Beiträge von Frapper

    Mit Infomaterial ist es leider nicht getan, sondern man braucht wirklich jemanden vom Fach. Wie ein guter Sitzplatz aussieht, habe ich oben beschrieben. Letzte Woche war ich jedoch bei einem Schüler, der eigentlich auf den ersten Blick auf einem der schlechtestmöglichen Plätze saß. Nach Beobachtung im Unterricht und einem Gespräch mit ihm war mir klar, warum er dort sitzen wollte. So einfach ist das nicht und als Laie fehlt einem der Einblick bzw. man zieht manche Schlüsse nicht.


    So schön Infomaterial klingt, so trügerisch ist es. Suggeriert es doch, dass für unsere Arbeit größtenteils das Wissen aus ein paar Broschüren reicht, und das ist definitiv nicht so!

    Frapper Das Problem bei Fortbildungen ist, dass das Kind an unserer Schule (1600 Schüler) einen Einzelfall darstellt, natürlich ist das Thema Inklusion von Hörgeschädigten interessant, aber die Kollegen reflektieren mir verständlicher Weise immer, dass andere "Baustellen" wesentlich dringender sind (z.B. haben wir etliche Schüler mit Schwerpunkt ESE, die nicht unerhebliche Probleme bereiten). Das kollidiert nun mit dem Förderlehrer, der es nach meinem Eindruck sehr persönlich nimmt, dass wir nur begrenzte Ressourcen für ihn haben.

    Ja, das ist leider unser Schicksal als kleiner Förderschwerpunkt. Unsere Schülerschaft ist häufig eher ruhig, zurückhaltend und leidet dann im Stillen vopr sich hin. Die ESE-Schüler machen da schon deutlich mehr Druck nach Veränderung und Handlung.


    Zitat

    Frapper: "Man wartet erst einmal ab, wie groß der Handlungsbedarf ist." Das war genau mein Ansatz, der leider auf taube Ohren stößt.

    Unser Konzept ist generell bei Wechseln (von der Frühförderung in die Grundschule oder von der Grundschule zur weiterführenden Schule), vorab die wichtigsten Infos bei runden Tischen zu übermitteln. Dann kommen die Kinder erst einmal an, wenn gewünscht findet in der Zeit bis zu den Herbstferien schon ein Besuch statt. Die meisten wollen das aber erst nach den Herbstferien. Unsere Fortbildung ist auch erst nach den Herbstferien, weil es vorher einfach keinen Sinn ergibt.

    Wir wurden geschult und ein oberster Leitsatz war "Wir können nur die beraten, die beraten werden möchten." Ich kenne ein regionales Beratungs- und Förderzentrum, wo schon im Beratungsantrag die Auftragsklärung stattfindet. Wir halten das zwar nicht so schriftlich fest, aber machen das für uns so fest, was eigentlich unser Auftrag/unsere derzeitige Aufgabe ist. Auch wenn ich z.B. Maßnahme XY für sinnvoll halten würde, aber man dort keinen Bedarf oder Luft dafür sieht, bohre ich da nicht weiter nach. Es bringt ja nichts. Alle reiben sich nur daran auf.

    Darüber solltest du vielleicht gehen, dass ganz konkret festgehalten wird, was der Auftrag der Beratung derzeit sein soll.

    Ich arbeite auch in der Beratung für hörgeschädigte Schüler. Um welches Bundesland geht es denn grundsätzlich? In Hessen gibt es einen Leistungskatalog, was man für Leistungen seitens der Beratung Hören in Anspruch nehmen kann.

    So grundsätzlich hört sich das, was du beschreibst, erst einmal nach dem üblichen Vorgehen an. Der Umfang erscheint mir nur etwas groß und der Druck vielleicht etwas hoch.


    Zu den einzelnen Punkten:


    Besprechungen

    Da weiß ich gerade nicht, was das für welche sein sollen. Wenn ich hospitiere, bespricht man in den Pausen oder nach Unterrichtsschluss natürlich noch Dinge. Ich würde aber niemals einfach so irgendwelche Besprechungen einberufen/vorschlagen, außer es gäbe einen konkreten Anlass. Die Beratung ist ein Angebot und soll sich an den Bedürfnissen orientieren. Man wartet in aller Regel erst einmal ab, wie groß der Handlungsbedarf überhaupt ist.


