Beiträge von Frapper

    Wikipedia schrieb (stellvertretend für die einzelnen Bundesländer):


    "Studienseminar, das: Rechtlich handelt es sich um den Schulen und ihren jeweiligen Organisationsformen zugeordnete Einrichtungen, die der Aufsicht des Staates unterstehen und weisungsgebunden sind, im Unterschied zu den Universitäten, für die die Verfassungsgarantie der Freiheit von Forschung und Lehre gilt."

    In der Verfassung mag das stehen, aber wie belastbar ist das wirklich? Ich habe noch meinen Uni-Mail-Account und sehe dadurch, was an der Uni so an Meldungen kommen. Wie viele Hände aus Politik und Wirtschaft die Rektorin schüttelt. Die reden bestimmt immer nur über das Wetter. ;)
    Dazu kommen noch die ganzen Drittmittel, von denen Unis zunehmend abhängig werden (daran sind ja auch NIE Erwartungen geknüpft *Ironie*). Da wird knallhart nach gegangen und was am meisten Prestige bringt, bekommt die meiste Kohle. Lehramt hat null Prestige und deshalb haben die Leute dort die niedrigsten Gehälter und geringsten Forschungsetats.
    https://www.zeit.de/2015/11/dr…hael-hartmann-hochschulen


    Ich bin wirklich kein Fan von Verschwörungstheorien, aber man kann nicht leugnen, dass da etwas im Gange ist, was nicht so gut für die Qualität der Unis in unserem Bereich ist.

    Hallo DeadPoet,


    dann gib du "der Praxis den Vorzug", das sei dir unbelassen.
    Es wirkt aber schon recht kurios, einem Fachbuch aus der Schulpsychologie (basierend auf solider Forschung) einen FAZ-Artikel entgegenzusetzen. Das spricht für sich. Da kann ich dann auch nichts mehr dazu sagen.


    der Buntflieger

    Oh Mann, von deiner Forschungsgläubigkeit solltest du echt mal runterkommen. Da wird so viel Mist verzapft, dass ein Großteil an Forschung vermutlich für die Tonne sein wird. Seit in den Unis auch ein unglaublicher Druck reingekommen ist und die Leute sogar neben ihrer wachsenden Lehrverpflichtung eine verpflichtende Anzahl an Publikationen in den Verträgen stehen haben, ist es doch logisch, dass irgendetwas darunter leiden muss. Einen Uniaussteiger kenne ich sogar persönlich. Da kam der Chef mit der Ansage: "Wir müssen mal wieder etwas publizieren; hast du was?" - "Nö, eigentlich nicht, dauert halt noch, bis da was gescheites bei rumkommt." - "Ist egal. Schreib das zusammen, was du hast." Dann wird das halt im Zweifel hingebogen. Da geht in der derzeitigen Unilandschaft leider einiges den Bach runter.
    Dazu kommt in diesen ganzen Humanwissenschaften, dass das alles sehr auf (wertender) Beobachtung komplexer Situationen basiert. Wie will man das denn alles sauber operationalisieren?!? Wie will man denn genügend große Stichproben mit vergleichbaren Kontrollgruppen finden (in meinem kleinen Förderschwerpunkt aufgrund der niedrigen SuS-Anzahl teilweise wirklich unmöglich!) bzw. die Mittel dafür bekommen?


    Meine zwei Lieblingsbeispiele sind folgende:

