Beiträge von Frapper

    Masterarbeiten sind normalerweise nicht als Monographie interessant. ich würde vielleicht einen Aufsatz daraus stricken und versuchen, das in einer entsprechenden Zeitschrift unterzubringen.

    Da hast du Recht. Wenn aber etwas Empirisches in der Masterarbeit ist und das Feld kaum beforscht wurde, kann es durchaus interessant sein. Ich hatte etwas Empirisches gemacht und eine ziemlich umfangreiche Zusammenfassung der bisherigen deutsch- und englischsprachigen Forschung geschrieben (gab es bisher noch nicht). Ich habe es mit Vorwort vom Prof veröffentlicht und einen Zeitschriftenartikel geschrieben. Dreimal war ich auch an der Uni und habe eine Seminarsitzung dazu gestaltet. Finanziell hat sich das definitiv gelohnt! Fürs Verlegen musste ich 150€ bezahlen, habe aber 850€ von der VG Wort bekommen plus ein bisschen was für den Artikelund je ca 80€ für die Seminarsitzung. Letztes Jahr - nach dem Urteil zur Ausschüttung an Verlage - kam noch die andere Hälfte von der VG Wort.

    Ich hatte zwar so etwas noh nie selbst, könnte mir aber vorstellen, dass er die englische Grammatik nicht im Detail kennt. Ich gehe mal von mir als deutschen Muttersprachler aus und ich habe deutsche Grammatik auch erst in der Schule gelernt und vertieft eh erst, als ich mich mit Englisch als Unterrichtsfach beschäftigen musste und wo die Unterschiede zwischen Deutsch und Englisch sind. Ich würde mal schauen, was er in der Richtung überhaupt kann.
    Dann kommt noch das Thema Rechtschreibung dazu. Vielleicht kann er alles nur mündlich, hat aber wenig Schriftkenntnisse. Großes Feld, was man bearbeiten lassen kann.
    Vielleicht hast du noch einen Überflieger in der Klasse und die können etwas zusammen bearbeiten, wenn es zu langweilig ist.
    Das sind jetzt erst einmal meine Ideen.

    Du hast das ganze aber nicht wirklich überlegt, was du hier erzählst, oder?!? Denn der Rahmenlehrplan wird dadurch nicht kleiner, er ist jetzt schon nicht zu schaffen und dann soll ich es in noch weniger Zeit schaffen? Heißt also effektiv weniger Zeit pro Thema, nur noch durchfliegen usw. Übrigens haben auch die von dir genannten Fächer klare Vorgaben, aber du bestätigst schön die Vorurteile gegenüber Oberschullehrern , die fern ab der Unterrichtsrealität in Grundschulen leben!

    Das ist bei uns ständige Realität, dass durch Personalmangel manche (Neben-)Fächer in ihrer Stundenzahl gekürzt werden müssen und das, obwohl wir zielgleich unterrichten. Dann kommen noch bestimmte Klassenkonstellationen (plötzlich ist die Klasse jahrgangsgemischt oder gemischt nach Abschluss, sonstiges) dazu. Was nicht geht, geht einfach nicht, denn wir können alle nicht hexen.
    Da sich die Themen ja wiederholen, sind sie in aller Regel nicht komplett verloren. Generell ist das unschön, aber man muss auch mal auf dem Teppich bleiben.

    Oder wäre es besser zu kündigen und mich im neuen Bundesland neu zu bewerben? Geht das überhaupt?

    Wenn großer Bedarf in dem Fach/Fachrichtung/Lehramt besteht, geht das. Das hat eine ehemalige Kollegin gemacht. Ein Jahr lang nach dem Ref hat sie noch bei uns gearbeitet, ihre Entlassung aus dem Dienst veranlasst und in Brandenburg die neue Stelle angetreten. Da würde ich vorher Kontakt zu möglichen Schule aufnehmen und herausfinden, ob sie Bedarf haben.

