Beiträge von Jebediah

    Ich finde es nur auch nicht richtig, dass man den Firmen Mitarbeiter aufzwingt, die sie anschließend nicht gebrauchen können. Ich sehe die Arbeitsmoral vieler Azubis tagtäglich und leider bietet sich mir da nicht das beste Bild! Dass man direkt bei Abschließen des Arbeitsvertrages eine Übernahme garantieren soll, halte ich für falsch. Da würde ich als Betrieb lieber gar nicht ausbilden, als dass ich mir einen notorischen Drückeberger ins Haus hole, der ständig nach Saufwochenenden "krank" feiert oder der einfach nicht selbstständig arbeiten kann und dem man jeden Pups sagen muss.

    Es ist ja gewissermaßen (leider) auch die Folge von Angebot und Nachfrage, dass die Arbeitsmoral zu Wünschen übrig lässt. Andererseits halte ich es für durchaus fair, dass man sich vorab darauf einigt, dass wenn eine gewisse überdurchschnittliche Leistung in der Ausbildung erbracht wird, der Anschlussvertrag definitiv kommt.


    Nur gibt es eben die im Thread auch bereits angesprochene Problematik, dass Azubis im Anschluss bewusst nicht übernommen werden, da ausgebildete Kräfte sich unnötig auf die Jahresabschlüsse auswirken. Ein Freund aus Realschulzeiten hat bei DHL seine Ausbildung gemacht, wo keiner (!) der Azubis früher als 6 Wochen vor Ausbildungsende einen Übernahmevertrag erhalten hat, damit auch bloß jeder, der nicht übernommen wird, sich bis zum Schluss reinhängt. Somit müssen sich alle Azubis noch während ihrer Ausbildung bei der Agentur arbeitssuchend melden, damit auch bloß alle Zahnräder weiter am laufen bleiben. Und wenn das schon die Zustände bei einem Unternehmen sind, dessen größter Teilhaber die KfW ist, braucht man mit den Privaten gar nicht anfangen. Unter 30 braucht sich von denen überhaupt keiner über ein Eigenheim Gedanken machen - und die stehen mit 20 voll im Berufsleben.


    Und eben wenn solche Missstände auf den Schulhöfen aus dem Verwandtschafts- und Freundeskreis erst einmal allgemein bekannt sind, dreht sich die Spirale der niedrigen Arbeitsmoral im Kreis. Mitunter habe ich da bei BK-Kolleginnen und -Kollegen den Eindruck, dass man es sich ein wenig leicht macht, immer nur die Konsequenzen der Umstände in Augenschein zu nehmen.


    Wenn hingegen ein Azubi weiß, dass ein Abschluss mit 2,0 oder besser zwangsläufig zur unbefristeten Übernahme führt, ist das Risiko der geschilderten Umstände ein völlig anderes. Meines Erachtens profitieren davon beide Seiten. Und auch ein AG darf ruhig auch mal im Sinne der Auszubildenden ein paar Tage vorauskalkulieren.

    Woher hast Du denn diese Erkenntnisse? Und welcher Ausbildungsbetrieb schreibt eine Übernahmegarantie in den Vertrag? Das habe ich noch nie gesehen und ich sehe viele Azubis.

    Die Übernahmeregelung des § 16a TVAöD – Besonderer Teil BBiG – ist durch den Änderungstarifvertrag Nr. 3 vom 31.3.2012 zum Tarifvertrag für Auszubildende des öffentlichen Dienstes (TVAöD) – Allgemeiner Teil – vom 13.9.2005 neu gefasst und im Allgemeinen Teil des TVAöD verankert worden. Die Auszubildenden haben nunmehr nach erfolgreich bestandener Abschlussprüfung einen Anspruch auf eine unbefristete Anstellung, wenn zum Zeitpunkt der Beendigung der Ausbildung ein dienstlicher bzw. betrieblicher Bedarf an der Übernahme besteht und eine freie und besetzbare Stelle bzw. ein freier und zu besetzender Arbeitsplatz vorhanden ist, die/der eine ausbildungsadäquate Beschäftigung auf Dauer ermöglicht. Ist dies der Fall, erfolgt zunächst eine Übernahme in ein Arbeitsverhältnis für 12 Monate, an das sich bei Bewährung der/des ehemaligen Auszubildenden eine unbefristete Beschäftigung anschließt.

    Auch im Einzelhandel (Rewe) sind Übernahmegarantien bei festgelegten Leistungen in der Ausbildung üblich. Man kann die Garantie - und im ÖffD wird das ja sehr wohl so gemacht - daran binden, dass Stellen zur Ausschreibung stehen. Dann kann auch die Situation in 3-3,5 Jahren berücksichtigt werden, ohne dass Auszubildende ausgenommen werden.


