Beiträge von Frapper

    Nope, stimmt tatsächlich nicht. Japanisch kennt keine echten Pronomen und ich würde vermuten, dass das auch auf Chinesisch zutrifft.

    Chinesisch hat ein Pronomen, was nicht nach Geschlecht unterscheidet. Das Japanische mag da mit dem Pronomen eine Ausnahme sein, aber auf den größten Teil der Sprachen trifft es zu.

    Ja, genau so dachte ich. Jeder soll nach seiner Facon selig werden und wenn der Wunsch einer Minderheit nach einem Stern im Wort da ist, dann mach ich halt Sterne. Frapper hat damit aber ein tiefgreifendes Problem, was ich (noch) immer nicht verstehe, ich dachte, ich komme noch dahinter. Aber es ist tatsächlich genau genommen egal, was wir so finden. Aber das ist es ja eh meistens.

    Erst einmal halte ich die Annahme, dass diese Minderheiten den Genderstern wirklich für unabdingbar halten, für eine Fehlannahme. Das sind doch oft nur laute Aktivisten, die das herausposaunen, und zum Teil nicht einmal selbst davon betroffen sind.

    Zweitens glaube ich persönlich überhaupt nicht, dass ihnen der Genderstern oder ähnliches überhaupt weiterhilft. Zumal der Genderstern die vielgenannten Menschen jenseits von männlich und weiblich letztendlich sie selbst als Individuum unsichtbar macht. Im Plural mag man sie vielleicht sehen oder mitdenken durch den Stern, aber im Singular funktioniert es jedoch gar nicht. Sätze wie "XYZ ist ein Verkäufer, der im Kaufhaus ABC arbeitet." gibt es für divers/nicht-binär in der Alltagssprache nicht. Jetzt werden die ganzen Befürworter mit irgendwelchen ausgeklügelten Konstruktionen wie "Verkaufsperson" etc. kommen. In der spontanen Alltagssprache redet aber niemand so, weswegen diese Menschen dann eher totgeschwiegen oder als etwas megaspezielles als benannt und behandelt werden. Ob das in ihrem Sinne ist ...?


    Ich bin einfach dagegen Geschlecht permanent anzeigen zu müssen, sondern für eine generische Form. Wenn es entscheidend für die Situation ist (was praktisch kaum der Fall ist), kann man ein männlich, weiblich oder non-binär davorstellen. Warum sind "der Mensch" und "die Person" generische Begriffe? Die Antwort ist ganz einfach: Es gibt keine etablierten Formen dieser Worte mit Sexus-Endung wie "die Menschin" und "der Personerich". Lass die ganzen Sexussuffixe weg und man erhält eine generische Form. Es hat in praktisch allen anderen germanischen Sprachen funktioniert und war auch in unserer eigenen deutschen Sprache in der DDR eine übliche, akzeptierte Praxis. Es ist eine einfache und bequeme Lösung. Ich sehe nicht, dass man irgendetwas erreichen wird, indem man Sprache durch so etwas wie Gendersternkonstrukte (Schüler*innennamen, Lehrer*innensprache, benutzer*innenfreundlich) extrem unbequem macht. Es erzeugt in meinen Augen mehr unproduktiven Gegenwind als dass es irgendetwas in der realen Welt für diese Gruppen bewegen würde.

    Ich glaube eben dass Du das nur glaubst. Der hat kein Problem mit diesen Menschen sondern mit ihren Forderungen. Und die erscheinen mir auch ziemlich befremdlich. Wenn mir morgen einer sagt, er möchte bitte mit "hen" angesprochen werden, kann die Person ziemlich sicher sein, dass ich sie gar nicht mehr anspreche. Das ist mir zu kompliziert. Ich benutze die Sprache, die man mir beigebracht hat und ich benutze sie im vollen Umfang der möglichen Höflichkeit. Auf irgendwelche Kunstbegriffe, die mir in einem normalen Umgang miteinander im Weg stehen, verzichte ich indes gerne. Ich schlug ja bereits vor, die Person kann sich einfach beim Vornamen nennen lassen, das sollte für niemanden ein Problem sein und erfordert keine Phantasiebegriffe.

