Nein, das ist eben genau das gleiche Märchen.
Das „Problem“ ist gar keines, sondern schlicht Realität:
Man bekommt immer irgendwelche Kinder mit irgendwelchen Problemen und als Lehrkraft meistert man die möglichst gut.
Wenn es "unsere" Schuld ist, ist es ein Problem. Wir können viele Sachen nicht ändern. Aber da wo wir Einfluss haben, sollten wir es ändern. Das Problem ist dieses "Grundschulmathematik ist nicht schwer. Das kann jeder.". Ich werde in vielen Bereichen niemals so gut wie eine qualifizierte ausgebildete Kraft sein. Deswegen unterrichte ich diese Fächer nur im Notfall, wenn wir keine andere Möglichkeit haben. Aber gerade in den Hauptfächern sollten wir versuchen einen optimalen Unterricht zu erteilen. Wenn wir dann trotzdem keinen Erfolg haben, können wir es nicht ändern. Aber wenn es daran liegt, dass Lehrkraft X nur Mathematik unterrichten will, weil die Lehrkraft so gerne vielen Stunden in ihrer Klasse haben will, ist das ein Problem. Das gilt natürlich genauso für Englisch, Deutsch und viele andere Fächer. Ich habe an einer Schule gearbeitet, wo die Klassenlehrkraft nach Jahrgang 2 gewechselt ist. Da wusste man genau, von welchen Kollegen man Schüler mit Problemen in Mathematik bekommen hat.
Wir nehmen an Mathematikwettbewerben teil und wir haben Mathematiklehrer, die die Aufgaben selbst nicht zu 100% lösen können. Das geht nicht. Und für schwächere Schüler ist das viel schlimmer. Da werden z.B. Veranschaulichungen genutzt, die einfach sachlich und didaktisch schlecht sind. Wenn man dann anschließend darüber spricht, sehen es die Kollegen auch ein. Auch warum man es so oder so und nicht so macht. Aber man bekommt es nur selten als ausstehender mit. Ich würde sagen die Kollegen mit schlechten Mathematikunterricht sind zu 80% fachfremde. Und gerade im Anfangsunterricht ist ein strukturierter, gut aufgebauter Unterricht so wichtig. Da ist es so wichtig, welche Material wir nehmen, wie wir sie einsetzen. Das man Fehlvorstellungen frühzeitig erkennt und korrigiert. Worauf man Wert legt und worauf nicht usw..
Das Klassenlehrer*innenprinzip ist laut Dienstordnung in NRW im Primarbereich in der Regel übrigens vorgeschrieben (§ 12 Abs. 3), also mitnichten in der Bequemlichkeit der Lehrkräfte begründet.
Witzigerweise ist es in Nds. fast andersrum. In Klasse 1/2 sollst Du Fächer abgeben, in Klasse 3/4 musst Du ein Hauptfach abgeben. Grundsätzlich soll nach 2 Jahren auch ein Klassenlehrerwechsel stattfinden. (Und ja, in Klasse 1/2 soll auch die Mehrheit der Stunden bei einer Person liegen also Klassenlehrerprinzip in dem Sinne schon.)