    Der höchste Grad der Öffnung von Unterricht besagt ja, dass eben nicht die Lehrkraft die soziale Erziehung allein übernimmt, sondern dass die Gruppe gefordert ist, sich zu einem sozial tragbaren / erträglichen Verhalten zu erziehen. Das kann man in dem o.g. WDR-Video auf YouTube auch sehr schön beobachten in den Kreisversammlungs-Situationen, in denen die Kinder selber aufeinander einwirken. Es handelt sich also weniger um „Entzug von Liebe oder Fürsorge [des Lehrers]“, sondern eher um die gruppeninterne Aushandlung von gruppenverträglichen Verhaltensweisen.

    Die Geister werden sich meiner Meinung nach an diesem Punkt scheiden. Sind so junge Kinder denn schon dazu in der Lage, sich gegenseitig langfristig zu disziplinieren? Kurzfristig mag das meiner Meinung nach gehen, aber bei langfristig habe ich meine Bedenken.
    Ich kenne das Video aus meinem Studium und schon damals ist mir die immense Lautstärke aufgefallen, die nahezu permanent herrscht. Für meine schwerhörigen SuS wäre dort ein gescheiter Unterricht deshalb nicht möglich.

    Das Nachrückverfahren endet am 15.09, das heißt, dass ab dem nächsten Werktag ein Anruf kommen könnte?

    So schnell geht das sicher nicht. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich einen Brief oder einen Anruf bekam. Ich weiß nur, dass die Dame ziemlich sauer war, als ich den Platz doch nicht wollte, weil ich das Ref in NRW doch fortsetzen wollte. :zahnluecke:

    Du brauchst für beides einen Platz. In Hessen gibt es ein gesondertes Nachrückverfahren. Wer nicht am Hauptverfahren teilgenommen hat, könnte sich dafür noch bewerben. Wer im Hauptverfahren teilgenommen hat, muss sich nicht gesondert dafür bewerben. Schau mal, wann der Bewerbungsschluss für das Nachrückverfahren ist und die Briefe mit den Zulassungen müssten danach rausgehen. Bis kurz vor Beginn des Refs besteht noch die Chance, dass du genommen wirst.

    Alter, mach' mir keine Angst!

    Diese Zuteilungsverfahren sind so undurchsichtig, dass einfach alles passieren kann. Ein Beispiel von mir:


    Meine Kommilitonin und ich haben eine identische Bewerbung abgegeben: gleiche Note, gleiche Seminarwünsche, gleicher Wunschförderschwerpunkt, zwar andere Fächer, aber ist bei Sonderpäd eh nicht so wichtig. Was ist dabei rumgekommen? Ich hattee mit Solingen meinen Wunschseminarort bekommen, aber nicht meinen Wunschförderschwerpunkt. Sie hatte den aber bekommen, aber dafür keinen ihrer vier Ortswünsche und musste nach Kleve.


    Dann mal toi toi toi, dass es etwas wird! :top:

    @Frapper - auch im Ruhrpott wird gesiezt, vor allem, wenn die Schule groß ist. Da gibt es durchaus Kollegen mit denen du einfach nie zu tun hast, und von denen ich dann zB den Vornamen nicht mal kenne. In den Fachbereichen schon eher, da kennst du die Leute, mit den Sportkollegen duzen wir uns (hab eh den Eindruck Sportlehrer sind da etwas unkomplizierter), ebenso bei Kunst und Spanisch (zumal wir da auch entsprechend wenige sind) - aber bei Englisch hörts dann schon auf, außer als Vertretung habe ich das hier noch nie unterrichtet, und da kenne ich manche Kollegen echt nur vom Sehen da weiß ich eben "das ist Herr X oder Frau Y", aber mehr auch nicht. Von ganz anderen Fächern ganz zu schweigen...

