Beiträge von Frapper

    An welchem? Ich frage nach, wenn ich etwas nicht verstehe. Besser als zu behaupten, dass man alles weiß, oder?


    Zu deinen Ausführungen: es ist eben so, dass sich manche Personen als Frauen fühlen, auch wenn sie keinen Menstruationszyklus haben. Wer bist du, dass du über die Rechtmäßigkeit befinden willst? Und wer ist Mrs. Rowling, die in der Öffentlichkeit ihre Meinung mit eben den von ihr gewählten Worten äußert? Sie verallgemeinert und das auf eine zynische, verletztende Weise, da wird sie hoffentlich mit Gegenwind rechnen. Nicht mit erneuter Gewalt, da sind wir uns denke ich einig.


    Aber wenn eine*r ein Millionenpublikum mit derart sensiblen Themen erreicht, muss er seine Wortwahl vorher überdenken. Und die Frage ist, wie sich ein derart verletzte Minderheitenpublikum angemessen "wehren" kann?

    Du kanntest die Hintergründe nicht, hast die Primärquelle nicht gelesen und wusstest aber trotzdem ganz genau, dass J.K. Rowling eine ganze Menschengruppe kriminalisiert. Ergibt echt Sinn ...


    Was soll man dem ganzen jetzt entnehmen, außer dass es wohl nicht in Ordnung ist, irgendetwas zu schreiben, was Transfrauen verletzen könnte? Es ist aber vollkommen in Ordnung, wenn Frauen - also die Mehrheit der Bevölkerung - einfach mal schön die Klappe halten, wenn sie als Bleeders und Co fremdbezeichnet werden (haben wir nicht auch in der Rassismusdebatten die Fremdbezeichnung? :zahnluecke:), biologische Männer am Frauensport teilnehmen dürfen usw. Sorry, aber das ist doch Realsatire.

    Die Frage ist halt "Was zählt?" Das biologische Geschlecht (oder wie Frapper es ausdrückt: die "materielle Realität") .... oder das psychologische."


    Wenn man mich fragt: das letztere. Wenn sich jemand als Frau fühlt, sollte man das akzeptieren und darauf Rücksicht nehmen. Wenn sich jemand als Mann fühlt genauso. Ein Geschwaffel von wegen "das ist aber nicht die materielle Realität, deswegen bist du keine Frau" ist da wenig hilfreich. (Und ehrlich gesagt dachte ich, wir wären da gesellschaftlich schon weiter.)


    kl. gr. frosch

    Ich bin da ganz bei dir, aber dieser Punkt ist doch schon längst überschritten. Wer transitioniert, meint es auch ernst, denn es hat ja erhebliche körperliche Konsequenzen.

    Was ist aber mit den Leuten, die einfach sagen, sie seien trans, machen aber gar nichts? Viele Non-Binarys zählen sich zur Trans-Community und machen nichts. Es ist wirklich wie bei Sam Smith nur ein Satz und neue Pronomen - das war's. Er sieht aus wie immer und ist jetzt angeblich etwas anderes?

    Ich finde es faszinierend, was einem alles in die Tastatur gelegt wird, wenn man den Standpunkt einer anderen Person erläutert. Da kommt dann wohl wieder die Kontaktschuld ins Spiel.

    Ich behandle Transpersonen so weit es eben geht, wie das Geschlecht, als dass sie sich selbst sehen. Es gibt aber trotzdem einen Unterschied zwischen Frau und Transfrau. Das sehen die radikalen Transaktivisten eben nicht so - für sie gibt es da keinen Unterschied. Da kann ich nichts dafür. Leistungssport wurde ja als zentrales Thema bei den Unterschieden angesprochen. Ich habe auch nirgends geschrieben, dass ich sie als psychisch krank erachte. Ich verstehe auch nicht, warum man mir das andichtet. Manche brauchen scheinbar einfach so ein Feindbild ...


