Beiträge von Frapper

    "Im Großen und Ganzen bekannt" - "Codes" - ich nenne sowas oberflächlich und "Gruppenzwang". Ob jemand etwas "kann" siehst du nicht an seiner Kleidung, es sei denn es geht ggf um Farbgeschmack.Wem solche Nichtigkeiten so wichtig sind, bei dem haben die (oft mediengesteuerten) Veroberflächlichungen ja schon voll angeschlagen.
    Ja, vielleicht formuliere ich hier provokant. Aber ich behaupte, ich könnte mich auch splitternackt vor einen meiner Kurse stellen, und hätte da garantiert mehr Respekt als irgendein hergelaufener Heiopei, der "Hauptsache nen Anzug" trägt.
    Und es gibt eine ganze Reihe Menschen, gerade im Kollegium, die im Anzug (oder Kostüm oder was auch immer)... einfach nur lächerlich und unglaubwürdig wirken würden.

    Ich bin ja gar nicht weit weg von dir. Beim Thema Anzug/klassische Kleidung bist du ziemlich verbissen. So eine Möchtegern-Kleidung gibt es in jede mögliche Richtung und sich teilweise buchstäblich mit falschen Federn zu schmücken, ist auch nicht besser. Im Moment sind Tätowierungen ja wieder so extrem in. Da denke ich oft das Gleiche: Nur weil du dich traust, dir das stechen zu lassen, bist du auch nicht cooler.


    Wir Menschen funktionieren halt einfach so. Wir nehmen unglaublich viel unterbewusst wahr, weil das unser Gehirn kaum Anstrengung kostet (Stichwort Heuristiken). Wir können nur einen bewussten Gedanken gleichzeitig haben, um z.B. einen unterbewussten Gedanken zu revidieren. Es bringt eben mehr Anstrengung für unsere grauen und weißen Zellen mit sich. Das bedeutet ganz konkret, dass wir uns innerhalb von Sekunden unwillkürlich ein Urteil über eine neue Person bilden. Das hat ja erst einmal Bestand und wird erst langsam geändert. Manche versuchen das eben zu nutzen, vor allem dann, wenn man mit Menschen nur einen kurzen Kontakt hat und keinen beständigen wie wir Lehrer im Unterricht. Bei der SL in Elterngesprächen ist das deshalb wieder etwas anderes, weshalb sich die SL tendenziell etwas konventioneller anziehen als der Rest des Kollegiums. Würde ein Pilot im Hoodie und Jogginghose aus dem Cockpit kommen und einen Passagier zurechtweisen, hätte er garantiert nicht so viel Autorität wie in seiner Uniform. Da spielt Authenzität erst einmal keine Rolle. Das kommt erst später, wenn man sich länger kennt.

    ...Einspruch.Ein Idiot im Anzug ist immer noch ein Idiot.
    Kleider machen gar keine Leute, sie sollen nur was kaschieren, falsche Tatsachen vorspiegeln, sind im Prinzip... meist Mogelpackungen.

    Kleider machen natürlich Leute. Menschen in klassischer Kleidung werden tendenziell als seriöser gewertet. Ich weiß gar nicht, wie man das in Frage stellen kann. Ob sich das Äußere mit dem Inhaltlichen deckt, ist doch eine ganz andere Frage. Das funktioniert ja nicht nur in eine Richtung. Im feinen Zwirn verhält man sich zum Teil anders als in Jogginghose auf der Straße.
    Ich finde, du überspitzt das einfach zu sehr. Mit gewissen Tätigkeiten und Funktionen sind entsprechende Kleidung verbunden. Verstößt du gegen diesen Code - egal in welche Richtung -, wirst du womöglich nicht für voll genommen. Diese Codes sind im Großen und Ganzen bekannt. Wir als Lehrer haben einfach einen sehr großen Spielraum. In vielen Berufen ist das nicht so. Da gibt es eine Kleiderordnung oder Uniformen.

