Das sehe ich anders. Ich denke sehr wohl, dass Lehrer auch Erzieher sind - gerade wenn die Eltern an dieser Stelle versagen. Wer soll es denn dann sonst tun? Sollen diese Kinder sich selbst überlassen bleiben? Nein, die Erziehung ist immanenter Bestandteil unseres Berufsbildes, aber sicherlich von der Grundschule bis zum Abitur abnehmend.
Schulgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen (SchulG) § 57
Lehrerinnen und Lehrer
(1) Lehrerinnen und Lehrer unterrichten, erziehen, beraten, beurteilen,beaufsichtigen und betreuen Schülerinnen und Schüler in eigener Verantwortung im Rahmen der Bildungs- und Erziehungsziele (§ 2),
Ich fürchte da machst du es dir ein bisschen zu einfach...Mit Kindern/Jugendlichen zu arbeiten ohne auch zu erziehen ist m.E. gar nicht möglich.
Gut, dann definiere mal "Erziehen".
Natürlich vermittelst du irgendwo auch "Werte" - welche ist sicherlich auch vom jeweiligen Fach abhängig. Bei mir ist das vorrangig im Bereich Sport möglich - und ich denke, Begriffe wie Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit und auch Verantwortung sind durchaus dabei, aber das sind nicht unbedingt die "Baustellen" um die es hier (mal den Originalpost lesen) geht.
Und selbst wenn - wieviel Zeit verbringst du - als Fachlehrer - pro Woche mit deinen Schülern? Wieviel pro Schüler? Wieviele Tropfen auf verdammt heiße Steine sind das umgerechnet, wenn die Eltern da wahlweise querschlagen oder sich schlicht null dafür interessieren?
@icke: ich bin sicher die letzte, die es sich da "einfach" macht. Wenn ein echtes "Problemkind" es bis zu mir "schafft" (derzeit ist die "kleinste" Klasse, die ich unterrichte eine 7, und ansonsten hab ich ab 9. aufwärts), hat es idR schon eine ziemliche "Reise" hinter sich... da versuche ich rauszufinden, was da wieso schief läuft oder gelaufen ist. Und leider ist die Wurzel eines solchen Falles bisher in über 90% "meiner" Fälle ein Elternhaus gewesen, das diese Bezeichnung nicht verdient. Ob irgendwelche Kollegen daran dann noch (positiv oder negativ) mitgewirkt haben, ist dabei unerheblich. Aber damit solche "Problemfälle" zu gesellschaftsfähigen Menschen werden können... bedarf es mMn an "Erziehung von Kindermachern zu Eltern".
Und - mal ehrlich... ich habe Kurse mit etwa Klassenstärke oder eben Klassen. Wie viel Möglichkeit habe ich da als Lehrerin, in der Zeit, in der ich auch noch jedem mir anvertrauten Kind die Inhalte vermitteln soll, auf die es ein Anrecht hat, auch noch irgendwelchen schlicht unerzogenen Extrawürsten beizubringen, was "einfach nicht geht", vor allem wenn da aus dem "Elternhaus" kein entsprechender Support kommt?
Und ja, ich bin an einem Gymnasium. Großstadt. Brennpunkt? Könnte sein. Zumindest nahe dran. Die anderen Schulformen haben es sicherlich nicht "leichter". Vielleicht brauchen wir auch mehr "Rechte"? Ist ja nicht so, als würde ich mir Vorschläge nicht anhören.