Beiträge von Kaiserhof

    In meinen ersten Jahren hatte ich auch ein paar Fälle, die mich auch nach der Schule sehr beschäftigt haben. Allein die Einsicht darüber hat aber gereicht, dass ich mich mittlerweile selbst stoppe, wenn ich privat an Dienstliches denke. Ich sehe es gar nicht mehr ein, dass meine Familie und Freunde negativ von meinem Lehrerdasein beeinflusst werden könnten. Das Leben ist viel zu schön und kostbar. Unser Job ist auch nur ein Job, Punkt.

    Wie stoppst Du Dich selber?

    Danke für eure Beiträge! --- Ich hake jetzt einfach hier und da noch mal nach.

    Ich fange mal an. Also, ich lasse mich nicht mehr zu Hause anrfufen. Die Eltern haben meine e-mail Adresse und bei Bedarf treffe ich sie nach dem Unterricht zum Elterngespräch.

    So handhabe ich das auch - schon immer. Gefühlt werden diese "Einzelgespräche" oder E-Mails leider immer häufiger und intensiver. (Lehrer = Gesellschaftskitt???)


    Geht es bei dir jetzt um eine Schutzhaut gegenüber anderen Kollegen oder Schülern/Eltern?



    bzgl. Kollegen ist es teilweise schwerer sich abzugrenzen. Aber auch hier versuche ich mich in der Schule mit ihnen zu unterhalten, sie aufzumuntern aber mehr auch eher selten. Arbeit abnehmen z.B. nur in Ausnahmefällen. Hatte letztes Jahr z.B. eine Kollegin die immer am Jammern war, wegen allem und jedem. Sie hat es dann langsam aber sicher geschafft, dass sie mich mit ihrem Gejammere auch runtergezogen hat. Da half dann am Ende nur sich in den Pausen einen anderen Platz zu suchen.

    Es geht mir um beide Bereiche. Die Eltern hatte ich jetzt noch gar nicht so im Auge, - die ggf. auch. Aber z.B. ggü. Schülern. Ein Beispiel: Ich darf mich jetzt immer häufiger mit "Reichsbürger"kindern auseinandersetzen. Irgendwo seh ich da schon auch meine gesellschaftfiche Pflicht, die Kiddies wieder auf den rechten Pfad zu führen (Geschichtslehrer) ... aber da kommt man aus dem Psychologisieren nicht mehr raus. Oder auch schön: Konflikte zwischen Reichsbürgerkiddies und Schüler anderer Herkunftsnationalität ... da kommt man aus dem Schlichten nicht mehr raus ...


    Bei bestimmten Kollegen - denke ich - werde ich es ab sofort auch so handhaben, dass ich mir das Gejammer einfach nicht mehr anhöre. Denn: es führt zu nix. Leider.

    Den Ansatz finde ich gut, war lange auch meiner. Nur: Ich nehme viele Probleme wahr, setze mich sehr intensiv damit auseinander ... oder: Ich sehe sehr viel. --- Gelinde gesagt frage ich mich gerade, was ich auch einfach mal ignorieren darf.
    Distanz hört sich gut an. Wie machst du das?
    Supervision? Wo/Was genau? Gerne auch als PN.
    Mit professionellen Impulsen meinst Du die Kollegen? --- Die schätze ich übrigens größtenteils auch sehr für Ihre Kooperation. Andererseits ist es auch ein zweischneidiges Schwert. Weil irgendein Schüler hat immer irgendwas - sodass z.B. in den Pausen kaum mehr Zeit für ein paar ruhige Minuten ist, weil man sich immer gegenseitig berät.
    Letzter Punkt ist sehr wichtig.

    Mit mehr Erfahrung siehst du recht schnell, bei welchen Schülern es sich lohnen wird, sich zu engagieren und bei welchen nicht. Klar, kann man mal daneben liegen... Aber generell habe ich mittlerweile ein gutes Auge dafür.


    Meine Klassen dezimieren sich regelmäßig von 31 auf 20-25 Schüler. (Mathe 13er aktuell 21 und Englisch 13er 23) Das sind dann aber die Schüler, die auch wirklich an einem Abschluss interessiert sind und nicht nur da sind wegen Kindergeld oder Bafög. Und für diese Schüler setze ich mich dann auch sehr gerne ein.


