Die Guten überwiegen.
An einer Brennpunktschule, wie ich es bin, muss man aber in der Lage sein, diese wahrzunehmen.
Ich wollte immer lieber im Brennpunkt arbeiten als in einer gutbürgerlichen oder generell bürgerlichen Schule.
Das Ausmaß der Verarmung der Schüler ist allerdings schon krass bei uns. Über 80 Prozent Leistungsempfänger. Hab ein paar Hausbesuche hinter mir, mit Erlebnissen und Bildern, die andere nur aus dem Fernsehen kennen. Daran bin ich mittlerweile gewöhnt und generell sind die Stadtviertel des Einzugsgebiets mir bekannt, da ich in der Nähe aufgewachsen bin. Man kämpft jeden Tag mit den Schülern zusammen und wird eine feste Einheit... Ich hab schon Tränen gelacht und geweint wegen der Arbeit.
Woran ich mich allerdings nur schwer gewöhnen kann, sind die Dinge, die ich nicht beeinflussen kann: Abschiebung, (falsche?) Entscheidungen des Jugendamtes, die getroffen werden, ohne die Schule angemessen zu involvieren/informieren, weil anscheinend in den Ämtern nicht klar ist, dass wir sehr viel mehr als Lehrer für die Kinder sind... Das sind Faktoren, an denen ich lang zu knabbern hab.
Dass der Unterricht mal nicht läuft, ist in meinem Umfeld ganz normal. "Aufmüpfige" Schüler futtern wir quasi zum Frühstück
Die äußeren Bedingungen machen es hart. Die Stadt hat zB angedeutet, dass sie das Ausflugsgeld für Kinder von Leistungsempfängern, was wir Anfang eines SJ klassenweise als Sammelantrag beantragen, demnächst nicht mehr pauschal, sondern nur mit eingereichten Rechnungen für alle Ausgaben einzeln auszahlt. Wenn das passiert, bei 80 % betroffener Schüler, können wir Ausflüge eigentlich vergessen, denn den Verwaltungsaufwand kann das Sekretariat nicht leisten. Jedes Busticket, Eis, Eintrittskarte etc über Dritte abzurechnen mal zighundert Kinder zu zigverschiedenen Daten im Jahr - unmöglich.
Diese Dinge sind belastend. Der Unterricht oder die Schüler eher nicht. Bzw. zwar anstrengend aber nicht negativ.