Beiträge von Frapper

    Zur Sache:


    @Frapper Woran wird den bemessen was "funktioniert"? Es wurden ja auch Beispiele für "funktionierenden" koedukativen Sportunterricht (Hamburg) genannt. Ich sehe auf der pro-Geschlechtertrennung-Seite bislang auch nur Scheinargumente und Anekdoten.

    Du machst genau das, was ich ganz häufig in solchen Diskussionen bemerke: Schwarz-Weiß-Denken.
    Ich habe nirgendwo bestritten, dass koedukativer Unterricht funktioniert und mich für keine der beiden Seiten ausgesprochen. In diesem Thread wurden gute Gründe für (zeitweise) Geschlechtertrennung genannt. Wenn ich micht recht erinnere, glaubst du, dass anatomische und tendenzielle Verhaltensunterschiede zwischen Jungen und Mädchen weitestgehend für den Sportunterricht zu vernachlässigen seien (was nicht meiner Lebenserfahrung entspricht). Es verwundert mich daher nicht, dass du die Argumente für Geschlechtertrennung nicht als solche anerkennen willst.

    Wenn man das hier so liest, kann ich mich ja wirklich freuen, dass ich 12 Jahre koedukativen Sportunterricht doch recht schadfrei überstanden habe, überwiegend mit männlichen Sportlehrern übrigens.


    Mir war bis zu diesem Thread tatsächlich gar nicht bewusst, dass es (außerhalb von reinen Mädchen- oder Jungenschulen) noch geschlechtergetrennten Sportunterricht gibt und jetzt lese ich, dass das sogar in der Mehrzahl der BL noch der Fall zu sein scheint. 2020 lässt grüßen.

    Naja, das sind ja jetzt auch die üblichen Argumente, um die eigene Position zu untermauern und einer sachlichen Diskussion auszuweichen.
    Mir haben meine Eltern auch mal eine Backpfeife verpasst und ich bin nicht traumatisiert. Gut war es deswegen noch lange nicht.
    Auch dieses Argument, dass das ja alles gar nicht zeitgemäß sei, ist leider auch ein sehr übliches Scheinargument. Zeitgemäß ist das, was funktioniert. Wenn es der getrenntgeschlechtliche Sportunterricht ist, dann sollen sie halt. Ist es koedukativ, auch fein.
    Mich nervt zunehmend so eine Engführung von Diskussionen. Ich glaube, weder das eine noch das andere ist überlegen. Beides hat halt seine Vor- und Nachteile, mit denen man im Zweifel leben muss.

    Ich muss sagen, dass ich Teile der Diskussion hier sehr befremdlich finde.
    Warum ergreift man als Mann das Fachgebiet Gynäkologie? Generell unterstelle ich den meisten Ärzten, dass sie schon einen Antrieb dazu haben, Menschen zu helfen. Womöglich hat ein Mann einfach den Antrieb Frauen helfen zu wollen. Ich weiß nicht, ob dieses medizinische Feld so tauglich ist, sich an den Patientinnen aufzugeilen. Man hat in dem Fachbereich ja auch sehr viele unschöne Erkrankungen, mit denen man sich rumschlagen muss. Ich wüsste auch nicht, was Abstrichen machen oder an so einem Scheidenpilz anziehend sein soll. Eine Bekannte von mir musste in ihrem Medizinstudium natürlich durch alle großen Professionen durch. Gyn fand sie mit ziemlichem Abstand am ekligsten.

    Ich glaube, sie meint das ganz formal, während du dich bei der Realarbeitszeit bewegst. Unsere Arbeitszeit bemisst sich an Unterrichts-/Deputatsstunden. Unsere ca. 40 Stunden wöchentliche Arbeitszeit (je nach BL) werden in Deputatsstunden umgerechnet. Darin taucht ein Tag der offenen Tür aber nicht auf, sondern geht im ganzen Summs von Vor-, Nachbereitung und Konsorten zu den Deputatsstunden unter.

    Was dein Schulleiter sich da persönlich zusammenreimt hat nichts mit dem Phänomen "ich mache generell erst mal dicht, wenn mir jemand was erzählen will" zu tun.

    Letztendlich schon, weil man sich eben der typischen Instrumente bedient, die sehr häufig auch in diesen Schulentwicklungs-/Beratungssettings eingesetzt werden. Wir haben das schon oft genug gemacht, indem wir irgendetwas auf Kärtchen geschrieben, durch Punkten priorisiert etc. haben. Das vergammelte dann irgendwo und es passierte nichts so richtig damit, aber man hat uns ja irgendwie einbezogen.
    Wenn dann also irgendwer mit diesem typischen Krempel ankommt, habe ich halt mittlerweile einfach meine Zweifel ...