    Bei den Kollegen habe ich einfach die Devise: You gotta pick your battles. Bei den Kollegen die mit mir menschlich und beruflich auf einer Wellenlänge liegen, bin ich sehr kooperativ und mache gerne auch was extra. Bei Leuten die mir blöd kommen, etc. mach ich das, was ich machen muss, mehr nicht. Da lohnt es sich einfach nicht, sich daran aufzureiben.

    Guter Punkt: Gucken, wo sich Engagment "lohnt" (sowohl bei Schülern als auch bei Kollegen). Wann "lohnt" es sich denn Deiner Meinung nach?

    Ich sehe meinen Job gelassen. Der Lehrerberuf ist ein Job, nicht mehr und nicht weniger. Ich bin Profi und arbeite für Geld; das heißt, dass es professionelle Leistung gibt, aber auch nicht mehr. Abgesehen davon sollte man sich nicht mit utopischen Vorstellungen überladen. So wichtig, wie wir Lehrer und die pädagogisch-didaktische Wissenschaft immer tun, sind wir ganz und gar nicht.

    Auch ein guter, vernünftig-bodenständiger Punkt. --- Ich bin da wahrscheinlich zu idealistisch veranlagt. Idealismus ist aber nicht unbedingt "professionell".
    Danke für die Einsicht.

    Hallo zusammen.


    Der Titel sagt schon viel, aber noch nicht alles.


    Gelinde gesagt geht es mir darum, wo ihr als Lehrer eure persönlichen Grenzen setzt - im Umgang mit Kollegen und auch insbesondere(!) mit Schülern und Schülerinnen.


    Es gibt ja viele Untersuchungen zum Thema Burnout. In den ersten Jahren habe ich das noch gar nicht so verstanden, ich liebe meinen Beruf und mir bereitet das Unterrichten und teils auch das Drumherum sehr viel Freude. Nun habe ich mit den Jahren aber vieles dazu gelernt, was mir früher einfach noch gar nicht klar war. Etwas radikal ausgedrückt: Ich kann mittlerweile sehr genau "sehen", was in meinen Schützlingen vorgeht, kann viele - auch unangemessene - Verhaltensweisen verstehen, weil ich z.B. das Elternhaus kenne, bin hin und wieder mit dem Jugendamt in Kontakt ...


    Kurzum, ein Teil meiner Arbeit ist weniger das Unterrichten als vielmehr die persönliche (soweit das bei Klassengrößen um die 30 Kinder möglich ist) Betreuung von "problematischen" Jugendlichen, viele Einzelgespräche nach dem Unterricht, viele Einzelgespräche im Kollegium ...


    Einige meiner Kollegen und Kolleginnen laufen auf dem Zahnfleisch. Mich davon zu distanzieren fällt mir leichter, weil es ja "erwachsene" Menschen sind, für die ich keine Verantwortung trage. Trotzdem gibt es auch dort öfter Gespräche, nette Worte ... eben das, was man als Kollege so macht.


    Ich merke: das geht so nicht weiter.


    Ich kann nicht als "Psychologe" arbeiten, wo ich doch "nur" Lehrer bin. Oder anders gesagt: Ich kann sie nicht alle retten. Gerade in den letzten Wochen vor den Ferien habe ich deutlich gespürt, wie viel Energie mir selber fehlte ...


    Daher mal so in die Runde gefragt:


    Wie schafft ihr es, euch (emotional) zu distanzieren? Welche Art von Schutzhaut legt ihr an? Wo zieht ihr Grenzen?

    Hallo Leute!


    Ist bei mir irgendwie noch nie vorgekommen, daher mal so in die Runde gefragt: wenn man einen Konferenztermin nicht wahrnehmen kann, muss man sich dann irgendwo abmelden? Wenn ja, bei wem? Sekretariat, Direktor, den betroffenen Kollegen?


    Bei Allen?


    Ich habe von meinen Kollegen alle Antworten erhalten, ich denke, es liegt also (auch) daran, wie gewissenhaft man so unterwegs ist. Nun würde mich aber schon noch interessieren, wie das "in Wahrheit" aussieht, was man also definitiv tun MUSS.