    Für das Ref ist der Wechsel noch vergleichsweise leicht zu bewerkstelligen vorausgesetzt die Fächerkombi ist auch im Zielbundesland zulässig. Erst nach dem Ref bzw. wenn ab Beginn der Verbeamtung auf Probe fängt es an kniffeliger zu werden mit dem Bundeslandwechsel. Dies geschrieben sind aktuell Sonderpädagogen, Grundschullehrkräfte und natürlich Lehrkräfte der beruflichen Schulen in den Bereichen Metall oder Elektrotechnik quasi bundesweit kleine goldene Trüffelschweinchen, die alle händeringend suchen. Ich rate mal, dass dir BW einen goldenen Teppich ausrollen wird, damt du fürs Ref kommst (und danach bleibst). :)

    Meine Erfahrung ist da genau gegenteilig. Trotz zulässiger Fächerkombi hat Hessen bei mir damals total rumgezickt und wollte Nachweise zum Studium. Das war mit ein Grund, warum ich fürs Ref in NRW geblieben war. Beim zweiten Staatsexamen war gar nichts.
    Ähnliches bei einer neuen Kollegin von uns. War eine andere Kollegin zuvor formal noch ohne Fach ins Ref gekommen (sie hatte die Fächer auf GS studiert, Hessen will aber H/R), war dies bei ihr nicht mehr möglich. Sie ist dann schließlich nach Niedersachsen gegangen. Nach dem zweiten Examen interessierte das niemanden mehr und sie konnte zurück nach Hessen.
    Da wiehert der Amtsschimmel schon ordentlich. Erst den fertigen Lehrern wird der rote Teppich ausgerollt.

    Ob der Dozent an der Uni das weiß, bezweifel ich. Das ist schon recht spezielles Wissen in dem Fall, wenn man nicht näher etwas mit dem Bereich zu tun hatte.
    Ich habe in NRW studiert und das Ref im FS Lernen gemacht. Die Version aus 1977 gilt offiziell noch, aber inoffiziell gilt der Lehrplan für die Hauptschule minus ein Jahr. Die Rückführung zur Hauptschule ist ja offiziell das Ziel des FS Lernen. Wenn das nicht passt, geht man natürlich runter auf die passende Entwicklungsstufe des Kindes bzw. der Gruppe.

    Welche Art von BFZ meinst du? Es gibt die regionalen, die konkret an eine oder zwei Schulen abgeordnet sind, oder das überregionale BFZ, die nach Termin beraten.
    Bei uns am üBFZ geht es derzeit über Vertrauen. Das liegt aber vermutlich auch daran, dass wir nicht so großen Einfluss auf die Arbeitszeit haben. Sind das Kind oder die entsprechenden Lehrer krank, fällt der Termin halt flach. Ähnliches gilt für fehlenden Beratungsbedarf zu bestimmten Zeitfenstern. Eine Ersatzbeschäftigung kann ich nicht unbegrenzt auftun. Ich habe nicht ständig unerledigte Arbeit, die ich irgendwann mal machen kann, rumliegen.

    >Ich werde aufgrund meiner Größe so ziemlich überall real (also nicht verbal) diskriminiert.Wenn das wahr ist, und das vielen Riesen so geht, dann wird man über die Verwendung Riesen nachdenken müssen, ja. Im Moment glaube ich weder, dass du nennenswert diskriminiert wirst, noch dass es vielen so geht.

    Ich habe es schon einmal geschrieben, wo ich handfeste Nachteile erfahre: So gut wie alles, was mit dem Thema Möbel zu tun hat, bekomme ich entweder die Standardgröße vorgesetzt. Als ob ich dadurch nicht ein größeres Risiko hätte, gesundheitliche Probleme davonzutragen. Wenn es um meine eigene Ausstattung geht, muss ich tiefer in die Tasche greifen, auch beim Thema Auto. Will ich bei einem Flug die gleiche Beinfreiheit, muss ich mehr bezahlen. Bei Kleidung ist die Auswahl deutlich geringer und meistens auch teurer. Auf Jahrmärkten kann ich bei den meisten interessanten Sachen nicht mitfahren, weil eine Beschränkung bis 1,95m ist. Einen vergünstigten Eintritt in die Freizeitparks bekommt man trotzdem nicht. In einer Fortbildungseinrichtung haben sie mittlerweile zwei Zimmer mit verlängerten Betten. Der Spiegel im Bad hängt trotzdem nicht höher und ich muss mich (mal wieder) bücken. Vorher hatte ich dort einmal das Schwerbehindertenzimmer bekommen. Das Bett war auch nicht länger, nur der Raum und das Bad waren größer und ich konnte eine unbequeme Nacht mit der Matratze auf dem Boden verbringen. Es ist eine ziemliche Gedankenlosigkeit, mit der einem begegnet wird. Es läppert sich, wenn man überall mal genau hinschaut. Es ist jedenfalls nicht so offensichtlich, als wäre ich trans, aber auch jeden Tag im Alltag präsent!