    • In meinem Mathestudium haben wir die Forschungsergebnisse zur Effektivität der verschiedenen Verfahren der schriftlichen Subtraktion bearbeitet. Hat man sich das reingezogen, war ein bestimmtes Verfahren den anderen überlegen, weswegen sich viele Schulbücher danach derzeit richten. Ich habe es einmal so eingeführt und es war eine Katastrophe. Das übliche Verfahren haben sie aber hinbekommen. Ich habe jahrelang die SuS aus unserer Grundstufe in Mathe bekommen, die die schriftliche Subtraktion auch so beigebracht bekamen. Es ist echt ein Jammer, dass die das nicht beherrschen. Viele Quereinsteiger hatten noch Mathelehrer vom alten Schlag und konnten es. Diese Forschung ist leider echt nicht das Papier wert, auf dem sie steht!
    • Im Zeichen der Inklusion werden selbstredend auch neue Lehrstühle dafür eingerichtet und auch die Forschung soll starten. Natürlich werden für diese Posten keine Kritiker eingestellt oder Leute, die der ganzen Sache neutral gegenüberstehen (Vor- und Nachteile sehen), sondern Anhänger. Natürlich spiegeln die Forschungsergebnisse das wieder, ob das nun stimmt oder nicht. Zu viele skeptische Worte, würden vermutlich dazu führen, dass der Vertrag nicht verlängert wird oder sogar ein Lehrstuhl wieder abgeschafft wird.


    Gebe ich der Praxis gegenüber der Forschung den Vorzug? Natürlich, alles andere wäre töricht. Ich arbeite nicht in der Forschung, sondern in der Praxis, und grobe Fehler oder völlig falsche Annahmen haben für mich im Gegensatz zu den Leuten von der Uni reale Folgen, die ein Kollege oder ich ausbaden muss. Die Eltern beschweren sich ja nicht bei den Unidozenten für ihre verqueren Aussagen in der Lehre, die dann folglich in die Praxis umgesetzt werden, sondern bei mir.
    In Sonderpäd und PoWi hatte ich viele Dozenten, die vorher Lehrer waren oder in Sonderpäd im außerschulischen Feld gearbeitet hatten. Da habe ich recht viel gelernt, womit ich etwas anfangen konnte. Wobei man merkte, dass manche sich mit den Jahren auch von der Realität entfernten. Die Leute aus den Erziehungswissenschaften waren nicht so dolle. Dass sie nur eingeschräkte Praxiserfahrung hatten, merkte man ihnen deutlich an. Die hatten es sich in ihrem Elfenbeintürmchen so richtig bequem gemacht. Viel davon hätte ich mir wirklich sparen können.

    Ich habe mal ein Foto meines alten Klassenraums hochgeladen. Wir haben Whiteboards mit zwei ausklabbaren Flügen in allen Klassenräumen. Ein Beamer und Lautsprecher gehören auch dazu, wobei die Soundwiedergabe mittlerweile über die Hörbäume (ganz rechts im Beld auf dem Stativ) läuft.
    Ich bin mittlerweile ein Freund davon. Im Unterricht werfe ich die Merkkästen/Tafelanschriebe usw. so an die Tafel. Das spart mir das ständige Anschreiben und ich kann es in Windeseile iederzeit aufrufen, falls es nötig ist. Mehr als Word, pdf, Video, google und CD-Wiedergabe mache ich aber auch nicht. In Englisch hatte ich Interaktive Tafelbilder, was für die SuS eine nette Abwechslung war. Das mit den elektronischen Stiften habe ich am Anfang mal gemacht, aber ich habe es irgendwann gelassen. Ständig musste man es neu kalibrieren, je nach Raum ging das auch gar nicht mehr. Beim Besprechen von ABs kann ich trotzdem die Tafel benutzen. Einfach die beiden Flügel zuklappen und mit dem Tafelstift drüberschreiben.


    Vorteile: so schwierig sind Grundfunktionen nicht. Das bekommt man hin und die Flügel hat man ja immer noch zum normalen Schreiben. Einiges kann man schön einfach nach Bedarf aufrufen. Mit den Tafelstiften lässt sich recht einfach schreiben. Wenn ich in der Beratung mal an eine normale Kreidetafel schreibe, ist das sauschwer für mich. Ja, manchmal sehen die Tafeln ein wenig schmuddelig aus, vor allem Schwarz geht am schwersten ab. Eine Runde Glasreiniger ab und an und das Problem ist gelöst.


