Beiträge von Caro07

    Supervision? Wo/Was genau?

    Das Thema Lehrergesundheit ist bei uns schon seit einigen Jahren ein Thema. In Fortbildungen von Berufsverbänden gibt es Angebote (immer wieder gibt es bei Lehrertagen Angebote in der Richtung) und auch ganz offizielle von den Behörden. Wenn ich bei FIBS (Fortbildung in bayerischen Schulen) "Supervision" eingebe, erhalte ich bayernweit aktuell 148 Treffer.
    https://fibs.alp.dillingen.de/
    (direkt mit Ergebnis kann ich das leider nicht eingeben, muss man selbst machen)


    Mit den professionellen Impulsen meine ich eher die Fortbildungen und meine Teilnahme an einer Supervisionsgruppe, die von einem in der Richtung ausgebildeten Schulpsychologen geleitet wird.

    Ich bin jetzt niemand, der gut verdrängen kann. Was mich weiterbringt, ist, mich mit Problemen so weit auseinanderzusetzen, bis ich eine Lösung gefunden habe, die mir weiterhilft.


    Meine Distanzbringer:
    Im Umgang mit Erwachsenen - Eltern, Kollegen z.B. - hilft mir der Gedanke, dass jeder seine eigene subjektive Sichtweise hat, die aus seiner persönlichen Geschichte gespeist wird. Dass jemand genauso tickt wie ich ist eher unwahrscheinlich. Wenn die Diskrepanz der Sichtweisen so groß ist, hilft nur das Herstellen einer gesunden Distanz.
    Bei Schülern lernt man mit der Zeit und den Jahren deren Verhaltensweisen zu analysieren, sich zu überlegen, warum sie so reagieren. Das schafft bei mir Distanz. Außerdem habe ich mich von dem Bedürfnis, allen helfen zu wollen, zu verabschiedet. Ich kann pädagogische Impulse setzen, so wie ich es in vielen Fortbildungen gelernt habe. Da gibt es Konzepte, die es lohnt, auszuprobieren.
    Apropos Fortbildungen: Ich nutze viele Angebote, die in Richtung Supervision gehen. Das hat mir im Laufe der Jahre immer mehr Distanz gebracht. An viele Dinge, die mich in früheren Jahren belastet haben, verschwende ich kaum einen Gedanken mehr.
    Allerdings passieren immer wieder neue Herausforderungen, die einem auf dem linken Fuß erwischen, mit denen ich mich dann gezwungenermaßen auseinandersetze. Tröstende Worte von Kolleginnen lindern, bringen aber keine Lösung. Deswegen halte ich es für mich wichtig, professionelle Impulse zu erhalten.
    Und letztendlich halte ich es für wichtig, immer wieder Situationen zu schaffen, wo man gar nichts mit dem Beruf zu tun hat. Der Kopf muss einmal ganz abschalten. Das resetet mich ganz gut.

    "Gewalt ertragen" ist die eine Sache, allerdings sind wir in der Schule herausgefordert, dieser Gewalt irgendwie - pädagogisch oder/und disziplinarisch - Grenzen zu setzen. Da ist es wichtig, dass alle zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen. Dafür lohnt es sich einzusetzen.

    Auch auf mich wirkt der Artikel zu emotional. Allerdings frage ich mich, ob das journalistisch beabsichtigt ist.


    Man gewinnt den Eindruck, dass jemand, der unbedingt diesen Beruf ergreifen wollte, von den Aufgaben überfordert und überrascht ist. Fast sieht es so aus, als wäre er ziemlich unvorbereitet in diesen Beruf gestolpert.


    Dass man fremde Schüler begutachten muss, das ist doch auch eine Aufgabe von Sonderpädagogen? Das müsste einem im Vorfeld klar sein, dafür erhält man eine spezifische Ausbildung. Wir an der Grundschule sind froh, dass wir diese Unterstützung haben, denn wir an der Grundschule dürfen gar nicht das testen, was bei uns der mobile sonderpädagogische Dienst darf.