    Frapper, ich teile deine Ansichten nur zu einem Viertel, halte deinen Diskussionsbeitrag aber für (im Rahmen dieses Forums) angenehm sachlich. Dennoch: Auch wenn ich ebenfalls einen erheblichen qualitativen Unterschied sehe (den sieht hoffentlich jeder), bedeutet dessen Vorhandensein nicht, dass die eine Verwendung okay ist, die andere nicht, sondern sagt erst einmal gar nichts darüber aus. Ich bin selber eine Zwischengeneration - Negerkuss klingt nicht mehr gut, Mohrenkopf schon noch; ich freue mich über alle, die radikaler sind als ich. Aber "Damit möchte man niemanden beleidigen"* ist irrelevant und sagt ebenfalls erst einmal gar nichts darüber aus, ob das okay ist.

    Ich folge mal einfach deiner Logik und wende es auf mein Beispiel an. Nimm es mal nicht allzu ernst.
    Ich werde aufgrund meiner Größe so ziemlich überall real (also nicht verbal) diskriminiert. Das ist kein neues Phänomen, dass es große Menschen bei manchen Sachen schwer haben. In der Beratung muss ich regelmäßig an Grundschulen. In der ersten und zweiten Klasse werde ich regelmäßig von den Kindern als Riese bezeichnet. Dies erinnert mich an meine Diskriminierung im restlichen Leben und empfinde ich als verletzend und beleidigend. Ich fordere, dass das Wort "Riese"/"Riesen" von nun an aus Diskriminierungsgründen nicht verwendet wird - kein Riesenrad mehr, kein Riesending und auch keine Verpackungen mehr mit Riesenirgendwas. Vielen Dank für die Rücksichtnahme!



    Die Sprechpause ist einfach ein glottal stop, gibt's im Englischen ständig und im Deutschen auch. Ich benutze selber kein Sternchen, sondern Doppelformen (wie gesagt, Zwischengeneration), aber das ist eine gesellschaftliche Frage - sprachwissenschaftliche Argumentation gehört da nicht hin und ist, denke ich, stets vorgeschoben.

    Mag sein, dass es diese kurzen Sprechpausen bereits in unserer Sprache gibt, aber auch an diesen Stellen in den Worten und in dieser Anzahl? Ich habe mir solche Formulierungen auch mal in den Sätzen und Texten vorgelesen und es klingt einfach mies. Ich weiß, dass ich da nicht der Einzige bin.


    Ich bin Förderschullehrer mit dem Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation. Was das Fehlen einer funktionalen gemeinsamen Kommunikationsebene (sowohl direkt als auch schriftsprachlich) für eine Einzelperson oder Gruppe bedeutet, sehe ich im Zweifel jeden Tag! Wenn das mit der Verständlichkeit von Schriftsprache alles so unwichtig ist, wieso wird dann neben dem ganzen Gendern einfache Sprache verlangt? Das ist ja gerade eine Forderung danach, einen sprachlich verständlicheren Zugang zu haben, weil diese Gruppe die Normalversion eben nicht versteht. Das wäre dann ja alles gar nicht nötig!?! Dass vor allem öffentliche Einrichtungen so etwas immer mehr anbieten, finde ich sehr begrüßenswert. Ab wie viel Prozent der Besucher, die lieber auf die einfache Sprache wechseln, weil ihnen die aufgeblähte Normalversion zu schwierig ist, würde man umdenken? Wenn ich als Normalbürger die einfache Version anklicken müsste, die eigentlich für eine ganz andere Gruppe gedacht ist (nämlich eigentlich Förderschwerpunkt GE oder LE), würde mich das auf Dauer ziemlich sauer machen. Ein Zugehörigkeitsgefühl zur Normalgesellschaft entsteht so sicherlich nicht! Da ist man wieder weg von Sprachwissenschaft und zurück bei der gesellschaftlichen Frage. Analytisch - also wieder auf einer sehr akademischen Ebene - mag man Sprachwissenschaft und Gesellschaftsfrage trennen können. In der Realität landet beides doch wieder auf dem selben Teller.

    In einer Arte-Dokumentation, die letztens sah, war von 1% die Rede.