    Nichts anderes setzt gute Beratung frei.
    Leeres Geschwafel kann man halt erst sehen, wenn das/die/der Flipchart gefüllt wurde, nicht schon vorher. Wenn ich Referendar*innen mögliche Methoden zeige, wissen die immer schon alles. Hamwer schon gelesen, wasisn daran besonders? Und wenn sie dann was auf ihre Stunde Passendes finden sollen- Leere.

    Ich gebe dir Recht, dass das so sein kann, wenn man da wirklich ergebnisoffen ist. Meine Erfahrung hat mich leider das Gegenteil gelehrt. Man kann das ganze Kartengeschreibsel nämlich leider versuchen als Alibi-Veranstaltung zu missbrauchen, um das zu verkaufen, was man sowieso vorhat. Alles voll mit Bedenken zu den geplanten Änderungsvorhaben und SL: "Ich habe jetzt kein Argument gelesen, was dagegen spricht."

    Davon hatten wir es kürzlich in einem anderen Thread, ist das eigentlich ein spezifisches Lehrer*innenproblem?

    Ne, das glaube ich nicht. Ich befürchte einfach, dass es sehr viel schlechte Beratung da draußen gibt. Da muss man ja nur Richtung Bundeswehr oder Politik schauen. Was ich auch von Freunden aus der freien Wirtschaft höre, ist nicht besser als das, was ich bei uns erlebe.
    Eine Architektin hatte so etwas auch einmal im Haus und herausgekommen ist ein Papier, worin mehr oder minder stand, dass man sich in jeder Kommunikationssituation respektvoll gegenüber den anderen verhalten soll. Welch eine banale Erkenntnis zu welchem Tagessatz ...


    Unsere SL hat ja seit 2,5 Jahren auch so einen Coach und es ist nicht besser geworden, sondern im Gegenteil. Da kommt jemand von außen, der im Zweifel eher einen wirtschaftlichen und verwalterischen Blick hat. Wir sind aber keine Firma und der Faktor Mensch macht in unserem Metier einfach viel aus.


    Die besten Ideen kamen aus der Stufe aus den eigenen Reihen heraus. Die werden dann auch von der Mehrheit getragen und - ganz entscheidend - weitergeführt. Deshalb bin ich mittlerweile auch sehr misstrauisch geworden, wenn jemand von außen kommt mit Moderationskoffer und Flipchart. Zu viele schlechte Erfahrungen gemacht.

    richtig, in Brennpunktschulen ist aber keine Durchmischung, sondern Problemüberhang. Dort müsste also der Personalschlüssel erhöht werden.
    Neulich hat sich in einer Runde von Lehrer*innen einer vorgestellt mit den verbitterten Worten "ich arbeite an einer Oberschule, also eigentlich in der Förderschule nur mit mehr Schüler*innen". Wieso werden diese Kolleg*innen alleingelassen? Weil sie keine Lobby haben. Wären an Oberschulen mehr Eltern mit Einfluss und Verständnis für die Problematik, würde sich sicher mehr tun. Stattdessen regen sich die klassischen Oberschuleltern über einzelne Lehrer oder Kinder auf und kämpfen am völlig falschen Ende.

    Japp, in die Brennpunkten müsste man auch mehr investieren bei einem gegliederten Schulsystem. So mancher unguten Gruppendynamik würde durch kleinere Gruppengrößen entgegengewirkt. Das sehe ich ja bei unseren kleinen Klassen. Letztendlich sind leistungsschwache oder schwierige Schüler durch die Inklusion in das Regelsystem gespült worden, was die Heterogenität der Klassen erhöht hat, aber am Personalschlüssel wurde nicht viel bis gar nichts verändert. Man müsste eigentlich den Klassenteiler runtersetzen statt Ressourcen durch häufig rudimentäre Doppelbesetzungen mit Förderschullehrern zu verschwenden. Die würden ja auch viel lieber unterrichten statt nur zu beraten oder irgendwo das pädagogische Feigenblatt zu sein.


    Dass die Arbeit engagierter Eltern des leistungsstarken Endes an einer Gemeinschaftsschule auch in großem Maße dem leistungsschwächeren Ende zugute käme, glaube ich nicht. Da wird sich dann eher intern für die leistungsstärkeren etwas verbessern. Die Eltern müssen einfach selbst aus dem Quark kommen oder in der Politik eine Einsicht einkehren. So galant würde das meiner Meinung nach nicht funktionieren.

