Beiträge von Caro07

    Bei uns ist ab nächsten Schuljahr die Durchführung von besonderen Lesefördermaßnahmen Pflicht.

    Beworben wird hier vor allem "FiLBY". Das geht von Klasse 2-4. In Klasse 2 startet es mit 3 Wochen Lesen einer Klassenlektüre, dann 6 Wochen täglich ca. 20 Minuten Lesetraining mit Sachtexten, danach jede Woche 2-3 mal ca. 20 Minuten Lesen auch wieder vorzugsweise mit Sachtexten. In Klasse 3 liegt der Schwerpunkt auf Lesestrategien und in Klasse 4 auf selbstreguliertem Lesen.

    Prinzipiell finde ich Lesemaßnahmen und das Bewusstmachen, dass Lesen sehr wichtig ist und immer im Unterricht integriert werden muss, sehr gut.

    Aber was wird dafür gestrichen? An meiner Schule wird das Konzept jetzt schon angewendet. Da ich nicht mehr dabei bin, habe ich nur gehört, dass es schwierig ist, auch dieses Konzept noch unterzubringen.

    Normalerweise ist im bayerischen Lehrplan das Lesen stark verankert und die Unterrichtswerke sind darauf abgestimmt. Meine Schule arbeitet mit dem Auer-Konzept. Ich fand es immer super, dass thematisch hier viele Sachen miteinander verbunden waren, auch die Stücke im Lesebuch haben toll zum ganzen Thema gepasst. Da sind sehr viele Textsorten vertreten. Es wurde am selben Wortschatz gearbeitet - egal ob es ums Lesen, Leseverständnis, die Grammatik, das mündliche Sprechen und das Texte verfassen ging. Ich befürchte, dass man dann keine Zeit mehr hat, die in meinen Augen mehrheitlich sehr guten Lesestücke des Lesebuches zu bearbeiten und nicht mehr dynamisch vorgehen kann.

    Neuste Entwicklung. Was sagt ihr dazu? Ich bin echt verwundert, dass man so ausgeliefert ist. Gibt es nicht so etwas wie ein Personalrat? Was ist mit der Fürsorgepflicht? Kann man nicht mal als Betroffener mit den Behörden (in NRW) selbst reden? Bekommt man da keine Termine? Ich hatte auch schon Dinge im Laufe meines Lehrerlebens, die geregelt werden mussten, aber so unbarmherzig ist noch nie eine Behörde aufgetreten und man konnte immer das persönliche Gespräch suchen, wo man über Dinge sprechen konnte.

    Hertener Allgemeine vom 15.5.

    Wir schalten in den vorhergehenden Schuljahren schon einige Übungsstunden vor, damit die Kinder überhaupt eine Chance haben, an der praktischen Fahrprüfung in Klasse 4 teilzunehmen. Immer weniger Eltern kümmern sich darum, dass ihr Kind das Radfahren lernt. "Geopfert" werden bei uns dann eben Sport- und Sachunterrichtsstunden.

    Das Problem tritt bei uns jetzt auch immer gehäufter auf. Deswegen sollen jetzt ebenso in den vorhergehenden Schuljahren praktische Fahrradübungen (Geschicklichkeitsparcours) im Rahmen des HSU- (oder Sport) unterrichts stattfinden. Ich finde es ein bisschen umständlich, das mit 10 Rädern auf dem Schulhof mit einer ganzen Klasse durchzuführen, denn es dauert, bis der Parcours aufgebaut ist. Richtig üben kann man mit den unsicheren Schülern ganz schlecht, denn das Fahrradfahren lernen braucht eine längere Übung und eine enge Betreuung.

    Umgekehrt: bei denjenigen, die die Regeln abstrakt nicht herbeten können, muss man vielleicht auch mal draufschauen, wie sie ich in tatsächlich im Straßenverkehr bewegen.

    Die Kinder lernen keine sinnlosen Regeln, sonderen alles Relevante, das mit dem sicheren Fahrradfahren im öffentlichen Verkehr zu tun hat und dass sie so fahren, dass es für die anderen Verkehrsteilnehmer ersichtlich ist, was sie vorhaben. Wie gesagt: Theorie und Praxis sind eng aufeinander abgestimmt. Es werden verschiedene Themen abgehandelt. Hier ein paar Beispiele:

    - das verkehrssichere Fahrrad und entsprechende Bekleidung

    - das sichere Anfahren vom Fahrbahnrand

    - das Vorbeifahren an einem Hindernis

    - das Rechtsabbiegen, das Einordnen, das Linksabbiegen, das sichere Linksabbiegen

    - das Verhalten an der Einbahnstraße

    - der tote Winkel und das Verhalten als Radfahrer

    - diverse Fahrradwegzeichen und das Verhalten (Fahrradfahrer und Fußgänger)

    - das Verhalten am Zebrastreifen

    - Vorfahrtsregeln (rechts vor links, Vorfahrtszeichen, Ampel)

    - verkehrsberuhigter Bereich

    Der Polizist, der bei uns den praktischen Teil inkl. Prüfung durchführt lässt diese Kinder dann zur Prüfung nicht mitfahren.