    Einer von hundert trans? Niemals! Das müssten wir Lehrer bei dem Durchlauf an Schülern irgendwie mitbekommen. Manchen Transgendern (als Man geboren) sieht man es ja auch sehr häufig wegen der Größe, Statur und Gesichtszügen an. Es hat Seltenheitswert, einem über den Weg zu laufen. Ich bin schwul und im bekannten kostenlosen Portal tummeln sich auch Transmenschen, aber es sind auch nur sehr wenige.


    Dieses finde ich eine sehr pragmatische Lösung (sorry für die schlechte Qualität, Handyfoto unter schlechten Lichtbedingungen):



    Im übrigen gibt es Unisex-Toiletten in jedem Zug und Flugzeug und zu Hause hat i.d.R. auch jeder eine.

    Die Frage ist, ob das auch bei Altbauten ohne weiteres möglich ist.


    Einzelraum mit Waschbecken =/= Einzelkabinen nebeneinander mit den üblichen Trennwänden mit gemeinsamen Waschbecken. Das macht einfach den Unterschied.

    Ich war eine Woche aus dem Forum weg und gehe mal wieder zurück zu den Mohrenköpfen. Da das Thema gender jetzt auch noch mit drin ist, möchte ich einen größeren Bogen schlagen.


    Ich finde, zwischen Begriffen wie Kanacke, Itacker und Konsorten, die sehr gezielt genutzt werden, und einem Mohrenkopf, Negerkuss und Zigeunerschnitzel einen erheblichen qualitativen Unterschied. Damit möchte man niemanden beleidigen. Leider sehe ich, dass diese Betroffenheitsrhetorik ("Wie würdest du dich denn fühlen, wenn ...") ständig verwendet wird oder man das Wort "Diskriminierung" benutzt, um irgendetwas ohne eine Diskussion durchzudrücken. Dass es gute Argumente der Gegenseite gibt, interessiert da häufig leider nicht, denn man wähnt sich ja auf der richtigen Seite. Der Zweck heiligt schließlich die Mittel.


    Zwei sehr aktuelle Beispiele:


    Unisex-Toiletten
    Wir haben aktuell den Fall, dass wir uns mit Transgender beschäftigen (müssen). Die Schülerin wird mittlerweile mit einem Jungennamen angeredet, was ich gut finde. Ob er eine Geschlachtsanpassung machen lassen will, weiß er noch nicht. Ich kenne ihn nur wenig, aber ich mochte ihn in meiner Vetretungsstunde gerne. Recht unkompliziert. Die Toilettendebatte ist dafür jedoch schon entbrannt und nimmt meiner Meinung nach deutschlandweit bizarre Züge an. Eine echte Lösung sehe ich da noch nicht. Zwei Kolleginnen tun sich da jedoch gerade sehr stark hervor und fordern, dass er (phänotypisch aber noch eindeutig weiblich) auf jeden Fall die Wahl haben sollte, ob er jetzt bei den Jungs oder zu den Mädchen geht. In der Klasse ist auch noch ein stark autistischer Junge (aufgrund seines Verhaltens wird er einzeln zur Schule gebracht und hat permanent eine Schulbegleitung!), der diese ganze Thematik nicht wirklich verarbeiten kann. Wenn der am Urinal steht und seine frühere Mitschülerin kommt vorbei, wüsste ich nicht, ob das auf Dauer gutgeht. Da kann auch keine Schulbegleitung wirklich eingreifen. Das wurde als Argument nicht gelten gelassen und ich hatte nicht das Gefühl, dass man an einer pragmatischen Lösung interessiert war, die auch das Interesse der anderen einbezieht.
    Auf nationaler Ebene finde ich es auch reichlich obskur. Wegen transsexueller Menschen - sprich 0,0x% Prozent der Bevölkerung (eine sehr kleine, zahlenmäßig nicht genau bezifferbare Gruppe) - wird das gesamtdeutsche öffentliche "Verrichtungsgeschäft" in Frage gestellt. Bin ich da der einzige, der das alles in einem völligen Missverhältnis sieht? Nicht, dass ich diesen Wunsch nicht nachvollziehen könnte, aber steht das Ganze folgenmäßig in einem vertretbaren Verhältnis?
    In einem Artikel habe ich mal gelesen, dass es früher im Kaiserreich Toiletten für alle gab, aber dies wohl nicht so gut funktionierte. Frauen wurden dort häufiger belästigt und eine eigene Toilette sollte ihnen einen Schutzraum geben. Das soll, wenn es nach manchen "Vorreitern" geht, wieder abgeschafft werden. Ich sehe noch nicht, dass das eine Lösung für irgendetwas ist. Meine Kollegin meinte, in GZSZ gebe es schon seit Jahren in der Kneipe eine Unisex-Toilette. Auch in Schweden gebe es das und es würde funktionieren. Ich lebe nicht in GZSZ und auch nicht im kleinen beschaulichen Schweden. Ich halte ihre Ansicht für gutgläubig-naiv.