    Fortbildung/Klassenkonferenz

    Einmal jährlich bieten wir bei uns im Haus eine Fortbildung an. Da kommen dann eher nur die KL hin und die Fachkollegen haben nichts davon. Deshalb machen wir das zusätzlich in Form von Klassenkonferenzen. Die dauern bei mir gut eine Stunde. Wird zusätzlich ein NTA beschlossen, etwas länger.


    Förderplan

    Der wird gerne vernachlässigt. Ein Beitrag unsererseits soll/kann darin aufgenommen werden. Wir werden aber oft nicht einbezogen und wenn ich mal etwas für einen Förderplan verfassen soll, hat das Seltenheitswert.


    Rundlauf von Dokumenten

    Was sollen das für welche sein? Infomaterial? Bestehender Nachteilsausgleich?



    Mir fehlen hier noch drei zentrale Dinge:


    Raumakustik

    Wird die Nachhallzeit des Klassenraumes gemessen und ggf. Maßnahmen zur Verbesserung der Akustik ergriffen?


    Sitzplatz

    DEN idealen Sitzplatz gibt es leider meist nicht. Möglichst weit vorne und mit Blick auf den Rest der Klasse sind sinnvoll. Blendendes Gegenlicht und unruhige Sitznachbarn sind eher zu vermeiden, um das Verständnis zu verbessern. Oft ist es sinnvoll, einen Freund daneben zu haben, damit man mal etwas nachfragen kann, falls man es nicht richtig gehört hat. Dann muss man nicht bei der Lehrkraft nachfragen. Ein Drehstuhl kann auch sinnvoll sein, um sich schnell dem Sprecher zu wenden zu können. Macht man damit hauptsächlich Quatsch, bringt das natürlich nichts.


    Hörtechnik

    Welche Technik benutzt das Kind? Kann es das Hörgerät selbstständig einsetzen (vielleicht zu Hause noch einmal üben)? Benutzt das Kind eine Übertragungsanlage (Lehrermikrofon) und gibt es dazu auch Mikrofone für den Rest der Klasse? Wer zeigt dir, wie die funktionieren bzw. stellt sie auf eine sinnvolle Einstellung ein?


    Bei Bedarf können wir eine Sensibilsierungsstunde halten, wo die Klasse Selbsterfahrungen zum Thema Schwerhörigkeit machen. Das öffnet deren Augen häufig, wie schwierig das ist, damit zurechtkommen zu müssen.

    In der Pauschalität kann man dir das gar nicht beantworten. Das kommt auf das Bundesland und natürlich spätere Politik an. Derzeit sieht es noch ganz gut aus. Es gibt begehrte Regionen/Städte, wo vermutlich wenige bis keine Stellen frei sind. Dann gibt es noch die ländlichen Regionen, wo meines Wissens schon gut Bedarf ist. In aller Regel sind an diesen Schulen nur Kinder und Jugendliche mit dem FS geistige Entwicklung. Von umgedrehter Inklusion habe ich eher in anderen Förderschwerpunkten gehört, die zielgleich unterrichten: Sehen und Hören.

    Palim

    Wir suchen uns die Schüler definitiv nicht aus. Es ist ganz einfach: Peripher (also klassisch) hörgeschädigt/Hörgeräteträger müssen nur eine Hörkurve vom HNO-Arzt vorlegen und wir werden tätig oder nehmen ihn bei uns auf. Bei AVWS ist es eben aus ganz bestimmten Gründen anders! Im Positionspapier - von Fachleuten erarbeitet - steht recht genau, was eine AVWS ausmacht und wie sie zu diagnostizieren ist. Der Wald-und-Wiesen-HNO-Arzt hat diese ganzen Test zur Diagnostik nicht und meist auch keine Ahnung vom ganzen Feld AVWS, also akzeptieren wir das nicht. Die Diagnose auf einem Zettel brächte uns eh nichts, weil wir zur Feindiagnostik eh noch einmal einladen müssten. Ohne genaue Diagnostik wüssten wir auch gar nicht, wohin wir beraten sollten. Warum schreiben die normalen HNO-Ärzte überhaupt diese Diagnose auf, obwohl sie sich nicht auskennen? Käme ein Bericht von einem Pädaudiologen (!) mit den entsprechenden Tests würden wir das nicht hinterfragen - einfach unnötige Arbeit für uns. Normaler HNO-Arzt =/= Pädaudiologe!

