Beiträge von Frapper

    Jemand, der aber ein gewisses Interesse an seinem Fach besitzt, hat vermutlich nach ein paar Jahren das Bedürfnis, auch mal ein anderes Werk zu lesen statt zum x-ten Mal Die kleine Hexe, die einem irgendwann auch zu den Ohren raushängt :tot: .

    Das ist schon so eine Abwägungssache. Verändere ich an einer guten Reihe nichts bis wenig und kann dafür in meiner dadurch gewonnenen freien Zeit etwas spannendes tun oder stecke ich einiges an Arbeit rein, um vielleicht (!) etwas anderes als sonst aus den Kindern herauszukitzeln. Kleine Entscheidungshilfe: Kein Kind wird zu dir kommen und sagen: "Danke, dass Sie nicht mehr die kleine Hexe wie in Ihrer letzten Klasse durchgenommen haben!" :zahnluecke:

    Ich habe aktuell (noch) die Luxusversion, dass ich gerade einmal eine Lerngruppe mit nicht einmal 15 Leuten habe. Aber auch da merke ich so ein bisschen den "Druck", die Hausaufgaben möglichst schnell nachzuschauen. Theoretisch hätte ich auch eine Woche dafür Zeit, aber ich mache es dann doch oft am nächsten Tag, weil ich neugierig bin, was meine Kandidaten so schrieben und wie sie abschnitten. Ich denke, dass das richtigen Lehrern genauso geht und dass es da meistens eine Überwindung ist, nicht sofort alle Arbeiten zu lesen und zu kontrollieren.

    Ich versuche auch möglichst schnell die Arbeiten zu korrigieren (gut, meine paar Arbeiten sind eh recht schnell durch), aber was die da zu Papier bringen, interessiert mich nicht so brennend. Diese Neugierde befriedige ich direkt dann, wenn sie die Arbeit abgeben und fliege mal drüber, insbesondere die neuralgischen Teile. Da weiß ich schon recht schnell, in welchem Bereich das landen wird. :pirat: Ich will den Krams einfach schnell weg haben. Das ist der einzige Grund, warum ich das in der Regel schnell anfange.

    Ich habe mindestens einen Tag in der Woche, wo ich nichts für die Schule tue. Das ist in der Regel der Samstag, außer ich habe da gerade einen besonderen Elan dazu oder eine gute Idee für irgendetwas. In der Regel fällt der Stift aber am Freitag um 13:05 bis Sonntag Nachmittag/Abend, um für Montag alles vorzubereiten und zusammenzupacken.
    Ich versuche, die meisten meiner Materialien in den Ferien zu sammeln und zu erstellen. Die Unterrichtsreihe möchte ich im Großen und Ganzen fertig haben, so dass ich die Stunden nur noch feinplanen muss oder unter Umständen noch etwas hinterherschiebe, wo etwas gefehlt hat oder die Schüler zum Lernen etwas mehr brauchen. In den Ferien habe ich auch wirklich die Ruhe dazu. In der Schulzeit wird das so zerstückelt und ich verliere schneller den Überblick. Die Arbeit dazu konzipiere ich dann während der Schulzeit.
    Bei vielem kann ich derzeit auf vorhandenes zurückgreifen. Da bereite ich alles lieber einmal sorgfältig vor und kann es dann recht bequem ein weiteres mal nehmen - mit Abwandlungen hier oder da, mal gekürzt, wenn das Schuljahr einfach kurz ist oder etwas mehr, wenn man die Zeit dafür hat. Ich merke aber, dass nicht alle so arbeiten, sondern sie immer wieder Dinge aufs neue vorbereiten oder aus ihrem Fundus neu zusammenstellen. Das würde mich verrückt machen.


    Also wer für alle Fächer immer nur alles aus dem Regal holen kann, der macht meiner Meinung nach etwas falsch, nicht die, die immer wieder anpassen ;)

    Das bedeutet ja nicht, dass man 1:1 genau das gleiche macht, aber den gleichen Grundstock dafür benutzt. Natürlich ergänzt oder verändert man etwas über die Zeit, aber die Grundlagen bei den allermeisten Themen verändern sich nicht.

    Ich meide wie so viele hier auch die Mensa. Das ist mir zu laut und zu trubelig. Man braucht solche Marken dafür und seitdem unsere Verwaltung, wo man sich die Marken holen muss, einen antipädagogischen Schutzwall (verschlossene Tür) und so blöde Sprechzeiten hat, ist mir das zu blöd geworden.


