Mein früherer Stufenleitung hat mir das mal erzählt, wovon er immer wieder verwundert sei. Er sah ein paar Kollegen, die Anerkennung für ihre Arbeit und ihr Engagement erwarten, was aber ausbliebe und sie davon ziemlich gekränkt seien. Er ziehe einiges an Anerkennung eindeutig aus seinem Gehalt.
Ein Lob ist natürlich nett, aber so richtig erwarte ich es auch nicht ständig. Ich gehe ja bspw. auch nicht zu meinem Konrektor und lobe seine Vertretungspläne. Dass sich niemand über mich beschwert oder groß etwas an meiner Arbeit auszusetzen hat, ist wohl mit das größte Lob, was man bekommt. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite nimmt man manche Anerkennung auch nicht wirklich wahr, wenn man sie bekommt. Es ist ja auch wirklich schwierig in einem großen Kollegium darauf zu achten, dass jeder ein bisschen Schulterklopfen abbekommt. Letztlich sind wir doch nur alle Rädchen im System. Das fieseste Kompliment aber auch mit das ehrlichste, was man bekommen kann, ist eine neue Aufgabe, weil man die anderen ja so gut gemacht hat.
Beiträge von Frapper
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Das nervt mich allerdings auch zunehmend. Auf der einen Seite wird man mit Urkunde zum Diagnostikfachmann gelobhudelt (einer muss ja nach wie vor die Inklusionskinder bestimmen) und auf der anderen Seite gibt's nur einen kaputten schwarz-weiß-Drucker als Ausstattung
Sollen sie uns doch dann bitte Büros, Beratungsräume oder wenigstens einen Telefonanschluss zur Verfügung stellen. Selbst der Hausmeister hat mehr Telefon!
Genau so ist es, aber das ist in der Welt draußen auch gar nicht so wirklich bekannt. Ich habe das mal einer Freundin erzählt, die einen klassischen Bürojob hat. Man erhält nur verwunderte Blicke zurück. Wer rechnet denn damit, dass ein Mindeststandard nicht ansatzweise erfüllt ist. Man ist da so abhängig von der Verwaltung, die aber auch unsere Arbeitsabläufe so etwas von überhaupt nicht kennt. Da die bei uns im Haus sitzt, bekommen wir das direkt zu spüren und können das direkt beobachten. Wir müssen auch Bestellungen über die Verwaltung abwickeln bzw. die bestellen es eben, weil sie unser Geld mitverwalten. Darunter sind eben auch Lehrerexemplare, die man nicht in der örtlichen Buchhandlung bestellen kann, sondern direkt beim Verlag. Also kommt ein Teil der Bestellung nicht, weil "nicht verfügbar". Meine Kollegin erklärt, dass er dafür dort eben direkt beim Verlag mit Schulstempel bestellen muss - nö, so etwas macht er nicht, aber selbst sollst du es ja auch nicht bestellen. Eine Verwaltung kann eine ganze Schule an der Nase herumführen. Es hinterlässt uns zum Teil fassungslos.
Mit einer Kollegin habe ich heute darüber halb gewitzelt, dass es deren späte Rache am System Schule ist, weil sie irgendwann von irgendjemandem aus dem System gekränkt wurden. Ein bisschen ist da auf jeden Fall etwas dran. -
Danke für eure Rückmeldungen!
An den Förderplänen sitze ich echt verhältnismäßig kurz und ja, sie unterstützen natürlich auch die Arbeit! Genau wie die Entwicklungsberichte beim Reflektieren. Eine genaue, gute Planung, gute Vorbereitung etc. ersetzen sie natürlich trotzdem nicht (müssen sie auch nicht!). Mich belastet wohl mehr, ständig aus den Klassen zu sein, da wieder ein Gutachten durchgeführt werden muss etc.