    Natürlich haben viele einen Praxisschock, denn man hat oft die Illusion, dass man es hinkriegt - gerade wenn man ein größeres "Sendungsbewusstsein" in den Beruf mit einbringt, ist man besonders gefährdet. Ich weiß nicht, wie praxisorientiert die jetztige Lehrerausbildung ist. Ich hatte, als ich als Lehrerin angefangen habe, einen gehörigen Praxisschock, was die Disziplin betraf und was mein Vermögen dazu darstellte. Die Tipps, die ich im Studium dafür bekommen habe, halfen erst einmal nicht viel.


    Im Prinzip hört sich die Schilderung so an, als wäre der Kollege von anderen allein gelassen - von Mitkollegen, die ihm sicher auch einmal Tipps geben könnten und einer Schulleitung, deren Verhalten bei mir nur Kopfschütteln hervorruft. Ist man nicht gerade in einer Förderschule besonders aufeinander angewiesen? Das kann doch nicht sein, dass man da so in der Luft hängt, wie ich zwischen den Zeilen herauslesen kann. Oder ist das wieder ein journalistischer Trick, dass positive Aspekte weggelassen werden, damit die Enttäuschung so klar herauskommt?


    Dass man in den Schulen mit dem Problemen von oben her (Doppelbesetzung, wie angesprochen) alleine gelassen wird, ist überall und das halte ich in Förderschulen als besonders gravierend.
    Gibt es überhaupt einen Lehrerverband, der sich einmal für die Belange der Förderschullehrer einsetzt? Wenn es in der Schule so schlimm ist, warum setzen die Kollegen sich nicht einmal zusammen und überlegen, was sie tun könnnen? Alles hinnehmen, Dienst nach Vorschrift machen ist keine Lösung auf die Dauer, dadurch wird sich nichts ändern und eine Berufszufriedenheit wird sich dadurch nicht einstellen. Bei Lehrern merkt man manchmal, dass sie nie aus der Schule herausgekommen sind und viel zu sehr in den Mühlen des Obrigkeitssystems mitmachen. Warum so ängstlich? Wenn nie einer etwas sagt, ändert sich nichts. Ich bin schon länger im Schuldienst - in Vorinternetzeiten, da haben Lehrer - so mein Eindruck - mehr den Mund aufgemacht und zwar persönlich denjenigen gegenüber, die es betraf. Ein "Mundaufmachen" mit Maß hat übrigens meiner sg. Karriere nie geschadet.


    Es gäbe auch weitere Lösungsmöglichkeiten, mit schlechten Bedingungen umzugehen. Bei uns werden z.B. immer mehr kostenlose Supervisionsangebote gemacht. Nur gibt es damit ein Problem: Es scheinen sich viel zu wenige zu trauen, ein solches Angebote anzunehmen. Dass Supervisionen der Professionalisierung des Lehrerberufs dienen und keine Schwäche darstellen, das muss erst auch einmal in viele Köpfe hinein.


    Ansonsten sehe ich es auch so, dass wir mit zu vielen Aufgaben überfrachtet sind. Bei den zusätzlichen Aufgaben können wir gerne einmal "Dienst nach Vorschrift" machen.

    Nicht zu vergessen: Wir Lehrer sind sozusagen "individuelle Handschriftenleser" par excellence. Was wir entziffern können, können andere lange nicht.


    Was ich nicht lesen kann, ist ein Fehler bzw. erhält keinen Punkt.
    Wenn es um die Rechtschreibung geht und bestimmte Buchstaben nicht mehr zu unterscheiden sind, dann gibt es bei mir nach eindrücklicher Warnung schon einmal einen Fehler. Wer a wie u schreibt oder k wie h, der hat halt einmal Pech gehabt. (Ich werte dann nur einen Fehler pro Arbeit bei gleicher Fehlerart als pädagogische Maßnahme.)
    In der Grundschule in Klasse 3/4 sehe ich mich da besonders in der Pflicht, erzieherisch auf die Lesbarkeit der Schrift einzuwirken, weil das die Schüler in dieser Altersstufe schon von der Schriftentwicklung her leisten können.