    Ich will hier niemandem etwas gemeines gönnen - aber angesichts der aktuellen politischen Diskussionen um sachgrundlose Befristungen sollte sich vielleicht auch jeder in unserer privilegierten Lage vor Augen halten, was es für die Lebensplanung bedeutet, immer nur mit befristeten Verträgen abgespeist zu werden und auch nach 10 Jahren im selben Ort noch keine Perspektive zu haben, sich und seiner Familie ein Eigenheim zu ermöglichen.


    Erschreckend finde ich es immer wieder - und auch hier - wie es Menschen gegönnt wird, finanziell derart auszubluten, dass sie nicht einmal wissen, wie sie ihre Familien über Wasser halten sollen. Wenn solches Gedankengut erstmal Schule macht, haben wir Ausschreitungen wie in Frankreich schneller vor der Tür, als uns lieb ist.

    Ich denke, dass genau das aber ein Irrglaube ist. Niemand wird kein Lehrer, weil man dann schlecht verdient.

    Es ist ja auch nicht ausschlaggebend, ob ich Lehrer werde. Aber ich habe mich wegen A12 bewusst gegen das Grundschullehramt entschieden und werde sicherlich in kein Bundesland gehen, in dem ich als Sek 1-Lehrkraft kein A13 bekomme. Die Kaufkraft durch Grundstückspreise spielt da natürlich auch eine Rolle.

    Gerade dieser Punkt soll eigentlich die ländlichen Gegenden attraktiver machen, da man ja mehr von seinem Gehalt hat. Bereits jetzt leidet München unter Überbevölkerung und das Image als "teure Stadt" scheint dem Ganzen keinen Abbruch zu tun :/ . Daher ist es ganz gut, dass es keinen München-Bonus gibt und im Grunde müssten zugunsten der ländlichen Gegenden die Mieten in München noch deutlich stärker ansteigen, sodass die Menschen bereits von Anfang an gar nicht erst auf die Idee kommen, auf Teufel komm raus, dort (oder Frankfurt, Köln, Berlin) wohnen zu wollen. Bringt ja auch nichts, wenn Münchens Bevölkerungsdichte irgendwann fünfstellig wird und im Rest Bayerns alle paar Kilometer mal ein Haus steht ;) .

    In Sachsen bekommen Studierende ihr Studium vom Land finanziert, wenn sie vorher unterschreiben, nicht in die angesagte Städte zu gehen - das sog. "Sachsenstipendium".

    Gegen welches Gesetz/Verordnung/Grundsatz soll die unterschiedliche Bezahlung "trotz" unterschiedlich langer Studiendauer verstoßen?

    In NRW gibt es keine unterschiedlich lange Studiendauer mehr. Daher ja die Anpassung auf A13 für diejenigen, die eben 10 Semester Regelstudienzeit hinter sich gebracht haben.

    Art. 24 Abs. 2 S. 2 Verf NRW ist Prüfungsmaßstab für die besoldungsrechtlichen Regelungen des Landes Nordrhein-Westfalen. Die unterschiedliche Einstufung von Lehrerinnen und Lehrern, die einheitlich nach dem LABG 2009 ausgebildet werden bzw. ausgebildet worden sind, ist mit Art. 24 Abs. 2 S. 2 Verf NRW nicht vereinbar, da dies das Gebot des gleichen Entgelts für gleiche Leistung verletzt.

    Quelle S. 76


    Dass die in manchen Bundesländern angehobene Besoldung der GS-Lehrer teilweise auch mit angepassten Studienordnungen begründet wird (von Politikern in Interviews - nicht durch Gesetze), kann ich mir gut vorstellen, aber ich halte dies nicht für den tatsächlichen Grund. Für den tatsächlichen Grund halte ich, dass es zu wenige Bewerber für die GS gibt und deshalb (!) durch höheres Gehalt attraktiver gemacht werden soll.

    Zumindest für NRW ist man da offenbar schlichtweg dem Richterspruch zuvorgekommen.

    Da wird jetzt auch keine Antwort von mir kommen, denn ich kenne mich damit nicht gut genug aus. Es interessiert mich ehrlich gesagt nicht besonders.

    ...sodass sich mir dann schon die Frage nach der Motivation stellt, überhaupt in die Diskussion einzusteigen. Aber nun gut.

    Ich bin nur kurz drauf eingegangen, weil wir dieses "Ich hatte ein anspruchsvolleres Studium - ich brauche mehr Gehalt" schon öfters hatten.