Ich weiß, das gehört auch zu meinen Aufgaben (und die Diagnostik, Beratung etc. mache ich an und für sich auch MAL ganz gerne). Nur diese Häufigkeit bringt mich aus meinem Förder- und Unterstützungsrhythmus. Ständig fehle ich wegen eines AO-SF, Vertretungstätigkeiten, Diagnostik der Schulneulinge etc.Ich kann das generell nachvollziehen. Ich bin zur Zeit ähnlich unzufrieden mit der Beratung, weil man kaum vorankommt: ständig renne/maile ich irgendetwas hinterher, man kommt auf keinen gemeinsamen Termin, weil alle bei sich so eingebunden sind, die administrativen Prozesse nicht in die Gänge kommen bzw. völlig undurchsichtig sind usw. usf. Dazu hat sich der schlechteste Stundenplan gesellt, den ich jemals hatte: abzüglich meines Tages in der Beratung habe ich 17 Stunden Unterricht plus die Teamsitzung an vier Tagen mit nun insgesamt sieben Freistunden mittendrin. Ich habe mal nachgefragt, was ich mit so vielen Freistunden ernsthaft anfangen soll. Antwort: Ich solle etwas für die Beratung tun. Aha, ich kann keine Regelschulkollegen anrufen, weil die eben im Unterricht sind, die meisten Eltern sind bei der Arbeit und wir teilen uns mit einem guten Dutzend Kollegen in der Beratung ein Büro, wo genau ein Schreibtisch, ein PC mit Drucker und ein Telefon drinsteht. Die benötigten Akten sind ebenfalls dort drin und weitere Arbeitsplätze in völlig anderen Gebäuden. Es ist echt ein Witz! Im Gebäude gegenüber mit akzeptabler Laufdistanz zu den Akten und dem Sekretariat wäre das komplette Erdgeschoss frei, wo man prima Arbeitsplätze einrichten könnte. Nur unser Verwaltungsleiter hockt auf dem Geld, als ob es sein eigenes wäre. Ich bin ziemlich organisiert und strukturiert, aber auch ich weiß nicht mehr, wie ich so dort ernsthaft arbeiten soll.
Vllt muss ich auch zurück an die Förderschule (möchte dies aber eigentlich nicht - ich stehe hinter dem Inklusionsgedanken!). Oder ich versuche zumindest durch Anzeigen und Hinweise meinen Beitrag zu leisten, dass sich das System zukünftig vllt positiv verändert. Ich weiß, letzteres wird sehr wahrscheinlich nicht unbedingt mit Erfolg gekrönt, aber (noch) weigert sich alles in mir, alles einfach hinzunehmen oder zu "flüchten". Ich werde meinen Dienstherren darauf hinweisen, dass ich unter den jetzigen Bedingungen einigen meiner Kernaufgaben nicht gerecht werden kann. Ob sich dadurch was ändert? Aber ich möchte es zumindest nicht unversucht lassen.
Ich würde es an deiner Stelle auf jeden Fall aufzeigen, und zwar auch in gesundheitlicher Hinsicht. Ich merke im Moment, dass sich meine Beratungstätigkeit zwar zeitlich für mich positiv auswirkt, aber es mich vermutlich über die Jahre krank macht, ständig sehen zu müssen, wie manche Kinder in der Regelschule vor die Hunde gehen und mir da eigentlich die Hände gebunden sind. Da finde ich schwierige Schüler bei uns bei weitem nervenschonender. Klar, Berufe wandeln sich, aber in der Inklusion kommt man schon ziemlich weit weg vom ursprünglichen Beruf. In der Beratung wurde ich zumindest nicht ernsthaft ausgebildet und auch Weiterbildungsangebote gibt es zu meinem speziellen Bereich ebenfalls nicht.
Aus meinen jetzigen Erfahrungen stelle ich fest, dass es sehr schwer ist, an dem System mit gutem Willen und Argumenten etwas zu ändern. Dazu sind die Strukturgeber aus der Politik zum Teil einfach zu borniert und realitätsfern. Die größten Änderungsimpulse gab es meiner Meinung nach, wenn das System dem Abgrund immer näher rückte und die Elternbeschwerden in Richtung Politik massiv wurden. -
Ich hatte gestern Elternsprechtag und hatte ziemlich gute Gespräche. Da waren auch Eltern, die ich explizit sprechen wollte, die eigentlich keinen Gesprächswunsch mit mir hatten, um da mal etwas unangenehmes anzusprechen. Wichtig ist, dass du es frei von Vorwürfen hälst.
