Hier ein paar Gedanken/Erfahrungen:
- Ich war zuletzt an einer Flexiblen Grundschule. Da gab es die Möglichkeit, Klasse 1/2 in 1-3 Jahren zu absolvieren. Gibt es so etwas in deiner Nähe? Dann könntest du dein Kind so einschulen wie du willst und hättest in Klasse 1/2 die flexible Möglichkeit.
- Ein Hochbegabter meiner Klasse wurde normal eingeschult, bestand die Aufnahmeprüfung für einen Hochbegabtenzweig am Gymnasium. Das war ein gutes Konzept, ihm gefiel es dort, sie hatten dort viele zusätzliche Angebote. Ihm fiel es nicht schwer, auf eine andere Schule als seine Klassenkameraden zu gehen, weil sein Verhalten auffällig war und die Gefahr des Mobbings bestand.
- Zusätzliche Förderung muss nicht unbedingt etwas Musisches sein. Bekannte schickten ihren Sohn früh in einen Schachclub und in einen Sportverein.
- Eine Familie, der ich als Lehrerin begegnete, hatte gleich 3 hochbegabte Kinder. Den Ältesten ließen sie am Gymnasium überspringen mit dem Ergebnis, dass er vom Gymnasium runtermusste und es nicht schaffte. Der Mittlere war bei mir, wurde normal eingeschult, hatte eine normale Schulkarriere mit guten bis sehr guten Noten. Auch bei ihm kam in 3./4. Klasse das Thema Überspringen auf, aber dem Kind gefiel es sehr gut in der Klasse, war Klassensprecher und die Mutter machte gerade negative Erfahrungen mit dem älteren Sohn. Ich kenne ihn als Erwachsenen - er hat in einem Unternehmen eine führende Stelle (hat studiert ). Die jüngste Tochter schulten sie dann früher ein.
- Vor langer Zeit hatte ich einen hochbegabten (jüngeren) Jungen in Klasse 3/4, der von seiner Mutter gefördert wurde, sehr gut war, aber durch problematisches Sozialverhalten auffiel, sein Verhalten schlecht ändern konnte, allerdings deswegen auch gemobbt wurde.
- Wir hatten einmal einen extremen Fall in der Schule, wo das Kind
(Junge) gleich 2 Klassen innerhalb kurzer Zeit übersprang. Das war, was
die Psyche des Kindes anging, ein großer Fehler. Er hat sich nicht
integrieren können und eher still gelitten. Ich habe auch ihn als Erwachsenen wiedergetroffen.
Das Sozialverhalten/ das Verhalten anderen gegenüber finde ich sehr
gewöhnungsbedürftig.
- Nach meiner Beobachtung fallen früher eingeschulte Mädchen insgesamt weniger auf (also in Klasse 3/4) als Jungen. Bei manchen Mädchen wusste ich es gar nicht, bis ich einmal das Geburtsdatum anschaute bzw. die Eltern mir es sagten. In Klasse 1/2 allerdings ging es mir manchmal so, dass auch Mädchen sich schlecht organisieren konnten und ein kindlicheres Verhalten zeigten. Bei manchen hat es sich aber die ganze Grundschulzeit durchgezogen.
- Das Hingezogensein zu Älteren und deren Spiele kommt häufiger vor als man denkt. (Was ich persönlich bei vielen schade finde, weil man einige Erfahrungen überspringt.)
Mein Fazit: Man kann es nicht wissen, wie sich etwas entwickelt. Wichtig finde ich die Förderung der Entwicklung der sozialen Intelligenz (viele, die kognitiv weiter sind, hinken da hinterher) und alternative Freizeitbeschäftigungen. Früher einschulen ist ein Risiko, kann aber gut gehen. Bei Mädchen geht es meiner Erfahrung nach eher gut als bei Jungs.
Überspringen halte ich insgesamt für ein großes Risiko. Nicht viele können ihre Noten halten. Sie müssen sich an neue Klassen gewöhnen, sind jünger, können der bestehenden Klassendynamik, in die sie reinkommen, weniger entgegen setzen. Wichtig ist doch auch, dass man in die Klassengemeinschaft integriert wird. Zudem sind sie oft emotional auf einem anderen Entwicklungsstand.
Ich würde mich bezüglich der passenden Schule genauer umschauen.
Wenn es mein Kind wäre, würde ich eher darauf schauen, dass es mit Gleichaltrigen bzw. solchen, die sozial auf dem gleichen Stand sind, in der Klasse zusammen ist. Nicht nur das Kognitive, sondern auch der Umgang mit Menschen ist für das zukünftige Leben wichtig.