    Danke euch!

    Danke für eure Rückmeldung.


    Deadpoet: klar und konsequent.


    DpB: Gute Herangehensweise. Ich habe mich dahingehend entschieden, dass ich nach Bedenkzeit tatsächlich immer(?) zugesagt habe, wenn ich gefragt wurde. Ganz pragmatisch und unaufgeregt und frei nach dem Motto: ausprobieren.
    Mittlerweile habe ich einen sehr großen Fundus an Wissen, - das möchte ich nicht missen.
    Aber ich merke auch dass mir manche Dinge mittlerweile besser gefallen als andere.


    Unser Kollegium ist in Ordnung, aber wir haben auch viele Jammerer und Beschwerer und keinen kleinen Teil an Kollegen, die Dienstbesprechungen und Konferenzen oft fernbleiben und über ihr Klassenlehrerdasein + Fachkonferenzen nicht engagiert sind.


    Meike: Personalentwicklungsgespräche ... gibt es bei uns offiziell nicht, inoffiziell aber schon. Ich könnte mit meinem Chef direkt sprechen, ja. Vielleicht ist das gar nicht so schlecht.



    Also ich werde dann erstmal "Nein" sagen und im zweiten Schritt ggf. das Gespräch suchen und eigene Vorschläge für´s Engagement machen.
    Und falls mir jemand quer kommt, kann ich ja ganz pragmatisch auflisten, was ich so alles gemacht habe. Und einfach mal fragen, wie es denn selber so aussieht.


    Ich glaube, das passt ganz gut.

    Hallo zusammen!


    Mich würde mal interessieren, wo ihr so ungefähr den Maßstab seht, was man als "durchschnittlicher" Kollege so machen sollte. Im Schuldienst ist es ja leider so, dass viele Aufgaben "da sind" und "gemacht werden müssen", selten aber gibt es dafür (wie in der freien Wirtschaft) eine entsprechende Anerkennung. Daher rührt es wohl auch, dass viele Kollegen sich mit den Jahren zurückziehen und die Aufgaben an junge Kollegen übergeben. - Das muss natürlich nicht so sein, Ausnahmen bestätigen die Regel.


    In meinem ganz persönlichen Fall ist es so, dass ich seit meinem Eintritt in den Schuldienst sehr engagiert war, bzw. engagiert wurde, was auch völlig in Ordnung war. Nun stehen aber neue Entscheidungen an und ich muss - auch aus privaten/familiären Gründen - feststellen, dass ich nicht mehr bereit und willens bin, mich so sehr reinzuhängen wie bisher.


    Mal konkret: ich bin etwas weniger als 10 Jahre im Dienst und habe fast jedes Jahr zwei Klassenfahrten unternommen (davon eine selber organisiert), teilweise waren es sogar drei. Ich war und bin im Personalrat, dadurch war ich oft auf Fortbildungen (also wieder unterwegs). Teilweise kam ich mir eher wie ein Topmanager vor, der von Hotel zu Hotel reist, denn als Lehrer. Wie gesagt, das war für die letzten Jahre völlig okay und von mir auch so gewollt. Allerdings mache ich Unterricht auch sehr gerne und fand es bisweilen ärgerlich, dass wegen der Fehlzeiten (aufgrund meiner häufigen außerschulischen Termine) einiges an Unterricht "wegbrach" (Vertretungen sind bei unserer Schule eher die Ausnahme, was aber ein anderes Thema ist).
    Krank war und bin ich zum Glück so gut wie nie.
    Dazu kommen und kamen selbstverständlich verschiedene andere Ämter und Gremien, wie schulinternes "Wir machen da mal ein Projekt" usw., von denen ich gut und gerne auch zwei/drei (vier)? mein Eigen nennen kann.


    Nun bin ich an einem Punkt, an dem ich merke, dass ich das einfach nicht mehr will. Ich möchte mich schon auch über den Unterricht hinaus engagieren, aber auch eine deutliche(!) Reduzierung dessen, wofür man sonst immer den Kaiserhof fragen konnte.


    Das alles müsste ich in der nächsten Zeit (wenn die Anfragen kommen) entsprechend kommunizieren.


    Was denkt ihr? Und wie gehe ich am besten vor?

Werbung