    Genau so ist es! Ich bin auch schon einer Person begegnet, die eindeutig weiblich ist und allen optischen Merkmalen von Kleidung über Schminke einer Frau entspricht, sich aber als Non-Binary sieht. Sie wollte mit keinem Pronomen angesprochen werden und ich habe das getan. Ich habe dann immer ihren Namen gesagt, was ich auf Dauer sehr anstrengend finde. Soll sie halt machen, aber ich habe darauf auf Dauer nicht so die Lust. Pronomen sind ja nicht zur Bbestätigung der Identität dar, sondern eigentlich um Kommunikation zu vereinfachen. Ein "sie" ist letztendlich immer einfacher als "Klara-Marie", weswegen es sie in allen Sprachen gibt.

    Ich geh mal der dreifachen Mutter im Bekanntenkreis sagen, dass sie keine Frau mehr ist. Hat ja schließlich 2 von den drei genannten Merkmalen nicht (mehr). Oder reicht das dritte Merkmal? Das haben übrigens Trans-Männer auch.

    Die Defintion von Geschlecht ist recht simpel und berücksichtigt dies auch: die Ausrichtung der primären Geschlechtsorgane auf das Produzieren eines Gametentypen (davon gibt es zwei) ist das entscheidende Kriterium. Ob diese Organe komplett vorhanden sind oder auch tatsächlich funktionieren, ist dafür unerheblich.

    Warum stößt du dich daran? Weil du keine Definition gefunden hast? Du scheinst dich mit der Thematik sehr intensiv theoretisch zu beschäftigen, aber offenbar gibt es eine "nicht-intellektuelle Dimension", könnte doch sein? Und wenn's religiös genannt werden soll, es gibt wesentlich schlimmere Auswirkungen von Religion als die Veröffentlichung der Information, weder Männlein noch Weiblein zu sein.


    Ich bin für meinen Teil absolut sicher, dass ich weiblich bin, insofern kann ich verstehen, dass das -ganz unabhängig von Geschlechtsteilen- ein starkes Gefühl ist. Und ich bin als Kind auf Bäume geklettert, hatte nie Barbie, habe am liebsten mit Jungs gespielt und kümmere mich um den Gebrauchtwagenerwerb in unserer Familie. Und trotzdem hatte ich noch nie Zweifel an dieser gefühlten Identität. Und darüber bin ich froh, ich hab genug andere Probleme. Ich möchte mit niemandem tauschen, der da keine Kongruenz zwischen Aussehen, Identitätserleben und Erwartungshaltung der Familie und Gesellschaft erlebt.

    Aber selbst wenn es lediglich um eine Jugendkulturströmung ginge. Wer wären wir, die anzuzweifeln?

    Du beschäftigst dich gar nicht damit, sondern hast nur so eine relativierende Anything-goes-Einstellung dazu und das ist leider fatal. Das ganze Zeug kommt - ganz im Gegensatz zur Schwulen- und Lesbenbewegung (Stonewall Riots) - gerade aus intellektuellen Kreisen, nämlich der Queer Theory. Daher dürfte man schon erwarten, dass es ein paar handfeste Definitionen gibt! Dies gilt vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass sie wollen, dass ihre Vorstellung von Geschlecht (gender identity) in Gesetz gegossen wird. Es ist aber das Grundprinzip von Queer Theory, alles zu relativieren, Kategorien aufzuweichen und Grenzen verschwimmen und belieibig erscheinen zu lassen. Das sind sie für das reale Leben aber nicht. Es ist wichtig, ob man Geschlecht auf Grundlage objektiv messbarer Kriterien bestimmt oder auf Basis reiner Selbstverlautbarung. Wenn es etwas Quasi-Religiöses ist, darf es erst recht nicht justiziabel werden, weil wir zum Glück das Zeitalter religiöser Gesetzgebung verlassen haben.