    Der IQ-Test wird von den Leuten des regionalen Beratungs- und Förderzentrums (rBFZ) gemacht. Jede Schule hat mindestens einen davon und einen IQ-Test durchzuführen ist deren täglich Brot.


    Samu hat die Flut an Anträgen schon beschrieben. Um es noch einmal in die Perspektive zu setzen: wir sind eine zweizügige Schule mit ca. 50 Lehrern. In der Beratung sind wir für mehrere Landkreise mit entsprechend dutzenden Schulen zuständig. Dafür werden ca. 15 Kollegen mit gut einem Drittel ihrer Stelle eingesetzt. Egal, wie viele SuS mit einer Schwerhörigkeit an den Regelschulen sind, bleibt das vom KuMi zugewiesene Deputat gleich. Sollten wir also die ganze Intelligenzdiagnostik selbst machen müssen, wären wir bei der Flut an Anträgen komplett ausgelastet und könnten gar nicht mehr raus in die Beratung fahren. Davon hätte keiner etwas gewonnen. Also muss vorsortiert werden, um denen zu helfen, die das auch wirklich nötig haben.

    Dann versuche ich das mal absatzweise abzuarbeiten.


    Zu (1): Mit Diagnosen aus ausführlichen Testungen von Pädaudiologen haben wir sicherlich kein Problem und würden da eher nicht noch einmal einladen. Das passiert aber so gut wie nie. Oft wird dann ein einziger Teilbereich der AVWS beim normalen HNO abgetestet und die Diagnose gestellt. Das hat einfach keinen Wert. Ich glaube auch, dass die meisten HNO-Ärzte kein großes Interesse am Thema AVWS haben und sich kaum damit beschäftigt haben werden. Hätten sie das nämlich, würden sie die Kinder überweisen statt ihnen eine zweifelhafte Diagnose zu verpassen. Es gibt ja ein Positionspapier der Arbeitsgruppe AVWS, das man dann kennen sollte.


    Zu (2): Das hört sich ja erst einmal ganz schlüssig an, dass wir das alles machen sollen, ABER wir haben gar nicht die Ressourcen dafür. Es geht hier nicht um ein paar Kinder, sondern um hunderte (!!!), die man gerne bei uns überprüft wüsste. AVWS klingt ja viel netter als FS Lernen und ist Eltern deutlich leichter schmackhaft zu machen. Also erst einmal zur Hörtestung, obwohl das von der Reihenfolge keinen Sinn macht ...? Bei der geringen Fallzahl an tatsächlicher AVWS ist das einfach nicht zu rechtfertigen.


    Zu (3): Wenn man peripher hörgeschädigt ist (also klassisch schwerhörig bis gehörlos), kann man in jedem Bildungsgang eingestuft werden - von GE bis Gym. Bei AVWS sieht das aber anders aus. Man testet auditive Verarbeitungsprozesse im Gehirn, und die brauchen nun mal vor allem Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit. Da haben die Kinder aus dem FS Lernen oder mit ADS/ADHS eben deutliche Probleme. Wie will man das diagnostisch auseinanderhalten, wenn Tests auffällig sind? Geht nicht. Da FS Lernen und ADS/ADHS die schwerwiegenderen Diagnosen sind, geht man einfach in diese Richtung. Ergibt einfach mehr Sinn.

    Das ist in einem Positionspapier der Arbeitsgruppe AVWS festgelegt. Das ist aber meines Wissens bisher nicht bindend und es gibt keinen medizinischen Goldstandard bei der Diagnostik, an die sich Ärzte halten müssen. Deshalb haben wir ja diesen ganzen Kladderadatsch! Die Fachleute wären sich ja einig.


    Zu (4): Das gilt aber leider nicht nur für AVWS oder eine reguläre Schwerhörigkeit. Die Förderung dazu ist zum Teil recht speziell. Das kann einfach nicht an der Regelschule geleistet werden ohne die entsprechenden Fachleute. Das ist oft ein ganz großes Problem der Inklusion in den recht seltenen Förderschwerpunkten.


