Joa, es wirkt auch selbstgerecht, etwas aus Prinzip zu bekämpfen, was einem selbst null schadet, aber anderen wichtig ist, nur weil es ungewohnt ist. Rückständig wirkt es auch.
Wollen wir nicht mal darüber abstimmen, ob Homosexualität als Krankheit zu bezeichnen ist und behandelt gehört? Achtung, Lindbergh, sehr böser Zynismus. Bitte nicht liken.
Ich weiß immer nicht, was mit mit dieser Art von Argumentation anfangen soll. Ignorieren, argumentieren, belächeln?
Das Ausleben der eigenen Sexualität ist ein Grundrecht. Das Recht auf das richtige grammatikalische Genus ist es eben einfach laut Bundesverfassungsgericht nicht: https://www.bundesverfassungsg…AAC8E04951B3B5D2.2_cid392 Man erkenne einen exorbitanten Qualitätsunterschied.
Ich bekämpfe das überhaupt nicht aus Prinzip. Ich bin auch nicht reaktionär. Das sind lediglich (moralische) Unterstellungen, die man hervorholt, weil man keine wirklichen Argumente mehr hat, um die Bevölkerung zu überzeugen.
Ich habe mich damit eingehend beschäftigt und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich das Thema für völlig übertrieben halte. Die Untersuchungen dazu sind zu einem großen Teil von sehr zweifelhafter Qualität (zu kleine Teilnehmerzahl, fast immer nur Studenten, eher untypische Sprachsituationen, Erhebung außerhalb von Kontext, ungeeignete Erhebungsmethoden usw.) und dass man aus diesen Untersuchungen (z.B. bei den Berufsvorstellungen von Grundschulkindern) vielfältige Schlüsse ziehen könnte. Zu gendern, wäre nur einer davon und in meinen Augen teilweise der abwegigste. Um bei den Berufsvorstellungen der Grundschulkinder zu bleiben: da die generische Form scheinbar die prestigeträchtigere ist, könnte man auch genau andersherum argumentieren, dass man die weibliche Formen nicht mehr verwenden sollte und stattdessen mehr in die Berufsaufklärung geht, damit Mädchen sich diese Berufe für sich eher vorstellen könnten! Für das Aufgeben der femininen Movierungsendungen gibt es immerhin Vorbilder in anderen germanischen Sprachen wie Englisch, Niederländisch, Schwedisch, Norwegisch und eben auch dem Deutsch der DDR. Eine Form für alle ist zudem allemal einfacher als dieses permanente Unterscheiden und Doppeln und verbessert das Verhältnis von Inhalt und Satzlänge.
Dass es nicht schadet, ziehe ich erheblich in Zweifel. Es macht das Lernen von Deutsch auf allen Ebenen schwieriger und Deutsch ist ohnehin schon eine schwierige Sprache. Solche Sätze wie "Jede:r Beamt:in hat das Recht auf seinen:ihren xyz." werden sicherlich weder schriftlich noch mündlich Sprachalltag der allgemeinen Bevölkerung werden und ich stelle es mir auch extrem schwer vor, das in der Schulpraxis umzusetzen. Vorgestern erzählte mir ein Freund, dass in seiner Behörde der Genderstern vom Tisch ist, weil ein sehbehinderter Kollege damit Probleme beim Vorleseprogramm hat. Sie versuchen es jetzt erst einmal mit dem Doppelpunkt. Da habe ich aber auch schon gehört, dass die Pause zu lange "vorgelesen" wird und es die Sätze auch schwer verständlich macht.
Kaum jemand wird ein Lied singen mit "Alle meine Freund*schluckauf*innen" und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein gegendertes Theaterstück gut beim Publikum ankäme. Es klingt technokratisch und kalt - kein bisschen ästhetisch. Ich habe neulich eine Diskussion angefangen zu schauen und alle vier Diskutanten haben mit dieser Sprechpause gegendert und es sind sehr viele Personenbegriffe gefallen. In einigen Situationen klappt es mit dem reinen Anhängen von *in/*innen nicht und man weicht wieder auf die langen, schwerfälligen Doppelformen aus. Es war einfach furchtbar anzuhören und nach ca. 15 Minuten habe ich das entnervt abgestellt. Man hat permanent dieses Holpern in den Sätzen, was sie so unrund und anstrengend macht. Dann überbetonen das viele so, weil man sonst sehr schnell keine Sprechpause mehr hört, weil manche Menschen einfach generell schnell sprechen oder nuscheln, und man nur die rein weibliche Form oder ein Gekräusel hört. Die Klarheit der Bilder in unseren Köpfen, die so angeblich entstünde, wird schnell durch die schlampige Praxis zerstört, um nicht zu sagen verschlimmbessert. Gelegentlich fiel man dann doch in die generische Form, weil diese Art von Sprechen eine gedankliche Höchstleistung abfordert. Ein bedacht gewählter Text, z.B. für eine Moderation, ist etwas komplett anderes als spontaner Sprachgebrauch und dort muss es sich eben letztlich bewähren. Das tut es einfach nicht und es trotzdem durchsetzen zu wollen, hat vielmehr etwas von "aus Prinzip".
Ich gehe auch mal in den Gegenangriff über: Was ist der Grund, warum viele "Progressive" so selbstsicher sind, dass sie die einzig wahre Lösung gefunden haben? Auf mich wirkt es eher so, als würde man sich in eine Richtung verrennen. Da muss man grundlegende Eingriffe in die Grammatik und diese Verlängerung der Sätze als "Findet da jemand nicht die Sternchen-Taste auf der Tastatur?" abgewunken oder als nur "ein wenig Mühe geben" abgetan werden - eine völlige Verharmlosung! Sobald man dann merkt, dass der große Rest der Welt die eigene Ansicht nicht teilt, wird man moralinsauer. Unter "extrem diskriminierend" macht man es da nicht, obwohl es die meisten Leute wohl einfach nicht so sehen.