    Hier ist einfach der riesige Unterschied zwischen Schwulen- und Lesben-Bewegung und der heutigen Queer-Bewegung. Schwule, Lesben und Bisexuelle wollten einfach nur die gleichen Rechte wie alle andere auch: Ehe, Familie, Gesundheit usw.. Das sieht in dieser Bewegung ganz anders aus. Es gibt sehr wenige Menschen mit einer Variante der Geschlechtsentwicklung (400), die sich als divers eintragen, und auch die Anzahl an Trans-Personen ist nicht sonderlich hoch. Man soll ihnen natürlich entgegenkommen, aber das rüttelt nicht bis kaum an der grundsätzlichen Weltvorstellung der Zweigeschlechtlichkeit, auf der unsere Gesellschaft nun einmal aufbaut. Es ist nicht einfach beliebig sozial konstruiert, sondern hat eine reale, materielle Grundlage, die diese Bewegung verleugnet.


    Ich bin einfach gespannt, welche Scherben noch aufgesammelt werden müssen. Es ist ja nicht nur so, dass dort Zwanzigjährige mit Kleidung und Lebensstilen experimentieren, was völlig in Ordnung und normal ist. Sondern ihre fluide Vorstellungen von Geschlecht finden Eingang in Medizin und Therapie, weil gerade die Themen Inter und Trans als Trittbrett genutzt wurden. Es gibt da schon einige Non-Binarys, die das auch auf eine medizinische Ebene ziehen: Hormone, da werden Brüste abgenommen usw.. An dieser "Liberationsbewegung" verdienen sich verdammt viele Leute eine goldene Nase! Da geht es auch um Schutz von Menschen vor voreiligen Entscheidungen, die ihr ganzes Leben verändern (können).

    Da ja doch ein paar hier ein Abo für die NZZ zu haben scheinen:


    Sie wollen weder Mann noch Frau sein. Und es werden immer mehr.


    Sehr nachdenklich geschrieben, finde ich.

    Ich finde es auch nachdenklich. Ich sehe das ganze mehr als eine Form von Jugendkultur in Abgrenzung zum Mainstream, die es immer schon gab: Hippies, Punks, Gothics, Emos usw. Man sieht in dieser Bewegung auch eine ähnliche Ästhetik, Musikgeschmack und eben auch politische Einstellung. Das unterscheidet es in meinen Augen deutlich von lesbisch/schwul/trans/inter. Es gibt konservative Schwule, Lesben, Transpersonen, aber hier erscheinen mir praktisch alle in dieser Non-Binary-Bewegung als politisch links. Alexander Zinn - ein Akteur der Schwulenbewegung - bezeichnete die derzeitigen Tendenzen in der Queer-Bewegung sogar als linksidentitär. In dem Video dazu führt er das auch näher aus. ( https://taz.de/Queer-Lecture-mit-Alexander-Zinn/!5770188/# )


    Ich stoße mich in dieser ganzen Bewegung vor allem an dem Begriff Geschlechtsidentität in Abgrenzung zum biologischen Geschlecht. Für mich ist es immer noch die große Frage, was das eigentlich sein soll. Ich habe noch nie eine sinnvolle Definition davon gelesen, aber das ist in meinen Augen typisch für diese ganze Bewegung. Es gibt eine Vielzahl von Begriffen, die ähnliches bedeuten, sich überschneiden oder widersprechen. Da Judith Butler als eine Hauptpersonen mindestens Poststrukturalist, wenn nicht sogar Postmodernist ist, verwundert das natürlich wenig. Butler selbst bezeichnet sich als non-binäre Lesbe - also weder Mann, noch Frau, aber Frau, die auf Frauen steht. Das bringt diese ganze Widersprüchlichkeit irgendwie auf den Punkt. Dass das so an Fahrt aufgenommen hat, liegt in meinen Augen daran, dass die beiden medizinischen Themen Trans und Inter als Trittbrett genutzt werden (können).


    Was ist eine Geschlechtsidentität (gender identity):

    - Ist es so eine Art geschlechtliche Seele, die in einem wohnt und einem einflüstert: "Du hast zwar den Körper eines Mannes, aber eigentlich bist du XYZ."? Das wäre sehr religiös.