    Dienstags habe ich in der 5. frei. Falls es Konferenzen gibt, hole ich mir da etwas und futtere es in der Teamsitzung von uns Beratungslehrern in der 6. Stunde. Meist nichts riesiges, denn am Dienstag Abend gibt's beim Spieleabend etwas zu essen.
    Mittwochs habe ich immer lang. Alle paar Wochen kocht unsere Schülerfirma (Schüler FS Lernen in Klasse 7 & 8 ) und da gehe ich immer hin. Das schmeckt super, man wird von vorne bis hinten bedient und danach kann man mich oft rausrollen. ;) Unsere Schulleitung isst dort auch und man erfährt mal was sonst so bei uns los ist. Ich sehe und spreche die ja kaum. An den restlichen Mittwochen hole ich mir meistens etwas beim Italiener oder Türken und nehme es in mein Klassenzimmer. Ich glotze dann etwas auf dem Whiteboard (mittwochs gibt's fast immer eine neue Folge Geography Now) und lege mich danach auf mein Sofa im Klassenraum. :zahnluecke: Meine Kolleginnen sitzen im Lehrerzimmer, aber ich will lieber meine Ruhe haben.

    Wenn endlich die Gerüchte aufhören würden, dass man mit einem Hauptschulabschluss keine Stelle bekommt, wäre schon viel erreicht.

    Das kann ich nur unterstreichen. Unsere Hauptschüler kommen in der Regel gut unter. Auch unsere Schüler mit dem Förderschwerpunkt Lernen bekommen etwas, außer sie sind völlig daneben.

    genau deshalb finde ich solche Aufgaben mehr als fragwürdig.Das Past Perfect kann man sicher auch anders abprüfen als durch solche --sorry-- stumpfsinnigen Übungen.
    Stumpfsinn beim Einüben : ja
    Stumpfsinn beim schriftlichen Überprüfen: man sieht ja, es erleichtert nicht mal die Korrektur

    Bedenke dabei deine Schulform. ;)
    Ich unterrichte Englisch in Klasse 5/6 auf H/R-Niveau. Da kann man nicht alle unterschiedlichen Grammatikformen der Lektion mit schwierigen / unterschiedlichen Aufgabenformaten abfragen, finde ich. Da muss es auch mal eine Aufgabe geben, wo man einfacher Punkte einheimst. Solche Formate wie die TE habe ich auch in meinen Arbeiten drin. So sind sie auch in meinem Lehrwerk in den Kontrollaufgaben drin.
    In der Hauptschule geht es nicht unbedingt um das richtige Produzieren von Sprache, sondern mehr um das Verstehen. Die Realschule ist demzufolge so ein Mittelding daraus und den Gym-Anforderungen.


    Ich würde 5/6 Punkte geben. Einen Punkt Abzug für den dusseligen orthografischen Fehler, der dauerhaft aufgetaucht ist. Verbessern müsste er alles.

    Vielleicht verschiebt man den Thread in das allgemeine Forum? Hier habensich ja schon einige nicht GS-Lehrer beteiligt. Deshalb gebe ich mal meinenSenf dazu.



    Bei uns gibt es jeden Monat eine Stufen- bzw. Abteilungskonferenz, immerabwechselnd. Die Themen überschneiden sich zum Teil und das wurde jetzt ersteingeführt. Da ist noch nicht so recht klar, wie das genau ablaufen soll.Grundsätzlich soll in den Stufenkonferenzen das Organisatorische abgehandeltund in den Abteilungskonferenzen schulprogrammatisch gearbeitet werden, damitman sich nicht extra dafür treffen muss. So kann es also auch mal sein, dassdie Mittelstufe zusammen mit der Hauptstufe eine Abteilungskonferenz macht, umz.B. den Übergang zu diskutieren, gemeinsame Vorhaben etc.