    Gendergerechte Sprache
    Die nächste Baustelle, an der schon seit Jahren rumgewerkelt wird, und eine echte Lösung ist nicht in Sicht. Da werden auch wieder sehr viele abstruse Vorschläge gemacht: Redeliste statt Rednerliste, Gender-Sternchen - man kann das ja alles nachlesen. Dass da viele Leute etwas gegen haben, können die entsprechenen Vertreter nicht nachvollziehen: Es koste ja nichts. Das ist wohl wahr, Geld muss man dafür kaum welches ausgeben. Dafür verhunzt man unsere Sprache mit irgendwelchen Worten wie Studierenden, die eben nicht genau in diesem Moment studieren, was die grammatikalische Funktion davon ist, oder benutzt das Konstrukt Schüler*innen, von der niemand weiß, wie man sie wirklich ausspricht. Mir wurde gesagt, man macht eine kurze Sprechpause beim Sternchen, was einfach völlig unnatürlich klingt. Ich kenne keine Sprache, in der so etwas vorkommt. Wo der Effekt sein soll, weiß ich auch nicht. Im Englischen gibt es sehr viele geschlechtsneutrale Bezeichnungen. Trotzdem werden die meisten Menschen bei doctor an einen Mann denken und bei nurse an eine Frau, obwohl beide Geschlechter damit gemeint sind. Wo will man also eigentlich im Deutschen hin, wenn es woanders doch auch schon nicht funktioniert? Egal, ab durch die Wand mit dem Kopf!
    Was ich allerdings deutlich gravierender finde und ich bei meinen SuS merke: die verstehen diese Texte einfach nicht (gut). Natürlich habe ich ein spezielles Klientel mit sprachlichen Problemen, aber wir haben auch welche, bei denen das nicht ausgeprägt ist. Die LE-Schüler kapitulieren häufig sowieso vor diesen aufgeblasenen Texten mit den Doppelnennenungen für Männlein und Weiblein. Mit diesen Begriffsneuerschaffungen brauche ich da gar nicht erst ankommen. Auch ein Sprachwissenschaftler hat sich mal an diese gendergerechten Texten mit den Doppelnennungen herangewagt. Das Verhältnis von Inhalt zu Wortumfang ist bei den gendergerechten Texten deutlich schlechter und somit verwässert. Das ist ein riesiger Nachteil! Es macht das Lesen ineffizienter und zeitaufwendiger - es kostet also doch etwas!
    Man will mit dieser Art zu schreiben, mehr Menschen ansprechen, tut es aber in Wahrheit nicht. Die große Merhehit der Bevölkerung (also auch diejenigen, die sich dadurch eigentlich angesprochen fühlen sollen!) lehnt diese Sprache ab: https://www.faz.net/aktuell/po…-sprache-ab-16119532.html . Eine gemeinsame sprachliche Grundlage hat unbestritten eine gesellschaftlich integrative Funktion, die man aufgibt, wenn alles zu einer Mühsal und einem Eiertanz wird. Das interessiert die entsprechenden Vertreter aber sicherlich auch nicht. Für mich sind das zum Teil Debatten völlig weltfremder Akademiker, die aber ganz genau wissen, wie alle zu leben haben. Wie sehr sie in ihrem Elfenbeinturm hocken, bekommen sie aber auch nicht mit, sondern sind nur verwundert: "Das haben dann eben nur noch nicht alle verstanden." oder "Wir müssen mehr dafür werben.", hört man da gerne in dem Zusammenhang. Leider liegt es meist nicht daran, sondern dass sich diese Vertreter zu idealistische Ziele gesetzt haben. Utopia wird nicht kommen.