    Ich glaube, das ist eher so ein Gymi-Ding. Die Förderschulen Hören und Körperbehinderung sind ja auch recht große Schulen mit großen Kollegien. Da wurde im Ruhrgebiet immer grundsätzlich geduzt. Ich kenne bei uns auch nur manche vom Sehen und mit ihrem Nachnamen und habe mit denen noch nie groß ein Wort gewechselt, trotzdem ist das Du Grundlage, wenn man mal miteinander redet/reden würde.


    Bei uns ist es so, dass sich alle Kollegen so nach 2 Minuten duzen, auch die neuen. Nur bei der SL ist es anders. Meine alte SL habe ich 12 Jahre lang gesiezt. Die neue ist aus unserem Kollegium und wir haben sie schon immer geduzt.
    Seltsam finde ich, wenn die SL manche Kollegen duzt und andere nicht. Ist aber oft so.

    Das ist bei uns auch so. Wer unseren SL noch als normalen Kollegen kannte oder irgendwann mal beim Schulskikurs war, hat das Recht, ihn zu duzen. Finde ich ein bisschen putzig und ich müsste mich sehr daran gewöhnen. Es könnte mich ab diesem Schuljahr betreffen. Bei unserem Konrektor hat es auch eine Weile gebraucht, bis ich mich an das Du gewöhnt hatte. Manchmal ist mir da die Distanz lieber.

    Ich fand´s schon komisch daß sie alle siezt, aber das war dann zuviel für mich.

    Das ist tatsächlich eine Mentalitätssache, die auch in Deutschland unterschiedlich ist. Im Ruhrpott duzte man als Praktikant/Referendar alle Lehrer dort bis auf die Schulleitung. Ich kann mich nur an eine Lehrerin dort erinnern, die ich gesiezt habe. Die war allerdings auch etwas schräg drauf.
    Wieder zurück in meiner hessischen Heimat war bei manchen wenigen Kollegen auch wieder das Sie angesagt. Das baute sich erst nach einer gewissen Zeit ab und fühlte sich saukomisch bei mir an. Dass eine Grundschulleiterin ein ganzes Kollegium siezt, finde ich mehr als seltsam. Ich schwirre ja an mehreren Grundschulen herum und eigentlich duzt man sich und die Hierarchien sind nicht so deutlich spürbar.


    Das mit der Bürokratie mag auch so eine Sache sein, wozu man in Russland ein völlig anderes Verhältnis hat. Ein guter Freund von mir (Beamter in der Justizverwaltung) fetzt sich auch regelmäßig mit seiner Freundin (russische Eltern) über so einen Zettelkram. Sie hält das immer für soooo unwichtig, weil's ja schon irgendwie laufen wird (wo sie ja auch irgendwie recht hat), aber in Deutschland ist das der erste Eindruck und dann ist das zum Teil schon gelaufen, außer man entschuldigt sich tausendfach.

    Fachräume gibt's nicht genug, spezialisieren wird ja gerade systematisch verhindert und Doppelstunden betrifft alle, "das haben wir aber noch nie so gemacht"...


    Mit Gerenne meine ich nicht buchstäbliches Rennen im Gang sondern "mit Gitarre ins Erdgeschoss, anschließend mit den Atlanten in den dritten Stock und danach den Laptop suchen, zum Film gucken". Allein lassen kann man die Kids auch nicht wirklich, wir müssen uns die Klinke in die Hand geben aufsichtstechnisch.

    Das mit den Doppelstunden kann ich bei den größeren SuS (also alles ab Klasse 5) wirklich nicht nachvollziehen. Dabei wird doch unglaublich viel Unterrichtszeit verschwendet und macht diese ganze Logistik umso schwieriger.