    Dein Lösungsansatz wäre dann welcher? Dass gleich in der Grundschule in Klasse 1 nach Leistungstests zugeordnet wird?
    Wenn ich mir angucke, wie die Unterschiede einfach durch Einzugsgebiet schon gegeben sind, dann sollte man sich im Gegenteil eher schon hier um soziales Durchmischen Gedanken machen und nicht um noch mehr Selektion.

    Das Problem ist immer das gleiche: Heterogenere Lerngruppen benötigen insgesamt mehr Betreuung. Man müsste massiv etwas am Personalschlüssel ändern, damit alle als Gewinner dort rausgehen oder es zumindest nicht schlechter als vorher ist. Dazu ist man nicht gewillt und kann es in der derzeitigen Lage des Personalmangels auch nicht anstreben. Also ist das einfach von vornherein zum Scheitern verurteilt.

    In Hessen wurde sie nach einigen wenigen Jahren massiver Geldverschleuderei und schlechter Presse schleunigst wieder abgeschafft. Die Aktenberge mit den Creditpoints, die lehrer sich via Fortbildungen erarbeiten konnte, schimmeln in Archiven vor sich hin, ein paar ihrer Aufgaben entledigten A15er kursieren noch im Orbit oder besetzen eigens für sie geschaffene Stellen...
    Bloody waste of time and energy.

    Ich weiß noch, wie sie bei uns im Haus waren. Alle waren schier panisch und es wurden noch irgendwelche Papierberge runtergetippt, die man vorzeigen konnte oder auch nicht. Für jeweils 20 Minuten kamen die dann irgendwann irgendwo mal in den Unterricht oder befragten ein paar ausgesuchte Vertreter der Lehrerschaft. Wir bekamen super Noten, das nicht so prickelnde Verhältnis zwischen Kollegium und SL stand sogar im Bericht und man gab uns mit, dass wir uns nicht um all unsere Probleme auf einmal kümmern können und deshalb priorisieren sollten. Danach ging es erst einmal entspannter zu. Dann kam der SL-Coach und seitdem wird nur noch in (Teil-)Konferenzen getagt, getagt und getagt. Viel Gerede um nichts und kaum Beschlüsse zu irgendwas. Diverse Poster mit diesen Priorisierungen vergammeln auch bei uns - schön aufgeschrieben und dann wieder nicht angerührt.


    @Meike. Das würde mich echt mal interessieren, ob du da irgendwelche Erfahrungen zu diesen SL-Coachings hast, die im Moment auch so in Mode sind. Seitdem der Coach da ist, habe ich das Gefühl, dass die SL viel lieber mit dem redet als mit uns. Mit der Stimmung ging es seit seinem Eintreffen tendenzell bergab.

    Mhm, wenn man nur lange genug wartet, gibts wieder so Scheite zum Draufknien als Strafe, Kreidetafeln und Schulfächer. Ach nee, Moment, letzteres hat sich in 100 Jahren Schule ja gar nicht geändert. Wie schön für die altbackenen Junggesellen, bloß nicht umgewöhnen!

    Naja, Bücher, Hefte und Blöcke gibt es ja auch nach wie vor. So schnell wird das Papier nicht abgeschafft werden.


    [Ironie] Ich lese übrigens in Englisch nur Texte über Grammatik, Wortarten und Satzstrukturen. Alles andere wäre mir zu fachübergreifend und progressiv. Meine Deutschkollegin hält es genau so! In Mathe wird nur mit Zahlen und Variablen jongliert. Sachbezogene Aufgaben sind zu verwirrend und unnötig. Auch in den Nebenfächern bleiben wir immer schön bei dem Fach. Für Abschweife in andere Fächer habe ich einfach keine Zeit. Das gibt nur Durcheinander![/Ironie]


    Ich bin ja neuerer Technik definitiv nicht abgeneigt und schaue mir das gerne an. Leider erleichtern sie einem das Leben nicht unbedingt oder nur bedingt. "Sternehimmel" und Geflimmer können vom Beamer projizierte Bilder unkenntlich machen. Ersatz-Beamer sind dann leichter, so dass die Tafel ständig von alleine nach oben wandert. Dann kannst du schon mal nach Büchern schauen, die genau das richtige Gewicht haben, damit es passt. Oder Ersatz ist in ganz weiter Ferne, weil solche Tafel-Beamer, wie wir sie haben, nach zehn Jahren nicht mehr zeitgemäß sind und die Produktion ganz eingestellt wurde. So sieht es jedenfalls die Firma, aber der Schulträger sieht es anders und was neues ist zu teuer. Leidtragender bist du! Wenn du dich aufgrund der schlechten Leitung nicht nach fünf Minuten, sondern gar nicht einloggen kannst, macht das auch richtig viel Spaß. Meldet man das dann dem 40 km entfernt sitzenden zuständigen Techniker und bekommt ein Screenshot in der Antwortmail angehängt mit dem Zusatz "Müsste eigentlich funktionieren", wird einem Handgeschriebenes auf einer Tafel plötzlich deutlich sympathischer. Nach häufigem Abstürzen oder fünfmaligem Rekalibrieren der Stifte hatte man dann endgültig keine Lust mehr.