    - Ist eine reine Abarbeitung an Geschlechtsstereotypen? "Ich bin weder Mann noch Frau, denn ich bin weder typisch Mann oder typisch Frau." Wer ist das eigentlich?

    - Ist meine Geschlechtsidentität das Geschlecht, als das ich mich identifiziere (eine zirkuläre Definition!)? Wie fühlt man sich denn als Mann/Frau/nicht-binär/? Haben alle je 3,5 Mrd. Männer und Frauen das gleiche Gefühl, was sie in ihrem biologischen Geschlecht bestätigt?

    Ich finde es wenig greifbar.



    Edit: Die geschätzten Zahlen von Non-binären halte ich mit über 100.000 in der Schweiz für völlig überschätzt und eher Wunschdenken. Für das Urteil des Bundesverfassungsgerichts verwendete man auch die Schätzung von 160.000 möglichen Betroffenen in Deutschland. Wir sind derzeit bei ca. 400 Eintragungen "divers" weit davon entfernt.

    Genderideologie, ein Kampfbegriff der Rechten und scheinbar auch der Katholischen Kirche. Die Kirche hatte noch nie ein Problem mit den Rechten. :(

    Der Genderstern, ein Kampfsymbol der Linken ...

    Das kann man auch alles rumdrehen und dann kommt man zur Wahrheit, dass sich gerade beide Lager sehr gut in ihren Gräben verschanzt haben.

    Ist jetzt Offtopic, aber ich musste gerade beim Lesen eines Artikels an diese Aussage denken. Ich denke, Anna Schneider hat mit der "WELT" eine passende Heimat gefunden.

    Ja, Journalisten machen auch mal Fehlgriffe. Das findest du mittlerweile überall. Ich denke da an die ganzen Skandale bei den liberalen Blättern wie The Guardian (u.a. Suzanne Moore) und New York Times (Bari Weiss). Auch Constantin Schreiber hat neulich in einem Podcast angemerkt, dass er viele junge Journalisten im ÖRR sieht, die politisch überhaupt nicht neutral berichten und insbesondere den Grünen sehr nahe stehen.

    Ehrlich gesagt ist es mir nach wie vor ein Rätsel, wo diese Aggressivität bei der Ablehnung des Gendersterns herkommt.

    Ich empfehle dir sehr das Gespräch anzuschauen. Nele Pollatschek beschreibt ziemlich genau, warum es überhaupt nicht in einen gewöhnlichen Sprachwandel passt, wie ihn unsere verwandten Sprachen erfahren haben; dass es im Endeffekt nichts bringt und es letztendlich sogar sexistisch ist. Witzigerweise zeigt sie auf, dass das Sternchen Diverse sichtbar machen soll, aber es nicht einmal eine eigene Form für sie bereithält, mit denen man sie beschreiben könnte.

    Hier ein ausführliches und interessantes Gespräch über das Gendern:


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    Ich hatte zweimal Astra und beim zweiten mal habe ich außer direkt an der Einstichstelle nichts gemerkt. Bei der ersten Impfung hatte ich nur einen Tag Kopfschmerzen und Schlappheit.

    Mal sehen, wie es mir dann im Herbst mit BioNTech oder Moderna gehen wird.


    Willkommen zurück, Antimon. :gruss:

    Alles Gute zum Geburtstag, Frosch. :geschenk:

    Zu der fehlenden Mehrheit: Das halte ich nicht für das ausschlaggebende Kriterium hinsichtlich der Frage, ob die geschlechtergerechte Sprache eine Existenzberechtigung hat. Vor 25 Jahren wurden Deutsche mit Migrationshintergrund z. B. noch flächendeckend als "Ausländer" bezeichnet. Dies hat sich mittlerweile gewandelt. Ein Wandel, der meines Erachtens richtig und wichtig ist, der jedoch sicher nicht proaktiv durch eine breite Bevölkerungsmehrheit vorangetrieben wurde.

    Diese Vergleiche sind nicht nur auf einer Ebene extrem schief.