    Ich sehe deutliche Unterschiede zwischen der Schwulen- und Lesbenbewegung und der heutigen Trans-/Genderbewegung. Die Aussage der Schwulen- und Lesbenbewegung war, dass wir im Grunde so sind wie alle anderen auch und deshalb die gleichen Rechte haben möchten. Bei der Genderbewegung sehe ich, dass ihnen das nicht reicht. Sie möchten, dass wir unser Verständnis von Geschlecht grundlegend ändern, d.h. es gibt eben dutzende von Geschlechtern. Das ist eben ein ganz anderer Schnack.

    Das verstehe ich nicht, sorry. Könntest du das bitte noch mal erklären?

    Tja, und da sind wir genau am Knackpunkt. ;) Die meisten kennen die Konzepte nicht, die dahinterstehen. Das ist aber wichtig, um J.K. Rowlings Aussagen einzuordnen.


    Klassischer Feminismus: Eine Frau ist ein Mensch mit primären und sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmalen. Das lässt sich recht einfach objektiv überprüfen. Dementsprechend ist eine Transfrau ein Mann, der glaubt, eine Frau zu sein. Ein Mann kann niemals eine echte Frau sein.


    Gender-Feminismus: "Gender is a social construct.", "Gender is performative." Nicht die materielle Realität entscheidet, welches Geschlecht du bist, sondern deine Geschlechtsidentität (gender identity). Es gibt keine objektiven Kriterien zur Feststellung des Geschlechts (wie biological sex), sondern nur die Person selbst kann darüber Auskunft geben. Ärzte können also auch nicht das Geschlecht eines Neugeborenen objektiv bestimmen, sondern weisen es den Kindern (unerlaubterweise) lediglich auf der Geburtsturkunde zu. Deshalb gibt es ja auch diese Unzahl an Gendern wie Non-Binary, Neutrois, Demigender, Agender, Bigender, Trigender usw. und mein Liebling Genderfluidität (wechselndes Geschlechtsempfinden). In dieser Philosophie/Ideologie ist eine Transfrau von einer regulären Frau nicht zu unterscheiden - sie sind identisch ("Trans women are women").


    Um diesen Weltbild Rechnung zu tragen, haben manche Organisationen ihre Sprache angepasst oder Aktivisten fordern es zumindest:

    menstruierende Frauen - menstruierende Personen/Menstruatoren

    schwangere Frau - schwangere Person/gebärender Elternteil

    breast feeding - chest feeding

    Muttermilch - Menschenmilch

    usw.


    Dagegen hat sich J.K. Rowling gewehrt, weil es einfach erniedrigend und sexistisch ist, Frauen auf ihre Körperfunktionen zu reduzieren, und hat sich darüber lustig gemacht, dass man nicht einmal mehr die einfachsten Wahrheiten aussprechen kann. Sie hat auch Maya Forstater unterstützt, deren Vertrag nicht verlängert wurde, weil sie twitterte, dass man das eigene biologische Geschlecht nicht ändern kann. Es gibt ja zahlreiche Frauen/Feministinnen, die bei Twitter wegen ähnlicher Aussagen lebenslang gesperrt wurden. Eine Feministin hat den Lexikoneintrag von Frau "adult human female" plakatieren lassen. Die Plakate wurden entfernt, weil der Lexikoneintrag (!) transphob sei. Äh ja ...

    Hier versucht man mit krassen Mitteln Meinungen zu unterdrücken, die die allermeisten Menschen in dieser Welt teilen: man sollte Transfrauen so weit es eben geht wie Frauen behandeln (das ist eine tolerante Position!), aber man ist nicht bereit, die materielle Realität zu leugnen. Damit hätte ich dann wieder den Bogen zur Cancel Culture geschlagen.

    Also genau das, was ich bereits geschrieben hatte:

    Wenn man Transfrauen auf Grundlage reiner Selbstidentifikation, also ohne jede Hürde wie dem vorhandenen Gender Recognition Act (Verfahren für die legale Änderung des Geschlechts), in Frauenbereiche hineinlässt, kann dort auch jeder Mann hinein, der das ausnutzen will.