Das Gespräch mit den Eltern wird dir auf jeden Fall Aufschluss darüber geben, ob sich das Kind zu Hause genau so verhält oder ganz anders. Vielleicht gibt dir das eine ganz andere Perspektive auf das Kind, so dass du den Sinn erkennst, den dieses Verhalten für den Jungen zu machen scheint. Der Gegenseite könnte es ja genau so gehen. Du wirst auch herausfinden, ob und wie eine Zusammenarbeit mit dem Elternhaus möglich ist.
Selbst wenn du feststellst, dass das Kind in einer familiären Lage ist, an der du eigentlich nichts ändern kannst, kann es etwas nützen. Hast du in einem Gespräch mit dem Jungen die schwierige Lage thematisiert und dass du darauf letzlich keinen Einfluss hast, wisst ihr beide darum. Das kann sein Verhalten schon maßgeblich ändern. Das habe ich letztes Schuljahr erlebt. -
Ich habe einmal eine 5. Klasse in Englisch übernommen. Dass sie zwei Jahre lang Englisch in der Grundstufe hatten, merkte man denen nach den Sommerferien überhaupt nicht an. Ich hatte kein Grundwissen vorausgesetzt und es kam auch nicht viel. Es fühlte sich an, als ob man bei komplett null anfing. Ob die Unterrichtszeit nicht wirklich sinnvoller in anderen Bereichen investoert werden sollte, kann man wirklich diskutieren.
In dem anderen Thread stand im Artikel:
Es gab eine weitere Studie, nach der die Frühstarter zwar in der fünften Klasse besser waren, in der siebten jedoch die gleichen Ergebnisse hatten, wie die, die erst in der dritten Klasse mit Englisch anfingen. Eine Erklärung: Was die Kinder aus der Grundschule mitgebracht hatten, wurde in den weiterführenden Schulen nicht genügend aufgegriffen.
Das mit dem Aufgreifen der Grundschulinhalte finde ich ja aberwitzig. Was ich so in der Beratung an Englischunterricht in der Grundstufe sehe, läuft da hauptsächlich Geplänkel (ist ja auch in Ordnung meiner Ansicht nach), aber wie soll man das denn im Grammatikunterricht der weiterführenden Schulen aufgreifen?
Der Vorschlag aus dem Artikel klingt (wie so vieles) mal wieder nett, aber wie soll eine Grundschule diese ganzen Sprachen abdecken?!? Zumal ich auch nicht glaube, dass das einen großen Effekt hätte. Da sollten sich dann lieber die Eltern, die die Zweisprachigkeit ihrer Kinder haben wollen, um ein entsprechendes Angebot in der außerschulischen Zeit kümmern. Die Verantwortung wird mal wieder schön auf die Grundschulen abgewälzt, die das auch bei Leibe nicht umsetzen können.
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Wenn derjenige auch direkt unterschreibt, stimmt das. Man hat aber eine Bedenkzeit von drei Tagen und alle Sonderpädagogen eine größere Auswahl bei den Stellen.
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Das wurde uns in NRW vom Seminar aus erzählt. Wenn Sie z.B. einen gewissen Bewerber beim Vorstellungsgespräch haben wollen (war z.B. der eigene Referendar), muss man auch alle anderen mit einer besseren oder gleichen Note einladen. Wie früh oder spät der Termin an einem Tag ist, soll der Indikator sein, wie die Chancen ungefähr stehen. Die mit der besten Note bekommen den frühesten Termin. So wurde es uns eben damals erklärt. Das scheint wohl nicht ganz zu stimmen, wenn ich euch so lese.
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Das interessiert später vermutlich niemanden. Es kommt stark drauf an, wo du dich spätrer bewirbst. Kommst du an eine Grundschule in die Inklusion, ist denen Englisch eh latte. Die Note bringt dir etwas für das Ranglistenverfahren, weil die mit der besten Note die frühesten Termine am Tag der Vorstellungsgespräche bekommen. Das ist aber eher für die Ballungsgebiete und begehrte Schulen interessant. Es kann auch sein, dass du die einzige Bewerberin bist. Das Einsatzfeld von Sonderpädagogen ist wegen der Inklusion riesig geworden und wer weiß, wo dich das Leben hinzieht ...