    Mir gefällt besonders gut, dass hier doch viele Lehrer die Themen unter verschiedenen Aspekten beleuchten.
    Dadurch dass hier besonders viele schreiben, wird einem die Möglichkeit gegeben, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Schularten zu sehen. Das erweitert den Horizont. :D
    Das Forum beweist, dass im Prinzip sich Lehrer aller Schularten untereinander tolerant begegnen (können) und sich gegenseitig helfen. :)
    Besonders begrüße ich, dass die Moderatoren dafür sorgen, dass nichts ausartet. :top:
    Wünschen würde ich mir, dass man weniger von außen lesen könnte. :autsch:

    Mich hat in letzter Zeit kurz vor den Ferien sehr gefreut, dass sich meine Schüler - alle ohne Ausnahme - bei einem Wasserfarbenbild angestrengt haben und gewissenhaft den Arbeitsauftrag erfüllen wollten. Eine Kollegin, der ich die Bilder zeigte, sagte, man merkt, dass ich stolz auf meine Schüler bin.
    Und das bin ich! :top:

    Außerdem... wer sagt denn, daß man immer nur Aktion und Streß haben muß?

    Da ist jeder anders. Nicht jeder empfindet es als Stress. Ich finde z.B. eine 10stündige Busfahrt ganz schön anstrengend oder eine mehrtägige Autoanreise zum Reiseziel. Lange Flugreisen sind auch anstrengend. Allerdings war mein Maximum bisher ca. 12 Stunden. Wenn ich aber dafür am Ende etwas erlebe, sehe, was mich bereichert, nehme ich sie in Kauf und der Stress der Anreise ist dann vergessen.
    Wenn man gerne reist, heißt das nicht, dass man ständig unterwegs ist, man hat auch ruhige Momente zuhause.


    Zur Eingangsfrage: Ich würde es nicht als "zu faul" oder "zu bequem" zum Reisen nennen, sondern man hat einfach kein Bedürfnis danach. Man hat andere Bedürfnisse sich zu erholen oder etwas anderes zu erleben.


    Speziell zu Australien: Für meinen Mann sind die 26 Stunden auch grenzwertig, deshalb und wegen unserer Sommerferienzeit, wo es in Australien und Neuseeland Winter ist, waren wir auch noch nicht dort und die Weihnachtsferien wären zu kurz für eine ausgiebige, mindestens vierwöchige Campertour durch Australien.

    Wenn man konsequent ökologisch denkt, dürfte man so gut wie gar nichts mehr machen. Da dürfte man nicht Skifahren, keine Produkte benutzen (z.B. aus Drittländern), die unter hoher Umweltbelastung hergestellt wurden usw. Letztendlich ist in unserer modernen Industriegesellschaft vieles umweltbelastend.
    Es gibt viele Aspekte, sich für die Umwelt einzusetzen. Man kann z.B. wiederverwertbares Geschenkpapier benutzen, im Unterricht wenig kopieren, so einkaufen, dass man wenig Plastikverpackung braucht, Wasser sparen, Regenwasser nutzen, Elektroauto fahren, gar kein Auto fahren, Solarstrom auf seinem Dach erzeugen, in einem Niedrigenergiehaus leben, sich irgendwo umweltbedingt engagieren usw. Einiges davon machen wir.
    Allerdings machen wir dennoch ab und zu Flugreisen (neben unseren normalen Sommerurlauben in immer anderen Gegenden in Deutschland und Umgebung ) - alle paar Jahre einmal, in letzter Zeit regelmäßiger - weil wir das wollen. Wir wollen in bestimmte Länder um Land, Kultur und Leute kennenzulernen. Klar ist das von außen gesehen egoistisch, für mich und meinen Mann ist das bereichernd. Das möchte ich mir auch nicht ausreden lassen.
    Wichtig ist, dass einem die Umweltbelastung bewusst ist und man an möglichst vielen Stellen den Hebel ansetzt, wo man selbst etwas dazu beitragen kann. Wenn man ganz konsequent leben will, müsste man als Aussteiger irgendwo leben. Es muss jeder entscheiden, wie weit er gehen will und kann.

    Caro, meinst du damit, dass wir Seiteneinsteiger zu Zeiten, wenn wieder mehr studierte Lehrer nachkommen gekündigt werden?