    Zu (5): Das ist ganz sicher nicht so. Bei uns an der Schule sind einige Kinder, die bei genauer Betrachtung keine AVWS haben - ich würde auch mal glatt behaupten, mehr als echte AVWS-ler. Wir sind ja nicht herzlos, aber irgendwo ist es dann auch mal gut. Ab und an schleppt das Schulamt auch einen Schüler an, wo sie auch nicht mehr wissen, wohin mit dem - mit den Ohren haben die jedenfalls nix. Für unser Kernklientel - die stinknormalen Hörgeräteträger - ist das auf Dauer aber großer Mist, wenn sie fast nur unter eigentlich Normalhörenden sitzen, die hauptsächlich andere Probleme haben. Ich habe schon erlebt, wie da die Stimmung zu ihren Ungunsten kippt. Wir können eben nicht alle retten, sondern müssen uns auf unser eigentliches Klientel konzentrieren. Damit haben wir auch schon genug zu tun.

    Aber ihr müsst doch einen spezifischen Test haben, um die auditiven Wahrnehmungsleistungen zu überprüfen? MAUS oder HLAD oder so ... ?

    Ja, die Kinder passen in der Regel schon gut bei uns rein. Im auditiven Kurzzeitspeicher haben sowieso die meisten Kinder bei uns Auffälligkeiten. In der Lautdiskriminierung auch viele.

    Das haben wir auch alles. Das wird alles über die Anlage gemacht. Wir haben Audiodateien auch in anderen Sprache dazu. Ich habe gerade mal unserer Übersicht von Testungen hervorgezerrt, was wir alles so im Angebot haben neben dem üblichen Tonaudiogramm: ERKI, Mainzer/Göttinger/Freiburger Sprachtest, OLSA, OLKISA, dichotisches Hören, HVS, H-LAD und auditives Gedächtnis.

    Wir haben eine komplette Audiologie mit zwei Audiometern, die auch in den Kliniken stehen. Bei uns wird nichts anderes gemacht als in den Kliniken nur eben mit mehr Zeit pro Testung als dort.

    Du wirst dich wundern, wie viele normale HNO-Ärzte die "Diagnose" AVWS stellen. Da ist ein ganz bestimmter Arzt, der sehr vielen Kindern eine AVWS diagnostiziert und dann laufen die irgendwann bei uns auf. Die Kollegen lassen die Eltern meist zuschauen, damit die mit eigenen Augen sehen, dass die Kinder die Tests gut schaffen.


    Dass die Kinder bei euch im FS Sprache auflaufen, kann ich mir vorstellen. Manche davon haben auch mehr sprachliche als Hörwahrnehmungsprobleme. Dann sind sie an der FS Sprache natürlich gut aufgehoben. Das ganze Feld ist ja noch ein Entwicklungsgebiet.

    Jaja, Hörschädigung und gleichzeit LRS - mit diesen Befunden können wir bei uns in der täglichen Arbeit an Regelschulen auch die Straße pflastern. Unter Beteiligung von Fachleuten im Bereich Hören ist das nie zustande gekommen. Die LRS-Förderung ist aber das Beste, was sie draußen in der Inklusion bekommen können.


    Ob klassische Schwerhörigkeit oder AVWS macht im Endeffekt keinen Unterschied. Die Kinder haben ähnliche bis gleiche Probleme.

    Normalerweise wird eine AVWS nicht von einem stinknormalen HNO-Arzt attestiert bzw. sollte sie es nicht. Die machen nicht genug Tests. Die können sie nicht über die Krankenkasse abrechnen, also haben sie die auch nicht in der Praxis im Angebot. Das wird dann in den Beratungsstellen der entsprechenden Förderschulen Hören gemacht.

    Da das Kind jetzt an der weiterführenden Schule ist, hat sich das eh alles erledigt. Es gibt z.Z. keine normierte Testbatterie zur AVWS-Diagnostik für Kinder älter als 10 Jahre. Ob das eine echte AVWS oder nicht ist, wird dir im Moment niemand mit Gewissheit sagen können. Das ist für alle sehr unbefriedigend.


