Also, beim ersten Draufschauen muss ich den übrigen Schreibern rechtgeben: Der breite Rand ist merkwürdig. Wirkt deplatziert. Und auch beim Literaturverzeichnis, wähle einen Stil und bleib dabei. Ich habe persönlich den APA-Stil gewählt (https://www.mendeley.com/guides/apa-citation-guide), für alle meine Arbeiten.
Dann von Anfang, inhaltlich:
Problembeschreibung: Im Stil ziemlich lax, insgesamt sehr knapp. Ein paar Details über die Klasse wären hilfreich, damit gehst du direkt zwei Kritiken an: Das Zuschneiden auf die SuS und das reale Unterrichtsbeispiel. Das Problem ist für mich ziemlich lapidar. Beim nächsten Mal vielleicht auch eine längere Analyse der bereits unternommenen Maßnahmen (hier auch gerne mit Verweis auf lerntheoretische Ansätze, wie und warum diese Ansätze gewählt wurden, insbesondere, warum diese Maßnahmen nicht gewirkt haben. Ganz nett wäre eine Einführung "Warum ist mir wichtig, dass die SuS einander zuhören".
Stilistisch setzt sich mein sprachlicher Eindruck leider fort. Du schreibst in einem laxen, sehr knappen Stil, der in mir einen Eindruck der Oberflächlichkeit erzeugt.
Ich will ein konkretes Beispiel geben, wo ich den Rotstift zücken würde:
Zitat von S. 5
"Aber so wie es für das Lesen nicht ausreichend ist, gedruckten Text zu identifizieren, so ist es für das Zuhören nicht ausreichend, wenn man in der Lage ist, mündlich vermittelte Sprache zu verarbeiten. Das Zuhören hat viele weitere Aspekte."
Welche Aspekte? Warum ist es nicht ausreichend? Das weiter auszuführen, sei es auch nur in Form einer Liste, würde bereits einen Rückgriff auf die Problemstellung eröffnen, bspw. so: "Da nach XY die Aspekte A und B besonders relevant für den Lernerfolg der Schüler:innen sind, wurde sich im Folgenden darauf konzentriert, in der anfangs beschriebenen Klasse besonders diese Aspekte zu trainieren." (Mal eben runtergepinnt, das geht auch schöner)
Dann in deiner Struktur eine Anmerkung:
Zitat
2 Optimieren des Zuhörens
2.1 Voraussetzungen für das Zuhören
2.1.1 Interesse
2.2 Methoden des Zuhörtrainings
Das wirkt extrem unstrukturiert. Warum hat 2.1 ein einzelnes Unterkapitel (davon ab, dass ich das inhaltlich auch nicht verstehe)? Versuch, deine Struktur einem Fremden zu erklären, wenn er sie nicht versteht, dann war sie nur in deinem Kopf gut. (Geht mir ganz oft genauso)
Dann: In Kapitel 2.2 wird (weiter im gewohnt lapidaren Stil) beschrieben, was verschiedene Autoren für Methoden des Zuhörtrainings empfehlen. Hier rutschtst du plötzlich in eine Bewertung dieser Methoden ab. Eventuell sollte das die in der Aufgabenstellung angesprochene Reflektion sein, es wirkt aber ziemlich unmotiviert/unstrukturiert. Inhaltlich ist deine Bewertung auch sehr subjektiv und oberflächlich. Beispiel:
Zitat von S. 7
"Ich halte es für lobenswert, dass bei dieser Methode durch die Einzelarbeit alle Schüler*innen aktiviert werden, ihnen ihre Zuhörkompetenz vor Augen geführt wird und sie somit die Möglichkeit erhalten, diese zu steigern. Wichtig ist jedoch, dass die Schüler*innen ein detailliertes Feedback dazu erhalten, was sie tun sollten, um sich zu verbessern"
"Lobenswert" ist keine Reflektion. Warum ist das lobenswert? Was ist der Vorteil? Kann man das begründen? Und warum soll das detaillierte Feedback wichtig sein? Wichtig ist, dass du als Autor entweder knallharte Fakten hinlegst, jemanden zitierst oder im Minimum eigene umfangreiche Fachpraxis darlegen kannst (im akademischen Umfeld wäre das Letzte nicht ausreichend, aber hier mMn schon, du hast sie nur als Referendar sehr selten). Deine persönliche Meinung gehört ins Fazit, nicht in die Reflektion.
Ich spare mir jetzt die weitere Beispiel-Zitiererei. Aber wie du siehst, störe ich mich sehr an dem sprachlichen Stil, weil er einfach oberflächlich wirkt. An vielen Stellen hast du Chancen verpasst, deinen Text sinnvoll zu verlängern (Hand aufs Herz: Hast du wirklich lange genug vorher angefangen?). Und du bleibst ganz oft in der subjektiven Einschätzung und gehst nicht weiter zu einer objektiveren Reflektion.
Eine kurze Rückmeldung zur Kritik deiner Seminarleiterin:
-Fazit zu allgemein
Dein Fazit ist eine Zusammenfassung und eine Absichtserklärung. Ein Fazit sollte sich mMn auf das konkrete Problem beziehen, aufzeigen, wie es gelöst wurde und letztlich einen Ausblick bieten.
-kein reelles Unterrichtsbeispiel wird genannt
Ja, dem stimme ich zu. Es ist eine Arbeit im Referendariat, keine akademische Literaturarbeit. Irgendein Rückbezug auf die Realität sollte drin sein. Das geht zwar nicht klar aus der Aufgabenstellung heraus, aber jetzt weißt du es ja.
- Es wird nicht deutlich, inwiefern die Methoden an die Schüler*innen angepasst sind.
Da hilft dir eindeutig eine klarere und ausführlichere Beschreibung der Problemstellung. "Die Klasse besteht aus ..." Dann kannst du darauf zurückgreifend für mehrere SuS exemplarisch die Anpassung der Methode beschreiben.
-Es ist unklar, wie die Wirksamkeit der Methoden überprüft werden kann und warum sie ausgewählt wurden.
Das passt zu meinem Kommentar zur Reflektion weiter oben: Du schreibst sehr subjektiv, was du von den Methoden so hältst, aber es fehlt die klare Begründung und insbesondere dann eine nochmal auf den Punkt gebrachte Auswahl.
-nicht an an SALZH angelehnt
Ich habe das googlen müssen. Aber das fehlt natürlich wirklich komplett. Habe es beim nächsten Mal im Hinterkopf, dass das erwähnt werden muss. Als zukünftige Lehrkraft musst du dich auch dann mit pädagogischen Ideen des Landes auseinandersetzen, wenn du sie nicht gut findest. Keine Ahnung ob das hier der Fall ist.
Aber: Krone richten, weitermachen. Du hast sehr konkrete Ansagen deiner Seminarleiterin bekommen, hier hast du (wenn vielleicht nicht ganz so flauschig) auch mehrere Hinweise bekommen. Wenn du das alles beachtest, wird die nächste Arbeit bestimmt besser.