    Und zum Elternwillen: du selbst hast ja auch keine besonders guten Erfahrungen an der Regelschule als Sonderpädagoge gesammelt. Der Elternwille rettet uns derzeit den Allerwertesten. Da merken immerhin viele Eltern, was für ein unausgegorener Quatsch da teilweise verzapft wird und ziehen für sich die Konsequenzen. So gut wie niemand will die Bildung des eigenen Kindes auf dem Altar irgendeiner netten aber undurchdachten Idee opfern, egal wie sehr man den Grundgedanken dieser Idee wertschätzt.

    Wir haben auch einen. Leider wird er jedes Jahr von unserer SL in Zweifel gezogen, weil er Ressourcen an sich bindet (eine Unterrichtsstunde ist eine Doppelstunde TR), die wir in der Tat teilweise nicht haben. Deshalb ist er in den ersten beiden Stunden nicht besetzt und auch mittendrin hat er ein paar Löcher. Seine Wirkung verfehlt er trotzdem nicht, auch wenn deutlich weniger SuS dorthin müssen als früher. Eine ernsthafte Ermahnung reicht meistens und es ist Ruhe. Wenn man dann mal jemanden schickt, hat das eine recht abschreckende Wirkung für den Rest der Klasse. Ich schreibe auf den Zettel aber auch rigoros jedes peinlichste Detail drauf. Man soll nicht verheimlichen können, weswegen man gehen musste.
    Sitzt man als Lehrkraft im TR hat man ein gutes Zeitfenster für die Unterrichtsvorbereitung. Es gibt einen PC, Telefon und einen Drucker, mit dem man auch mal eine kleine Menge kopieren kann.

    Die effektivste Maßnahme ist Schalldämmung am Gebäude. Wird aber nicht gemacht, weil zu teuer. Da braucht man das Ganze nicht mit "Schulen zu kinderfreien Zonen zu machen" ins Lächerliche ziehen. Verantwortlich ist einzig und allein der Schulträger, d.h. der Staat, der das nicht finanzieren WILL.

    Das verstehe ich teilweise auch nicht. Dabei ist das alles gar nicht so teuer. In einem unserer Häuser, das von der Renovierung her am neuesten ist, hat sogar der Flur Schalldämmung. Mit einem Schulträger haben wir gerade richtig Ärger, weil der die Schalldämmung nicht einmal für die schwerhörigen SuS an der Regelschule bezahlen möchte. Dabei macht das so viel aus und es haben alle etwas davon. Ich hatte dort auch einmal das Vergnügen, mit einem vom Schulträger zu reden. "Ja, wir machen etwas, aber nicht zu viel. Wenn der Raum schalltot ist, fühlen sich Normalhörende nicht mehr darin wohl !" Ahja, schalltot - als ob das so eintritt ...
    Eine Schulleiterin will zwei Räume nicht sanieren lassen, obwohl der Schulträger in meinem jetzigen Bereich das anstandslos bezahlt. Dann ist ja festgeschrieben, dass der Junge in dem Klassenraum bleiben muss. Dann klappt das mit dem jährlichen Raumwechselkonzept der Schule ja nicht mehr, was ohnehin nicht mehr hinhaut, aber egal. Dann sitzt man eben lieber in Klassenräumen mit abartigen Nachhallzeiten oder lässt vielmehr sitzen. Man selbst hat ja ein ruhiges Büro. :autsch: Ich genieße immer die Ruhe in unseren Räumen.


    Ich dachte tatsächlich, mit meinen Ohren stimmt was nicht, weil mir laute Geräusche rihtig weh tun. Meine Ohren sind aber laut Testung ganz normal.

    Was wurde denn genau gemessen? Einfach eine normale Hörkurve oder tatsächlich die Unbehaglichkeitsschwelle? Die ist für jeden anders und unterliegt auch Schwankungen. Das wäre interessant, bei wie viel dB die läge.

    Das heißt, in deinen Förderschulklassen sind die Gruppen automatisch homogen? Oder findet zwischen den je 5-10 Jugendlichen keine Segregation statt?

