Beiträge von Frapper

    Wie ist es denn um die "Opfer des Sommerferien" bestellt, ich meine das ist ja ein vergleichbarer Zeitraum

    Ist das wirklich dein Ernst? Klar, man kann sechs Wochen Sommerferien völlig aus dem Kontext reißen und mit irgendwas vergleichen, weil man schlicht und ergreifend alles miteinander vergleichen kann. Was mir das jetzt nutzen soll, weiß ich allerdings nicht.

    Ich war gestern in der Schule, um etwas zu erledigen. Ich habe mit meinem Stufenleiter ein wenig geplaudert. Wir haben jetzt zwar erst einmal grob die Zeit bis zu den Sommerferien im Blick, um uns selbst in dieser ungewöhnlichen Zeit zu organisieren. Schließlich gelten unsere Verordnungen noch und wir haben eigentlich hunderte von Fragen. Wir haben auch mal kurz die Zeit nach den Sommerferien angeschnitten; weder er noch ich glauben an ein Schulleben, was auch nur annähernd dem Regelbetrieb ähnlich sieht.

    Dass du das jetzt hier so schreibst, lässt mich erheblich daran zweifeln, dass du wirklich Lehrer bist.

    Du spielst wieder das eine gegen das andere aus. Die Politik verfolgt eine Mischform von Mitigation und Containment.

    Drei oder vier weitere Wochen ohne Lockerungen würden wirtschaftliche Folgen haben, die sich schlicht nicht mehr zurückdrehen lassen. Es gibt Branchen, in denen es Nachholeffekte geben wird, weil die Menschen das einfach brauchen, und in anderen Branchen ohne Nachholeffekte werden Betriebe zum Teil unwiederbringlich ruiniert. Du glaubst auch, dass "die Wirtschaft" dumm ist und sich immer nur für den schnellen Taler interessiert. Du denkst da sicherlich vor allem an die großen Firmen, die jedoch recht leicht an frisches Geld kommen. Es trifft vor allem den Mittelstand und kleine Betriebe, die nicht so schnell ihre Liquidität verbessern können. Auf diesen Mittelstand waren wir in Deutschland immer besonders stolz.


    Ich finde die Argumentation der Wissenschaftler einleuchtend und habe das auch vor einiger Zeit auch noch geglaubt. Das Video von maiLab hatte mich überzeugt. In Südkorea und Taiwan klappt es ja auch, ABER das sind de facto Inselstaaten, da sie keine durchlässige Landgrenze mit irgendeinem Land haben. Wir liegen mitten in Europa in der EU, die auf freiem Personen- und Warenverkehr beruht. Ich glaube einfach nicht, dass diese Strategie für uns auf Dauer aufgeht. Wie empfindlich das insgesamt ist, sieht man in Singapur.

    Mehr Kranke sind also erwünscht und mehr Tote werden hingenommen, aber bitte nicht zu viele auf einmal. Eine kontrollierte Durchseuchung ist also die wahre Strategie der Politik. Das könnte wirklich „ewig“ dauern mit wahnsinnig vielen Toten.

    Kürzer ausreichend wirksam und wesentlich humaner wäre nach einhelliger Ansicht der führenden Wissenschaftsorganisationen das Eindämmen durch noch nur wenige Wochen ohne Lockerungen.


    Ob man sich auf die Seite der Wirtschaft oder der Wissenschaft schlägt, hängt sicher auch davon ab, was einem Humanität wert ist, und wie wahrscheinlich man aufgrund des Alters und der Vorerkrankungen selbst oder nahe Angehörige betroffen sein könnten.

    Ich glaube nicht, dass eine kontrollierte Durchseuchung ein bewusstes Ziel der Politik ist. Es ist vielmehr ein Nebenprodukt davon, dass man ein Land nicht so auf Dauer auf extremer Sparflamme fahren lassen kann, ohne es zu ruinieren. Das ist übrigens die gleiche Begründung von Schwedens Behörde.


    Du hast ein sehr seltsames Bild von Humanität. Was die Maßnahmen alles für Folgen haben, betrifft eben auch Menschen in ihren wirtschaftlichen Grundfesten. Das hatten wir aber alles schon und wir drehen uns im Kreis.

    Ob diese Wissenschaftsorganisation mit ihrer Vermutung Recht behalten (würden), wissen wir übrigens genau so wenig.


    Welche Konsequenzen könnten drohen, wenn der Lockdown zu schnell aufgegeben wird?