    Die GK ist ca. alle 1,5 Monate und unter 2 Stunden kommt man da auf keinenFall raus. Meist sind es drei Stunden. Zum Glück muss man nur alle paar Jahre dort Protokoll schreiben.
    An Teamsitzungen gibt es die wöchentliche Ambulanzsitzung von unsBeratungslehrern. Das ist aber mit unserem Deputat für die Ambulanz abgegoltenund kommt nicht oben drauf. Da besprechen wir nicht - wie viele unserer Kollegen glauben - irgendwelche Fälle. Das passiert leider nur äußerst selten. Da jedes Schulamt, jeder Schulträger und die vielen verschiedenen Schulformen alle so ihr eigenes Süppchen kochen und die rechtliche und organisatorische Lage permanent umgegraben werden, besprechen wir das so etwas bzw. werden auchdarüber informiert. Wir bearbeiten auch teaminterne Abläufe und Anschaffungenfür unseren Fundus, aber der Großteil geht für Orga drauf.
    Andere verpflichtende Teamsitzungen gibt es bei uns nicht. Auch Dientsbesprechungen gibt es äußerst selten und nur themenbezogen.


    Ich finde, dass es bei uns recht viele Konferenzen gibt. An meiner Ausbildungsschule gab es montags nach der sechsten Stunde eine Präsenzzeit, einmal im Monat eine recht kurze Konferenz und das war’s. Das hat auch gereicht. Man hat sich ja im Lehrerzimmer gesehen. Vor allem an Tagen mit GK bin ich echt geschlaucht. Erst die Ambulanzsitzung in der sechsten Stunde, die meistens überzogen wird, so dass es dann nahtlos in drei weitere Stunden Rederei übergeht. Immerhin habe ichin der fünften Stunde eine Freistunde. Manche haben das nicht und stolpern ohne jede Pause direkt aus dem Unterricht in die Konferenzen. Habe ich Pech, ist nach der GK noch eine Klassenkonferenz, weil man ja sonst gar nicht mehr weiß, wann man die ganzen Leute für wichtige Sachen zusammenbekommt. An den anderenTagen sind nie alle da. Hat da jemand eine Lösung?
    Immerhin wir bei uns überhaupt nicht gemeckert, wenn jemand mal früher geht oder später kommt oder gar nicht kommen kann. Bei gänzlichem Fehlen reicht eine kurze E-Mail mit Angabe des Grunds.

    Ich bin echt entsetzt, was hier für Geschichten aufkommen, wenn es um Festnetz- und Handynummern geht. Ich habe noch so eine Klassenliste, wo jede Adresse und Telefonnummer, teilweise mit E-Mail-Adresse drauf steht. Die Eltern wollten das immer gerne haben, als ich nachgefragt habe.
    Wegen Hausaufgaben wurde ich einmal angeschrieben. Das habe ich beantwortet und dann denn dem Schüler gesagt, dass ich das nicht machen muss. Dann war Ruhe. Vom Handy aus rufe ich keine Eltern mehr an. Das soll alles über das Sekretariat laufen.
    Was ich allerdings sehr gruselig finde, ist wie meine Stufenleitung mit so etwas umgeht. Einige Schüler haben seine Handynummer und haben ihm schon etwas per Whatsapp geschickt. Auch manche Eltern aus der Klasse haben die und nutzen den Kanal natürlich. Das würde ich niemals tun. Dabei haben wir eigene E-Mail-Adressen von der Schule aus, worüber wir alles laufen lassen können.

    Man kann sagen was man will, aber die scheinen das richtig zu machen. An Burnout erkrankt da sicher nur ein Bruchteil. Ich versteh manchmal nicht, warum man als verbeamteter Lehrer ständig springt und erreichbar ist, so viele Dinge zügig erledigen muss. Da läuft doch etwas schief, eigentlich sollte man als Beamter doch ebenfalls entschleunigt leben. Egal wo ich hinkomme, beim Zoll, beim Einwohnermeldeamt, überall schlurfen sie gemütlich durch die Gegend, machen ne lange Klopause mittendrin und so weiter. Wenn ich sehe, wie die Lehrer in 5 Minutenpausen von Raum zu Raum hetzen, damit auch ja kein wertvoller Unterricht verloren geht, wie da der Smalltalk eingestellt wird, sobald es zur Stunde klingelt und wie Kollegen sich den Harndrang verkneifen, weil sie gerade im Unterricht sind. So einen Gedanken hatte der Zollbeamte mit Sicherheit nicht, der mich ewig hat warten lassen. Da werden ja nichtmal Privatgespräche unterbrochen, wenn man direkt daneben steht.