    Nachteile: wenn mal etwas kaputt ist, steht man unter Umständen da und es dauert, bis es repariert ist. Ich erinnere mich an einen kaputten Beamer, der ersetzt wurde. Da es ein neueres und damit leichteres Modell war, ging die Tafel ständig nach oben :zahnluecke: Für mich 2m-Mann kein Problem, aber da musste dann erst einmal nachjustiert werden. ^^
    Dann hängt das Ding eben am hausinternen Server. Unsere Leitungen sind uraffig alt und je nach Raum dauert es wirklich Minuten, bis man eingeloggt ist. Die Übertragungsgeschwindigkeit ist dann teilweise unterirdisch. In ein paar Räumen gibt es keine Telefonleitung, sondern das Internet kommt aus der Steckdose. Das ist richtig grausam! ;(
    Bei den Whiteboardmarkern gibt es nicht so viele Farben wie bei Kreide. Ich habe Schwarz, Dunkelblau, Rot und Grün. Es gab auch mal Orange und Violett, aber die hat unsere tolle Verwaltung nicht mehr bestellt, weil zu wenige sie benutzen.

    Natürlich habe ich eine Anspruchshaltung gegenüber meinen Kindern.

    Ich habe das Gefühl, du verstehst nicht, was ich meine. Es gibt einen Unterschied zwischen ("normalen") Ansprüchen und deinen doch sehr weitgehenden Ansprüchen, die auch immer an etwas sehr konkretes gekoppelt sind. Es gibt schon einen Unterschied zwischen Ansparen für später, wenn man es verwenden will, und Ansparen, wenn eine sehr konkrete Bedingung X erreicht wurde.
    Meine Eltern hatten nichts für mich angespart. Ich wurde ganz normal unterstützt im Studium. Zu meinem BaföG habe ich 150 Euro dazubekommen. Das zweite Auto, das meine Eltern zu viel hatten, durfte ich haben. Ich bin zwar nicht auf dem platten Land aufgewachsen, aber um effizient von A nach B zu kommen, ist ein Auto hier schon nötig. Deshalb gab es auch den Führerschein für mich ohne irgendwelche Fragen. Im Stduium und schon als Schüler hatte ich Gelegenheitsjobs wie Nachhilfe, Fahrgäste zählen, Versuchskaninchen in der Arbeitsphysiologie, so typisches Zeugs halt.


    So what? Wenn das Kind nicht ins Ausland geht, zwingt ihn keiner. Aber die dafür gedachte Rücklage wird ihm aber nicht zum verjubeln gegeben. Dann werden die fiktiven Kosten eines Auslandsschuljahres vom Depotwert abgezogen.

    Würdest du denn mit dir verhandeln lassen, z.B. statt dem Auslandsjahr den Führerschein oder so etwas ähnliches? Ansonsten fände das heftig und weiß, dass die Gefahr hoch ist, dass sich so die eigenen Kinder von einem entfremden können. Oft genug sind Eltern nicht Vorbild, sondern man will eventuell genau so nicht werden, auch wenn man es gut meint.

    Ich hatte Mathe für die Grundstufe als kleines Fach (Sopäd-Studium). In NRW müssen die Primarstufler sowohl Deutsch als auch Mathe in Grundzügen belegen. Mein kleines Fach hatte nicht wesentlich mehr Veranstaltungen als die Primis und das war machbar. Zu den beiden großen Vorlesungen gab es jeweils ein Tutorium und die Seminare waren machbar. In Dortmund gab es allerdings auch ein eigenes Institut für Mathematik als Unterrichtsfach. Das war immer getrennt von den richtigen Mathe-Studenten.

    Bei uns kocht das jede Stufe oder jeder Lehrer so sein eigenes Süppchen. Immer wieder wird irgendetwas daran verändert.