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Aber gibt es an der Förderschule L überhaupt Noten? In NRW ist das meines Wissens z.B. nicht der Fall.
Das stimmt für NRW. Das muss aber nichts heißen. Wer den HS-Abschluss dort macht, bekommt selbstredend auch ein Ziffernzeugnis.
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wenn in den oberen Klassen die letzten ausgesiebt wurden, die den Hauptschulabschluss noch schaffen könnten, weiß auch der Letzte, dass er auf dem gesellschaftlichen Abstellgleis gelandet ist.
Sorry, wenn das so deprimiert klingt, ich rede das den Kids natürlich nicht ein. Aber es ist das, was sie rückmelden und was man immer wieder aufgreifen muss.Das habe ich im Ref auch in meiner Mathe-Lerngruppe gemerkt. Kurz vor meiner Prüfung im letzten Schuljahr kamen noch zwei runter in meine Gruppe, für die der HS-Abschluss an dieser Schule gelaufen war. Das lag in diesen beiden Fällen aber eher an ihrem Verhalten als an ihrem Leistungsvermögen und im Anschluss ging es ja noch weiter. Den HS-Abschluss kann man ja noch nachholen.
Ein gewisser Prozentsatz der Eltern der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf (L) war selbst in der Förderschule. Sie wollen nach ihrer Aussage ihrem Kind genau das, von dem du schreibst @Krabappel ersparen, denn sie selbst fühlten sich so in der Allgemeinheit. Es lag nicht an der Schule selbst, sondern an der Möglichkeit der Kontakte in der Wohngegend unter Gleichaltrigen und der Scham. Eine Mutter, die sich später weitergebildet hat, hat das so empfunden, dass man ihr Potential für die Hauptschule an der Förderschule nicht gesehen hatte.
Witzigerweise gibt es auch genau das Gegenteil, nämlich da, wo manche gemerkt haben, dass es an der FS Lernen doch menschlicher zuging als an der Hauptschule und es für sie eine angenehmere Atmosphäre war. Es ist eine Wahrnehmungssache, wo man sich wohler fühlt. Manche benötigen zum Entwickeln eben mehr Zeit und Schonraum. Dafür ist die FS Lernen mit Anschluss in was auch immer für die Einen das Richtige. Andere fühlen sich womöglich von den besseren Leistungen der Mitschüler angespornt und die schlechteren Noten stören sie nicht so arg. Deshalb plädiere ich immer wieder für die Koexistenz beider Systeme. Vielleicht kann man das mit einer Hospitation abklären, was der bessere Weg ist.
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Was würdest du denn sagen, wie "die" drauf sind?
Für mich war die Wahrnehmung anderer Menschen ein entscheidender Punkt. Während die Autisten, die ich bisher kannte und sofern sie normal ansprechbar waren, nicht so große Probleme hatten, Emotionen des Gegenübers intuitiv zu lesen, konnte dieser Asperger-Autist das gar nicht. Er konnte mir perfekt beschreiben, was ich für eine Mimik in bestimmten Situationen hatte, aber er konnte überhaupt nicht deuten, was das bedeuten sollte. Klar, wusste er so ganz grob, was bestimmte Grundmimiken bedeuten sollten, aber die menschliche Mimik hat zahlreiche Feinheiten und Untertöne. Das war für ihn in der Komplexität nicht zu entschlüsseln. Außerdem war er ein Klugscheißer vor dem Herrn. Sheldon aus The Big Bang Theory ist ein Prototyp eines Asperger-Autisten.
Ich fand es nicht so einfach, mit ihm umzugehen, weil ich das nicht so kannte. Im Unterricht hatte er ja keine Probleme, weil da ja alles so seinen Gang ging und er auch ein super Schüler war. Ich war hauptsächlich für die Pausen da, um zu beobachten oder ihm mal Tipps zu geben, wie er mit seinen Mitschülern ins Gespräch kommen könnte, oder uns einfach in den Musikraum zurückzuziehen. Auch in Vertretungsstunden, wo dann eben kein oder nur ein wenig Unterricht lief, versuchte ich ihn einzubeziehen, als die Mitschüler mal etwas gespielt haben. Das hat er zwar nicht immer geklappt, aber die Klasse fühlte sich weniger unsicher. Sie wussten ja auch nicht, wie sie mit seiner Art umgehen sollten. -
Und sei sicher, ich kenne Kinder mit Autismus und weiß, wie sie sich Verhalten, ich unterrichte seit 10 Jahren Kinder, die psychische Erkrankungen, Entwicklungsverzögerungen etc. haben.