    Es geht ja schon um ein Mittelmaß des Ganzen. Die ganzen Sachen, die du da schilderst, mache ich nicht. Ich bin auch nur ein Mensch, aber diese Telefonzeiten von oben sind ja ein Aberwitz. Da kann man effektiv keinen erreichen. Was ist, wenn du da Unterricht hast? Stellst du einen Freistellungsantrag bei der Schulleitung für das Telefonat? Den Blick der Schulleitung will ich sehen! :zahnluecke: So einen Antrag soll man bei uns auch sechs Wochen im Voraus stellen, auch wenn das zum Teil gar nicht möglich ist.
    Unsere Verwaltung hat sich jetzt eine Tür mit Sprechzeiten zugelegt, die meist nicht mit meinem Stundenplan zusammenpassen. Demnächst muss ich noch eine Nummer ziehen, um überhaupt reingelassen zu werden. Unser Verwaltungsleiter streicht irgendwelche Dinge ohne jede Rücksprache, obwohl das nicht geht. Weil er keine Tafelstifte mehr in Orange und Violett bestellen will ("Die werden zu selten benutzt.") ist ein ganzes Kollegium auf fünf Farben für ihre Tafel beschränkt. Unser Hausmeister reagiert nicht auf Mails, obwohl wir ihn per Mail kontaktieren sollen statt der Zettel.
    Bis jetzt ist jede Hochkultur untergegangen und ich habe eine Ahnung, womit wir dem Klimawandel sogar noch zuvorkommen könnten. :teufel: Joseph Beuys: "Stattverwaldung statt Verwaltung"

    @ Frapper: Wenn du an deinem 2. Krankheitstag von Eltern zu Hause angerufen wirst abends um halb neun, weil die wissen wollen, was du eigentlich hast und ob du morgen wieder da bist oder wegen irgendwelchem Pillepalle, den man auch anders klären könnte, dann zieht man irgendwann eine Grenze.


    In meiner Anfangszeit war ich immer erreichbar, aber inzwischen werden mir manche Eltern einfach zu übergriffig.


    Für Kollegen, Sonderschulkollegen, Beratungslehrer, Jugendamt bin ich zu Hause (noch) telefonisch erreichbar. Lieber allerdings in der Schule.

    Das oberste habe ich noch nie erlebt und dafür gäbe es ja auch die zweite Leitung. Man ist krank und stellt die Leitung ab oder geht gar nicht erst an diese Leitung ran.


    In der Schule bist du für mich als Beratungslehrer nicht wirklich erreichbar. Die meiste Zeit bin ich selbst im Unterricht oder an mjeinem Beratungstag im Auto oder an anderen Schulen. Wo soll ich dafür vormittags ein Zeitfenster finden, was dann auch noch zu deinen Pausenzeiten passt?!?


    erlebe ich anders. Wirklich in der Schule zu erscheinen machen die allerallerwenigsten. Hat man jedoch die Nummer, wird schnell mal getextet. Von „brauchen die Kinder morgen Sportsachen?“ bis „meine Tochter wurde auf dem Nachhauseweg von Mitschülern abgezogen. Ich dulde das nicht! Unternehmen Sie was!“ (letzter Schultag im Juli)...

    Auch so etwas habe ich noch nicht erlebt. Ein Vater hat mich mal abends Viertel vor zehn angerufen. Es war etwas unwichtiges, er hat sich nicht abwürgen lassen und da habe ich aufgelegt. Pech.


    Es geht ja nicht darum, dass es so wichtig ist, dass es sofort geklärt werden müsste, aber direkt ist es doch einfacher als zig Mails. Privat beobachte ich das auch, das man zum Teil ewig hin- und herschreibt, obwohl Telefonieren effektiv schneller geht. Ich greife da oft zum Hörer, wenn das zu viel Texterei wird.

    Hier schreiben viele, dass sie ihre Telefonnummer nicht rausgeben und das macht mich gerade ziemlich stutzig. In meiner Beratung habe ich auch immer mit den Regelschulkollegen zu tun und fast keiner gibt die Telefonnummer an - nicht mal mir, einem Kollegen! Das macht alles sooo kompliziert zum Teil. Da gehen die E-Mails hin und her, um irgendwelche Pillepalle zu klären:
    "Kann ich am 01.01. zu einer Hospitation und Beratung kommen?" - "Ja." - "Wann ist es am besten an dem Tag?" - / - "Erinnerung: bitte geben Sie mir eine Rückmeldung." - "Entschuldigung. Die Klasse hat ... . Was davon wollen Sie sehen?" - "Das ist am besten. " - "Da kann ich aber nicht dies und jenes." ... :autsch:
    Da vergehen zum Teil Tage für etwas, was ich in 3 Minuten am Telefon hätte verabreden können.