    Variante 1 aus der Mittelstufe: Jeder Klassenlehrer macht, wie er das will. Die Absprachen diesbezüglich klappten ganz gut. Manche haben eine selbsterstellte Word-Tabelle in dem Karteikasten im Sekretariat liegen, wo man alles einträgt,. Da können dann die Fachlehrer eintragen oder ihr Notenzettelchen reinlegen oder sie legen den Zettel ins Fach einen halben Meter weiter oder schicken es einem per Mail über unser internes Mail-Programm. Der Klassenlehrer trägt um und präsentiert die Übersicht in AV/SV auf der Zeugniskonferenz. Da man sowieso umtragen muss, sparen sich manche die Word-Tabelle gleich von Anfang an. Die Noten werden abgestimmt, das kommt ins Protokoll und das seit anderthalb Jahren in die Klassenakte, die vor den einzelnen Schülerakten hängt. Was dann damit passieren wird, weil die Klassen ab Klasse 7 neu gemischt werden, steht noch im Raum. Darüber hat man sich keine Gedanken gemacht. Dass das ein bisschen blöd ist, fiel der Sekretärin auf.
    Ich nehme mir Zeugnispapier mit, um die Zeugnisse zu Hause am Rechner zu tippen und auszudrucken. Ich könnte das auch in der Schule machen, aber bei den Gerätschaften dort, tue ich mir das nicht freiwillig an!
    Früher kam das Protokoll in einen bestimmten Ordner im Konrektorbüro, was absolut furchtbar war. Da kam ich nur ran, wenn er da war. Wenn er das denn war, war er mit der Planung für das nächste Schuljahr beschäftigt, wollte absolute Ruhe haben und hat einen nur angefaucht, dass man raus solle. Bis zu einer Woche hat das gedauert, bis man mal einen Moment gewogener Laune erwischt hat oder es einem mittlerweile egal war, wie sehr man angemault wurde. :zahnluecke: Ich will ja auch nur meine Arbeit machen.


    Variante 2 aus der Hauptstufe: Es gibt eine vorgegebene Tabelle, die für die gesamte Zeit in der Hauptstufe reichen soll, die völlig unübersichtlich ist und man minutenlang braucht, um seine drei Noten einzutragen. Das "Schöne" an dieser Tabelle ist, dass mein Fach Hörgeschädigtenkunde nicht darin auftaucht, ich das immer wieder sage, jedes mal nichts passiert, ich dann schaue, welches Fach ich stattdessen streiche oder es letztendlich doch per Mail schicke.


    Klingt doch nach einem Traum, oder? :/

    @Yummi
    Deine Einstellung erinnert mich an die Eltern meines besten Freundes aus Schulzeiten. Sie hatten auch einen großen Anspruch an ihren Sohn. Das Ergebnis ist, dass er seit dem Studium immer allermindestens 200 km zwischen sich und ihnen haben will und nur selten nach Hause fährt. Das finde ich persönlich traurig.

    Anmerkungen ähnlicher Art findet man auch in der Fachliteratur: "Um mit der Unterrichtsplanung beginnen zu können, benötigen Sie erstens ein Thema und zweitens eine kluge Idee zur methodischen Umsetzung." (Hilbert Meyer, "Leitfaden Unterrichtsvorbereitung", S. 30). Aha. Woher kommt denn diese kluge Idee zur methodischen Umsetzung, lieber Hilbert Meyer? Keine Antwort. Schweigen im Walde.

    Wer bringt Künstlern bei, wie sie auf Ideen kommen? Niemand, sie haben sie einfach! Damit sind sie gesegnet und viele andere eben nicht!


    ich muss dich leider enttäuschen, es gibt - so ist die Forschungslage - keine ausgewiesene "Lehrerpersönlichkeit". Es gibt nur einige vage Persönlichkeitsdimensionen, die bei Lehrern (laut Selbstauskünften) besonders ausgeprägt sind. So z.B. Extraversion, Gewissenhaftigkeit und geringerer Hang zum Neurotizismus. Ansonsten gibt es noch Extreme der Persönlichkeit, die ungeeignet sind, aber die würde wohl auch ein Laie als ungeeignet erkennen können, dafür benötigt es kein Referendariat.
    Mehr gibt es nicht. Die "Lehrerpersönlichkeit" ist ein gern geglaubter Mythos.