    Das ist keine Kriminalisierung von irgendwem sondern allgemeiner Menschenverstand. Man kann an der Wortwahl herumkritteln (Ich hätte den Begriff Transfrau in der ersten Satzhälfte benutzt), aber das ist nunmal die Form von Feminismus, der die materielle Realität als unverrückbare Grundlage ansieht. Er kommt auch aus einer anderen Zeit, wo man um Grundrechte wie körperliche Unversehrtheit oder Recht auf Abtreibung kämpfte. Dem steht der verkopfte Gender-Feminismus gegenüber, der nicht einmal wirklich definieren kann, was eine Frau ist und was eben nicht. Es ist alles nur "Identität".


    Sie hat ihren Verlag nicht verloren, obwohl Aktivisten wie Mitarbeiter es probiert haben, aber man versucht sie weiterhin mundtot zu machen oder ihre Meinung verschwinden zu lassen. Das ist alles andere als unwichtig, denn die Mehrzahl der Bevölkerung dürfte auch in jedem westlichen Land dazu tendieren, die materielle Realität praktisch aller Menschen über die Gefühle einer extrem kleinen Gruppe zu stellen.

    Sie ist gestolpert? Sie kriminalisierte eine ganze Gruppe von Menschen. Wie auch immer man Feminismus definiert, das gehört sicher nicht dazu.

    Das hat sie nicht getan und es wird auch nicht dadurch wahrer, dass man es wieder und wieder runterschreibt ...

    Hast du ihren Essay überhaupt gelesen? Ich vermute nicht. Sie hat auf die Möglichkeiten hingewiesen, die eine entsprechende Gesetzesanwendung für Frauen zur Folge hätte. Die Aktivisten haben daraus das Narrativ gesponnen, dass sie Transfrauen als Verbrecher darstellen will, was einfach nicht stimmt.

    Für mich sieht es eher danach aus, als seist du einfach auf diesen Zug aufgesprungen, ohne jemals die Primäraussagen gelesen zu haben. Das ist ja auch die deutlich bequemere Variante, unliebsame Meinungen aus dem Diskurs zu entfernen, und billiger ist ein moralisches Überlegenheitsgefühl auch nicht zu haben.

    Man kann seine Frage als Antifeminist eben auch ganz anders stellen

    Was ist denn ein Antifeminist für dich? Das mag für dich jetzt so eine unnötige Frage sein, aber da ist es nicht den einen Feminismus gibt, ist es nötig.

    Ginge es um den liberalen Feminismus (2. Welle), wäre ich ganz klar Feminist. Reden wir über den derzeitigen intersektionalen Gender-/Queer-Feminismus (3. Welle/4. Welle - wie man will), bin ich ein Antifeminist. Es ist ebenso ein Kampfbegriff, um Leute schnell abzufertigen. Über den Strick ist ja J.K. Rowling gestolpert, um den Bogen wieder zurück Richtung Cancel Culture zu schlagen.

    Was jemand als Provokation empfindet, ist sehr unterschiedlich. Ich sehe derzeit eine starke Dünnhäutigkeit, Bereitschaft, schnell zu verurteilen und eine riesige mediale Präsenz, die diese Fälle bekommen. Wer vom (vermeintlichen) Mainstream abweicht, gerät sehr schnell in die Schusslinie und das Prinzip dahinter lähmt Debatten leider ebensor schnell: Cancel einen und erziehe Tausende.

    Meinst du die?


    "Firstly, the results of the study indicate that masculine personal nouns are more frequently interpreted as gender-specific terms in German than in Dutch. Secondly, the interpretation of the German and Dutch nouns is found to be significantly associated with the following variables: number, lexical unit type, and relative frequency. Thirdly, German masculine personal nouns appear to be more restrictive in terms of potential references than their Dutch counterparts. In general, the data indicate that there is a clear difference between German and Dutch regarding the interpretation of masculine personal nouns, but this difference is particularly apparent in the singular."

    Genau die und es steht dort ja auch. Das generische Maskulinum ist im Niederländischen generischer als die deutsche Variante. Ob es generisch oder spezifisch verstanden wird, hängt von verschiedenen Variablen ab. Der Singular wird deutlich spezifischer verstanden als die Pluralformen.

    Die Behauptung, dass das generische Maskulinum als spezifisch verstanden wird, stimmt in dieser Allgemeinheit nicht.