    1. Du vergleichst das Ändern eines Begriffs wie Ausländer mit einem riesigen Eingriff in grundlegendste Grammatik. Das empfinde ich ja als das Erschreckende. Hier sind irgendwelche, die das alles für eine Kleinigkeit und Gebot der Höflichkeit halten, aber gar nicht verstehen, dass es hier an die Grundsubstanz von Sprache geht. Das ist wenig verwunderlich, denn die Vorschläge kamen weniger aus der Sprachwissenschaft selbst als z.B. von Gleichstellungsbeauftragten, aus der Frauenforschung usw.


    Jede Sprache braucht ein Generikum und logischerweise ist es im Deutschen das älteste Genus, das Maskulinum. Mit der sehr effektiven (weil kurzen) Movierungsendung -in erhält man in Windeseile eine rein feminine Form, wodurch dem Wort Lehrer eine Doppelfunktion von Generikum und spezifisch männlich zukommt. Ohne Kontext können wir diese Form nicht eindeutig interpretieren, wo diese Untersuchungen angesetzt haben. In aller Regel reden wir aber nicht in zusammenhangslosen Sätzen, sondern in Kontexten und bekommen diese Unterscheidung ziemlich gut hin. Diese Uneindeutigkeit kann man zurecht kritisieren und versuchen gerade zu rücken. Da bieten sich zwei Wege an:

    a) das Generikum wieder zu einem reinen zu machen, indem die abgeleitete exklusiv weibliche Form wieder verschwindet, wofür es Sprachvorbilder in anderen germanischen Sprachen gibt, oder

    b) ein neues Generikum einführen.

    Der derzeitige Vorschlag wäre dann, dass aus der Lehrer, der Bürger usw. die Neuformen der*die Lehrer*in, der*die Bürger*in usw. erwächst (das ist doch eigentlich so etwas wie ein im Deutschen neuartiges Doppelgenus?), was in meinen Augen zum Scheitern verurteilt ist. Vermutlich fast jede*r Bürger*in kann dir als erfahrene*r Schreiber*in und jahrelange*r Sprecher*in sagen, dass es höchst unfunktional ist und er*sie wahrscheinlich nicht einmal weiß, wie man das ohne eine*n Logopäd*in sprachlich bewerkstelligen soll. Benutzer*innenunfreund*inlich ist es durch die Länge und Komplexität außerdem!


    Politische Korrektheit kommt in Wellen. Wir sind gerade sehr weit oben und es wird irgendwann abebben. Die sprachliche Faulheit wird vermutlich siegen. Würde sie das nicht tun, hätten wir nicht die ganzen Anglizismen in der Sprache. Da werden uns aus dem englischsprachigen Raum Begriffe unterbreitet, die genau diese neuen Sachen wie Lockdown, Laptop etc. beschreiben. Oft macht man sich Gedanken und kommt auf deutsche Äquivalente, die häufig umständlicher sind, weswegen wir uns aus ökonomischen Gründen für den englischen Begriff entscheiden. Wer also Anglizismen als Beleg anführt, um das Gendern als völlig normalen Sprachwandel darzustellen, sieht den dahinterliegenden Mechanismus nicht, und zwar die Sprachökonomie. Da kann das Gendern mit Stern und Doppelpunkt als kürzere Version der Doppelnennung Lehrerinnen und Lehrer ein wenig punkten, aber es ist nach wie vor kein ökonomisches Generikum. Keine hochtrabende Moral kann daran etwas ändern!


    2. Es gibt die Euphemismustretmühle. Aus Ausländer wurde Mensch mit Migrationshintergrund oder Migrant. Da sich an den realen Probleme dahinter leider nicht allzu viel tat, musste der nächste Begriff her. Ich hatte da mal Mensch mit Zuwanderungsgeschichte gehört. Bei verhaltensoriginellen Kindern und Farbigen in den USA kann man das noch deutlicher sehen. Wenn sich also an den beschriebenen Problemen in der Gleichstellung nichts ändert, was kommt dann nach dem Genderstern?

    Mueller Luedenscheidt

    Wie ich bereits einmal geschrieben habe, halte ich die Meinung von Frau Stokowski für sehr einseitig, denn sie tut so als wären wir durch puren Zufall an dem Punkt, an dem wir sind.