    Wir müssen wohl oder übel erst einmal abwarten, was die Lockerung zur Folge hat. In solch einer Situation waren wir schließlich noch nie zuvor. Wenn sich jetzt schnell viele Menschen infizieren, müssen die Lockerungen womöglich wieder zurückgenommen werden. Trotzdem: Es ist gut, Lockerungen zu testen – wenn flankierende Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Was hätten wir alternativ machen sollen? Warten, bis ein Medikament oder eine Impfung gegen Covid-19 da ist? Wann das passiert, ist noch unklar – aber es wird noch dauern.

    Das spiegelt genau das wieder, was ich denke.

    Wir können jetzt noch ewig über Kinder lamentieren. Aus Drostens heutigem Podcast nehme ich mit, dass es kaum Daten zu Kindern gibt und auch kaum welche kommen werden, wenn sie weiterhin und auf Dauer durch Schließungen aus dem Verkehr gezogen sind. Schon allein, um die Frage zu klären, was Kinder zum Infektionsgeschehen beitragen, muss man einfach mal wieder welche in die Schule holen - natürlich nicht alle und gleichzeitig. Das ist doch exakt der Stand, den wir derzeit in den Lockerungen haben.

    Das ist doch irrelevant, wir können im Falle eines tödlichen Virus doch nicht von unseren Wünschen her denken. Diese Argumentation unterstreicht doch nur den Vorwurf des Wunschdenkens. Südkorea zeigt, dass bei geringer Fallzahl und gleichzeitig hoher Testkapazität tatsächlich eine nachhaltigere Lockerung möglich ist.

    Du verkennst einiges. Erstens geht es um die Definition "tödlicher Virus". Bei welcher Sterblichkeitsrate fängt das denn an? An jedem Virus sterben immer Menschen. Wir sind bei der jetzigen Todesstatistik (ca. 0,5%) immer noch deutlich näher an einer Grippe als an SARS 1 (10%) oder Ebola (min. 50%), die zumal auch alle Menschen ungeachtet ihres Alters umgebracht haben und nicht nur recht eng eingrenzbare Personengruppen.

    Taiwan und Südkorea sind derzeit gut bei der Eindämmung, das ist zweifelsohne wahr. Derzeit bestehen aber auch nach wie vor diese Einreisebeschränkungen bzw. vierzehntägige Quarantänemaßnahmen. Ob sie das bei so einem Virus wirklich ohne Einreisebeschränkungen wie in einem normalen Leben schaffen werden, ist nicht sicher bis fraglich. Dafür gibt es viel zu viele asymptomatische Fälle.


    Warum wird hier eigentlich "Sollen wir dann ewig so weiterleben?" immer als Argument dafür genommen, die Beschränkungen jetzt endlich zu lockern oder gar aufzuheben?

    Wenn ich die Diskussion hier richtig verfolgt habe, geht es bei dem Ansatz, die Ansteckungszahlen weiter zu senken und damit die Kontakten von Infizierten präziser ermitteln und isolieren zu können, nicht um "ewig" und auch nicht um "Monate", sondern um einige Wochen. Es geht also bei diesem Ansatz nicht darum, so lange zu warten, bis der Impfstoff da ist.

    Kein Vorwurf - ich verstehe dieses Argument nur nicht.

    - Verbot von Großveranstaltungen bis August, eher länger.

    - Reisewarnung verlängert, Verlängerung möglich bis sehr wahrscheinlich.

    - Kein normaler Schulbetrieb vor Beginn des neues Schuljahrs, eher länger.

    - Keine KITA- und Kindergartenbetreuung bis auf weiteres.

    - Einreiseverbote und -beschränkungen

    - ...


    Natürlich reden wir hier von Monaten.

    Alle führenden Experten bestätigen meine Einschätzung (siehe auch Beitrag #6755), lehnen die Lockerungen als verfrüht ab und fordern die Beibehaltung der strengen Maßnahmen zur Eindämmung von Corona durch Reduktion der Neuinfektionen und der Reproduktionszahl.


    https://www.zeit.de/wissen/ges…schaftliche-stellungnahme

    Moebius hat es ja schon geschrieben, dass ganz sicher nicht "alle" Experten einer Meinung sind. Gut, die es nicht sind, die sind halt nicht die "führenden" Experten - ganz einfach! Es gibt schon deutliche Gegenmeinungen, z.B. aus Stanford, welches ja auch nicht irgendeine Provinzklitsche ist.