    Kann ich mir jetzt nicht vorstellen, wäre ja auch unlogisch, wenn man die Leute nachqualifiziert hat.


    Ob man es jemals in die Tarifklasse von "echten" Lehrern schafft, ist eh fraglich.

    Ich schrieb aufgrund von ToJoLi s Bemerkung das vom Studium.

    Gibt es hier eine Funktion wo wir privat weiterschreiben können?

    Ja, gibt es.


    Ich kann zwar nicht konkret raten, aber wenn ich das so lese:


    Wäre es nicht eine Option, Lehramt stattdessen komplett zu studieren? (Natürlich, falls persönliche Gründe dem nicht entgegenstehen.)
    Dann wird man für seine Arbeit ordentlich bezahlt und es werden keine Unterschiede gemacht. Natürlich ist man jetzt froh um die Seiteneinsteiger und diese werden wahrscheinlich hoffiert. Wenn man aber einmal drin bist, ist man einer unter vielen.
    Wir haben bei uns einige Lehrer, die Lehramt im Zweitstudium gemacht haben und vorher einen anderen Beruf gelernt haben.

    @kodi
    Da ist etwas dran.


    Ich bin zwar auch gegen unsinniges, ablenkendes Aufhübschen und weit hergeholte Verbindungen zu einem Thema, aber Frau Stiehler erweckt den Eindruck, dass sie zurück zu dem ganz Einfachen, Monotonen und Langweiligen will.


    Ich denke - und das kam auch schon in anderen Beiträgen zum Ausdruck - dass es in der Grundschule die Kunst ist, gezielt und dennoch methodisch abwechselnd zu unterrichten um den Schülern ein möglichst breites Feld der "Bezugsmöglichkeiten" zu denThemen zu vermitteln.


    Dieses teils übertriebene Aufhübschen und weit Hergeholte hat ursprünglich mit dem emotionlen Bezug zum Thema zu tun. Der emotionale Bezug zum Thema muss bei Grundschülern anders hergestellt werden als bei älteren Schülern. Im Grunde genommen wird ein größerer Bezug hergestellt, wenn ich die Buchstaben mit etwas verbinde, das Schüler als positiv erleben. Wenn man einen Schneemann baut, dann ist das vielleicht etwas zu viel des Guten, aber man könnte das mit einem Ziel oder besser gesagt einer Kompetenz eines anderen Fachs (Kunst, Werken) verbinden. Kooperativ ist es auf jeden Fall. Statt Kooperation in einem entsprechenden Spiel zu lernen, macht man es, indem man zusammen einen Schneemann baut und das wird bei manchen Gruppen nicht ohne Konflikte und klare Aufgabenverteilung gehen. (Dann muss diese Zeit von dem anderen Fach weggenommen werden.)


    Ich hoffe, dass sich jeder über solche Hintergründe Gedanken macht, denn der Artikel suggeriert bzw. interpretiert so, dass nur auf das Optische geschaut wird ohne dass man sich über den Sinn Gedanken macht.

    Mal im Ernst, wenn ich das Niveau nur niedrig genug mache, kann ich auch erst ab 99% eine 1 geben.
    Ich kenne Lehrer, wo jeder dritte Schüler eine 1 hat und Lehrer, wo alle drei Jahre mal eine 1 hat. Zeugnisnoten sind damit gemeint.

    Das zeigt auch, dass es den Notenschlüssel nicht gibt. Man muss ihn immer am richtigen Niveau der Aufgaben ausrichten oder umgekehrt das Niveau der Aufgaben an den Notenschlüssel anpassen.

    Da ich in meiner Klasse sowohl Englisch als auch Deutsch unterrichte, habe ich zumindest bei den Grundschülern ein Vergleich. Ich teste die Rechtschreibung bei leichten englischen Wörtern schon mal ab.