    Es gibt auf der Welt mehr als zwischen zwei Buchdeckel passt. Lass deine dusselige Forschungslage beiseite. Sie bringt hier nichts.
    Hier haben sich genug Lehrkräfte mit jahrelanger Erfahrung geäußert, dass die Lehrerpersönlichkeit entscheidend für die Ausübung des Berufs ist. Man kann das annehmen ... oder eben nicht und damit auf die Nase fallen. Wäre ich Fachleiter und würde mit dir in einer Nachbesprechung über das Thema Lehrerpersönlichkeit diskutieren und es würde laufen wie hier, wäre ich einigermaßen entsetzt. Schon allein dieser Halsstarrigkeit wegen.

    Ich habe hier schon einige Ordner rumstehen. Ich versuche zwar alles möglichst in digitaler und Papierform hier zu haben, aber ich habe deutlich mehr Papierkram als digital. Durch mein Förderschuldasein brauche ich immer z.B. in Englisch noch einiges zusätzliches Übungsmaterial für meine lieben Kleinen, was ich mir so zusammenkopiere. Generell muss ich mir meinen Kram zusammensuchen, weil es immer auf unsere SuS passen muss. Da ich einiges an Fächern einmal mache und dann oft etwas neues an Unterricht reinbekomme, steht das meiste ungenutzt rum.
    Ich miste nur wenig aus, weil die Chance da ist, dass ich das doch wieder mal auf meinen Stundenplan bekomme. Dann kann ich immerhin weite Teile des alten Krempels verwenden, auch bei neuem Lehrwerk. Nächstes Jahr habe ich mal wieder Geschichte Klasse 7, was drei Jahre im Regal vor sich hinstaubte, aber nach den Ferien wieder zum Einsatz kommt.
    Dazu muss ich aber sagen, dass ich auch erst seit fünf Jahren plus 1,5 Ref ansammle. Lehrwerke habe ich hier wenige stehen, da ich die von der Schule leihe. Es sind mehr so Werkstätten, Handreichungen und Co.


    Das liegt auch vermutlich an meiner Arbeitsweise: Kopiervorlagen zu einer Unterrichtsreihe in Klarsichtfolie mit Lösung dahinter in einen schmalen Ordner, in der Schule kopieren und für die nächsten Wochen gewappnet sein. In Hörgeschädigtenkunde gibt es kein Lehrwerk, weswegen das allermeiste selbst erstellt ist. Da spart mir das unglaublich viel Arbeit.

    Am Anfang ging es mir ähnlich an meiner Schule. Ich wusste gar nicht, was manche Kolleginnen hatten, aber das hat alles immer eine Vorgeschichte - teilweise über Jahrzehnte! Nachdem befreundete Kolleginnen und ich ähnliche Konflikte mit besagten durch hatten, wussten wir genau, was sie meinten. Da kommt man auch manchmal auf keinen gemeinsamen Nenner in gewissen Dingen und eine Seite setzt ihren Kopf einfach durch. Dieses "Lästern" ist dann gefühlt die einzige Form, um sich dagegen zur Wehr zu setzen und mal Dampf abzulassen.
    Wichtig ist, dasss man da nicht verbittert wird und so eine generelle Anti-Haltung einnimmt. Von denen halte ich mich dann lieber fern, weil es mich runterzieht.


    Manche Leute, gerade wenn sie sich sehr lange kennen, sind da einfach ein bisschen grober miteinander; das wirkt auf Aussenstehende/Neue dann erstmal befremdlich.

    Zum einen das, aber bei manchen habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass es auf normale Art und Weise gar nicht ins Bewusstsein vordringt. Getreu dem Motto: "Es wurde mir normal und freundlich gesagt, wie schlimm kann's schon sein?!?" Da muss man immer erst größere Geschütze auffahren und es hat seine ganz eigene Dynamik. :zahnluecke:

    Es ist einfach so, dass die Persönlichkeit eines Menschen kaum veränderbar ist, daher ist es auch sehr sehr ungünstig, diese im Rahmen einer Ausbildung als solche zu kritisieren, selbst wenn man verbindliche Merkmale der Persönlichkeit hätte (was nicht der Fall ist) und sich an verbindlichen Beurteilungsstandards (was auch nicht der Fall ist) orientierten könnte/würde.