    Mich würde mal brennend interessieren, was diese ganzen führenden Experten raten würden, wenn sich der viel zitierte Impfstoff nicht ganz so einfach oder gar überhaupt nicht finden lässt wie bei HIV, Ebola, Rhinoviren (= normale Erkältungsviren) usw. Den Impfstoff hält man uns ja schließlich immer wie eine Möhre vor die Nase. Sollten wir dann praktisch für ewig so weiterleben?

    Du vergleichst aber die Todeszahlen, die wir dank Lockdown haben, mit einer Situation, die wir ohne hätten. Ohne Lockdown hätten es viel mehr Menschen und vor allem auch viel mehr jüngere getroffen. Hätten wir nichts gemacht und gewartet bis wir die Norditalienische Verhältnisse hätten, wäre auch nicht viel mit der Wirtschaft gewesen. Sobald das Virus so wütet wie in New York hätte es eh kein normales Wirtschaftsleben mehr gegeben.

    Wieso herrscht da immer noch so ein Schwarz-Weiß-Denken: entweder ewig Shutdown oder gar nichts gemacht und dem Virus freie Bahn gelassen? Das letztere behauptet doch hier gar keiner, dass er das erntshaft gewollt hätte.

    Ich habe ein langes Interview mit dem Vorgänger des schwedischen Leiters Anders Tegnell angeguckt und ich finde es nach wie vor interessant, wie er argumentiert: ein Lockdown hat erhebliche wirtschaftlichen Folgen und man weiß aus der Forschung, dass Arbeitslosigkeit und Armut auch starke negative Auswirkungen haben. So sehr dagegen auch gewettert wird, nähern wir als Deutschland schon dieser Position an. Wir sind grundsätzlich gar nicht so weit von den Schweden weg, wie oft getan wird.

    Die hohe Anzahl an Todesfällen kommt daher, dass es in Schweder große Pflegeheime gibt und sobald es das Virus dort reinschafft, geht es übel aus. Die hohe Sterberate gilt also folglich nicht für die Allgemeinbevölkerung, die sich noch recht frei bewegen kann. Sobald man aus dem Shutdown rauskommt, wird es auch wieder in anderen Ländern mit den Zahlen hochgehen. Das Virus kann sich nämlich viel zu unbemerkt ausbreiten.


    Hier das Interview:

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    Das nächste Problem im Förderschwerpunkt Hören sind ja die Mundmasken, da damit das Mundbild nicht zu sehen ist. Ich habe Masken mit Sichtfenster bestellt und Lehrkräfte können sowas oder ein Visier tragen. Aber es ist ja illusorisch, dass alle SuS ebenfalls MS mit Sichtfenster tragen.

    Ich war heute in der Schule, weil wir Sachen per Post verschicken sollten, die man in unser Fach gelegt hatte. Es war schon sehr seltsam. In den Nachbarraum meines Klassenraums war eine Klasse aushelfsweise eingezogen. Ich habe einfach mal hallo gesagt und alle mussten die ganze Zeit einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Die Lehrkräfte haben so ein transparentes Visier bekommen. Bei einer Kollegen beschlug es die ganze Zeit wegen des Sprechens, dann reflektiert auch das Deckenlicht darin - ob es das jetzt in Sachen Sichtbarkeit des Mundbilds so bringt ...


    Ich stand zum Unterrichtsschluss auf dem Pausenhof, um einem Schüler etwas für den Bruder mitzugeben. Um mich meterweit keine Person. Da kam eine Kollegin raus und rüffelte mich leicht an: "Warum hast du keinen Mundschutz an?" - "Ich stehe hier doch im Freien und es ist niemand da." - "Es kommen doch gleich die Schüler ..." Ein Erzieher bekam das mit und amüsierte sich dann mit mir.


    Dann habe ich erfahren, dass ich einen neuen Schüler in die Klasse bekommen werde, der zurückgestuft wird. Ich kenne ihn und habe ihn damals zu uns an die Schule geholt. Ihm fehlt ein Schulbesuchsjahr für die Betreuung durch die Arbeitsagentur, weil er erst in Klasse 7 zu uns gewechselt ist (noch so eine Sache, die bei der Inklusion überhaupt nicht mitbedacht ist!). Ein idealer Zeitpunkt für einen Klassenwechsel ist das natürlich nicht, aber ich versuche, das Beste daraus zu machen.

    Dass niemand die Förderschulen wirklich auf dem Schirm hat, ist wahr. Vor allem wird nicht die Vielfalt der Förderschulen bedacht.

