Das ist eigentlich eine ziemlich normale Situation an einer Berufsschule. Ich habe auch mal ein bisschen Chemie- und Pharmatechnologen bzw. Laboranten unterrichtet und natürlich habe ich nicht zwangsläufig genau die eine Synthese, die im Kessel läuft, für den die gerade zuständig sind, selber schon mal gemacht. Genau genommen habe ich selbst noch überhaupt keinen Kessel jemals befüllt, ich habe nie an industriellen Grossprozessen gearbeitet. Das beizubringen ist aber gar nicht die Aufgabe der Lehrperson an der Berufsschule, das geschieht ja im Betrieb. Im Fachunterricht an der Berufsschule werden theoretische Grundlagen gelegt. Der CPT am Kessel vergisst in der Praxis irgendwann, wie ein Atom jetzt wohl so aufgebaut ist, im Fachunterricht muss er das aber eben noch mal lernen. Ist übrigens genau der Grund, warum diese Schulform nichts für mich war, dafür bin ich doch zu sehr Akademikerin.
Ich habe Werkstoffe für Kunststoffverarbeiter unterrichtet und dabei die ganzen theoretischen Grundlagen verschiedener Kunststoffe behandelt. Ich wusste natürlich kein bisschen, wie man einen Extruder befüllt, aber die atomaren und molekularen Vorgänge, die kannte ich. Und das habe ich denen auch deutlich gesagt und beim Diskutieren über verschiedene praktische Methoden die untereinander sich ihre verschiedenen Herangehensweisen vorstellen lassen. Das funktionierte durchaus.