    Es gibt doch sogar Studien zum Effekt des "generischen Maskulinums":


    Und den folgenden Satz finde ich ziemlich substanzlos. Wer bestimmt denn, ob etwas eine gangbare Praxis ist?

    Diese psychologischen Studienergebnisse, die in der medialen Echokammer gelandet und wie immer dann schwieriger umzubringen sind als ein Vampir, wurden reihenweise von Sprachwissenschaftlern zerpflückt. Keine einzige von denen ist repräsentativ, was eigentlich schon einmal ein großes KO-Kriterium wäre. Da werden immer um die 100 Studenten getestet, was niemals für eine Sprachgemeinschaft von 100 Millionen stehen kann. Dann ist die Methodik meist sehr zweifelhaft und man fragt sich, was dort wirklich abgetestet wird. Man befindet sich auch immer auf so einer lexikalischen Ebene, obwohl wir so gar nicht kommunizieren. Wir reden permanent in Kontexten, die sehr entscheidend dafür sind, ob wir das Maskulinum generisch oder spezifisch verstehen. Auffällig ist bei diesen Studien auch, dass quasi nie die Gegenseite betrachtet wird. Oft werden generische Feminina wie "eine Lehrkraft" als perfekte Ersatzformen für "ein Lehrer" und Co angepriesen. Wurde jemals untersucht, ob diese nicht genau so falsche Bilder hervorrufen wie das generische Maskulinum? Nö, wozu auch? Da könnte ja auch ein Ergebnis herauskommen, was nicht ins Narrativ passt. Es gibt auch Studien, die diesen male bias nicht bestätigen wie die von De Backer & De Cuypere oder Redl, Errland und Sanders (Niederländisch). Kommen sie in der Debatte vor? Nö, wozu auch? Die passen ja nicht ins Narrativ!


    Ich kann dir auch gerne Beispiele liefern, hier erst einmal eins: 150 Studenten mit zwei unterschiedlichen Spieleanleitungen - eine normal, die andere "gegendert". Da sahen die "gegenderten" Sätze dann so aus: "ein goldgieriger Dieb*in" statt dem korrekt gegenderten "ein*e goldgierige*r Dieb*in". Es wurde also mit einer viel zu kleinen Stichprobe und falsch gegenderter Sprache ein Ergebnis hervorgebracht, was letztendlich dann auch gar nichts aussagt. Natürlich muss es aber dafür im ÖRR herhalten, dass gegenderte Sprache selbstredend keinen Deut schlechter verständlich ist als die normale Sprache. Sorry, aber so etwas ist Junk Science!!!

    Übrigens mal für dich: die psychologische Forschung befindet sich seit zehn Jahren in der Replikationskrise, weil ein sehr großer Teil an Forschung nicht repoduzierbar ist wegen viel zu kleiner Stichproben, fragwürdiger Methoden, p-Hacking usw. Man muss nicht lange suchen, um das in diesen Studien zum generischen Maskulinum zu finden.



    Ob das eine gangbare Praxis ist, entscheidet die Sprachgemeinschaft. Da sieht es ja derzeit auf Bevölkerungsebene eher schlecht fürs Gendern aus, wenn man allen bisherigen Umfragen trauen darf. Bestimmt kommt eh wieder diese Dauerunterstellung, dass alle einfach zu faul und sonstetwas wären. Es ist ja nicht so, dass ich manchen Aspekten nicht etwas abgewinnen könnte, aber in dieser Gänze erscheint es mir einfach lächerlich.

    Ich will mich auf die Afd auch nicht festfahren. Für mich ist der Umgang mit der Afd aber symptomatisch was in der Gesellschaft schief läuft.

    Das sehe ich auch so. Diese ganze Nummer mit der Kontaktschuld sieht man an der AFD extrem. Da war doch mal einer, der Meuthen wohl von früher kannte und sie waren essen. Zack, war er gefeuert. Bernd Lucke, der ja gerade wegen dieser Entwicklung nach rechts aus der Partei ausgetreten ist, wurde an seiner Vorlesung gehindert. Patsy L'amour laLove hat ihr Buch mit der Kritik an der Queer-Szene "Beißreflexe" genannt, weil sie genau das beobachtet hat.Da muss nur das richtige bzw. falsche Stichwort fallen und sofort setzt der Beißreflex ein.