Kennst du auch Asperger-Autisten? Mein Bruder ist Autist (Typ Kanner) und ich kannte aus der Förderschule kmE viele Kanner-Autisten. Später war ich mal für ein paar Wochen I-Helfer eines Asperger-Autisten am Gym und bei uns an der Schule haben wir auch immer mal einen Asperger-Autisten. Ich finde, die sind ganz anders drauf als die Kanner-Autisten.
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Ich denke, vom Land Thüringen bekommst du nichts, aber vom Jobcenter könntest du etwas bekommen. Du musst dich arbeitslos melden. Um die Ref-Stelle antreten zu können (falls nicht pendelbar) und aus den Bezügen zu kommen, musst du umziehen. Da bekommst du einen Zuschuss zu den Umzugskosten.
Ich hatte zwischen Ref und fester Stelle ein wenig Leerlauf, weil man in NRW zu so einem dämlichen Zeitpunkt im Jahr aus dem Ref entlassen wurde, und für den kurzen Zeitraum auch keine Vertretungsstelle für mich aufzutreiben war, musste ich kurz in Hartz IV. Meine feste Stelle ist ja in Hessen, wofür ich umziehen musste. Das wurde mir bezuschusst. -
Verstehe ich das richtig, dass du Förderschullehrer werden möchtest?
Da du bereits einiges belegt hast, würde ich mich in den entsprechenden Studiengang für die Förderschule einschreiben. Dir wird sicherlich einiges angerechnet werden, so dass du nicht die volle Studiendauer hättest. -
@Frapper, wir sind gerade im OT-Bereich Schulrecht. Aber wenn deine SL zerfledderte Akten annimmt scheint mir das n bissel a hausgemachtes Problem.
Ich tippe darauf, ohne alles einzeln lesen zu wollen, dass hier alles Wort für Wort drinsteht. Für die Formulare findet man extra pdf-Dateien. Einmal durchgestiegen wissen alle, was Sache ist. Und Förderschulen müssen die Regelschulen schon über die Verfahren aufklären, das wissen die im Normalfall nicht.
Tja, über die Verfahren klären aber nicht wir auf (das können wir auch nicht für alle Schulen eines ganzen Regierungsbezirks leisten!), denn wir überregionalen hängen an den regionalen dran. Das Verfahren wird dort begonnen, ein Teil der Vorarbeit geleistet, so gut sie es eben können, und es landet am Ende bei uns. In dem Handlungsleitfaden steht auch drin, was eigentlich beizufügen ist. Wenn das dort nicht geschieht, hast du wenig Handhabe, außer alles retoure gehen zu lassen, wovon auch niemand etwas hat. Vor allem in Zeiten unbesetzter Stellen werden die regionalen bestimmt nicht immens viel Energie in fremde Verfahren reinstecken.
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klingt tatsächlich interessant, darüber habe ich noch nie nachgedacht. Was ist eure Lösung dafür?
Es werden - falls möglich - die Untertests des Tests gemacht, die man bedenkenlos für den jeweiligen Schüler verwenden kann. Der Rest wohl hauptsächlich basiert auf dem verlangten Leistungsstand nach Lehrplan und dem tatsächlichen Können des Schülers. Beträgt der Lernrückstand ein Jahr, landet man ja tatsächlich schon im Bereich Lernen. Da die SuS bei uns bereits ein Jahr länger für die Grundstufe haben, ist ein Jahr Rückstand schon etwas augenfälliges. Die Einstufung basiert eben hauptsächlich auf dem Schulbericht.
könnte es daran liegen, dass deine Leitung die aktuelle Rechtslage eben nicht auf dem Schirm hat, sondern alles macht, was irgendwer irgendwo sagt? Würde mich wundern, wenn sich die Vorschriften nicht landesweit änderten, sondern von einem Amt zum nächsten.