    Auch das mit dem Spezialisieren ist mir ein Rätsel. Ja, man erwischt mal etwas an Unterricht, worauf man nicht so Bock hat, aber man macht es halt. Es bringt aber meiner Meinung nichts, alle Leute in allen Fächern/Jahrgängen einzusetzen, wenn man das nicht muss. Wozu studiert man denn überhaupt Fächer, wenn man nicht mal prioritär in den eigenen Fächern plus weitere Präferenzfächer eingesetzt wird. Für die Unterrichtsqualität ist das natürlich insgesamt auch nicht so prickelnd, wenn viele Lehrer den SuS immer nur um eine Buchseite voraus sind. Sorgt das nicht auch für Frust bei den anderen Kollegen?

    L, E und SQ werden in der Regel mittlerweile zusammengefasst, wenn es um Inklusion geht. Landest du hauptsächlich in der Inklusion (bei uns RegioBFZ genannt), musst du das abdecken. Du kannst einer Regelschule zugordnet sein, aber auch mehreren. Viele haben zwei. Grundsätzlich sind die Leute ganz an der Förderschule oder ganz in den Regelschulen. Das handhabt aber jedes Bundesland unterschiedlich, zum Teil auch abhängig vom Schulamtsbezirk, und was in ein paar Jahren ist, kann keiner sagen. Diese Regelung ist bei uns auch erst ein halbes Jahr umgesetzt und hat erst einmal einiges an Unruhe reingebracht. Ich bin in einem überregionalen BFZ, was zwar seine eigenen Tücken hat, aber mit den Leuten vom RegioBFZ möchte ich nicht tauschen!
    SQ-Schulen gibt es zwar noch, aber gefühlt werden diese kleiner. Bei mir am Ort haben sie den Sek1-Zweig der Schule einfach dichtgemacht. Man arbeitet deshalb hauptsächlich im Grundschulbereich, was einem liegen muss.

    Das mit den Doppelstunden klingt gut. Einzelstunden lehne ich ab, wenn es nicht sein muss. Man kann ja kaum mal etwas Größeres machen, ohne direkt Stunden mit Kollegen zu tauschen.


    Ich kenne das ja generell auch. Ich werde zwar nur von Klasse 5 bis 10 eingesetzt (ich weigere mich, in die Grundstufe zu gehen!), habe aber dafür die verschiedenen Niveaus: LE, H, jetzt eine R-Klasse und schon neun Fächer durch.
    Ich habe im ersten Jahr Deutsch unterrichtet und das war überhaupt nicht meins. Man wollte mich weiter für Deutsch einsetzen, aber ich habe ganz klar gesagt, dass ich dieses Fach absolut nicht leiden kann und ich das NIE wieder unterrichten will. Hat geklappt. Du kannst dich ja auch auf einen Bereich spezialisieren, vor allem wenn er bei euch dünn besetzt ist. Dann hast du wenigstens einen Bereich, wo du nicht ständig rumgeschoben wirst. Wenn da bei euch eh so eine Lücke ist - auch in Bezug auf die Fachräume/Materialsammlungen -, kann man sie besetzen und sich eine kleine Nische schaffen. Ist vielleicht nicht unbedingt weniger Arbeit, aber womöglich etwas erfüllender. Das ist bei mir Hörgeschädigtenkunde. Das war zwar sehr viel Arbeit, einen Lehrplan/Curriculum zu erstellen, das wenige Material zu sammeln und vieles selbst zu erstellen, aber den Unterricht nimmt mir keiner weg. Ich habe meinen Fachraum, wo ich fast alleine schalten und walten kann. Das sind zwar insgesamt nur 4 meiner 18 Unterrichtsstunden (der Rest ist in der Beratung), aber immerhin ein bisschen was. Das hole ich überwiegend aus meinem großen Ordner, ab in meinen kleinen Ordner, kopieren, nahezu fertig.
    Wie sieht es mit einer Klassenleitung aus? Da unterrichtet man bei uns immerhin in der eigenen Klasse die Fächer, die man präferiert und hat ein Zuhause innerhalb der Schule. Das fand ich entspannender als Fachunterricht in anderen Klassen, weil ich das auch so hin- und herschieben konnte, wie es mir passte. Als ich noch voll im Unterricht eingesetzt war und einiges außerhalb meiner Klasse unterrichtet hatte, war es stressiger, das Soll zu erfüllen und mit den ganzen Arbeitsterminen. Wie es als reiner Fachlehrer ist, weiß ich nicht. Ich hatte immer eine KL und werde vermutlich auch immer eine haben. Damit habe ich mich abgefunden. :zahnluecke:


    Denk mal drüber nach, was du willst und was am ehesten möglich ist, und mach mal einen Termin mit der SL. Man müsste dir da etwas entgegenkommen können.

    Ich würde das auch nicht machen. Bei uns in Hessen gibt es so etwas bei Fortbildungen aber auch gar nicht mehr. Das sind alles Einzelzimmer. In Weilburg gibt es manche, die Pech haben, und das Klo ist gegenüber auf dem Flur, aber auch da wird ihnen ein Hotelzimmer gegenüber angeboten. Das schlagen sie alle aus.
    Ich bin da eh fein raus. Ich brauche für meine 2m Körperlänge eh immer eins der Zimmer mit dem extralangen Bett oder ein Doppelbett. Gäbe es das nicht, würde ich gar nicht erst anreisen.

    Wenn du dieselben Kinder dann in frontaler Phase beobachtest, sind sie dann 45 min. konzentriert?
    Ich denke, in offenem Unterricht sieht man einfach wesentlich deutlicher, wie selbständig die Kinder schon arbeiten können.


    Die faszinierendste Freiarbeit sah ich an einer Förderschule für sozial-emotionale Extremfälle. Believe it or lass es, es war die am leichtesten zu unterrichtende Klasse im Haus.


    Ich finde es schade, dass offener Unterricht so einen schlechten Ruf hat, weil viele schlicht damit überfordert sind. Niemand muss und als Einsteiger ist es natürlich 1000 mal einfacher, frontal zu arbeiten. Es ist aber nicht generell besser oder lerneffizienter.

    Ne, sie sind natürlich nicht die ganze Zeit konzentriert. Keine Unterrichtsmethode schafft das. Diese Kinder haben aber mehr Leitplanken in dem Unterricht, weil er er mehr durch die Lehrkraft getaktet ist und auch mehr in Interaktion mit der Lehrkraft erarbeitet wird. Das entspricht mehr ihren Bedürfnissen. Andere SuS können sehr selbstständig arbeiten und sich Sachen selbst erschließen, wodurch sie entsprechend durch diese Taktung ausgebremst werden. Deshalb macht es meiner Meinung nach die Mischung, damit beide Seiten zu ihrem Recht kommen.


    Ich sage auch nicht, dass offener Unterricht per se schlechter als Frontalunterricht ist (s.o.) - man muss eben bei beiden Methoden die Stellen kennen, wo es haken kann. Eine Klasse mit gutem Lernverhalten in der Freiarbeit kann Ausreißer stark disziplinieren. Sind es aber zu viele, kippt die Stimmung und kaum einer kommt gescheit voran. Da muss die Klasse mehr an diese Arbeitsform herangeführt werden. Da gibt es ja genug, was man machen kann: die Phasen vorerst kurz halten, verstärkte Reflexion des eigenen Lernverhaltens und allgemeine/einzelne Ziele formulieren, Lärmampeln, Hilfskarten (Begrenzung der Hilfe durch die Lehrkraft, um mehr gegenseitige Hilfe zu fördern), Token-Systeme usw.
    Mich nervt vor allem, wie das in den letzten Jahren konnotiert wird - offener Unterricht: super, Differenzierung soooo einfach, kindzentriert, Antwort auf alles; Frontalunterricht: bäh, autoritär-veraltet, nur Gleichschritt-Marsch und keine Individualität möglich. Das stimmt ja beides nicht!