    Ich sehe, dass die restlichen Parteien gewisse problematische Themen bewusst liegen lassen oder nicht groß zur Sprache bringen aus Angst heraus, dass AFDler dort die gleiche oder eine ähnliche Position vertreten (könnten - wir reden hier ja oft im Konjunktiv!). Regelmäßig greift dann die AFD diese Themen auf, die den Menschen auf den Nägeln brennen, und schlachtet sie entsprechend ihrer Rhetorik aus. Den Themen bekommt das in aller Regel überhaupt nicht gut.

    Mag ja sein, dass du so es so sagst, andere aber nicht. Ich rede z. B. von "meiner Nachbarschaft" oder "meiner Klasse" (oder "meinen Schülis").

    Dir ist schon klar, dass der allergrößte Teil - vermutlich min. 99% - immer noch so redet?

    Eine Nachbarschaft ist in einer Großstadt aber noch etwas anderes als Nachbarn.

    Dass Anna Schneider eine tolle Journalistin sei, ist natürlich eine rein subjektive Wahrnehmung. Sie ist halt ein Flaggschiff des Konservativismus (nicht umsonst schreibt sie aktuell für die NZZ und bald für die Welt). Und wenn man selbst gesellschaftlichen Veränderungen ebenfalls skeptisch bis ablehnend gegenübersteht, findet man sie bestimmt ganz wunderbar.

    Vielleicht kannst du einfach deine Unterstellungen gegenüber anderen Personen mal lassen. Du kennst mich nicht. Ich bin nicht konservativ oder verschließe mich aus Prinzip irgendwelchen Veränderungen. Ich muss aber nicht jeden Quatsch mitmachen, der mir vom Zeitgeist vorgesetzt wird. Der lag ja bekanntlich oft genug falsch.

    Neulich habe ich eine Diskussion angeschaut, bei der auch Steven Pinker (linksliberal) dabei war, den man dieses Jahr auch versuchte zu canceln. Er sei ja angeblich rechts, denn er verteidigte wie ich den Liberalismus. Er nahm das Wort "Linkspol" in den Mund. Egal, in welche Richtung du davon abweichst, du bist rechts. Manchmal kommt es mir zur Zeit in der Tat so platt vor.

    Die männliche Form ist hier aber nun mal nicht die Standardform. Wenn ein Mann den Arztberuf ausübt, ist er ein Arzt, wenn eine Frau diesen Beruf ausübt, ist sie eine Ärztin. Das ist die sprachliche Realität, egal wie sehr Du Dich windest. Und wenn man von "Ärzten" spricht, schließt man demzufolge das weibliche Geschlecht aus.


    Ich selbst bin übrigens nicht ganz konsequent in der Anwendung gendergerechter Sprache. In privaten Unterhaltungen unterlasse ich das Gendern in der Regel. Lediglich, wenn ich mit meiner Tochter spreche, lege ich - je nach Kontext - großen Wert darauf, die weibliche Form einzuschließen. In der Schule jedoch wird gegendert, bis sich die Balken biegen. Es ist Teil meiner Interpretation der Vorbildrolle, die wir in unserem Beruf einnehmen. Egal ob schriftlich oder mündlich, das Gendersternchen ist im Unterricht regelmäßig am Start. Ich habe viele Klassen, die zu 90 % aus Schülerinnen bestehen. Dann finde ich es einfach albern, nur von "Schülern" zu sprechen.

    Also hat sich das Gendern immerhin bei einem Mann (zumindest auf beruflicher Ebene) durchgesetzt. ;)

    Das generische Maskulinum im Plural bildet nicht nur Männer ab, sondern ist in seiner Interpretation vom Kontext abhängig. Niemand stellt sich bei den "Einwohnern Frankreichs" 65 Millionen Männer vor. Das ist aberwitzig. Man verkämpft sich hier völlig auf der Wortebene, aber so kommunizieren wir nicht. Wenn man wie hier im Forum den Rang eines Users unter dem Namen liest, also ein Wort völlig ohne Kontext, mag es sein, dass man sich da eher einen Mann vorstellt. So kommunizieren wir aber nicht, denn wir sprechen permanent in Kontexten. Rede ich von "meinen Nachbarn" habe ich konkrete Personen vor Augen und nicht nur Männer, erwähne ich "meine Schüler" habe ich meine Klasse vor Augen und nicht nur die Jungs usw.