    Ich habe einfach zwei Telefonnummern (eine privat, eine beruflich), was heutzutage jeder megaeinfach einrichten kann. Ich sehe an den Apparaten, auf welcher Leitung ich angerufen werde. Man kann die Nummer zeitlich schalten lassen. Es hält sich mit den Anrufen sehr in Grenzen.
    Da wundert es mich nicht, wenn manche Eltern dann in der Schule auf der Matte stehen, denn dieser schriftliche Kanal macht manches doch recht kompliziert.

    Ich muss hier Juditte ganz klar beipflichten, wenn es um die Gewalt der Schüler geht. Ich weiß auch ganz genau, über welche Art von Schülern sie schreibt und bin mir ziemlich sicher, dass einige hier keine konkrete Vorstellung haben, was und wer damit gemeint ist.
    Da ist sicherlich kein Lehrer, der sich von seinen Schülern verprügeln lässt. Zu so etwas sind die meisten dieser Schüler ja auch gar nicht körperlich/motorisch in der Lage. Und bei denen das so wäre, ist man sich dessen bewusst und hat sich etwas überlegt, wie man damit umgeht. Da wird im Kollegium drauf geachtet, dass man da eine Absicherung hat. Der nächste Kollege ist meist nicht weit oder es gibt einen I-Helfer. Da geht es eher darum, gekratzt oder gekniffen zu werden, unangehehme Geräusche etc.. Man überlegt sich auch etwas, wie man das auf Dauer abtrainieren kann. Das ist jetzt zu komplex, um das hier in aller Kürze darzustellen. Es ist ein Teil des Berufs an diesen Förderschulen und die Kollegen wissen auch, wo die Grenze ist.

    Die Ansicht, dass Förderschulen erhalten bleiben sollten und manche Schüler dort einfach besser aufgehoben sind, greift partei- und bundesländerübergreifend um sich. Hier nun Sachsen-Anhalt (CDU).


    Weiter so!


    Hier in Hessen ist es genau so. Das neue hessische Schulgesetz sagt zwar nicht allzu viel zur Inklusion und zu den FS Sehen, Hören und Körperbehinderung ist gar nichts drin, aber Verordnungen und die Umgestaltung der derzeitigen Verhältnisse sprechen Bände. Stationäre Systeme, sprich Förderschulen, bleiben (weitestgehend) bestehen und werden nicht weiter in Frage gestellt. Für die seltenen Behinderungen wie Hören, Sehen und Körperbehinderungen gibt es die ambulante Beratung und das war's. Es werden keine Klassen mehr verkleinert, was in meinen Augen noch machbar gewesen wäre. Von uns als Fachpersonal abgedeckte Förderstunden wird es auch nur in einer sehr begrenzten Anzahl von Extremfällen geben. Es ist bei unserem riesigen Einzugsbereich organisatorisch schlicht und ergreifend nicht anders machbar. Ich wüsste auch beim besten Willen nicht, wie das funktionieren sollte. Das fängt ja schon dabei an, wer was übernimmt, denn nicht jeder von uns kann alles und in jedem Jahrgang fördern. Wenn ich irgendwo an einer Regelschule gezielt und sinnhaft fördern sollte, bräuchte ich dafür ja schon mindestens drei oder vier Stunden Einsatz bei dem Kind an mindestens zwei verschiedenen Tagen, damit es etwas bringt. Das wären dann fünf oder sechs Schulstunden Einsatz wegen der enormen Fahrtzeiten, die irgendwo verrechnet werden müssen, oder etwas weniger, wenn man es mit einem anderen Kind in der Nähe verbindet bekommt. Man müsste mich für diese Zeit auch entsprechend freischaufeln und an der Regelschule müsste man den Stundenplan darauf abstimmen. Bei ein paar wenigen Fällen kann man das machen, aber in der Fläche kann das organisatorisch nie und nimmer funktionieren. Wir sind ja auch auf fast jeden Kopf angewiesen, um bei uns eine Klasse zu leiten. Eine Klassenleitung mit nur drei Tagen in der Woche Anwesenheit an der Stammschule, geht bei uns einfach nicht.