Ne, das ist definitiv nicht so. Das würde nämlich auch bedeuten, dass die anderen Schulleiter der Förderschulen Hören dies auch nicht könnten. Die arbeiten eng zusammen und stehen größtenteils vor den gleichen Problemen. Wir sind tatsächlich bei ganz vielem in einem Graubereich. Meine Leitung wirkte heute in der Sitzung angegriffen, weil man einfach nicht mehr durchsteigen kann. Dann hast du die Absprachen mit dem Schulamt getroffen und es wird sich doch nicht dran gehalten. Unser Chef ist regelmäßig im KuMi und nimmt es wohl mit, dass wir so nicht richtig arbeitsfähig sind.
In den Verordnungen steht in der Regel ja nur, dass etwas getan werden soll, aber selten genau wie. Wir sollen z.B. ein Gutachten schreiben und bekommen dazu die Unterlagen. Im Schulamtsbezirk A erhalten wir eine sortierte Akte mit einer Checkliste, was fällig ist und wo der Fall steht. Wir werden zum Förderausschuss oder einem runden Tisch eingeladen, weil es der vom Schulamt festgesetzte Ablauf so vorsieht. Aus dem Schulamtsbezirk B erhalten wir eine Sammlung loser Blätter, manchmal unvollständig. Ob wir zu einem Förderausschuss eingeladen werden, hängt vom Zufall ab. Aus einem Teil des Schulamtsbezirks C erhielten wir gar keinen Auftrag für ein Gutachten, weil uns das regionale Beratungszentrum trotz fehlender Sachkompetenz ihrerseits nicht einbeziehen wollten und sich selbst etwas hinwurschtelten. Von der Existenz dieser Fälle haben wir dann zum Teil erst Monate oder Jahre später erfahren, als es vor die Wand gefahren ist. Da hat's dann jetzt auch richtig auf Leitungsebene geknallt. Schulämter arbeiten sehr verschieden. Die meisten haben aber immer nur mit einem bestimmten Schulamt zu tun und wissen das dann nicht.
Da wir eine zahlenmäßig überschaubare Schülerzahl landesweit haben, sind wir in aller Regel das letzte Glied. Es gibt in Hessen inklusive Schulbündnisse, in denen die Schulen der Region einen Kooperationsvertrag schließen, in dem auch Abläufe vereinbart werden. Wir als überregionales Beratungs- und Förderzentrum sind dort nicht beteiligt und haben entsprechend keine Kenntnis, wie man dort aufgestellt ist, wo wir eingebunden werden (sollen) oder wo man uns schlicht und ergreifend vergessen hat. Man muss uns im Konzept bedenken, aber wie und ob das tatsächlich greift, das bekommen wir erst hinterher raus.
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Aber jemand mit einem Hauptschulabschluss kann eben genauso geeignet oder ungeeignet für den Job sein, wie jemand mit Abitur.
Und genau deshalb wäre so ein Praktikum ja wichtig, um dies herausfinden zu können.Die Schülerin, der wir das Praktikum untersagt haben, wäre da nicht verantwortungsvoll aufgetreten. Sie wäre eher ein weiteres Kind der Gruppe gewesen. Das spielte definitiv auch nioch damit hinein.
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Festzustellen, dass man nie in seinem Traumberuf arbeiten können wird, ist ein schmerzlicher Prozess, da von Geheule zu reden finde ich mäßig sensibel. Vor allem, wenn man selbst in dem Beruf arbeiten kann, den man sich erträumt hat.