    Wir haben genau wie ihr das Problem des Transports in den Transitbussen. Da sitzen jetzt immer nur maximal zwei statt der üblichen sieben oder acht drin - jetzt mit Masken. Die Busfahrer sind alle überwiegend im Rentenalter. An ein Unterricht im Schichtbetrieb ist aufgrund der Distanzen auch nicht zu denken.

    Ansonsten haben wir eben auch Abschlussklassen (RS, HS, LE), die eigentlich im Schrieb des Ministeriums überhaupt nicht erwähnt wurden. Seit gestern sind sie wieder im Unterricht. An die Abstands- und Hygieneregeln halten sie sich laut Mail gut, weswegen jetzt nicht mehr jede Bewegung außerhalb des Klassenraums streng beäugt wird.


    Meine Realschluklasse kommt ganz gut im Heimunterricht zurecht. Ich mache mehrmals die Woche Videochats mit ihnen, um Dinge zu erklären oder Aufgaben zu kontrollieren. Da einer bei der schlechten Audioqualität Gebärden zur Unterstützung braucht, muss ich es in zwei Gruppen aufteilen. Bei voller Besetzung wäre ich zu klein auf seinem Handydisplay zu sehen.

    In meiner HS-Klasse, die ich in Englisch erst frisch übernommen habe, läuft es schleppender. Da sind die Schüler auch einfach nicht kreativ genug, wenn sie mal auf ein Hinderniss stoßen. Mir fehlt auch ein gutes Instrument für Rückmeldungen. Sie müssen den Tipp, den man ihnen gibt, am besten direkt umsetzen können, damit es sich festigen kann. Das auf die nächste "Stunde" aufzuschieben, dürfte nicht sonderlich effektiv sein.

    Wir haben zwar keine pflegerische Tätigkeit hier, aber die Technik (Mikrofone) muss ja auch desinfiziert werden. Die Handmikrofone für die Schüler können nicht mehr rumgereicht werden. Das trifft vor allem meine Schüler in der Beratung, die im Unterricht dann vermutlich weniger mitbekommen. In der Beratung läuft praktisch auch gar nichts mehr.

    Gut, wenn es rational nicht geht, hilft halt ein Wasserwerfer*, oder notfalls kann man nach zwei Spieltagen dann immer noch den Stecker ziehen. Aber dann bitte damit leben, dass es einen Teil der Clubs in der nächsten Saison nicht mehr gibt und nicht nach Staatshilfe schreien (was der DFB jetzt schon tut).

    Die treffen sich dann privat zu einer Corona-Fußball-Party. Da kommst du nicht mehr dahinter. Dass eine Woche nach dem ersten Spiel die Zahl der Neuinfizierten hochgehen, ist klar wie Kloßbrühe.

    Gerade das Beispiel zeigt aber, dass auch eine zweite Welle unter Kontrolle gehalten werden kann. In Singapur sind Wanderarbeiter betroffen bei denen sich das Virus durch die beengten (und menschenunwürdigen) Wohnverhältnisse ausgebreitet hat. Die Zahlen gehen jetzt deutlich hoch, weil die Cluster da jetzt systematisch durchgetestet werden und diverse Wohnblöcke unter Quarantäne stehen. Von einem großflächigen Ausbruch in der Bevölkerung kann keine Rede sein, auch wenn es in der deutschen Presse teilweise so dargestellt wird.

    Klar haben sie das unter Kontrolle, weil die Gruppe eng umgrenzt ist, aber die Maßnahmen sind jetzt deutlich stärker als vorher. Das recht normale Leben ist dort leider auch erst einmal vorbei.

    (Ich mag Fußball, gehe gerne ins Stadion, aber wenn hier- und damit meine ich natürlich nicht dich MrInc12 studierte Leute meinen, wenn der Fußball losgehe, könnten sie sich halt nicht mehr beherrschen, müssten anderen um den Hals fallen, würden Regeln nicht mehr für sie umsetzbar sein, dann macht mich das wirklich wütend. Ich frag mich da ja durchaus, was solche Lehrkräfte SuS erwidern würden, die erklärten, dass Regeln nur selektiv von ihnen anwendbar wären, je nach Situation, Laune, Anlass, Haltung und sonst halt null Bock auf Disziplin und mitmenschliche Rücksichtnahme und Solidarität hätten.)

    Ich dachte auch immer, dass man sich trotz Liebe zu Fußball beherrschen könnte oder Prioritäten rational setzt und dann bin ich fürs Studium nach Dortmund gezogen ...