    Das war jetzt der große Rundumschlag. Ich sehe für mich, dass sich kein (Sprach-)Gebrauch durchsetzen wird, der nicht irgendwem auf die Füße tritt oder durch seine Unverständlichkeit schadet. Ich kann nicht auf jede Befindlichkeit (teilweise ist es auch nicht mehr als das!) Rücksicht nehmen.
    Ich bin ja letztendlich bei Diskriminierung auch auf meine eigene Weise betroffen. Ich als so von der Natur geschaffene 2-Meter-Mann finde auch überall nicht gerade ideale Bedingungen vor. Ich finde, ich hätte einen Platz mit mehr Beinfreiheit im Flugzeug ohne Aufpreis verdient sowie eigentlich überall passende Möbel, wo ich gehe und stehe. Bekomme ich aber auch nicht und es interessiert witzigerweise keine Sau, obwohl es nicht gerade wenige größere Menschen gibt. Bei so manchem muss man sich einfach abfinden, dass es das nicht gibt und vermutlich auch nie geben wird.

    Mich nervt dieses Gutmenschentum fürchterlich. Alle sind gleich, niemand darf irgendwie benachteiligt werden. Man darf aber auch niemandem sagen, dass es halt nicht reicht. Leistung und Anstrengungsbereitschaft scheinen generell verpönt zu sein.

    Das nervt mich bei uns auch. Bei einer Präsentationsprüfung (Realschulabschluss) wurde mir sehr bewusst, was für Beißhemmungen die SL hat, einem Gehörlosen eine schlechte Note für eine schlechte Leistung zu geben. Ich hatte den direkten Kontrast mit einer anderen Prüfung mit einer klar lautsprachlichen Schülerin. Auch in meinem Unterricht war die gehörlose Schülerin eher mäßig und es lag einfach an ihrer Faulheit.
    Bei uns in der Vorklasse sollen auch die Klopper sein und in der Grundstufe soll es auch heiß hergehen. Ich arbeite nur ab Klasse 5, höre immer nur, dass wir uns auf etwas gefasst machen könnten, und dann kommen recht erträgliche SuS in Klasse 5. Manche sind eben leistungsschwach, aber die gehen ja in die LE-Klasse.



    Was stellt sich denn deine Kollegin vor, wo die Reise hingehen wird, wenn es schon am Schulanfang schief läuft? Es gibt eben Rahmenpläne und wenn man da nicht die Mindestanforderungen mit ausreichend erfüllt, dann kann man eben nicht mehr nach dem Regellehrplan unterrichtet werden. Ende.

    Die Kollegin glaubt, es sei bei den hirngeschädigten Kindern noch alles offen. Ansonsten muss sie sich ja nichts vorstellen. Sie hat beschlossen, dass sie fortan immer nur die Klasse(n) A1/A2 nimmt. Die sollen ja erst einmal zwei Jahre bei uns gemütlich ankommen können. Den Rest dürfen die anderen erledigen. Die Leitung hat das wohl so akzeptiert, denn sie kann sich wohl kaum gegen diese Kollegin durchsetzen.

    klar darf man das sagen. genau wie dein gegenüber dir dann sagen darf, dass du offenbar bestenfalls ein gedankenloser, egozentrischer depp, schlimmstenfalls ein nazi bist.

    Mir fällt dazu eine herrliche Anekdote ein:
    Zu meinem Geburtstag hatte ich meiner Klasse Mohrenköpfe ausgegeben. In meiner Klasse war damals auch ein somalischer Flüchtling. Eine Schülerin sagte das Wort Mohrenkopf und korrigierte sich direkt selbst: "Schokokuss. Mohrenkopf sagt man ja nicht." Da ich mir schon dachte, dass mein Schüler das nicht kennt, übernahm ich das Ruder. Ich erklärte dem Schüler, wo diese beiden Begriffe herkommen und weil man Neger und Mohr vor längerer Zeit auch als Beschimpfung verwendet hat, wurden irgendwann die offiziellen Namen geändert. Er quittierte das in seiner unnachahmlichen Art mit: "Ja und? Was hat das mit mir zu tun?"
    Stimmt, da hat er einfach Recht. Er lebt heute und nicht vor 50/100/... Jahren. Niemand hat ihn wegen seiner Hautfarbe beleidigt oder benutzt diese Begriffe in einer despektierlichen Weise. Wenn er Nigger genannt wird dann von seinen ebenfalls somalischen Freunden! Und natürlich meinen sie es nicht als Beleidigung.
    Lese ich den Begriff Zigeunerschnitzel, denke ich an ein leckeres Schnitzel mit pikanter Paprikasauce und nichts anderes. Wie man sich davon beleidigt fühlen kann, geht mir ab. Da muss man schon arg empfindlich sein. Fühlen sich dann Wiener, Jäger, Frankfurter, Holsteiner, Elsässer, Hawaiianer usw. (es gibt so viele Schnitzelsorten) auch von diesen Bezeichnungen beleidigt? Die Namensentstehung dieser Variationen entstand doch auch nicht anders.

