2. Wenn man Betreuung bis 17 Uhr will (bis 16 Uhr Schule + Fahrzeit), dann muss man auf jeden Fall einen 45-Stunden-Platz buchen. Wieso kann eigentlich verlangt werden, dass jemand, der mit halber Stelle arbeitet (also 21 Stunden pro Woche) 45 Stunden Betreuung braucht - mehr als doppelt so viel?
=> Das ist NICHT Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Wer soll denn dann Nachmittags arbeiten? Wir Kollegen mit halber Stelle, die aus Altersgründen so wenig arbeiten. Soll ich denen dann sagen, dass sie dafür jeden Nachmittag kommen? Bei uns arbeitet rund ein Viertel in Vollzeit. Das ist in unserer Region an Grundschulen durchaus normal. Sollen diese jetzt alleine den Nachmittag machen? Und wie machen wir das mit den Klassenlehrerschaften? Fast jeder hat an der Grundschule eine Klassenlehrerschaft. Wenn die Kollegen nun aber nachmittags arbeiten, haben sie zu wenig Stunden am Vormittag. Mal ganz abgesehen davon, dass ich auch die Fächer und die Klassen adäquat besetzen muss. Sport, Schwimmen, Musik, Religion. Alles Fächer, wo wir schon Probleme hatten. Wenn nun die Vollzeit-Sportlehrkraft vier mal die Woche in den Nachmittag soll, wer gibt dann Sport und Schwimmen?
Der Stundenplan der TE ist nicht ok. Aber es ist sicherlich an vielen Schulen extrem schwierig solche Wünsche durchzusetzen.
3. Eine Arztpraxis hat auch Öffnungszeiten bis 18 Uhr und trotzdem gibt es genügend Arzthelferinnen, die nur Vormittags arbeiten. Ein Supermarkt oder ein anderes Geschäft ist sogar bis 20 Uhr geöffnet und trotzdem gibt es Menschen, die dort nur vormittags arbeiten. Das Finanzamt hat auch länger als 12 Uhr geöffnet und trotzdem gehen da einige Mitarbeiter. In der freien Wirtschaft und in anderen Berufen des öffentlichen Dienstes sucht man sich einen Arbeitsplatz, der dies ermöglicht. Ein Lehrer kann das aber nicht.
Meine Nachbarin ist städtische Beamtin, die kann ganz selbstverständlich sagen, dass sie nur bis dann und dann arbeitet. Sie kann das sogar für einzelne Tage genau festlegen. Und natürlich hat ihre Dienststelle viel länger geöffnet. Dann arbeiten da halt nur die Vollzeitmitarbeiter.
Sorry, aber das entspricht nicht der Wirklichkeit. Ich kenne mehrere städtische Mitarbeiter, die ihre Arbeitszeiten nicht aussuchen können. Ich habe selbst im öffentlichen Dienst gearbeitet und habe nie erlebt, dass sich Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten aussuchen können. Gerade bei Supermärkten ist das utopisch. Das mag im Einzelfall alles möglich sein. Sicherlich gibt es genug Konstellationen, wo es möglich ist. Aber es ist keineswegs der Regelfall.
In der freien Wirtschaft und in anderen Berufen des öffentlichen Dienstes sucht man sich einen Arbeitsplatz, der dies ermöglicht. Ein Lehrer kann das aber nicht.
Auch das ist in der Wirklichkeit nicht so einfach möglich. Momentan haben wir Fachkräftemangel. Da gibt es sicherlich mehr Möglichkeiten. Aber auch in der freien Wirtschaft will man nicht unbedingt den Arbeitgeber wechseln. Geschweige jemanden zu finden, der das macht. Bei meinem Arzt gibt es 4 Helferinnen. Was ist wenn da 2-3 nur vormittags arbeiten wollen?
Und ansonsten Augen auf bei der Berufswahl. Man nimmt die Privilegien der Lehrkräfte auch gerne mit. Was ist in der freien Wirtschaft mit den Ferien? Bekommen die auch alle frei? Wenn ich als Lehrkraft an einer Ganztagsschule arbeiten, muss ich damit rechnen in angemessenen Maße auch an Nachmittagen eingesetzt zu werden. Sicherlich kann ein gutes Kollegium die Zeit der Geburt und die Zeit des Säuglings vielleicht ausgleichen. Aber es gibt auch genug Eltern mit 11-12jährigen Kindern, die gerne Mittags nach Hause wollen.
P.S. Auch für Lehrkräfte gibt es durchaus Möglichkeiten wie die Schulverwaltung.