    Nur mal für dich als Einschätzung: 95% aller Kinder, die bei uns mit Verdacht auf AVWS vorgestellt werden, gehen wieder mit der Erkenntnis, dass sie keine AVWS haben. Liegt ein Förderschwerpunkt Lernen oder ADS/ADHS vor, ist eine AVWS auch ausgeschlossen. Ohne IQ-Test gibt es in aller Regel nicht einmal einen Termin bei uns. Schaue ich mir die "AVWS"-Schüler bei uns an der Schule an, sind viele irgendwie reingerutscht: Grenzgänger zum Bereich Lernen oder (undiagnostizierte) ADS-/ADHS-ler. Eine echte AVWS ist wirklich sehr, sehr selten!

    Hab ich häufiger. Teilweise sind die letzten Termine für Klausuren/Arbeiten so knapp vor den Noteneintragungsterminen, dass man bei etwaigen Nachschreibern zwangsweise nur eine Note ohne Berücksichtigung der letzten KA eintragen kann.

    Ja, so etwas gab es bei uns auch schon mal. Da wurde dann eher erst einmal nichts eingetragen. Bei Flipper79 las es sich so, dass man das macht, um Schüler während der Zeugniskonferenz noch "absägen" zu können. Das läuft bei uns eben vorher mit mehr Vorlauf.

    Zu "Poltern" direkt kann ich nichts sagen, aber ich habe aktuell ein Kind in der 5. Klasse, der aufgrund eines Hörproblems nicht deutlich spricht und Laute schlecht auseinanderhalten kann. Aufgrund dessen hat es sehr große Probleme in der Rechtschreibung (zudem eine daraus resultierende starke Legasthenie). Beispielsweise "hlt sarte der Po Lzst!"


    Als Hilfestellung würde ich auf jeden Fall Visualisierungen vorschlagen und eine Art Auswendiglernen des Schriftbildes forcieren. Möglich ist das Schreiben von Wörtern als Umriss oder Ähnliches. Gutes Hörtraining beim Logopäden ist auch ne Möglichkeit, das Kind zu fördern

    Ehrlich gesagt bin ich allerdings auch noch auf der Suche nach richtig guten Hilfestellungen für solche Fälle.

    Wenn das Kind schwerhörig ist, kann keine Legasthenie/LRS vorliegen. Das schließt sich aus. Es lässt sich ja recht eindeutig auf die Schwerhörigkeit zurückführen. Ähnliche Fördermaßnahmen bringen etwas, weswegen das gerne gleichgesetzt wird. Das Lernen des Schriftbilds wäre die klassische Wahl.

    Wieso ändert man auf einer Zeugniskonferenz eine Fachnote? Das habe ich noch nie erlebt oder gar davon gehört.

    Dass man sich im längeren Vorfeld abspricht und bei jemandem entscheidet, dass er nicht überall eine Gnaden-Vier bekommt, kenne ich schon. Das aber alles auf den letzten Drücker in der Konferenz zu beschließen, finde ich irgendwie kurios.

    Lese gerade in der Zusammenfassung einer Dissertation zur Selbstkonzeptforschung, dass L-Kinder tendenziell in der Inklusion (oder eher was man so nennt), zwar bessere Schulleistungen haben als Kinder an L-Schulen, aber ein schlechteres Selbstkonzept aufweisen als Schüler*innen ohne Förderbedarf aber auch als extern beschulte L-Kids.

    Als ich das Ergebnis vor einiger Zeit gehört/gelesen hatte, verwunderte mich das gar nicht. Das Etikett Förderschule ist zwar nicht so nett, aber innen drin geht es doch ziemlich menschlich zu. Viele unserer Schüler waren vorher an Regelschulen, wo es ihnen nicht so gut erging, obwohl das ja so schön klingt, an der "normalen" Schule zu sein. Trotz so mancher Erfolge und Fortschritte ist da halt leider vieles mehr Schein als Sein. Aber die Missstände und -erfolge der Inklusion auch mal in der Forschung in den Blick zu nehmen, ist gerade einfach nicht politisch en vogue.