    Mit diesem Absatz habe ich so meine Probleme, weil ich da einen Kollegen im Kopf habe, den ich zwar gut leiden kann, aber ich genau um die Probleme mit ihm weiß. Er hat eine sehr monotone Stimme, fast gar keine Mimik und Gestik und auch sein Mundbild ist sehr undeutlich. Er ist so einer, der die Zähne nicht auseinanderkriegt. Das ist an einer Schule für Schwerhörige überhaupt nicht gut und sein früherer Mentor erzählte mir, dass das in der Ausbildung an ihm kritisiert wurde. "Der ist halt so, da kann man nichts machen." wurde damals gesagt. Dazu kommt, dass er schon etwas verschroben ist. Auf der einen Seite ist es natürlich klar, dass er sich nicht in einen anderen Menschen verwandeln kann, auf der anderen Seite verzweifeln einige hochgradig schwerhörige Schüler bei ihm im Unterricht und eine Klassenleitung will man ihm auch nicht geben. Wenn's geht, unterrichtet er nicht einmal ein Hauptfach, weil's dann meistens Terz gibt.


    Du bist ja nicht alleine gegen die Fachleiter in dem Gespräch. Was sagen denn deine Mentoren dazu? Stimmen sie zu oder sehen sie es als ungerechtfertigt an?
    Eine Kollegin von mir hatte einen sehr übergriffigen Fachleiter. Irgendwann hat ihr Mentor dann bei einer Nachbesprechung den Schlussstrich gezogen, ist mit ihr gegangen und hat den Fachleiter da sitzen gelassen. Es ging eine Meldung ans Seminar und dann war es besser. Wenn da so eine Mail bei der Leitung des Seminars eintrudelt, wird das für den Fachleiter auch kein angenehmes Gespräch mit dem Vorgesetzten werden. Es gibt zwar solche heftige Fälle, aber das ist selten.

    Dann zitiere ich mal aus der Psychologie: "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile." Man wird das nie ganz genau auseinandernehmen können und wie das alles genau ineinandergreift, aber die Wirkung der Lehrerpersönlichkeit kann man einfach nicht verleugnen.

    Dann solltest Du ja locker in der Lage sein, uns diesen Begriff - so diffus er auch ist - ein bisschen zu erläutern.

    Ich finde, hier sind die zentralen Punkte sehr gut aufgezählt. Authentizität würde ich noch hinzufügen.

    Denn man merkt, dass sie mit Kindern nichts anfangen wollen oder können. Dass ihnen Empathie fehlt, dass sie - wenn die SchülerInnen nicht so reagieren, wie sie es geplant haben - den SchülerInnen persönlich beleidigt sind etc.


    aber Empathie, Verständnis, Geduld, Frusttoleranz gehören für mich dazu - wenn die fehlen, wird es als Lehrer schwierig.


    Ja, verschiedene Lehrpersönlichkeiten können (denselben?) Unterrichtserfolg generieren. Das widerspricht aber nicht der Aussage, dass es genau auf diese Persönlichkeit ankommt. Es gibt mehrere "positive" Lehrerpersönlichkeiten, aber es gibt auch "Persönlichkeiten", bei denen der Unterrichtserfolg schlicht und ergreifend schwieriger zu erreichen sein wird (oder gar nicht).

    Das würde ich auch so unterschreiben.


    Hallo DeadPoet,
    schön und gut, aber wie willst du diese "Persönlichkeiten" sinnvoll objektiv beurteilen? Das geht doch nur dann, wenn du das Handeln der Person in den Blick nimmst und die Auswirkungen, die dieses hat. Auf die persönliche Ebene zu gehen, ist in der Regel nicht der Weg zum sachlichen Feedback - würde man als Lehrer ja auch nicht machen gegenüber einem Schüler.