    Meistens stimmt es der Tendenz nach schon: Wer im Deutschen richtig abschreibt, schreibt auch im Englischen richtig ab. Allerdings schreiben im Englischen mehr Kinder richtig ab. Das mag vielleicht daran liegen, dass man nicht so viel schreiben muss und sie sich besser so oder so auf die einzelnen Wörter wegen der fremden Schreibweise konzentrieren müssen.
    Die Kinder, die im Deutschen ein gutes Rechtschreibgefühl haben, zeigen dies auch in Englisch. Wer sich die Rechtschreibung im Deutschen eher durch Üben aneignen muss, der schreibt im Englischen die Wörter je nach Übung richtig.

    Regelwissen gehört zwar dazu, vieles ist visuelles Merken.

    Sehe ich auch so.
    Diese Erfahrung habe ich sogar bei mir selbst gemacht. Ich habe als Schülerin die englische Rechtschreibung so gut wie ohne Regelwissen gelernt und hatte keine nennenswerten Probleme damit bis zum Abitur. Wahrscheinlich prägt man sich das Wort beim Vokabellernen automatisch ein.
    Ich hatte in den Sprachen, die ich so lernte inkl. Deutsch nie nennenswerte Rechtschreibprobleme; ich konnte mir die Wörter einfach übers Visuelle merken. Für mich persönlich ist die Regelkenntnis eine Bestätigung meines visuellen "Gefühls".

    Wie DeadPoet schon schrieb, gibt es in Bayern keinen verbindlichen Notenschlüssel. An den Grundschulen allerdings wird er meistens schulintern festgelegt, ist aber nicht so festgezurrt und richtet sich nach dem Niveau der Probe. D. h. , wenn der Notenschlüssel festgelegt ist, muss man andererseits die Probe so konzipieren, dass das wieder stimmig ist. Ich schaue z.B. immer darauf, ob die Anforderungsstufen mit dem Punkt - Notenbereich übereinstimmen. (Wenn man 100 Punkte vergeben würde, würden dann 9 Punkte auf sehr schwere, im Idealfall problemlösende Aufgaben fallen.)
    Bei uns existiert ein tradierter Notenschlüssel nach Weinert, den ich allerdings nie im Internet gefunden habe und ich vermute, dass er auf F.E. Weinert zurückgeht und sich an der Gaußschen Kurve orientiert.
    100-91= 1 90-77= 2 76-57= 3 56-39= 4 38-25=5 24-0=6
    Ich habe auch schon von Lehrerverbänden vorgeschlagenen Schlüssel gesehen, die etwas strenger waren, dann müsste man die Probe etwas anders konzipieren und etwas mehr leichtere Aufgaben reinbauen.

    Nur, was machen mit den Kindern, die Defizite in den Bereichen Arbeits- und Sozialverhalten haben? Ganz ehrlich: Die haben am Gymnasium nichts verloren. Davon abgesehen, dass am Gymnasium gar nicht die Ressourcen vorhanden wären, sich um entsprechende Defizite zu kümmern. Gerade bei wirklichen Grenzfällen, bei denen Verhalten und fachliche Kompetenzen sehr stark auseinandergehen, würde ich tendenziell eher zur niedrigeren Schulform raten und das Kind motivieren, dass bei einer Besserung des Verhaltens auch ein Wechsel nach oben möglich ist. Was soll die Motivation am Gymnasium sein? Da gibt es ja kein "nach oben", vielmehr werden "Störfälle" eher nach unten weitergereicht - das wäre meiner Meinung nach deutlich demotivierender.

    Ganz ehrlich: Das wird zwar die Gymnasiallehrer freuen, aber so rate ich nie! Das Gymnasium ist keine Eliteschule, wo nur die braven und guten Schüler Platz haben. Für mich ist das Elitedenken, das nicht weiterverfolgt werden sollte.
    Bei uns zählt der Notenschnitt. Wer in der Grundschule gymnasiale Leistungen bringt und zeigt, dass er darüber hinausdenken kann, der soll auch aufs Gymnasium. Der hat Potential, was er mir tagtäglich im Unterricht zeigt. Auch wenn er ADHS hat oder hochbegabt ist (gerade diese Schüler haben soziale Schwierigkeiten). Und ich finde, das Gymnasium muss solche Dinge auffangen können. Mehr Bauchweh habe ich - aber das ist halt jetzt bayernspezifisch - wenn ein Kind die Anforderung nicht schafft und psychisch untergeht. Ja, das sind oft ganz angepasste und fleißige Kinder!
    Natürlich braucht auch ein Gymnasialschüler ein gutes Arbeitsverhalten, sonst bekommt selbst der begabteste Schüler Probleme - höre immer mal wieder aus Rückmeldungen von Eltern.
    Nachtrag: Schwierige und angepasste Schüler gibt es an allen Schularten. In den letzten Jahren konnte ich im Verhalten keinen Unterschied feststellen, wer wo hin gegangen ist.