Woher willst du wissen, dass ich in meinem Traumberuf arbeite?!? Woher willst du wissen, dass es nicht auch nur meine zweite Wahl war oder eine pragmatische Entscheidung aus irgendwelchen Gründen? Würde man das hier im Forum mal rumfragen, wären da bestimmt einige, die eigentlich etwas anderes werden wollten. Das Abitur ist zwar eine ziemlich gute Grundlage für eine freie Berufswahl, aber nicht das alleinentscheidende Kriterium, ob das Talent oder die Fähgkeiten für manche Berufe reichen oder für diese Berufe überhaupt ein Arbeitsmarkt vorhanden ist. Es wird für manche deshalb nur ein schönes Hobby bleiben. Von daher ist das ein - in der Tat schmerzhafter - Prozess, der alle betreffen kann. Es stört mich einfach, dass das oftmals in solchen Reportagen verkürzt dargestellt wird, denn es betrifft nicht nur diejenigen mit einer Behinderung.
Und dass einer für seinen 8-Stunden-Tag 1200 statt 180 Eur verdient, sollte selbstverständlich sein und eigentlich keiner Reportage wert. Dass dem nicht so ist, zeigt, wie wichtig derlei Reportagen immer noch sind.
Ich stimme dir generell zu und fand den einen Lageristen als ein sehr gelungenes Beispiel, was gehen kann. Insgesamt fehlte mir aber wieder der Vergleich, denn in der ganzen Debatte wird ja immer Gleichstellung gefordert. Das wäre eigentlich: keine Arbeit und mit Hartz IV zu Hause. Ich glaube, da sind dann Angebote exklusiv für Menschen mit Behinderung wahrscheinlich die subjektiv angenehmere und humanere Lösung.
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Ich habe es mittlerweile auch geschaut und fand immer, dass so ein Schwarz-Weiß-Denken aufgemacht wurde: entweder das eine oder das andere. Man kann mehr Inklusion vorantreiben, ohne die Förderschulen zwangsweise aufzulösen. Die einen sind in der Inklusion besser aufgehoben, während andere das spezialisiertere Umfeld an der Förderschule dringend benötigen.
Ich kann auch das Geheule echt nicht mehr ertragen, wenn da jemand mit Behinderung gezeigt wird, der seinen Traumjob nicht machen kann. Klar, jeder Hauptschüler hat eine völlig freie Berufswahl ... *Ironie*Edit: Die Schülerin mit Down-Syndrom (laut Lehrer hat sie wohl das Zeug für den HS-Abschluss) hat ein Praktikum im Kindergarten gemacht, weil sie mal Erzieherin werden will. Das wäre bei uns gar nicht als Praktikumsplatz genehmigt worden, weil mittlerweile faktisch nur welche mit einem Realschulabschluss dafür genommen werden. Eine Schülerin bei uns musste sich bereits etwas anderes suchen, weil es deswegen einfach unrealistisch war.
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n Deutschland gilt das rechtliche Geschlecht im Zweifelsfall als ausschlaggebend, allerdings sollten Transgender-Menschen vor einer OP oder rechtlichen Änderung ihres Namens bereits einen Zeitraum im anderen Geschlecht gelebt haben, was alltägliche Dinge wie Toilettenbesuche ja nicht ausschließt. Auch nach der Änderung des rechtlichen Status kann ganz nebenbei bemerkt der Besuch einer öffentlichen Toilette problematisch sein angesichts von Ängsten, Unsicherheiten oder manchmal auch ignoranter Borniertheit von Mitmenschen im Umgang mit Transgender (denen man ja teilweise das ursprüngliche biologische Geschlecht noch ansieht/anhört). Unisex-Einzeltoiletten würden dahingehend vielleicht einige Transgender-Menschen oder solche, die sich als "Divers" einstufen entlasten im Alltag. (Müsste man aber sicherlich mit den davon betroffenen Menschen besprechen, statt nur über sie zu sprechen.)
Das Ganze aus rechtlicher Sichtweise zu betrachten, finde ich irgendwie verstörend. Als ob jemand einen Transgender (als Mann geboren im Umwandlungsprozess zur Frau und entsprechend gekleidet) anzeigen würde, der dann auf der Damentoilette (in eine Kabine) aufs Klo geht. Im umgekehrten Fall kann ich es mir auch nicht anders vorstellen. Man wird sich ja wohl nicht aufs Urinal hocken, sondern eher in eine Kabine gehen. Ich weiß nicht, wozu man da eine Unisex-Toilette benötigt ... Das ist doch auch zum Teil unverhältnismäßig, schaut man sich die Zahl der Betroffenen an.
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