Sag's mir, wie könnte man in der Odenwaldschule unterrichten, wenn man von den Vorfällen erfahren hätte?
Und weißt du was? Die Einrichtung ist inzwischen aufgelöst, zerbrochen an den Taten.
Der Vergleich passt auch insofern ganz gut, die Schule war reformpädagogisch orientiert und sollte sich nach dem Krieg um die gebeutelten Kinder kümmern, ihnen eine Stimme geben. Die Idee hinter irgendwas kann noch so gut und menschlich sein, wenn kriminelle diese aushöhlen und sich zu eigen machen, ist jeder Mitwissende, die Kriminalität Verharmlosende ein Mittäter. Finde ich wesentlich schlimmer als bei der Kirche von einem Verein zu reden. Ist halt irgendeine Struktur.
Bestimmte Strukturen bieten die Chance auf Missbrauch. Und wenn du davon ausgehst, dass die Odenwaldschule ein Einzelfall ist, bist du naiv. Es wird regelmäßig in Schulen aber auch in Vereinen oder anderen Orten des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu sexueller Gewalt kommen. Dabei sind bestimmte Settings natürlich gefährdeter als andere. Aber es geht darum aus einzelnen Fällen für eine Gruppe zu schließen. Bei der Kirche fällt es dir ganz leicht. Weil es in einer Gemeinschaft von mehr als 22 Mio Katholiken alleine in Deutschland, Menschen gibt, die sich falsch verhalten, schließt du daraus auf alle. In Deutschland gibt es aber nur 800.000 Lehrkräfte. Mir fallen sofort mindestens 3 Fälle an Schulen ein. Da kann ich auch behaupten, dass Schulen den Missbrauchen fördern.
Das Pistolenargument trifft die Situation übrigens auch nicht. Man kann Waffen verbieten. Momentan ist der Besitz und die Nutzung in Teilen der Welt erlaubt. Aber man kann nicht die Sexualität oder das Sexualverhalten verbieten. Das Problem ist viel komplexer und viel schwieriger in den Griff zu bekommen. In den letzten Jahrzehnten gab es da auch einen grundsätzlichen Wandel in der Gesellschaft. Man hat auch viele Dinge positiv bewirkt. Beispielsweise Führungszeugnisse für bestimmte Mitarbeiter, Projekte wie "Kinder stark machen", usw.. Auch die Kirchen gerade in Deutschland haben sich an vielen Stellen positiv engagiert. Trotzdem gibt es aber noch Probleme.
Und drittens: Die Leute, die schreiben es geht nicht um die Gläubigen sondern um die Kirche sollten sich mal damit auseinandersetzen, was denn die Kirche ist.