    Sachen wie "Frusttoleranz", "Verständnis" und "Geduld" etc. sind Etiketten, die erst noch konkretisiert/erklärt werden müssen. Beispiel: "Du hast in Situation X Geduld und Verständnis gezeigt, da du Schüler Y nicht angeschrien, sondern ihn ins Unterrichtsgeschehen eingebunden hast..." etc.


    der Buntflieger

    Da du kein programmierter Roboter bist, hat deine Reaktion im Unterricht immer irgendetwas mit deiner Persönlichkeit zu tun. Genauso sind die SuS ja auch keine reinen Wissens- und Kompetenzverwerter, die einfach nur den richtigen Input und Code brauchen, um zu funktionieren. Sie merken schon ziemlich genau, was der oder die da vorne für eine Einstellung ihnen gegenüber hat.

    In solchen "Büchern" kann man auch nachlesen, warum das nicht funktionieren kann und weshalb "Lehrerpersönlichkeit" kein professionelles Kriterium der Unterrichtsbeurteilung sein kann.

    Verzeihung, aber damit kann ich das alles nicht mehr ernst nehmen.


    Vielleicht liegt es auch daran, dass ich an einer Förderschule arbeite und meine S-L-Beziehung durch die kleinen Klassen immer eine wesentlich engere ist, dass ich das so sehe. Durch meine Beratungstätigkeit sehe ich aber auch jede Menge Unterricht von der Grundschule Klasse 1 bis zum Gymnasium und sehe mich bestätigt, dass die Lehrerpersönlichkeit - so diffus dieser Begriff auch ist - in der Regel ein zentraler Punkt ist, wenn nicht sogar der wichtigste. Ich hätte ohne das eigentlich überhaupt gar keine Arbeitsgrundlage.


    Ich glaube zudem auch, dass ein gescheiter Fachleiter genau merkt, wie der Draht zu den SuS ist. Die SuS können einen bei nicht so doller Beziehung verdammt hängen lassen oder sich trotz nicht runder Planung erstaunlich gelassen zeigen und produktiv arbeiten, weil sie es für den Ref tun. Letzteres ist mir im Ref bei einem UB passiert, was meinem Fachleiter aufgefallen ist, und bei einem anderen in einer anderen Lerngruppe hat mir ein Fachleiter ziemlich direkt gesagt, dass meine Beziehungsarbeit bei einem Schüler offensichtlich nicht so gut laufe. Das lag in dem Fall nicht unbedingt an mir, weil ich den Schüler nur zweimal in der Woche im Unterricht hatte, was für so einen schwierigen Förderschüler halt zu wenig ist. Er hatte mit seinem Urteil aber absolut Recht. Ich hatte den Rat angenommen, ein paar Wochen lang zusätzlich in der Klasse eine Hospitationsstunde gemacht und mich etwas intensiver mit dem Schüler beschäftigt. Es war danach sichtlich besser, was mir mein Fachleiter auch bestätigte.

    Hallo kodi,
    das ist völlig richtig, aber was bringt einem das, wenn sich Seminar/Fachleiter/Mentoren etc. nicht wirklich für die empirischen/fachwissenschaftlichen Seiten ihres Berufes interessieren? Und wenn sie es doch tun, diese nicht kontrovers (im Sinne echter Wissenschaftlichkeit) reflektieren können/wollen?


    der Buntflieger

    So richtig verstehe ich diesen Punkt nicht oder er hängt im luftleeren Raum. Da war ein Fachleiter in deinem Unterricht und hat gemerkt, dass da irgendwas nicht gut oder ganz rund läuft. Dann geht es darum, etwas zu verändern, um in dieser ganz bestimmten (vielleicht auch recht speziellen) Lerngruppe den Lernerfolg zu verbessern. Was nützt mir da ein fachdidaktisches Buch mit seinen recht abstrakten Ideen? Ich brauche doch eben eine ziemlich konkrete Idee. Vor allem wenn es um die Lehrerpersönlichkeit geht (also den Draht, den man zu den Kindern hat), finde ich solche Bücher nicht besonders hilfreich.
    Vielleicht erwartest du in manchen Punkten auch etwas viel von den Fachleitern. Sie sehen eine Stunde in einer bestimmten Lerngruppe, die durch die Besuchssituation zudem nicht zu 100% repräsentativ ist, und sollen dann haarklein sagen können, woran es liegt. Sie sind auch nur Menschen und haben vielleicht nur ein Bauchgefühl (was vermutlich aber durch jahrelange Erfahrung unterfüttert ist). Da wäre für mich der Mentor eher die richtige Adresse, um das konkret herauszufinden.


