsmann / die Geschäftsfrau im Sterne-Hotel.


    Und wer mir nicht glaubt: Ackermann verdiente als Chef der DB ja nicht deshalb Millionen, weil er ein so strahlendes Lächeln hat, sondern weil der Aufsichtsrat vermutete, dass er der Bank ein Vielfaches(!) dieser Summe wieder einbrachte. Und zwar in Euro(!). Das ist der entscheidende Punkt.


    Gruß !

    Ich muss jetzt hier mal eine Lanze für Mikael brechen.
    Ich habe seinen Text so verstanden, dass es ihm nicht darum geht, einen weiteren Beitrag in der Jammerei-Flut zu leisten, sondern dass er darauf aufmerksam machen möchte, dass es manchmal nur schwer erträglich ist, wie in der Öffentlichkeit mit zweierlei Maß gemessen wird und Rechte, die jeder für sich selbst in Anspruch nimmt, bei Lehrern ganz selbstverständlich in Abrede gestellt werden.

    Danke, genau so habe ich es gemeint.



    Diesem Argument liegt der Irrglaube zu Grunde, dass mit dem Halten des Unterrichts die Arbeit des Lehrers getan ist. Für Bayern hilft ein Blick in die Lehrerdienstordnung weiter: [...] Es handelt sich also - zumindest in Bayern - mitnichten um "Zusatzaufgaben", sondern alle diese Dinge gehören zum Kerngeschäft einer jeden Lehrkraft. Sollte sich vielleicht jeder Lehrer mal in einer ruhigen Minute aufs Klo legen...

    Genau das ist ja das Problem: Der Aufgabenkatalog ist so umfassend definiert, das praktisch alles, was auch nur entfernt mit Schule, Unterricht und Erziehung zu tun hat, davon abgedeckt wird. Arbeitzeitlich erfasst werden diese Zusatzaufgaben überhaupt nicht, da die "Abrechnung" nur über die gehaltenen Unterrichtsstunden stattfindet. D.h. es gibt bei der Arbeit, die eine Lehrkraft tun soll, zwar eine Grenze nach unten (eben die Zahl der Unterrichtsstunden), aber überhaupt keine Grenze nach oben. Wenn dann jemand nach 45, 50 oder sogar mehr Stunden pro Woche seine Arbeit immer noch nicht fertig hat, dann wird die Schuld nicht etwas im System mit seiner völlig schwammigen Definiton, was ein Lehrer zu leisten hat, gesucht, sondern der unterschwellige Vorwurf wird erhoben, dass die entsprechende Lehrkraft einfach nicht effizient genug arbeite. Das führt zu der absurden Situation, dass etliche Lehrkräfte freiwillig auf Teilzeit gehen, also effektiv auf Lohn verzichten, damit sie ihre Arbeit im Rahmen der Arbeitszeit eines "normalen" Vollzeitjobs überhaupt schaffen. Das ist zwar eine schöne Situation für den Dienstherren, die Schüler und deren Eltern, die qualitative Arbeit für einen Dumpinglohn bekommen, ist aber de facto eine Ausbeutung der entsprechenden Lehrkräfte.


    Gruß !

    @Modal Notes:


    Du hast mein Posting offensichtlich nicht verstanden: Es ging mir um die öffentliche WAHRNEHMUNG von Lehrkräften als Arbeitnehmer.


    Viele Sachen, die insbesondere Schüler-Eltern für sich als ganz selbstverständlich reklamieren (auch wenn sie in der Praxis nicht immer durchgesetzt werden können), werden bei Lehrkräften von genau denselben Eltern nicht akzeptiert. Vielleicht sind "deine" Schüler und deren Eltern anders, aber sei dir nicht so sicher, denn manche Ansichten werden auch nur hinter vorgehaltener Hand kommuniziert. Und die systematische Ruinierung des "Ansehens" von Lehrkräften in der Öffentlichkeit willst du doch nicht wirklich bestreiten, oder? Die in den letzten Jahren publizierten "wissenschaftlichen Studien" über den Lehrerberuf sprechen dabei eine eindeutige Sprache.

    Was ich immer wieder beobachte: ArbeitnehmerRECHTE, die ganz selbstverständlich in der Gesellschaft akzeptiert sind, werden von Schülern und deren Eltern bei Lehrkräften sehr kritisch gesehen. Beispiele:


    Elternzeit: Nimmt eine Lehrkraft ihr Recht auf Elternzeit in Anspruch, wird sie von Schüler- und Elternseite kritisert. "Klasse im Stich lassen" usw. Genauso wenn eine Lehrerin schwanger wird und in Mutterschutz geht.