    Als ein Kommilitone aus dem Ruhrgebiet sich nicht für die Klausuren am Semesterende angemeldet hat, weil er ja wegen der gerade laufenden Fußball-WM nicht lernen könnte, war ich einfach nur sprachlos. Bei Spielen in Dortmund hat man nur versucht die Innenstadt oder Zugfahrten zu vermeiden.

    Das ausgemalte Szenario mit vielen Leuten, die beim Thema Fußball jede Rationalität und Beherrschung verlieren, halte ich nach meinen Erfahrungen im Pott für überhaupt nicht unrealistisch. Bei manchen setzt da alles aus und da nutzt auch echt keine Regel, Beschränkung oder sonst etwas. Traurig, aber wahr.

    Wann kann man denn frühestens abschätzen, ob es zu einer zweiten Welle kommt oder nicht?


    Oder werden die Zahlen so oder so schneller steigen, weil wir ja jetzt eigentlich bei dem Zustand von vor drei oder vier Wochen sind plus Masken (nicht überall) und Abstand (sehr unterschiedlich)?

    Eine weitere Welle kann man leider nie ausschließen. Singapur hatte zuerst alles super unter Kontrolle und jetzt gab es durch Wanderarbeiter noch einmal einen großen Ansprung, weswegen starke Beschränkungen erlassen wurden.

    Bisher sind vor allem Taiwan und Südkorea gut durch alles durchgekommen. Taiwan ist eine Insel und Südkorea auch quasi eine - ein riesiger Vorteil!

    Worauf fußt diese Behauptung?

    Schweden hat trotz besserer Ausgangslage stand gestern (24.04.) 198 Tote / Mio Einwohner und damit mehr als dreimal mehr als Deutschland mit 67 / Mio Einwohner. Würde man die schwedische Totenzahl auf die deutsche Einwohnerzahl umrechnen hätte Deutschland unter schwedischen Verhältnissen momentan 16.000 Tote statt 5000 zu beklagen. Vor einigen Tagen führte ein ausgewanderter Deutscher Arzt aus Kajala (Lappland) bei Markus Lanz aus, dass in Schweden bereits die Anweisung besteht, ab einem Lebensalter von 80 Jahren und bei gewissen Vorerkrankungen nicht mehr zu beatmen, also bei schweren Fällen nur noch sterbebegleitend zu behandeln. In Schweden haben sich mehr als 2000 Mediziner in einer Petition gegen den Kurs des verantwortlichen Anders Tegnell ausgesprochen. Auch wird kritisch diskutiert, ob die eigentliche Todesrate analog zu anderen europäischen Ländern (in Italien war die Übermortalität in manchen Regionen drei bis vierfach erhöht) und ausbleibenden post-mortem Testungen nicht erheblich größer ist.

    Von einer Durchseuchungsstrategie, die dem schwedischen Vorgehen zu Grunde zu liegen scheint, rät inzwischen auch die WHO dringend ab, angesichts der höchst zweifelhaften Befunde zur Ausbildung einer langanhaltenden Immunität und der sich abzeichnenden Spätfolgen in der Bevölkerung, die im Übrigen bei dem in vielen Belangen recht eng verwandten Krankheitsbild von SARS1 verheerend waren.


    Die Bereitschaft in dieser Lage nach dem Prinzip Trial & Error vorzugehen um die "Herde" zu "durchseuchen" (allein die Begriffswahl) schockiert mich.

    Es wird immer Schweden in einem sehr starken Kontrast zu Deutschland genannt, der ja nicht wahr ist. Die Maßnahmen dort sind nicht so strikt, aber es gibt welche. Deutschland nähert sich doch Schweden mit seinen Lockerungen an, während Schweden sich mehr Maßnahmen vorbehalten will.

    Die hohe Todeszahl rührt daher, dass das Virus in Schweden leider häufiger in Altenheime gelangen konnte, was natürlich hohe Todeszahlen nach sich zieht. Bisher ist das bei uns noch nicht so extrem geschehen.

    Ziehen die Schweden mit den Beatmungsgeräten nicht einfach nur die Konsequenz aus dem, was man international sehen kann? Trotz Beatmung sterben in manchen Flecken der Erde 60% bis 90%. Die Beatmung bei Corona ist wohl nicht so einfach und zieht ja auch Schäden nach sich. Darüber nachzudenken, ob man das dann wirklich tun möchte, halte ich nicht für unangebracht.

