Es gibt für den aktuellen Sprachgebrauch keine in Stein gemeisselten Gesetze. Das ist ein weit verbreitetes Missverständnis bei diesem Thema. Sprache ist das, was ihre Sprecher draus machen.
Natürlich gibt es keine in Stein gemeißelten Gesetze, aber du machst es dir gerade mit dem Sprachgebrauchsargument deutlich zu einfach. Hier geht es um unterliegende Sprachstrukturen, die nicht so leicht abänderlich sind, insbesondere bei diesem Thema. Der Begriff Lehrperson befindet sich im Bereich der Lexik, während das generische Femininum (Lehrerinnen als Überbegriff) in die Morphologie eingreift. Ein neuer Begriff ist schnell eingeführt und fällt auch im Zweifel wieder schnell aus dem Sprachgebrauch. Grammatik ist etwas anderes.
Ob es jetzt um generische Lehrerinnen oder Lehrer*innen geht, ist da letztlich egal. Sie sind Hyperonyme, d.h. ein Zusatz zum Grundwort soll eine Bedeutungserweiterung verursachen. Dieses Prinzip gibt es im Deutschen schlicht nicht! Zusätze führen zu einer Bedeutungsumkehr (interessant > uninteressant) oder einer Bedeutungseingrenzung (Frau > Frauchen, im Sinne von Hundebesitz; Gebäude > Hauptgebäude, Angst > Heidenangst, sehr große Angst). Die Grundbegriffe sind deutlich offener als die abgeleiteten. Die femininen Formen sind auch nicht von einer männlichen Form sondern von der Grundform abgeleitet. Das kann man sehr schön darlegen:
Wöchnerin < *Wöchner (den gibt es bekanntlich nicht!)
Matriarchin < *Matriarch (gibt es auch nicht)
Umgekehrt ist es genau so: Macht man einen Braten aus einem Puter, ist es eben auch ein Putenbraten und kein *Puterbraten. Hier schlägt das Grundwort wieder zu, da Sprachen eben zur Einfachheit neigen und mit Vagheit sehr gut klarkommen.
Hier wird auf ein paar Ersatzwörter wie Lehrperson oder Studierende (funktioniert eh nur im Plural!) verwiesen, die sich mittlerweile etabliert haben. Dass die hochproduktive Endung -er mit tausenden von Begriffen durch einzelne Neuschöpfungen - mal mit -kraft, -mensch, -person, Partizip, nicht-movierbare Anglizismen wie Consultant oder sonstigem - ersetzt wird, ist reichlich abwegig. Man bräuchte eine in etwa gleichwertig produktive Wortbildungsstrategie. Die gibt es aber schlicht nicht! Es wird also folglich bei bestimmten Begrifflichkeiten bleiben. Wer soll sich das denn sonst alles merken?
Man muss sich auch mal vor Augen führen, was diese Ersatzwörter letztlich bringen. Hier werden movierbare Maskulina durch Femina (der Lehrer > die Lehrkraft) ersetzt. Diese werden nach jetzigem Sprachgebrauch nicht moviert. Wenn eine sexusspezifische Movierung so stört, kann man sie auch einfach beim Grundbegriff weglassen. Außerdem sind sie derzeit nicht movierbar. Ein *Lehrkräfterich oder *Lehrpersoner als eindeutig männliche Bezeichnung wäre aber problemlos möglich und eigentlich folgelogisch, wenn Genus und Sexus immer übereinstimmen sollen. Außerdem wird Lehrperson auch mit den Pronomen sie/ihr fortgeführt, was man ebenso als Verweis auf Geschlecht auffassen kann und zunehmend würde. Wenn Frauen nicht mit Maskulina bezeichnet werden sollen, gilt dies umgekehrt genauso.
Wer meint, dass das lächerlich sei, sei auf Gast verwiesen. Noch vor kurzem ganz klar ein geschlechtsneutrales Wort wird es zunehmend zu Gästin moviert. Kreative Wortneuschöpfungen wie *Fanin und *Krankenschwesterin habe ich auch schon gehört. Frauen sind dann irgendwann Menschinnen, eine völlig neue Spezies.
Ich kann mich nur wiederholen: Ich kann verstehen, was einen am generischen Maskulinum stört, aber alle Alternativen sind deutlich unattraktiver.