    Ich finde es auch immer wieder faszinierend, wie sich selbst (große) Verfechter des Genderns eingestehen müssen, dass diese Sprachpraxis überhaupt nicht konsequent anwendbar ist. Ich habe mir schon einige Diskussionen übers Gendern angeschaut und selbst die Befürworter bekommen es nicht auf die Kette, das durchzuziehen. Irgendwann muss man sich da doch auch mal eingestehen, dass das keine gangbare Praxis ist ...

    Und so möchtest du argumentieren?

    Ich habe wenig Lust für jeden kleinen Fakt, Statistiken zu suchen. Ich weiß, dass es dazu was gibt. Es gibt auch Berichte aus den Kibbuzen und US-amerikanischen utopischen Gemeinden, wo die Frauen rebelliert haben, als sie ihre Kinder sehr früh abgeben sollten.

    Jeder argumentiert permanent mit der eigenen Lebenserfahrung und du tust das auch ständig.

    Offtopic und vermutlich typisch lehrer*innenhaft (:_o_)), aber "feindlich" ist ein Adjektiv (das natürlich, wie jedes Adjektiv, auch adverbial verwendet werden kann).

    Das ist mir schon klar, aber man stößt auf das gleiche Problem, denn folgt man der Logik des Genderns müssten dann hier ja auch männliche Assoziationen hervorgerufen werden, da es sich um ein generisches Maskulinum innerhalb des Adjektivs/Adverbs handelt.

    Dann hör mal WDR 5.

    Radio hören ist für mich kein "echtes" Leben. Ich meinte damit normale Leute auf der Straße, wo sich dieser Sprachgebrauch letztendlich bewähren und durchsetzen muss. Da habe ich das bisher noch nicht gehört.

    @Lindbergh, Frauenquote heißt, dass man bei gleicher Qualifikation zuerst die Frau einstellt, bis "Gleichstand" herrscht, eben weil Frauen benachteiligt eingestellt werden. Solange Thomas immer Michael einstellt, obwohl der weniger kann als Steffi, wird die Ungleichheit zementiert. In deinem Kopf werden vielleicht alle Menschen gleich behandelt, in der Realität nicht. Auch in Mitteleuropa nicht.



    https://www.fluter.de/frauenquote-pro-contra-streit

    Bei dem Ganzen liegt aber eine Unterstellung zu Grunde, die ich für unbewiesen halte und die ich hinterfrage: Wollen wirklich genau so viele Frauen in die Führungsetagen wie Männer? Ich glaube das persönlich nicht. Da muss ich ja nur bei uns in der Schule schauen. Das Kollegium ist ganz klar weiblich dominiert und trotzdem sitzen in der Chefetage überproportional Männer. Auf die Stellen gab es in aller Regel nur eine Bewerbung, so dass man auch nicht behaupten könnte, dass man sie ihnen abspenstig gemacht hätte.

    So viele Felder waren früher männerdominiert und sind es heute nicht mehr: Lehramt, Medizin, Veterinärmedizin, Journalismus usw. Die Frauen haben es aus eigener Kraft dorthin geschafft, und zwar ganze ohne Vorbilder permanent vor der Nase. Sie machen mittlerweile die besseren Schulabschlüsse und mehr Universitätsabsbschlüsse - beste Voraussetzungen also! - und trotzdem gelangen recht wenige nach ganz oben. Wenn man sich vorher immer bewährt hat, soll man also angeblich nachher ausschließlich wegen Diskriminierung scheitern? Das ist doch eine unglaubwürdige Argumentation. Ich habe nichts gegen verblindete Bewerbungsverfahren, um es objektiver zu gestalten, aber das Verordnen von Quoten bringt auf Dauer nichts.