    Keine Umfrage ergab bisher eine Mehrheit für das Gendern mit Sternchen und Co., und zwar in keiner Altersgruppe! Der Antrieb etwas zu ändern war also kaum gegeben. Es ist immer eine kleine Gruppe gewesen, die das forciert hat und damit trotz fehlender Mehrheit recht weit gekommen ist. In gewissen Bereichen wurde es berücksichtigt (hauptsächlich in offiziellen Kontexten) und in anderen eben nicht. Das hat ihnen aber nicht gereicht. Die wenigsten Befürworter des Genderns machen das ja wohl kaum nur für sich selbst, sondern da ging es auch immer um etwas anderes.

    Sie haben ihre Art und Weise zu schreiben und zu sprechen den Namen geschlechtergerechte Sprache gegeben und damit die Sprachwelt moralisch geteilt. Ihre Art ist gerecht und alles andere ist ungerecht. Diese Einteilung ist kein Konsens, geschieht somit einseitig und ist damit per Definition selbstgerecht.

    Dass es irgendwann mal deutlicheren Gegenwind gibt, ist irgendwann unvermeidlich. Wenn man den Gegnern des Genderns also vorwirft, sie würden den moralischen Zeigefinger erheben, dann haben die Verfechter des Genderns dies längst und ausdauernd getan, sonst wären wir nicht hier. Sie haben sich in meinen Augen nur zu sehr daran gewöhnt, dass ihre Argumente widerspruchsfrei erduldet werden und man sie gewähren lässt. Man könnte auch ihnen vorwerfen, dass sie da um ihr Privileg der bisherigen Diskurshoheit fürchten.


    Zu den Unis: meines Wissens haben da aber auch Unis Rückzieher gemacht, nachdem die Thematik publik wurde. Rechtlich wären sie damit vermutlich nicht durchgekommen. Solche so spezifischen Sprachleitfäden gibt man ja auch nicht aus Lust und Laune heraus. Es sind schon Erwartungen daran geknüpft, dass man sich daran hält. Sonst könnte man sich das auch blank sparen ...

    Ja, das ist relativ typisch. Auf der einen Seite führst du viele Details auf, die du wissenschaftliche einbettest, auf der anderen Seite werden Dinge oberflächlich in Richtung „alles Quatsch“ weggewischt.

    Hast du überhaupt mal Queer Theory gelesen? Ich glaube wohl kaum. Da werden halt steile Thesen rausgehauen: Heteronormativität und die binäre Geschlechtsvorstellung wären eine Erfindung des Westens. In irgendeiner indianischen Sprache gibt es sieben Pronomen, die auf die Position des Sprechers verweisen und daraus zwirbeln sie, dass es bei ihnen angeblich sieben Geschlechter gab.

    Man kann gerne Dinge in Frage stellen und hinterfragen. Die sind aber so hart auf diesem postmodernen Konstruktivismus/Poststrukturalismus, dass man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. ^^


    Hör's dir einfach mal an: Helen Pluckrose on Queer Theory (ca. 19:00 - 28:00)

    Mueller Luedenscheidt

    Ich finde die Bewertung unfair. Nachdem diese Art von Sprachpolitik über Jahre vor allem von einer politischen Seite vorangetrieben wurde und man das - wie Konservative das eben häufiger tun - versucht hat, auszusitzen, bis es sich wieder erledigt hat, ist man jetzt zur Erkenntnis gekommen, dass es sich wohl nicht so einfach erledigen wird. Deshalb mischt man sich jetzt eben ein.



    Gestern habe ich mit einer alten Schulfreundin telefoniert, die seit Jahren in den Niederlanden wohnt. Bedingt durch Corona war sie natürlich seltener zu Hause. Als sie jetzt mal wieder da war, hat sie die ganze Bandbreite der Debatte mitbekommen und hält Deutschland irgendwie für verrückt. Sie findet diese Sternchen und Doppelpunkte in geschriebenen Texten mehr als seltsam und auch mit der Sprechpause fremdelt sie sehr. Sie versteht es einfach nicht. Im Niederländischen gäbe es wie im Deutschen theoretisch feminine Endungen, aber niemand benutzt sie. Alle sind einfach ein Mitarbeiter, egal ob männlich oder weiblich. Niemanden stört's ...