    Nö, unsere Gruppen sind alles andere als homogen. Ich kann aber jeden viel besser im Blick haben und die SuS kennen sich untereinander auch viel besser. Manche sind seit der Vorklasse in einer Lerngruppe. Aus dem Weg gehen ist nur bedingt möglich. Es gibt auch nicht so eine große Gruppendynamik wie in Regelschulklassen. Woher soll sie auch kommen?

    Das sind Einzelfälle. Aber zu glauben, dass man meinetwegen 20 Kinder, die kaum lesen können, möglicherweise nur wenig Erfahrung im echten Leben haben, wenig Unterstützung von Elternseite bekommen, eventuell traumatisierte sind, mit einem Lehrer ohne weitere Unterstützungssysteme in einen Raum sperren kann, und am Ende kommt etwas dabei heraus, halte ich für weltfremd. Da bin ich sehr gerne „sozialromantisch“.

    Das sind sicherlich keine Einzelfälle, denn ich höre es immer wieder.


    Du schmeißt hier auch etwas durcheinander. Nur weil ich nicht für die Gesamtschule bin, heißt das nicht, dass ich den leistungsschwächeren Kindern keine weitere Unterstützung zukommen lassen will. Das sehe ich schon als wünschenswert an, aber da passiert halt leider wenig seitens der Politik. Diese Gruppe hat einfach keine starke Lobby. Mit der äußeren Schulform hat das nichts zu tun.

    Ich war an einer Gesamtschule, die bis heute einen guten Ruf hat und über die Anmeldezahlen definitiv nicht klagen kann. Für ein reines Gym hätte man in die Stadt fahren müssen, weswegen die Gym-Schiene ziemlich breit vertreten war. Bei 4 Klassen in meinem Jahrgang gab es immer zwei A-Kurse. Wir wurden ab 5.2 in Englisch und Mathe in dreistufiges Kurssystem aufgeteilt. Später kamen noch Deutsch, Wahlpflicht (für mich also die zweite Fremdsprache) und die naturwissenschaftlichen Fächer dazu. In den Fächern, die wir als Klasse hatten, habe ich mich in der Tat sehr häufig gelangweilt. Das war in den Kursen anders. Da ging nicht nur mir so! Wir waren 30 Kinder in einer Klasse. Wo soll denn da groß Differenzierung stattfinden?
    Befreundet war ich fast nur mit den Leuten aus den A-Kursen. Der Rest war aus den B-Kursen. Mit den C-Kurslern hatte ich kaum etwas zu tun. Ich konnte einfach wenig mit denen anfangen. Dass eine Durchmischung per se dazu führt, dass man sich annähert, halte ich für Sozialromantik. Die Unterschiede werden zum Teil nur noch offensichtlicher. Das funktioniert in kleinen Gruppen wie z.B. unseren Förderschulklassen von max. 10 Kindern pro Klasse, aber in größeren Gruppen nicht. Da differenziert sich das ganz schnell von alleine aus.

    Deutschland hat in der letzten Pisa- Untersuchung im oberen Bereich überhaupt nicht „abgelost“, sondern hat insgesamt betrachtet die Befunde der letzten Jahre verfestigt. Es passiert zu wenig im unteren Bereich an Förderung und Unterstützung, sei es an den GSen, sei es im weiterführenden Bereich. Ansonsten sind die mal wieder x% an SuS, die nicht die Mindestanforderungen erreichen, nicht erklärbar. Gesellschaftlich können wir uns das nicht erlauben, weil niemand mehr Tankwarte usw. braucht, d.h. Berufsfelder mit minimalen Anforderungen immer weniger vorhanden sind bzw. mit Ressourcen, die zunehmend weiter östlich rekrutiert werden, dafür eingesetzt werden.
    Die Eliten machen das schon, schön kaserniert für sich, auch wenn sich ab und zu mal ein paar Querschläger einmischen. Der Rest bitte nicht stören.


    Die Befunde legen nah, und zwar seitdem sie erhoben werden, dass sich an der sozialen Kopplung von Herkunft und Bildungsabschlüssen etwas ändern muss. Das geht nur durch längeres gemeinsames Lernen und massiven Ausbau der Unterstützungssysteme für alle Schulen.

    Mit deiner Analyse im ersten Absatz gehe ich d'accord. Wie ein Zusammenhang zwischen sozialer Selektion und längerem gemeinsamen Lernen gestrickt wird, entgeht mir bisher. Kannst du bitte erklären, wie sich ein längeres gemeinsames Lernen positiv auf die soziale Selektion auswirkt? Die Elternhäuser bleiben schließlich immer die gleichen.

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