    Bei deinem Link musste ich deshalb auch nicht lange überlegen. Anna Schneider von der NZZ ist ein toller Journalist und hält zum Glück die liberalen Werte hoch!

    Frapper Ich kenne aber inzwischen tatsächlich Menschen, auch Männer, die "Wähler innen" mit Sprechpause sagen.

    Ich habe das noch nie im echten Leben gehört und kann mir auch einfach nicht vorstellen, dass das außerhalb einer bestimmten Blase Anklang findet. Nicht einmal in einem Kreis, wo ich das am ehesten vermutet hätte, sprach auch nur eine einzige Person so.

    Die Vorstellung, dass man auf diese Weise einen gewichtigen Beitrag für Gleichberechtigung und Chancengleichheit leistet, erinnert mich eher an sprachmagisches Denken. Die Emanzipation hat trotz inklusiven Maskulinums die größten Schritte gemacht, die die Menschheit jemals gesehen hat. Aber gut, ein paar sehr schlecht gemachte und deshalb extrem umstrittene "Studien", die zudem nie eine repräsenative Teilnehmerzahl hatten, reichen für manche aus, um alles komplett umzukrempeln.

    Das ist interessant...

    Wie äußert sich das?

    Die Vehemenz, mit der man gegen unliebsame Stimmen vorgeht, ist doch um einiges höher als hier, obwohl wir leider nachholen. Hiesige Aktivisten lassen sich abr leider mittlerweile von drüben inspirieren.

    Da werden Gastredner mit liberal-konservativen Ansichten an Unis an ihren Vorträgen gehindert. Leute werden von Veranstaltungen wieder ausgeladen, weil sie angeblich Nazis seien, die Kosten, um für ihre Sicherheit zu sorgen zu hoch wären oder man das schlicht nicht mehr für möglich hält, dass man den potestierenden Mob unter Kontrolle zu halten. Mittlerweile betrifft das ja sogar schon linksliberale Stimmen wie Christina Hoff Sommers. Unliebsame Untersuchungsergebnisse oder Essays, die bereits durchs Peer Review sind, werden auf Druck von Aktivisten widerrufen oder einem erneuten Peer Review unterzogen. Händler werden unter Druck gesetzt, bestimmte Bücher oder Filme aus dem Sortiment zu nehmen, damit sie nicht einmal gelesen oder gesehen werden können. Dozenten aus Unis werden so lange mit Dreck beworfen und Unterschriftenlisten (meist anonyme Unterzeichner) bei den Leitungen eingereicht, bis sich die Unis von ihnen trennen. Über gewisse Themen kann man gar nicht mehr an Universitäten schreiben, weil Professoren diese Themen nicht mehr betreuen wollen aus Angst, sie werden durch die Kontaktschuld ebenfalls mit in den Shitstorm reingezogen.

    Zu den Universiäten gibt es in den USA Zahlen aus den Selbstauskünften. Linke sind zum Teil in einer riesigen Überzahl in manchen Fachbereichen, dass es in manchen Disziplinen wie Sozialwissenschaften deutlich wahrscheinlicher ist, dass der Dozent Sozialist ist als ein Konservativer. Die Lehre wird so extrem einseitig, dass in manchen Bereichen auch gar nicht mehr offen geforscht wird.

    Die Grievance Studies Affair ist dazu wirklich lustig und erschreckend zugleich, weil drei linksliberale Akademiker mit voller Absicht 20 Paper geschrieben haben, die in ihrer Methodik und in ihren Schlussfolgerungen so absurd waren, aber von den entsprechenden hochrangigen Magazinen veröffentlicht wurden. Da sie aber von dem nicht unterscheidbar waren, was in Gender Studies, Race Studies und Fat Studies sonst so rumflirrt, wurden sie veröffentlicht. Zu der ganzen Problematik haben zwei der drei letztes Jahr ein Buch veröffentlicht, was viel beachtet wurde: James Lindsay, Helen Pluckrose - Cynical Theories: How Activist Scholarship Made Everything about Race, Gender, and Identity ― and Why This Harms Everybody.

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