    Krankheit: Kennen wir alle. Wer sich als Arbeitnehmer in der Wirtschaft krank meldet, ist laut öffentlicher Meinung wirklich krank, notfalls liegt's den "schlechten Arbeitsbedingungen". Lehrkräfte neigen dagegen laut öffentlicher Meinung zum "Krankfeiern" (Kollege/-in XYZ ist schon zum dritten Mal krank in diesem Schuljahr). Daraus resultierender Unterrichtsausfall wird der Lehrkraft persönlich angelastet und nicht dem System "Schule" (dagegen: Wenn Unternehmen ABC einen Auftrag nicht termingerecht erfüllen kann, weil z.B. wichtige Ingenieure erkrankt sind, wird das dem Unternehmen angelastet, nicht den betroffenen Ingenieuren).


    Ständige Verfügbarkeit: Es wird erwartet, dass Lehrkräfte auch am Abend und am Wochenende für alle möglichen Gespräche und Termine zur Verfügung stehen. Das "Recht auf Feierabend" scheint für Lehrkräfte nicht erwünscht zu sein.


    Zusatzaufgaben: Sollen selbstverständlich zur üblichen Arbeit "nebenbei" erledigt werden. Geld- oder Freizeitausgleich gibt's natürlich keinen dafür. Gut, das kommt auch in der Wirtschaft vor, aber i.d.R. nur bei AT-Beschäftigten. Nur: Keine Lehrkraft wird außertariflich bezahlt oder bekommt "Bonuszahlungen".


    Motivation: Will man Arbeitnehmer in der Wirtschaft zu besonderen Leistungen motivieren, stellt man ihnen Vergünstigungen in Aussicht (Gewinnbeteiligung, Bonusprogramme, Dienstwagen). Motivation im öffentlichen Dienst, speziell bei Lehrkräften, soll dagegen immer "intrinsisch" erfolgen, d.h. kostenneutral (notfalls soll ein Lob des Schulleiters reichen). Eine Lehrkraft, die sich nicht "intrinsisch" motivieren lässt, ist eine "schlechte" Lehrkraft, da sie offensichtlich nicht für ihren Beruf "brennt" (die Diskussion Lehrkräften sogar das Gehalt zu kürzen, wenn bestimmte Zielvorgaben nicht erreicht werden (PISA et. al.), lasse ich hier einmal außen vor).


    Bezahlung: Während in der Wirtschaft (und mittlerweile auch in weiten Teilen des öD) die Aussage gilt, dass man "gute" Leute nur über eine attraktive Bezahlung gewinnen kann, geht die Diskussion bei Lehrkräften in genau die andere Richtung: A12 genüge eigentlich auch, "gute" Lehrkräfte sind schließlich "intrinsisch" motiviert (s.o.) und arbeiten eigentlich nicht für Geld. Im Gegenteil: Eine Lehrkraft, die mehr Geld wünscht, muss irgendwie eine "schlechte" Lehrkraft sein, Argumentation s.o.


    Gewerkschaften: Während überall sonst die Gewerkschaften "heilig" sind (Tarifautonomie), sind die Gewerkschaften des öD in der öffentlichen Meinung das Böse schlechthin. Streiks in der Privatwirtschaft erscheinen immer "gerechtfertigt", Streiks im öD nur von der Gier der dort Beschäftigten getrieben.


    Warum ist das so? Ich habe eine Vermutung: Die Öffentlichkeit sieht sich gegenüber dem öD als "Arbeitgeber" (da "Steuerzahler") und verhält sich auch dementsprechend. Arbeitnehmer im öD sind also nur "Kostenfaktoren", und solche Kosten muss man minimieren. Jeder will halt gerne "Chef" sein. Steigert wohl das eigene Selbstwertgefühl.


    Gruß !

    Das möchte ich im Sportbereich mal sehen:
    "Nö, du hast so viel (und so teuer) trainiert, deine Bestmarke bekommt ein paar Sekunden/Zentimeter draufgedrückt" ?????


    Das wirst du niemals sehen, denn die üblichen Glaubenssätze wie "Jeder kann alles erreichen", "Es kommt nur auf die individuelle Förderung an", "Der Weg ist das Ziel", "Leistung ist nicht objektivierbar" usw. gelten doch im künstlerisch-musisch-sportlichen Bereich nicht.


    Wir sollen zwar jedem suggerieren, dass er oder sie Ingenieur oder Arzt werden kann, aber Beethoven?


    Gruß !


    ps: Das mit dem "Profi-Fußballer" glauben die meisten Kids nach der Pubertät sowieso nicht mehr...

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