    Ich hatte von einem Fachleiter so ein didaktisches Pentagramm (Ziele, Methoden, Medien, Verhalten der SuS, Rolle der Lehrkraft) bekommen, anhand dessen wir reflektieren konnten. Fand ich gut. Ein Fachleiter von mir war recht wischi-waschi, aber bei meinem Mathefachleiter hatte ich am Ende recht konkrete Ziele/Aufgaben für den nächsten Besuch auf dem Protokoll stehen.

    Die Inklusion steht oder fällt mit der Akzeptanz derjenigen, denen die Inklusion zum Nulltarif auf´s Auge gedrückt wurde. Räumlichkeiten sind da sekundär.

    Da bin ich voll bei dir. Personal ist das Wichtigste. Dir nützen aber auch keine zehn Werklehrer etwas, wenn du den Raum nicht hast und ihn auch nicht bekommst. Das eine kann man nicht ohne das andere denken.

    Das ist keine Inklusion.


    Das ist gesetzlich nicht vorgesehen und ist auch keine Inklusion.

    Was ist denn dann Inklusion? Dass alle - vom Gymnasiasten bis Schwerstmehrfachbehinderten - die ganze Zeit im gleichen Raum aufeinanderhocken, weil irgendwelche weltfremden Traumtänzer meinen, das müsse so sein und wäre ganz toll?


    Wer Kurse mit A, B und C hat, wo die SuS nach Leistungsvermögen separiert werden, sollte auch einen D-Kurs aufmachen können. Die SuS haben unterschiedliche Bedürfnisse und Fähigkeiten, denen man gerecht werden sollte. Das gilt es einfach anzuerkennen. Zu sagen "Nö, einen speziell auf euch zugeschnittenen D-Kurs bekommt ihr nicht. Ihr sollt ja nur dabei sein, aber es soll sich nicht nach euren tatsächlichen Bedürfnissen richten.", verdreht ja jeden Bildungsvorsatz ins Gegenteil. Ich sehe auch nicht, wo sie das benachteiligen würde. Sie werden schlicht und ergreifend behandelt wie alle anderen auch. Die Gyms bekommen ihre zweite verpflichtende Fremdsprache und der Rest macht etwas anderes, was sie voranbringt. Das ist mit einem unrealistischem "aber immer nur alle zusammen"-Dogma natürlich nicht vereinbar, aber für das habe ich auch null Komma null übrig.
    Bei uns sind die LE-SuS in Klasse 7 und 8 an einem kompletten Tag der Woche in einer der Schülerfirmen (Küche, Werkraum, manchmal auch Textil bei Bedarf), in Klasse 9 einen Tag der Woche in einem Betrieb. Das tut ihnen sehr gut und bereitet sie auf das Berufsleben vor. Das bringt ihnen allemal mehr als im Unterricht der H-Klasse geparkt zu werden. Dafür braucht man eben die entsprechenden Räume, die ein Gymnasium nicht hat, aber eine Gesamtschule schon.

    @SteffdA
    Das sehe ich ganz genau so. In Hessen sollten Schulen ihre eigenen Fachcurricula schreiben (wozu gibt es eigentlich verbindliche Lehrpläne?). Bei uns wurde das auch nur da getan, wo es als sinnvoll erachtet wurde, also z.B. unsere eigenen Sachen wie Hörgeschädigtenkunde, wo es nichts von oben gibt. Sehr viele Schulen haben das ausgesessen und hatten folglich keins. Schwups kam dann eins aus Wiesbaden für alle, die noch keins hatten.

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