    Offenbar dort nicht fertig ausdiskutiert, denn ich habe eine solche Diskussion zu keinem Zeitpunkt eröffnet. Mein Beitrag bezog sich darauf, dass ich die Entscheidung für ein MINT-Fach nicht noch einmal treffen würde und unter den gegebenen Umständen Abiturienten eher davon abraten würde. Und da das Problem von bildungspolitischer Tragweite ist, habe ich meine Gedanken zu Lenkungsmaßnahmen geäußert, die hier ja offensichtlich auch Hintergrund für die "A13 für alle"-Überlegungen sind. Meines Erachtens geht der Bedarf da noch weiter.
    Jedenfalls habe ich angesichts der bissigen Unterstellungen vielmehr den Eindruck, hier der einzige zu sein, der mit dem Lehrergehalt zufrieden ist.

    Lehrermangel gibt es nicht nur in den Mint-Fächern. Wie würdest du dem Lehrermangel an Grundschulen begegnen?

    Wie der Lehramtsstudent schon geschrieben hat: Als wir mit dem Studium angefangen haben, wurde von allen Seiten von einem Grundschul-Lehramtsstudium abgeraten, da dieses über all die Jahre deutlich zu viele aufnahmen. Das ist nicht lange her. Also hat man den Zyklus entweder komplett verschlafen oder irgendetwas muss passiert sein, dass das Studium plötzlich uninteressant wurde.
    Zur Zeit unserer Immatrikulation hieß es plötzlich, dass man als Grundschullehrkraft plötzlich genauso lange wie all die anderen studieren, dabei aber (je nach Bundesland) gravierende Abstriche bei den Bezügen in Kauf nehmen soll. Und da sind wir dann tatsächlich in der Situation, die hier mitunter sarkastisch für den MINT-Bereich gewünscht wurde: Das tut sich wirklich nur noch jemand an, der für dieses Studium und nichts anderes mehr brennt. Mit der Konsequenz, dass er/sie dann an unterbesetzten Schulen arbeitet, bei denen kaum noch ein Kollege das studiert hat, was er ausübt.
    Um den "Deal" wieder herzurichten, würde ich es ja begrüßen, das Studium wieder dadurch attraktiv zu machen, dass man es inhaltlich auf wesentliche Inhalte entschlackt. Stattdessen bleibt es nun offenbar bei 10 Semestern Regelstudienzeit mit dem Ausgleich A13. Würde es den nicht geben, wäre ich als "Neuling" auch irgendwie schon ganz schön bedient, genauso viel wie das Kollegium zu verdienen, obwohl man 4 Semester länger studiert und 3 Monate weniger Referendariatsbezüge erhalten hat. Die 4 Semester, in denen den neuen Absolventen 80.000€ durch die Lappen gehen, kann die Absolvin/der Absolvent früherer Jahrgänge schließlich auch für weitergehende Qualifikationsmaßnahmen nutzen, um den Ertrag noch weiter zu steigern.

    Aber die Lösung ist doch nicht Leute, die für diese Fächer nicht „brennen“, ins Studium zu locken und so zu tun als seien diese Fächer schwieriger oder mehr wert.

    So zu tun, als seien diese Fächer schwieriger? Wie interpretierst du denn die starken Abweichungen der Abbrecherquoten nach Studiengängen? Es freut mich ja für deinen Mann, das er in Regelstudienzeit durchgekommen ist. Nur: Was soll dieses Ergebnis in Relation zur Gesamtsituation auf dem Arbeitsmarkt denn aussagen?


    Meines Erachten sollte jemand, der den LK eines Fachs ordentlich abgeschlossen hat, ein Sek1-Studium bestehen können. Fakt ist, dass das sehr häufig nicht der Fall ist. Insofern liegt es doch nahe, dass an irgendeiner Stellschraube auf dem Weg zum Lehrberuf etwas in den NaWis falsch läuft. Daher denke ich, dass man hier im Rahmen der Möglichkeiten Anreize schaffen sollte, diese Studiengänge attraktiver zu machen. Oder welche Alternative siehst du?


    Und ja, den "Wert" eines Studiums sehe ich durchaus darin, welche Perspektiven es bietet.

    Du willst jetzt mehr Geld, weil dein Studium schwieriger war?

    Es geht mir dabei nicht um mich, es geht mir um Ansätze, der Ungleichverteilung der Lehramtsstudierenden entgegenzuwirken. In erster Linie sehe ich da curriculare Ungereimtheiten - denn die hohen Abbrecher-/Wechselquoten machen ja deutlich, dass gegenwärtig selbst junge Menschen, die die Fächer aus Leidenschaft wählen, nicht ausreichend auf die Prüfungen vorbereitet werden können. Von jenen, die Physik, Chemie oder Informatik nicht gerade als Lieblingsfächer in der Schule gehabt haben, einmal ganz abgesehen.
    Alternativ erscheinen mir Modelle wie das Sachsenstudium sinnvoll. Für mich war das Studium ohne Nebentätigkeit finanziell nicht machbar. Die Nebentätigkeit hat die Lernzeit letztlich derart aufgefressen, dass ich bei einer Pflichtklausur durchgefallen bin. Zwei Fehlversuche führen an meiner Uni zwangsläufig zur Exmatrikulation durch endgültiges Nichtbestehen. Konsequenz war ein Kredit für das restliche Studium. Ergo: Jobstart 2 Jahre später, da das NaWi-Studium nicht in dem Tempo des Politik-Studiums möglich war und obendrein Schulden. Wem derartige Umstände blühen, dem kann ich nicht übel nehmen, wenn er oder sie nach 2 Semestern sagt: Mit Sonderschul-/Grundschullehramt komme ich zeitig durch, kann nebenbei nen Job ausüben und habe den Job auch sicher. Zumal bei nun absehbarer weitgehender Angleichung des Bezugsniveaus.