    Zur Ausgangsfrage:
    Für die Grundschule würde ich sagen: die Kinder sind in einigen Bereichen schlechter geworden, in anderen Bereichen besser.
    Ich empfinde die Schüler heterogener und insgesamt wenig betreuter von zuhause her im Vergleich zu früheren Jahren. Es gibt mehr Schüler auf der einen Seite, die mit besseren kognitiven Voraussetzungen
    (da von zuhause gefördert) in die Schule kommen und auch das Umgekehrte.
    Schlechter geworden sind die Schüler insgesamt in der Handmotorik und der Fähigkeit, ein Gefühl dafür zu haben, was eine übersichtliche Schreibweise bedeutet. Eine gewisse Arbeitsmoral, unabhängig vom Motivationscharakter, bringen weniger Schüler mit.
    Besser geworden sind die Schüler bei freien Vorträgen und mehr Schüler verstehen komplexe Denkaufgaben.
    In meinen Augen hängt das aber eher mit den veränderten Lehrplänen wie mit den Schüler zusammen. Wir fordern etwas anderes ein und üben auf anderen Gebieten, z.B. entdeckend und mit Selbstreflektion. So etwas wurde Schülern früher weniger abgefordert, deswegen konnten sie es nicht.
    Allerdings finde ich unseren Unterricht in der Grundschule prinzipiell ausgefeilter als früher.
    Zudem kommt noch der persönliche Aspekt: Je länger ich als Lehrerin unterrichte, desto besser werde ich selbst im Unterricht und der "Vermittlung", weil ich aus Erfahrung und neuen Anregungen, die ich adaptiere, lerne. Also hängt so etwas auch mit der Lehrerpersönlichkeit selbst zusammen.

    Die Frage nach dem Sinn bezieht sich also nicht darauf, warum Leistungen schriftlich überprüft werden müssen, sondern warum es eine Klassenarbeit sein MUSS und warum das nicht einfach der Lehrkraft überlassen bleibt, ob sie viele kurze Tests oder gelegentlich lange Klassenarbeiten schreibt oder eben beides (wobei beides - viele kurze Tests und gelegentliche lange Klassenarbeiten - dann doch sehr, sehr aufwändig wird, also lasse ich kurze Tests dann doch lieber mal weg. Warum MÜSSEN es also (auch) Klassenarbeiten sein?

    1. Gedanke: schulinterne Vereinbarung
    Ich weiß jetzt nicht, wie es bei euch in den weiterführenden Schulen ist, aber bei uns gibt es eine schulinterne Vereinbarung, wo genau festgelegt ist, wie Leistungen in den unterschiedlichen Fächern abgeprüft und gewertet werden, angefangen von mündlichen Leistungen über praktische bis hin zu schriftlichen. Wir sind dazu von höchster Stelle aufgerufen. Das macht auch Sinn, denn eine Schule sollte gleich bzw. ähnlich verfahren. Außerdem haben wir uns mit der Materie intensiv beschäftigt. Zudem ist so die Notengebung Eltern und Schülern gegenüber transparent.


    2. Gedanke: unterschiedliche Anforderungsstufen in einer Klassenarbeit
    Wir müssen/sollen bei Klassenarbeiten darauf achten, dass wir den unterschiedlichen Anforderungsstufen (Niveaustufen) Rechnung tragen. Ich weiß nicht, wie das bei euch in der Sekundarstufe ist. Wenn ja, würde das noch so sein, wenn ihr nur noch kleine Tests schreibt?

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