Ich kenne diese Diskussion noch aus meiner Ref-Zeit, wo meine Ref-Schule ein Pilotprojekt war. Da gab es auch mal eine Konferenz, wo so etwas wie eine Arbeitsplatzbeschreibung erstellt werden sollte, was die Lehrer in der Grundschule an Aufgaben hätten. Jeder hatte eine etwas andere Rolle/Aufgabenverteilung, je nachdem welche SuS dort waren und wie sie sich ballten/verteilten, wie man mit den KuK klarkam etc. Am Ende entstand keine Arbeitsplatzbeschreibung und jeder wurstelte weiter so vor sich hin - sehr unbedfriedigend!
Als ich letztes Jahr zur Weihnachtsfeier da war (meine Mentorin ist mittlerweile fest an der GS) und mich vorher mit einem ehem. Kommilitonen (ebenfalls Sopäd in der GS-Inklusion) getroffen habe, erzählten sie beide, dass sie sich mittlerweile einen eigenen Raum erkämpft hätten, wo sie immerhin auch mal in Kleingruppen fördern könnten. Das erinnerte mich schon recht stark an die Beschreibungen dieser Sopäd-Räume an US-amerikanischen Schulen. Zufrieden damit waren beide nicht wirklich. Es war nur besser als der Zustand davor.
Ich bin auch in der Inklusion, nur ganz anders als du. Ich bin mit 2/3 meiner Stelle an meiner Schule, wo ich KL bin. Mit dem anderen Drittel bin ich in der Beratung, was für mich bedeutet, dass ich derzeit ein gutes Dutzend Fälle in einer bestimmten Region habe, wo sporadisch Kontakt herrscht (Hospitationen, Telefonate, E-Mails, Klakons usw.). Meine Rolle im direkten Kontakt beschränkt sich auf Beratung der Eltern einerseits und den Lehrern der Regelschule (zum Teil auch vor Ort tätigen Förderschullehrern) andererseits, was natürlich auch eine gewisse Vermittlungsarbeit bedeutet. Der Rest ist Hintergrundarbeit. Das ist auch nicht gerade das, was ich mir gewünscht hätte. Mit den Kindern selbst verbringe ich recht wenig Zeit und kann i.d.R. keine tiefgehende Beziehung aufbauen, auch wenn sich viele freuen, wenn ich komme. Das geschieht eher, wenn ich mal zu den Eltern nach Hause fahre.
Ich bemerke auch, dass sich die Elternschaft in der Inklusion etwas anders zusammensetzt als bei uns an der Schule. Alle Eltern unserer Schule haben sich irgendwann aktiv für uns entschieden und den Aufnahmeantrag gestellt. Das merkt man auch, denn die Elternarbeit ist häufig einfacher bzw. die Eltern sind uns gegenüber aufgeschlossener, selbst wenn das Hauptargument für unsere Schule "Kind an Förderschule = Rundumsorglospaket" war. In der Inklusion gibt es viele engagierte und zugewandte Eltern, aber auch ein paar beratungsresistente, für die die Förderschule das schlimmste wäre, was sie sich vorstellen könnten. Das würde ihnen die Illusion eines "normalen" Kindes nehmen. Dementsprechend wird dann viel geblockt, was dieses Bild zerschmettern könnte. Da habe ich auch welche, wo nie jemand ans Telefon geht und ich das über die KL laufen lassen muss, die eigentlich auch besseres zu tun hätte. Ätzend ist das!
Vielleicht suchst du einmal das Gespräch mit der dortigen Schulleitung, stellst deine Ressourcen dar und was damit möglich ist. Es hilft vielleicht, zu priorisieren und aufzuteilen. So und so viele Stunden möchtest du direkte Förderung haben, weil es dort dringend nötig ist und es sonst auch nichts bringt. Einen anderen Teil hälst du für Hospitationen (nur mal eine Doppelstunde bringt nichts, es muss mehr sein!) zurück, die dann Grundlage für deine Beratung und möglicherweise Bereitstellung von Materialien ist. Du kannst nicht überall gleichzeitig sein und dich gleichzeitig um alles kümmern. Wenn Kolleginnen ein Anliegen haben, was sich nicht mit einem kleinen Tipp regeln lässt, muss da langristiger angesetzt werden. Ich arbeite auch mit Terminen. Wenn da von irgendwo ein Schrei kommt, dass ich ganz dringend kommen soll, kommt von mir meist ein Terminvorschlag in ein paar Wochen, weil mein Kontingent an Terminen begrenzt ist (einmal wöchentlich ein unterrichtsfreier Tag für Termine). Nach einer gewissen Zeit gehe ich wieder rein und schaue, was umsetzbar war und was gefruchtet hat. Entwickle vielleicht auch einen recht festen Turnus (Unterrichtswoche 15/16 in Klasse 2b, Unterrichtswoche 17 Klasse 2c), der Zuverlässigkeit für alle bedeutet und dir Gelegenheit gibt, dich auch mal wirklich mit einer Kollegin austauschen und arbeiten zu können.