    Ich glaube sowieso nicht, dass der Lehrermangel am angeblich zu geringen Verdienst liegt. Deutschlands Lehrer verdienen gut.

    Rückblickend betrachtet würde ich (Politik + NaWi) im Leben nicht mehr auf die Idee kommen, ein naturwissenschaftliches Fach zu studieren, wenn für meine Schulform der Lehrermangel ohnehin auf alle Disziplinen verteilt ist. Der Prüfungsaufwand im Vergleich zu Erziehungswissenschaften und Geisteswissenschaft nicht im entferntesten diskutabel. Daher würde ich es begrüßen, wenn man wahlweise einen finanziellen Ausgleich auf die Beine stellt oder die Prüfungsanforderungen tatsächlich einigermaßen vergleichbar gestaltet. Aber bevor jemand fragt: Den Glauben daran habe ich wirklich nicht. Unter den aktuellen Umständen braucht man sich aber über >70% Abbrecherquote in gewissen Fächern nicht wirklich zu wundern.

    Lehramststudent: deiner Überlegung nach bräuchte man A13 dann ja erst für die Lehrer, die ab jetzt anfangen zu studieren. Die anderen (die schon am studieren sind) haben sich ja eh schon dafür entschieden und müssen also nicht mehr dazu motiviert werden, Grundschullehrer zu werden.

    Da möchte ich schon widersprechen. Ich stehe gerade kurz vor dem 1. Staatsexamen und hatte bislang geplant, mein Ref noch in NRW zu absolvieren und dann - nicht zuletzt wegen A13 - nach Schleswig-Holstein zu gehen und dort aufs Land zu ziehen. Zugegeben, damit mag ich die Ausnahme sein. Da aber sowohl meine Partnerin als auch ich hinsichtlich des Wohnorts flexibel sind, gibt die Nachricht der Planung noch einmal eine gewisse Wendung.


    Vorausgesetzt: Die geplante Anpassung betrifft auch Lehrer der Sek 1. So wirklich klargestellt ist das bislang nicht, oder? Klar, vermeintlich "höheres Level"; andererseits ist der Lehrermangel ja vergleichsweise überschaubar.

    Sorry, dass ich hier einen alten Thread ausgrabe. Aber da dieser zu dem Thema als erstes bei Google ausgespuckt wurde und eine verbindliche Antwort noch fehlt, wollte ich meinen Wissensstand doch noch ergänzen. Kürzlich gab es an der Uni Gießen eine Infoveranstaltung, bei welcher uns das Prozedere erklärt wurde:


    Die Examensnote wird bei der Vergabe von Referendariatsplätzen für jenes Fach berücksichtigt, welches eher voll ist. Beispiel:


    Fächer Deutsch + Kunst, Examensnote 1,7
    Letzte zugelassene Note Deutsch: 1,6
    Letzte zugelassene Note Kunst: 4,0 (alle zugelassen)
    -> Bewerber/-in wird nicht zugelassen, da Liste für das Fach Deutsch bereits voll


    Fächer Mathe + Religion, Examensnote 2,6
    Letzte zugelassene Note Mathe: 2,8
    Letzte zugelassene Note Religion: 4,0 (alle zugelassen)
    -> Bewerber/-in wird zugelassen, da Examensnote in keinem Fach ein Ausschlusskriterium darstellt.


    Hierüber werden 50% der Plätze vergeben. Weitere 15% per Härtefallregelung, 35% per Wartezeitregelung. Wie viele Bewerber/-innen für welches Fach nach Schulform zugelassen wurden, finden Interessenten in der Informationsbroschüre "Fakten statt Gerüchte zum Arbeitsmarkt für Lehrerinnen und Lehrer" der JLU Gießen. Für das Lehramt an Grundschulen, Förderschulen und berufliche Schulen wurden zuletzt sämtliche Bewerberinnen und Bewerber zugelassen. Als ich das Studium aufnahm, erschien das für das Grundschullehramt noch undenkbar. Nur das Gymnasiallehramt war und ist weiterhin eine sehr riskante Wahl, wenn man nicht gerade bereit ist, im Anschluss zur Primarstufe zu wechseln.

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