    Was hier übersehen wird, ist meines Erachtens, dass es nicht um die "Planung" oder die Einstellung geht, dass man sich nicht als Teilzeitkraft vselbst verheizt. Es geht darum, dass der systemische Normaufwand nicht anteilig reduziert werden kann und so eine 50%-Stelle nicht effektiv 50% der Arbeitszeit entspricht. Gerade weil man ja nun mehr Zeit hat, Dinge zu Ende zu bringen, wird man diese ohne es explizit vorzuhaben, wohl dafür nutzen und letztlich mehr als die intendierten 50% arbeiten. Als Vollzeitkraft muss ich Dinge ggf. kürzer, effizienter oder häufiger nach dem Pareto-Prinzip erledigen, weil ich sonst gar nicht hinkomme. Als Teilzeitkraft muss ich das nicht, es sei denn, ich hätte meine durch die Teilzeit frei gewordene Zeit komplett mit anderen Dingen gefüllt. Dann wäre ich ggf. aber wieder auf demselben Stresslevel wie vorher.


    Dass TZ-Kräfte mitunter die Preise verderben, ist ein Faktum. Es ist keine böse Absicht, aber es lässt sich augenscheinlich auch nicht vermeiden.

    Dass man durch die unteilbaren Aufgaben einen Nachteil hat, ist klar. Da ist aber auch noch die andere Seite von TZ, die ich bei uns klar sehe. Die TZ-Kräfte haben meist eine KL und damit auch den Unterricht in ihren Fächern in der Klasse. Das haben sie dann überwiegend in der Schublade. Da die KL ziemlich viele Stunden in den Klassen haben und das somit den Hauptteil ihres Deputats ausmacht, geht der Kelch des fachfremden Unterrichts oder Lückenstopfens sehr häufig an ihnen vorbei. Den Kelch darf man dann eher als Vollzeitkraft bei uns austrinken. Das gleicht sich dann in meinen Augen aus.

    Delegieren finde ich gut. Wie wärs denn, das direkt an die Ausbilder zurück zu delegieren?Ich finde diese Erwartungshaltung wirklich im höchsten Maße unangemessen. Dann sollen sie sich selbst ein Brötchen und eine Flasche Wasser im nächsten Supermarkt besorgen und das dann mit Rechnung beim Dienstherrn einreichen. Mal sehen, wie der dazu stehen würde.

    Ich verstehe was du meinst. Die Ausbilder kommen zum Teil von weiter her und eine echte Pause haben sie während so eines Prüfungstages auch nicht. Wenn man so eine Pause einplanen muss, wird es vom zeitlichen Ablauf schwieriger und verlängert den Prüfungstag unnötig. An manchen Standorten gibt es zudem keinen Supermarkt in der Nähe. Da ich ein paar Sachen (mit)einkaufe und auch das Geld von den Herrschaften bekomme, hält sich das alles noch in einem vertretbaren Rahmen.

    Danke für eure Antworten.


    Bei der Zuweisung des Förderbedarfs ist nicht der Grund für den Förderbedarf ausschlaggebend, sondern das Leistungsvermögen.


    Woran macht die Kollegin das denn fest? Eine geistige Behinderung kann das Resultat einer Hirnschädigung sein, aber dann besteht doch der Förderbedarf.


    Kann es vielleicht sein, dass die Kollegin sich nur irgendwie herausreden wollte, um nicht in der Konferenz ein Versäumnis eingestehen zu müssen?

    Zu 1: So sehe ich das ja auch. Wir sind daran gebunden, Kinder in die für sie richtigen Richtlinien einzusortieren. Die Ursache für den Leistungsstand (ob nach oben oder unten), ist erst einmal irrelevant.


    Zu 2: Woran sie das festmacht, kann ich dir nicht sagen. Das steht einfach so unkommentiert im Raum. Die Leitung deckt das bzw. gibt keine Widerrede.


    Zu 3: Ne, das ist leider kein Ausflucht gewesen, sondern ihre feste Meinung.



