Ich habe auch etwas Bauchschmerzen mit der Klassizifierung von niedrigen und höheren Schulen bzw. Abschlüssen. Die Sichtweise, dass man auf Schulabschlüssen aufbauen kann, finde ich viel wichtiger.
Gerade auch unter dem Aspekt, dass ich Eltern erlebe, die für ihre Kinder auf keinen Fall Mittelschule wollen, obwohl dort neben dem Mittelschulablschluss, dem qualifizierten Mittelschulabschluss jeweils nach der 9. Klasse - auch ein mittlerer Schulabschluss nach der Klasse 10 möglich ist (M- Zug), auf den dann verschiedene Oberstufen aufbauen, traditionell die FOS (Fachoberschule).
Die Mittelschule hat ein eigenes Schulprofil, wie die Realschule und das Gymnasium auch. Die Mittelschule hat ein Klassenlehrerprinzip, das noch dem der Grundschule ähnelt, wodurch die Schüler besser betreut werden können und ist eher praxisorientiert.
Eltern sehen aber tatsächlich öfter nur, dass die Mittelschule die "niedrigste" Schule ist und sie wollen ja für ihr Kind etwas Besseres. Deswegen werden viele Grenzfälle auf die Realschule getrimmt, wo sie sich, wenn sie es notentechnisch noch schaffen, herumquälen. Besonders ausgeprägt ist diese Einstellung bei denjenigen, die sich in unserem Schulsystem nicht besonders auskennen und sie sich den weiteren Weg nicht richtig vorstellen können außer eben diese Einengung auf die 3 Schularten.
Viele haben aber nicht im Fokus, dass man auf Mittelschulabschlüssen aufbauen, die Schule wechseln und vor allem auf den M- Zweig gehen kann, wenn das Kind dazu, wenn es sich später weiterentwickelt und in der 4. Klasse das Niveau noch nicht erreicht ist, geeignet ist.
Dasselbe Problem haben wir bei den Zweifelfällen zwischen Realschule und Gymnasium. Die Tendenz, lieber einmal die höherwertigere Schule zu wählen, obwohl diese nicht passt, kommt auch daher, dass man meint, das ist immer für jeden die bessere Qualität. Es wird aber aus den Augen verloren, dass die Schule vom ganzen Setting im Augenblick nicht passt, das Kind überfordert ist. Dass man vom Realschulabschluss her aus alles aufbauen kann, wenn das Kind sich weiterentwickelt, wird teilweise nicht gesehen. Da geht es eher nach dem Motto: Was man hat, hat man.
Leider ist dann das Erlebnis für das Kind, dass man immer unten herumkrebst bzw. in eine leichtere Schulart (leichter und schwierig finde ich z.B. neutraler als niedrig und höher) wechseln muss, eher traumatisch als umgekehrt das Erfolgsserlebnis zu haben, dass man sich so gut entwickelt hat, dass man weitermachen und sich durch weitere Abschlüsse besser qualifizieren kann.
P.S. Ich habe mal wieder zu lange gebraucht. Meine Antwort bezieht sich auf den Beitrag von raindrop #250. Deswegen überschneiden sich nun ein paar Inhalte mit den nachfolgenden Beiträgen von Wolfgang Autenrieth und Kathie.