    Um in der Inklusion etwas mehr leisten zu können (also öfter als bisher zu Beratungen kommen), bekommen wir laut unserem SL zwar eine Stelle mehr, die er natürlich auch nicht einfach besetzen kann. Der Markt ist bekanntlich leer. Mit unserer dritten Schwangeren sind wir jetzt schon wieder im Minus. Dass bei uns der Laden noch läuft, liegt wohl eher daran, dass wir weniger Kollegen in die Beratung geben als wir eigentlich müssten. Das kann ich auch voll verstehen. Bei uns kann nicht der Unterricht für eine gesamte Klasse ausfallen, damit wir umgerechnet einmal mehr im Jahr bei den Inklusionsschülern vorbeischauen können. Das steht in keinem Verhältnis.
    Das alles scheint wohl mittlerweile in Wiesbaden klar geworden zu sein, man schafft klarere Grenzen und verabschiedet sich von manchen unrealistischen Vorstellungen. Wie sich die inklusiven Schulbündnisse entwickeln wird man sehen müssen. Dass mehr Schüler wieder zur Förderschule gehen werden, ist absehbar und merken wir in diesem Schuljahr auch bereits. Die Eltern entscheiden mit den Füßen.

    Ich argumentiere bei solchen Problemem meist auf einer recht praktischen Ebene und hatte damit selten Probleme. Da ist natürlich oft Schlagfertigkeit gefragt und mir ist auch schon manches Argument erst eingefallen, als ich gerade zu Hause in meine Straße eingebogen bin. Da würde ich dann auch mal den Schulleiter aus dem Anfangspost fragen, wie es denn dann überhaupt möglich sein soll, so einen Wochenendtrip zu planen. Arbeitnehmer mit Gleitzeit können sich das so ja auch organisieren und im Prinzip haben wir viele Ähnlichkeiten damit. Wenn eine zusätzlich eingeschobene Konferenz sehr selten ist, kann man das auch nur schwer ins Kalkül ziehen. Bald habe ich eine Konferenz an einer anderen Schule und musste das auch auf unseren Konferenztag legen, weil es es eben auch deren Konferenztag ist. Käme meine Schulleitung mit einer Konferenz an genau dem Tag an, würde ich auch abwägen. Es müsste schon etwas verdammt wichtiges sein, dass ich so einen Außentermin absage. Die Kollegen der anderen Schule haben sich ja auch darauf eingestellt.
    Letztes Schuljahr habe ich mir die Augen lasern lassen. Das war medizinisch absolut nicht notwendig, da ich ja mit Brille alles gesehen habe, aber es gibt eben nur knapp ein Dutzend Termine im Jahr, wo das in der Klinik vor Ort gemacht wird - immer donnerstags. In den Ferien ist keiner, weil die auch Kinder haben und frei haben wollen. Sollte ich warten, bis das irgendwann einmal mit den hessischen Ferien und deren Terminplan günstig zusammenfällt? Es ging um zwei Tage, die ich fehlte, und mein Konrektor hat ohne großes Nachdenken und ohne wenn und aber grünes Licht dafür gegeben. :aufgepasst:


    Bei mir an der Schule sind es vor allem die Kolleginnen, die schnell in diesen Meckermodus fallen und schon so eine gewisse Tonlage haben, wenn sie so manches vortragen. Da denke ich schon teilweise als reiner Zuschauer: "Nö, so würde ich dir das erst recht nicht geben." Mich wundert es dann auch nicht, dass ich teilweise gewarnt werde, wenn ich zu einem aus der Schulleitung gehen möchte, dass ich das doch lieber ein andernmal machen sollte, weil sie schon die schlechte Laune abbekommen hätten. Zu mir war man dann aber richtig freundlich - schon seltsam. ;) Es gibt ein paar ruhigere Kolleginnen, da teile ich gerne mein Material, helfe aus und gebe Ratschläge, aber gegenüber anderen läuft das nur auf Sparflamme, weil sie darüber auch nur meckern würden, weil ihnen mein Material nicht passt oder meine Herangehensweise nicht ihrem Anspruch genügt. :hammer: Dann gibt's halt gar nix!