    Die Strategie der Schweden war von Anfang an, Maßnahmen zu ergreifen, die sie lange durchalten können. Sie sind stark einschränkend, aber nicht so einschränkend, dass man auf Dauer durchdreht. Hier wurden die Lockerungen auch nur so heftig herbeigesehnt, weil sich niemand vorstellen kann, zwei Monate oder gar ein Vierteljahr so zu leben.

    So wie es in Schweden Kritik an den vergleichsweise milden Maßnahmen gibt, haben wir in Deutschland große Kritik an den starken Einschränkungen.

    Heute Morgen beim Bäcker haben alle brav den Abstand eingehalten.Ich haben eben einen einstündigen Spaziergang gemacht und alle haben sich an die Regeln gehalten. Gestern war ich im REWE in meinem fußläufigen Einkaufszentrum. Es war weder voll, obwohl die meisten Läden wieder offen haben, noch kamen sich die Menschen zu nahe. Ich kenne auch niemanden persönlich, der Corona hatte.

    Mir ist aber eines beim Einkaufen aufgefallen. Da war eine Frau mit Alltagsmaske und Handschuhen vor mir an der Kasse mit ihrem Mann. Sie hatte so einen fahrbaren Einkaufskorb, den sie zurückstellen wollte. Der Stapel dafür war direkt neben mir und sie schaute immer wieder hilflos in meine Richtung und den Stapel. Sie hätte mich bitten können, den Korb für sie wegzustellen oder dass ich kurz aus dem Weg gehe. Das hat sie alles nicht fertig gebracht und fragte stattdessen die Verkäuferin, was sie mit dem Korb machen soll. Sie sollte ihn stehen lassen, was sie auch tat. Da sind auch ein paar Leute unterwegs, die denken, dass das Virus an jeder Ecke auf sie lauert, um sie in einem unbedachten Moment zu überfallen.


    Ich habe mal ein kleines Gedankenexperiment, das ich einigen schon gestellt habe: Ihr seid überzeugt, dass ihr eh Corona bekommt und wollt es dann lieber jetzt hinter euch haben. Wie würdet ihr es anstellen, um euch das zu sicher zu holen?

    Das soll kein Aufruf zur Unvernunft sein, sondern einfach mal die Gedanken anregen, wie (un)gefährlich manche Situationen wirklich sind.

    eine aktive Pandemie ist, mit der wir seit 40 Jahren leben

    In einer Doku, die ich die Tage gesehen habe, hatte eine Epidiomologin HIV auch als Beispiel angeführt. Sie sagte, HIV ist im letzten Stadium einer Epidemie angekommen, der Endemie. Das Virus ist jetzt also fester Bestandteil der Population Mensch. Ich war etwas verdutzt über den Begriff, weil man eigentlich nur das Adjektiv endemisch kennt und es in anderen Kontexten liest und benutzt. Passt aber ziemlich gut und könnte und ja tatsächlich bei SARS 2 auch geschehen.

    Firelilly

    Der schwedische Korrespondent erzählte, dass Infektionen in der Schule vorgekommen sind, was wenig verwundert. Er erzählte aber auch, dass es die Lehrer waren, die das Virus in die Schule brachten und die Kinder ansteckten. Andersherum ist einfach nicht der übliche Weg. Warum wissen wir nicht.

    Die schwedischen Schulen und Kitas sind keine Infektionsherde geworden, denn das hätte man dann bisher sehen müssen. Das ist jetzt zwar keine Studie, aber einfach deren Erfahrung.

    Am Anfang habe ich nur einmal in der Woche eingekauft. Jetzt kaufe ich wie üblich ein und das ist eben mehrfach die Woche in unterschiedlichen Läden, da ich alles fußläufig erledige und dann auch mit Spaziergängen verbinde.

    Mein REWE ist in einem Einkaufszentrum, wo jetzt auch einige Läden wieder geöffnet haben. Es ist trotzdem recht leer.

    Meine persönliche Vermutung bezüglich Schliessung der Schulen ist, dass die gar nicht so viel gebracht hat.

    Gestern war der Korrespondent aus Stockholm in der Phoenix-Runde und in Schweden sind die Schulen bis Klasse 9 noch offen. Die Schulen haben sich dort wohl nicht zu Infektionsherden entwickelt. Das würde sich dann ja decken.

    Wenn ich wieder in die Schule muss, gehe ich also mit keinen extrem mulmigen Gefühl dorthin.

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