Ich war auch auf einer IGS. So gut wie alle an meinem Ort sind nach der Grundschule an die örtliche Gesamtschule. Nur einer aus meiner Grundschulklasse ist direkt ans Gymnasium gegangen. 10 Minuten Fußweg statt einer 40-minütigen Fahrt in die Stadt rein war sicherlich eines der ausschlagenden Argumente für meine Eltern. Mir war's ja irgendwie egal - Hauptsache, ich blieb bei meinen Freunden.
Ich denke, es gibt da zwei Perspektiven - die des Schülers und die der Lehrer und Eltern. In meiner Klasse waren am Anfang 32 Kinder. Nach einem halben Jahr wurden wir in Englisch und Mathe in ein dreistaffeliges Kurssystem einsortiert. Der Rest der Fächer war bis Ende der 6. Klasse immer zusammen, und zwar immer in dieser Klassenstärke mit einem Lehrer. Doppelsteckungen gab es nie! In der 7. Klasse kam noch eine Differenzierung in Deutsch und Wahlpflicht (zweite Fremdsprache für mich) dazu. Fächer wie Physik, Bio, Chemie und GL hatten wir nach wie vor zusammen. Dort habe ich mich zum Teil echt gelangweilt. Ich habe das aber hingenommen, weil ich eben dachte, dass das normal sei. Erst am Oberstufengymnasium bekam ich in diesen Fächern mal so richtig Futter bekommen und sie haben mir so richtig Spaß gemacht. Ich mochte sie vorher auch, aber man wurde ja eigentlich die ganze Zeit nur ausgebremst. Das hat meine Freude schon etwas getrübt.
Meine Schule ist im Prinzip auch eine Art Gemeinschaftsschule. Von LE bis offiziell Realschule und ein paar eingesprengselten Gymnasiasten haben wir ja auch alles. 5. und 6. Klasse sind H und R noch zusammen ohne Einstufung, was ich gut finde. Die LEs waren bei uns spätestens ab Klasse 5 getrennt, aber unsere Schulleitung wollte das eigentlich nicht. Kompromiss war eine Klasse mit SuS, die recht eindeutig LE sind, und anderen, die noch so auf der Kippe zwischen LE und H stehen. Es gibt Leisten, wo die Stärkeren in den Hauptfachunterricht der Regelklasse gehen, um dort das Niveau abzuklopfen. Das scheint wohl ganz gut zu funktionieren, was aber auch an unseren kleinen Klassengrößen von durchschnittlich 7 bis 8 SuS liegt. Außerdem ist alles recht übersichtlich mit unseren insgesamt gut 200 SuS verteilt von Vorklasse bis Klasse 10. Vom Stundenplanstecken war es wohl nicht so witzig.
Ab Klasse 7 sind H und R möglichst in unterschiedlichen Klassen getrennt (wir sind überwiegend zweizügig mit ein paar jahrgangsgemischten Spezialklassen: Gebärdensprache und LE), was aber je nach Jahrgang nicht immer funktioniert. Da gibt es auch immer mal eine H/R-Klasse. In einer haben wir einen recht schwachen Hauptschüler, aber im Gegenzug jemand, der fast überall auf 1 steht und schon plant, an welches Oberstufengymnasium er gehen will. Das ist auch ein ziemlicher Spagat. Auf dem Schulhof und im AG-Bereich durchmischt sich alles immer wild.
Letztes Jahr hatte ich in Hörgeschädigtenkunde eine 6. Klasse mit H/R-SuS und zwei ziemlich schwachen LEs. Klar, das kriege ich über die Bühne, aber zum Teil war das unbefriedigend. Die beiden LEs waren sehr häufig mit den Rollenspielen zum Umgang mit ihrer Hörschädigung überfordert, aber ich konnte das nicht so kleinschrittig erklären, weil sich die anderen sonst zu Tode gelangweilt hätten. Das rauschte dann irgendwie an ihnen vorbei, was ich ziemlich schade finde bei so einem wichtigen Thema.
Ich kann mir eine Gemeinschhaftsschule auf dem Land (!) schon grundsätzlich vorstellen, wenn man das massiv mit Personal füttert. Da das vermutlich nicht geschehen wird, stehe ich dem eher ablehnend gegenüber. Es wäre eine weitere Totgeburt der deutschen Bildungspolitik.