    Das mit dieser ganzen Technik nervt mich aber auch ungemein, denn das ist ein reiner Graus. Alles digital zu haben, erleichert einem doch vieles. Man kann einiges viel schneller verändern und anpassen. Da sind mir Copy and paste doch deutlich lieber als Schere, Kleber und Tippex. Da würde ich mich auch bei vielen Springstunden beschweren. Ich kann mir schon einiges mit an die Arbeit nehmen, aber für vieles brauche ich eben doch meinen voll ausgestatteten Arbeitsplatz. Der ist nun mal aus den gegebenen Gründen in meinen eigenen vier Wänden. An den Räumen zum ruhigen Arbeiten hapert es bei uns nicht und in jedem Klassenraum steht mindestens ein PC. Ob der das Dateiformat aber genau so anzeigt und bearbeitet wie meiner zu Hause oder er meinen USB-Stick mag, steht aber auch in den Sternen. Mit der Internetverbindung brauche ich erst gar nicht anfangen. War in meinem alten Klassenraum eine Klasse im nebigen Computerraum ging da in der Regel kaum etwas. Zuverlässig funktionsfähige Drucker sucht man auch vergebens. Das juckt unsere Verwaltung doch nicht. Hauptsache sie haben das ganze Zeug. Dass wir einen zusätzlichen Kopierer leasen, weil der eben deutlich mehr kann als die alte Möhre und wir das auch brauchen, aber man dann genau diese Funktionen sperrt, war eine der Blüten. Dass Mobiliar und Geräte, die ganz bestimmte Schüler haben müssen, damit sie überhaupt arbeiten können, von unserem Verwaltungsleiter ohne jede Rücksprache nicht genehmigt werden, ist eine weitere. Da fällt man einfach vom Glauben ab. Das sind leider Strukturen und Personen, an denen sich sogar unsere Schulleitung zum Teil ohne Erfolg abarbeitet. Da verdurstet man vor dem vollen Wassertank. :sterne: Da schalte ich dann auch lieber einen Gang zurück anstatt mich daran aufzureiben.

    @Krabappel
    Nirgendwo schreibe ich, dass ich alle in die Förderschule schicken will. Dafür betreue ich ja selbst genug Kinder und Jugendliche, bei denen es an der Regelschule gut läuft. Es mit so einer Polemik zu überziehen, ist ja natürlich schön einfach. Ich sehe aber auch bei einigen Schülern die Grenzen. Diese Woche hatte ich einen Regelschüler bei uns zur Hospitation, davor die Woche war ein anderer da - beide Klasse 7. Sie wollen von sich aus wechseln ohne einen Druck von außen - ihre eigene Entscheidung, die man sich reichlich überlegt.
    Bei den beiden Jugendlichen aus dem Artikel ist es genau so. Wenn es für das Mädchen die bessere Lösung ist, an die Regelschule zu gehen, dann muss sie mit der sozialen isolation in der Schule leben. Bei dem Jungen ist es das genaue Gegenteil: in der Schule ist es fachlich wie sozial top, aber das Internatsleben bringt eben Belastungen mit sich. Ihm scheint das erstere wichtiger zu sein. Löst man solche Schulen dann auf, nimmt man einem Teil der Betroffenen die Wahlmöglichkeit. Und ja - Inklusion ist nicht so einfach, wie man sich das mal so eben denkt. Manche Betroffene wollen es wohl selbst nicht und das ist dann ihr gutes Recht in meinen Augen.


    Was willst du mit den LH-Schülern? Um die geht es hier doch gar nicht. Auch wenn sie den Großteil der Förderschüler ausmachen, haben die anderen Förderschwerpunkte auch ein Anrecht darauf, mal gehört/diskutiert zu werden.



    sag bloß, du hast eine Kollegin mit Behinderung? Und die wird von euch so mir nichts dir nichts inkludiert? na das geht doch aber nicht! Die muss unter ihresgleichen sein! Da geht’s ihr viel besser, ganz bestimmt.

    Wir haben sogar zwei schwerbehinderte Kolleginnen. Beide wissen, wovon sie sprechen, und da sie eben Fälle in der Inklusion betreuen, wissen sie es erst recht. Eine davon ist eine von mir sehr geschätzte Kollegin, mit der ich auch privat befreundet bin und in einem Unterrichtsfach recht eng und gerne zusammenarbeite. Sie hat auch zwei Fälle betreut, wo mit Dolmetschern gearbeitet wurde. Sie ist selbst davon nicht begeistert gewesen. Mit Herrn Wocken hat sie auch mal darüber diskutiert, aber da gab's auch nur Plattitüden (Gebärden lernen die Mitschüler ja schnell - haha) und schiefe Vergleiche wie von dir auch (Dolmetscher in der Schule/Dolmetscher in der Diplomatie - geht's noch?).