    Im Moment betreue ich eine Schülerin, die nach zwei Jahren bei uns wieder an die Regelschule zurück ist. Die zwei Jahre bei uns haben ihr überhaupt nicht geschadet, sondern sie geht jetzt deutlich selbstbewusster mit ihrer Schwerhörigkeit um. Das ist voll schön zu sehen, dass sie das umsetzen kann, was sie bei mir im Unterricht gelernt hat. Man kann offen mit ihr darüber reden statt der üblichen Versteckspielchen, die eher in die Sackgasse führen.

    Man muss sich ja auch genau anschauen, was für eine Art von Förderschule es ist. Wir haben von LE bis Realschule alles im Angebot. Für viele unserer SuS wären manche Abschlüsse unerreichbar, wenn sie sich an der Regelschule durchbeißen müssten. Dort kann oft gar nicht so viel Rücksicht auf ihre Einschränkung genommen werden. Einige bringen ja nicht nur die Hörschädigung mit, sondern schleppen auch noch anderes mit sich herum ...

    Aus meiner Erfahrung würde ich dir raten, nachzufragen. Das hat nicht unbedingt eine Logik, wie entschieden wird. Was ich da schon mitbekommen habe, war zum Teil einfach nur lächerlich.
    Mit dem zweiten Staatsexamen ging bei mir alles voll easy, während sie beim ersten nach dem Studium voll rumgezickt haben.

    Off topic: Da muss ich gerade an unser "Service Portal" für Reisekosten denken...Ich kenne viele, die lieber auf das Geld verzichten als sich durch das System zu hangeln bzw. in der Warteschleife der Hotline zu weilen.

    Das ist bei uns ähnlich. Die in der Beratung arbeiten und das ständig benutzen müssen, kommen ganz gut damit klar und freuen sich über die schnelle Bearbeitung. Alle anderen sind sehr abgeschreckt.
    Ich musste jetzt mal etwas leicht anderes darüber abrechnen und bin fast verrückt geworden. Dann ist das Ding total oft im Wartungsmodus etc.

    In den Pausen bin ich meist im Lehrerzimmer. Das hängt aber auch davon ab, wer da sitzt. An zwei Tagen in der Woche bin ich in der ersten Pause in der Mensa bei unserem gesunden Schulfrühstück. Das ist lecker und oft komme ich mit netten Kollegen ins Gespräch. Oder ich quatsche mal mit ein paar Schülern.
    Die Mittagspause verbringe ich auf dem Sofa in meinem Klassenraum und schaue eine Folge Grace & Frankie auf der Tafel und döse danach rum, bis die Schüler kommen. Mittags will ich eher meine Ruhe.


    Manchmal habe ich leider Pech und meine Pausen fallen mehr oder minder aus: Hörtesttermin oder irgendwelcher anderer Kram, wo ich die Leute zu fassen bekommen muss. Solche Tage mag ich echt nicht so.

    @Frapper Ich habe vor einigen Seiten schon den link auf die grosse Metastudie gepostet, die sehr wohl davon ausgeht dass Verhaltenunterschiede zum grössten Teil anerzogen sind.

    Ich kenne solche Studien. Du schränkst es ja selbst ein: zum größten Teil. Es gibt also einen Rest. Wie groß der ist, darüber kann man trefflich diskutieren.
    Dann kommen noch die körperlichen Unterschiede dazu, die während der Pubertät ja nicht kleiner werden. Mir fällt es deswegen nicht schwer, den Gedanken vom getrennten Sportunterricht zuzulassen, um den Unterschieden auch mal zu entsprechen.

    Nee. Ich schrieb, dass Verhaltenunterschiede anerzogen sind und ich nicht finde, dass das weiter gefördert werden muss. Du findest, ich finde und wir beide wollen des jeweilig Anderen Finden nicht anerkennen.

    Ob jetzt alle Verhaltensunterschiede anerzogen sind, bezweifel ich. Da gibt es ja nun genug Forschung, die das nicht bestätigt.
    Ich verstehe deine/die Argumente für koedukativen Unterricht und stehe ihm ja keineswegs ablehnend gegenüber. Ich weiß auch nicht, wo das große Drama sein soll, wenn man ein oder zwei Jahre getrennt Sport hat.
    Ich finde, RETS hat es sehr gut zusammengefasst.

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