    Okay. D. h., dass du nur bestimmte Selbstauskünfte akzeptierst. Wie wendest du denn diese objektiven Kriterien im Alltag an?

    Was willst du eigentlich? Als ob du alles glauben würdest, was andere Leute über sich selbst sagen. Wie viele behaupten von sich, dass sie gut Auto fahren können und es ist nicht so usw. Dass wir Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt abklopfen, machen wir permanent - bewusst und unbewusst.

    Du erinnerst mich wirklich an diese Leute aus der Queer Theory, woher das alles kommt. Die zerreden simpelste Sachen auch so lange, bis das alles eigentlich bedeutungslos ist und man das Gefühl hat, Menschen seien irgendwelche Aliens. Sie nennen es dekonstruieren, für mich ist es schwafeln.

    Verstehe ich nicht. "trans" meinst du jetzt wohl im Sinne von transidentisch/transsexuell. Das wird letztlich auch genau dadurch nachgewiesen bzw. diagnostiziert, dass man sagt, dass man es ist. Und den Eintrag "divers" kann man auch über das Verfahren nach dem Transsexuellengesetz erhalten, also auch dadurch, dass man sagt, dass man es ist.


    Ich habe schon vor ca. 15 Jahren Menschen kennengelernt, auch Leute jenseits der 40 und 50 mit nichtbinärer Identität, mit und ohne akademischem Hintergrund. Und, nein, sie laufen heute nicht herum und erzählen, dass das nur eine Phase in ihren Leben war, die sie jetzt überwunden haben.


    Sam Smith und Demi Lovato sagen mir hingegen nichts. Ich werde mich bei Gelegenheit informieren.

    Trans ist kein medizinischer Begriff, sondern ein umgangsprachlicher bzw. politischer. Geschlechtsdysphorie ist der medizinische Begriff. Dass man auch über das bisherige Transsexuellengesetz an den Eintrag divers kommen kann, ist nicht unumstritten und nicht jeder Therapeut in dem Feld macht das.

    Ich kann mich nur wiederholen: es gibt einfach keine empirischen Daten, die das Konzept stützen.

    Das klingt ein Bisschen, als seien Selbstauskünfte was Schlimmes. Wenn du im Alltag jemandem begegnest, dessen Geschlecht du falsch einschätzt, sprichst sie mit — sagen wir — „Herr Meyer“ an (womöglich weil auf dem Namensschild keine Anrede mit dabei steht), und die Person weist dich kurz darauf hin, dass „Frau Meyer“ aber richtig wäre, nimmst du dann diese Selbstauskunft ernst oder prüfst du dass meyersche Geschlecht wie Crocodile Dundee, weil dir die tiefe Stimme suspekt ist?

    Ich vertraue darauf, dass mir die Wahrheit gesagt wird, da das Konzept von Geschlecht nicht irgendetwas beliebiges ist, worunter jeder etwas anderes versteht. Alle wissen, was ein Mann und eine Frau ist, da es objektive Kriterien dafür gibt.

    Alasam

    Das, was du zitierst, sind Selbstauskünfte. Non-Binary zu sein bedeutet nichts anderes als zu sagen, dass man es ist. Dafür gibt es keine empirische Grundlage wie bei divers oder trans.

    Sam Smith und Demi Lovato wären gute Beispiele. Neuer Haarschnitt und neue Pronomen und das war's dann auch - und natürlich ein Haufen PR. Sorry, aber das ist ein absolut (jugend-)kulturelles Ding auf diesen Unicampi. Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass diese Studenten das auch noch in 10 Jahren machen werden.

    O. Meier

    Du redest von Respekt, verwendest aber absichtlich ein verkürztes, sinnentstelltes Zitat von mir hin, um mich ohne ein Argument in einem Halbsatz abzufertigen. Fass dich an die eigene Nase!

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