    @Coyo
    Bei EH muss man sich schon sicher sein, dass man das will. Ich hatte mal eine kurze Phase zwischen Studium und Ref als I-Helfer gearbeitet und war an der EH-Schule. Dafür muss man wirklich gemacht sein. Die Kollegien sind häufig recht jung, weil einige sich nach einer Zeit versetzen lassen. Ich würd's auch nicht aushalten. Dass dir Bereich generell schon Spaß macht, ist allerdings ein Plus. Solche Kinder und Jugendliche findet man an jeder Schulart.


    @Krabappel
    Ich verstehe nicht, warum die SQ-Schule von dir wieder so abwertend genannt wird. Das ist die Förderschulart mit der mit Abstand höchsten Rückschulquote. Die meisten dieser Schulen gehen ja auch nur bis Klasse 4. Das ist alles voll im Sinne der Inklusion. Institutionen, die vorübergehend besucht werden und einen Übergang in den Regelbereich ermöglichen, werden von der UN-Charta ausdrücklich als legitim genannt. Die SQ-Schule Sek I sind eher EH-Schulen light - zumindest sind die Stellen in NRW dort auch so in der Ausschreibung beschrieben und das ist es, was ich dort beobachtet habe.

    Klar, warum nicht? Und ich würde reines Übersetzen erwarten. Wenn ich mit gehörlosen/ fremdsprachigen Eltern über Dolmetscher kommuniziere, schaue ich auch die Eltern an, nicht den Dolmetscher und rede nicht in der 3. Person.
    Ich hab auch schon beides erlebt: 1. Dolmetscher übersetzt 2. Dolmetscher übersetzt, interpretiert, wundert sich, schlägt vor... die Arbeit von Nummer 1 ist mir wesentlich lieber, denn ich will ja wissen, was die Eltern finden und meinen, nicht was der Dolmetscher findet und meint.
    (Wenn die sich sogar alle 15 min. abwechseln, muss das ja auch sehr anstrengend sein :ohh: ).

    Ja, das ist sehr anstrengend. Ab über einer Stunde Übersetzungsaufwand müssen es zwei Dolmetscher sein. Meine schwerhörige Kollegin hat auch immer zwei bei den Konferenzen dabei. Bei kleineren Teamsitzungen benutzt sie die Übertragungsanlage.


    Die Unterrichtssituation ist ja nicht nur ein Elterngespräch. Das hat ja alles viele viele Fallen für den Dolmetscher, auch wenn es nur um reines Übersetzen geht. Was soll er denn genau übersetzen? Nur den Lehrer, jedes Getuschel, wenn es gerade leise ist und nichts anderes zu übersetzen ist? Wird recht wörtlich übersetzt oder sinngemäß, weil das in Lautsprache anders formuliert wird. Führt er auch neue unbekannte Wörter ein, die hörende Kinder eben irgendwo mal aufgeschnappt haben und deshalb kennen, aber ein gehörloses nicht? Klärt er die Lehrkraft auch darüber auf, weil ein Experte dafür nun mal nicht jeden Tag im Hause ist?


    Dieses rein fachliche ist auch noch das unproblematische in der Konstellation. Wie soll man eine soziale Bindung zu seinen Mitschülern aufbauen, wenn man nie direkt mit ihnen kommunizieren kann? Das eine Mädchen aus dem Artikel ist ja in der Klasse isoliert. Nur ihre große Familie ist ihr eine Stütze. Das sind für mich krasse Probleme, die sich einer einfachen Lösung entziehen.
    Ist außerdem nicht jeder im System Schule automatisch eine pädagogische Person? Was ist, wenn das gehörlose Kind einen Streit hat und bei der Konfliktlösung lügt, was der Dolmetscher gesehen hat, weil er/sie ja ständig dabei ist? Wird dann die Lüge übersetzt oder soll er sagen, dass das so nicht stimmt? Tut er im Gegenzug bei den hörenden Kindern auch so, als wäre man eigentlich gar nicht dabei gewesen?

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