    @Palim
    SuS von Förderschulen brauchen zehn Schulbesuchsjahre, um von der Arbeitsagentur Förderung zu erhalten. Deshalb muss immer irgendwo ein weiteres Schuljahr her für SuS mit H- oder LE-Abschluss. An meiner Ref-Schule (FS LE) in NRW ging es immer bis Klasse 10. Bei uns in Hessen haben sinnesgeschädigte SuS ein fünftes Grundschuljahr. A1, A2, 2, 3 usw. Da in der anderen Abteilung häufig nicht genug SuS für eine jahrgangsgleiche Klasse da sind, werden Jahrgänge zusammengelegt. A1/A2 ist so eine Konstellation. Ein großes Problem in der Abteilung für Sehbehinderte ist, dass es keinen IQ-Test gibt. Alle IQ-Tests basieren auf visueller Wahrnehmung. Das erschwert es ungemein, valide Aussagen herbeizuschaffen.

    Es betrifft mich nicht selbst, aber es kommt an meiner Schule gerade vor. Wir bieten die drei Abschlüsse H, R und FS LE an. Wer den FS GE hat, wird bei uns nicht weiter beschult und wir verweisen auf die GE-Schule in deren Wohnortnähe. Hinsichtlich der Sinnesschädigung geht bei Wunsch die Beratung der GE-Kollegen weiter. Das klappt in aller Regel gut.


    Nun ist es so, dass eine bestimmte Kollegin sich jetzt in der zweijährigen Eingangsklasse eingenistet hat (sie will nichts anderes mehr machen), die sehr seltsame Vorstellungen hat. Eine Kollegin musste jetzt die Kinder übernehmen, die zwei Jahre in der Eingangsklasse waren. Eine Schülerin kann nach zwei Jahren die Zahlwortreihe bis 10 immer noch nicht. Lässt man eine Lücke in der Aufreihung, kann die Schülerin das nicht ergänzen. Mit Arbeitsblättern konnten die Kinder alle nicht arbeiten, denn das kannten sie gar nicht. Meine Kollegin versteht nicht, warum da nicht Richtung GE beraten wurde bzw. man das nicht einfach festgestellt hat. Da sind wohl noch weitere solche leistungsschwache Kinder, die nächstes Jahr aus der Eingangsklasse hochkommen.
    Die KL der Eingangsklasse wurde darauf in einer Konferenz angesprochen, warum sie da nichts unternommen hätte. Sie sagt, die Kinder hätten nicht den Förderschwerpunkt GE, sondern seien "hirngeschädigt". Das sei etwas ganz anderes und man könne überhaupt nicht sagen, wo die Reise hingehe. Im Internet habe ich nichts Brauchbares zum Thema "hirngeschädigt" gefunden. Ich wüsste auch gar nicht, was das grundlegend ändern soll. Es gibt Rahmenlehrpläne, die nun einmal vorgeben, wo LE endet und GE anfängt.


    Hat von euch jemand so etwas schon gehört? Ich finde das sehr befremdlich und bin froh, damit nicht selbst konfrontiert zu sein.

    Den Überblick habe ich nicht, aber die Seminarorte haben auch früher schon ihre eigene Ausprägung vorgenommen und SeminarleiterInnen spezielle Wünsche vorgebracht.Das hat sich nicht geändert.


    Mir fällt zum einen auf, dass manches aus den Anforderungen genommen oder zumindest eingeschränkt wurde, z.B. der Umfang der 2. Examensarbeit,
    andererseits werden neue Vorgaben gesetzt
    und die Heterogenität in den Klassen schafft zusätzliche Herausforderungen, die zwar den Alltag bedeuten, aber eine extreme Zusatzbelastung darstellen.

    Es gibt Unis mit Ba/Ma und welche mit normalem Staatsexamen oder vielmehr gab es die? Ist das überall umgesetzt worden? Dann gibt es Unis mit Praxissemester und oft entsprechend verkürztem Ref, woanders wo nicht. Es gibt noch traditionelle Ausbildungssettings in Form von konstanten Fachleitern, während es z.B. in Hessen modularisiert wurde.
    Es endet bei weitem nicht bei den individuellen Schwerpunktsetzungen der Seminarstandorte.

    Früher waren die Ausbildungen etwas einheitlicher. Heute kochen so viele ihre ganz eigenes Süppchen - teilweise nicht einmal in einem Bundesland einheitlich. Das ist doch Mist für alle, die mal wechseln (wollen/müssen). Außerdem wird auch ständig irgendetwas verändert. Es kehrt nirgendwo Ruhe ein, um mal einen klaren Kopf zu bekommen. Ich finde des alles nicht hilfreich.

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