Zum ersten Punkt: Lehrer als "sozialer" Beruf. Das ist nur teilweise richtig. Richtig insofern, als dass immer Menschen im Zentrum deiner Tätigkeit stehen und nicht irgendwelchen abstrakten technischen, wirtschafttlichen oder rechtlichen Sachverhalte und Prozesse. Aber "sozial" heißt als Lehrer nicht unbedingt, dass du immer der "nette Typ" bist, der den Schülern unterstützend zur Seite steht. Du musst auch bewerten, "erziehen", manchmal "Druck machen", unangenehme Gespräche führen usw. Das kann beizeiten recht anstrengend sein. Gerade als Lehrer bist du gezwungen, Schülern auch immer wieder ihre Schwächen zurückzuspiegeln, und sei es "nur" bei der Bewertung von Arbeiten, Unterrichtsbeiträgen, usw. Nicht jeder nimmt das "freundlich" auf. Kurz: Du musst immer auch am Selbstbild (und auch am Bild der Eltern von ihren Kindern) rütteln und das ist nicht immer für alle Beteiligten angenehm. Am Gymnasium kommt noch der Zwang dazu, stark fachorientiert arbeiten zu müssen, neben(!) den oben angeführten Aspekten: Du musst Curricula abarbeiten und Schüler auf Prüfungen vorbereiten. Frei entscheiden, was du wann machst, kannst du nur sehr eingeschränkt, da es zahlreiche behördliche und schulinterne Vorgaben gibt.
Abwechslung gibt's im Beruf genug. Obwohl ich schon einige Jahre in dem Beruf bin, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, wie ein Tag ablaufen wird. Fachlich ändert sich zwar nicht viel (zu großen Fortschritten in den Fachwissenschaften wirst du als Lehrer nicht viel beitragen können, dazu fehlt dir allein schon die Zeit!), aber methodisch, didaktisch, curricula wird schon öfters gerne einmal eine "neue Sau durchs Dorf getrieben". Zudem ist "Schule" wohl eine der komplexesten sozialen Organisationen, die es gibt: Es gibt viele Akteure, die maßgeblichen Einfluss ausüben (Die Wichtigsten: Kollegen, Schüler, Schulleitung, Eltern, Schulbehörde, Schulträger), die "Hauptklientel" (=Schüler) varriert stark und stellt unterschiedlichste Ansprüche (am Gymnasium z.B. von ca. 10-Jährigen bis 20-Jährigen, mit dem "Turbofaktor" Pubertät zwischendurch der noch einmal alles durcheinanderwirbelt: Aus einer "netten" Klasse kann da schon einmal in kurzer Frist eine "anstrengende" Klasse werden). Auf dieses Spektrum musst du dich mehrmals(!) am Tag neu einstellen. Neue politische Vorgaben wie die "Inklusion" werden die Anforderungen hier noch einmal deutlich steigern!
Was dir auch klar sein sollte: Die Arbeitsbelastung ist bei weitem nicht gleichmäßig über das Schuljahr verteilt, also definitiv kein "9-17 Uhr Job". Wenn du z.B. Abitur korrigieren musst, was am Gymnasium praktisch für die meisten Kollegen jedes Jahr der Fall ist, darfst du in dieser Zeit dein Privatleben auf Sparflamme setzen. "Entlastung" von deiner normalen Haupttätigkeit (Unterrichten und Erziehen) bekommst du nämlich im Regelfall keine. Als Ausgleich gibt es zwar relativ viele Ferien (die dann natürlich sofort den Neid der Nicht-Lehrer nach sich ziehen), um die Abitur- und sonstigen, gerade am Gymnasium massenweisen und umfangreichen(!), Korrekturen beneidet einen aber keiner... Gerade diesen Aufwand für Korrekturen kann ein Außenstehender kaum realistisch einschätzen!
Und du stehst natürlich "vor der Klasse" permament im Mittelpunkt und damit unter Beobachtung. Eine kleine "Auszeit" nehmen, wie in vielen "Bürojobs" möglich (Tasse Kaffee trinken gehen, vor dem PC "Arbeit simulieren"), ist oft überhaupt nicht drinnen. Kaum bist du Zuhause, darfst du dann im großteils selbst-finanzierten Arbeitszimmer den Unterricht für den nächsten Tag vorbereiten oder Arbeiten korrigieren. Oder du erledigst erst einmal andere Dinge (Einkaufen usw.), was dann natürlich sofort den Neid der Nachbarn auf sich zieht ("hat schon wieder Freizeit"). Dass du dann zum Ausgleich spät abends wieder am Schreibtisch sitzt, sieht natürlich keiner...
Ok, da soll's gewesen sein für den "kleinen Einblick" in den Lehrerberuf. Ob das etwas für dich ist, musst du selbst entscheiden.
Gruß !