    Der sogenannte offene Unterricht wurde in meiner Ausbildungszeit gerade populär bzw. Hochschuldozenten, die vermutlich nie selbst vor einer Klasse standen, propagierten ihn. Ich behaupte mal, 90% der Studenten schüttelten nur ihren Kopf und fanden das alles absurd. (Kann auch eine spezielle Ost-Sichtweise gewesen sein, denn da soll es ja heute noch Unterschiede geben.)


    Ich erlebe offenen Unterricht an unserer Schule auch eher chaotisch, aber die Kollegen, die ihn praktizieren, finden ihn nicht chaotisch. Die nennen das "produktive Unruhe". Da stecken also irgendwie auch ganz grundsätzlich unterschiedliche Vorstellungen dahinter, was guter Unterricht sei. Ich finde, da muss man eben auf die Ergebnisse schauen.

    Meine Hörgeräteträger sind kleine Lärmampeln, die auf zu hohe Lautstärke häufig empfindlich reagieren. Über die Lautstärke klagen viele meiner Schüler in den allgemeinen Schulen. Da kommt es wirklich drauf an, wie die Klasse so drauf ist oder wie dick die Knute ist, die die Lehrer drauf haben. Gute Klassen können im offenen Unterricht im Schnitt gute Ergebnisse erzielen, aber je schwächer die Klasse im Gesamten ist, umso unruhiger wird es und desto mehr leiden die Ergebnisse meiner Einschätzung nach. Ich sehe eigentlich immer einen Schüler in den Grundschulklassen, der in solchen Phasen viel Zeit mit Beobachten der Klassenkameraden verbringt statt zu arbeiten. Die sitzen dann oft am Rand oder mit dem Blick auf die Wand. Für mich macht es eine gute Mischung der Methoden.

    Übrigens...Wenn ich so nen Quatsch wie "alle müssen aufstehen" in einem meiner Kurse am Gymnasium verlangen würde... die würden mich fragen was ich geraucht habe. Aber trotzdem - ich habe kaum "Störungen" im Unterricht, die SuS sind bei der Sache... das geht auch ohne solche autoritäre Zwangsmaßnahmen. Da reicht einfach konsequentes Auftreten und entsprechende Ausstrahlung.

    Ich glaube, damit erwischt man dich nur auf dem falschen Fuß. ;) Wenn es authentisch wirkt, wird so etwas recht schnell von Kindern akzeptiert. An dem Gymnasium, wo ich häufiger bin, machen die allermeisten Lehrer das und da meckert kein Schüler drüber. Je älter die Schüler, umso weniger wird es dort allerdings gemacht. Letztes Schuljahr mit neuer Klasse wollte ich das auch machen, aber ich habe gemerkt, das passt nicht zu mir. Man braucht es nicht, aber als vorgestrig-autoritär würde ich es nicht verschreien. Wenn's doch klappt ...

    P.S.: Der Sinn der Normalzeit ist, dass Vormittag und Nachmittag gleich lang sind, dass also durch den Mittag der Tag hälftig geteilt wird. Auch aus der Sicht der Schlafforschung ist die Normalzeit die "bessere" Zeit für Menschen (Klick mich!)...

    Und was ist mit dem Abend? Der ist sowieso dunkel, oder was? ;)
    Der Mittag teilt meinen Tag nicht in zwei gleich große Hälften und auch den der meisten anderen Menschen nicht, dementsprechend habe ich dann lieber eine Zeit, wo der solare Mittelpunkt des Tages später ist. Ich stehe nicht um 5 Uhr mit den Kühen auf wie die Bauern vor 150 Jahren. Der Begriff "Normalzeit" ist auch etwas seltsam in meinen Augen. Es ist menschengemacht und orientiert an den damaligen Bedürfnissen, die so heute nicht mehr sein müssen.
    Ich bin ganz klar für die Sommerzeit!

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