Das hört sich ja nach ganz vielen Baustellen an. Gibt es etwas Positives über diese Klasse zu berichten? Siehst du auch positive Seiten an den Kindern?
Ich hätte folgende Lösungsansätze, vielleicht passt ja etwas:
- Berate dich mit (erfahrenen) Kolleginnen an deiner Schule. Die kennen das Einzugsgebiet und haben da gewiss schon verschiedene Sachen ausprobiert.
- Wenn ihr jemand von der Sozialarbeit an der Schule habt - die gibt es inzwischen an vielen bayrischen Grundschulen - wende dich wegen der Verhaltensprobleme dorthin und frage um Rat.
- Die Schulberatung des Schulamtes bzw. des Regierungsbezirks (Schulpsychologie) wäre eine Adresse um sich zu erkundigen, wo es die nächste Supervisionsgruppe bzw. Coachinggruppe in deinem Schulamtsbezirk gibt. Diese leitet oft ein Schulpsychologe und da bekommt man gute Strategien mit.
Zur Klasse selbst:
Um welche Klassenstufe handelt es sich denn?
Könnte es sein, dass viele überfordert sind?
Erwartest du vielleicht zu viel Schreibarbeit, was sie nicht schaffen können?
Irgendwie hört sich deine Schilderung für mich so an, wie wenn die Klasse eher negative Rückmeldungen bekommen würde und sie entsprechend darauf reagieren. Hast du ein Belohnungssystem für regelkonformes Verhalten? Bzw. lobst du die Klasse, wenn etwas klappt?
Wenn ich eine dritte Klasse neu übernehme, ist das meistens das erste halbe Jahr bzw. bis Weihnachten "ein Kampf". Es werden kleine Ziele, die erreichbar sind, gesteckt und dann reflektiert. Wenn etwas gut ist, lobe ich. Es gibt zwischendurch natürlich auch mal "Ansagen", wo ich dann die "Chefin" heraushänge. (Ich möchte hier nicht, dass...weil ....) Es ist wichtig, in Schlüsselsituationen sicher vor der Klasse zu stehen. (Das lernt man mit der Zeit.) Nach einiger Zeit bleiben dann die "hartnäckigen" Fälle übrig, die noch mehr pädagogische "Sonderbehandlung" erfahren. Oft helfen auch ruhige Einzelgespräche mit den Schülern, wo man auch mal von Problemen hört, die man so nicht gesehen hat.
Zu den schwachen Schülern: Warum sind sie schwach? Hast du versucht deren Problem zu analysieren?
Zu den Streitigkeiten:
Ja, das Herausreden und Lügen kenne ich schon seit Jahren. Wenn zwei sich streiten, liegt fast immer ein Fehlverhalten beider vor. Eine Streitklärung kann man nicht auf Lügen aufbauen.
Wenn Schüler merken, dass, wenn sie ehrlich sind, ihnen nichts Schlimmes passiert und der Lehrkraft gelegen ist, keine Schuldzuweisungen zu machen und auch keine "Partei" zu ergreifen, sondern den Streit zu analysieren und die Konsequenzen für besseres Verhalten daraus zu ziehen, damit so ein Streit nicht wieder entsteht, dann gewinnen Schüler mit der Zeit Vertrauen und werden ehrlicher. Zumindest erziele ich auf diese Weise in meinen Klassen Fortschritte. Aber dazu muss eine gute Beziehung zwischen Schülern und Lehrkraft entstanden sein.