    Sie bleiben in der Schule.

    Natürlich hat auch er keinen Einfluss darauf, was nachmittags geschieht. Aber dieses Kind hat dann die gesamte Prüfung nicht bestanden.


    Das kommt aber nur sehr selten vor, da es vorher die Möglichkeit der Wiederholung der Theorieprüfung gibt.

    Ist bei uns genauso. Ein paar Tage vor der praktischen Prüfung führen wir die theoretische durch. Bei uns ist das ein vierseitiger Multiple-Choice Ankreuzbogen. Wenn jemand die erforderliche Punktzahl nicht erreicht hat, dann hat er die Chance, die schriftliche Prüfung zu wiederholen. Die praktische Prüfung darf man nur nach bestandener schriftlichen Prüfung machen.


    Die ganze Fahrradausbildung ist durchgetaktet: Theorie in der Schule im Rahmen des HSU- Unterrichts - Übung auf dem Verkehrsübungsplatz. Theorie und Übung beziehen sich größtenteils aufeinander, d.h. man muss vor der praktischen Übung immer gewisse Themen bearbeitet haben. Oft reichen die HSU- Stunden dafür nicht aus, mit dem praktischen Anteil auf keinen Fall. D.h. während der 3-4 Wochen Ausbildung muss man noch von anderen Stunden etwas abzwacken.

    Wir haben ebenso extra einen Polizisten, der die praktische Ausbildung auf dem Verkehrsübungsplatz federführend durchführt. Man kann die praktische Prüfung wiederholen, wenn man beim ersten Mal zu wenig Punkte erreicht.

    Nach bestandener Prüfung findet eine geführte Runde im Realverkehr (eher ruhige Strecke) mit Streckenposten und eigenen Fahrrädern statt, die vorher auf Verkehrssicherheit überprüft werden.


    Ich hatte schon zweimal Kinder, die nicht bzw. sehr schlecht Radfahren konnten, (aber nicht aufgrund einer Behinderung, wo es nicht ging). Hier war es nicht möglich, das Radfahren in kurzer Zeit so nachzuholen um verkehrssicher zu fahren.

    sie mögen doch bitte aufs Gym gehen. Kein einziges Elternteil hat dem zugestimmt. Immer hieß es "Die übernimmt den Hof" oder "Die heiratet eh" oder einfach "Des braucht die net".

    Ja, so war es einmal, kenne ich ähnlich auch so. Ich musste mich mit Hilfe meiner Lehrerin gegen meine Eltern durchsetzen. Bei einem Bekannten hat der Lehrer wegen der nicht akademischen Herkunft in drastischen Worten abgeraten. Aber so ist es heute nicht mehr.


    Heute stelle ich fest:

    Wenn die Klassenzusammensetzung so war, dass Kinder aus einem Stadtviertel kamen, wo Eltern sich mit "guten" Jobs in einem Neubaugebiet niedergelassen hatten, da war der Wunsch bei erreichtem Durchschnitt nach Gymnasium ziemlich hoch. Ich hatte das Gefühl, dass da so irgendwie im Verborgenen ein kleiner Wettbewerb stattfand. Viele Schüler waren ziemlich ehrgeizig. Aber das kam nur in einer solchen Klasse vor.

    Wenn ich eine Klasse hatte, die vornehmlich aus Kindern der umgebenden Dörfer bestand, da war die Tendenz bei den gleichen Durchschnitten eher zur Realschule. Das Argument war dann oft so, dass sie bei anderen sehen, wie viel Lernaufwand man fürs Gymnasium hätte und die Kinder sollten noch Freizeit haben. Dadurch, dass man in Bayern nach der Realschule auf verschiedenen Wegen gut weitermachen kann, ist das kaum ein Problem. Manchmal hatte ich Kinder mit 1,66, die absolut nicht auf das Gymnasium wollten.

    Hatte ich eine gemischte Klasse mit allen Einzugsgebieten - die war dann sehr heterogen - da war alles vertreten, aber auch hier wurde die Realschule tendenziell eher bevorzugt. Dazu muss man sagen, dass sich bei uns alle Schulen nahe beieinander befinden, der Schulort spielte bei der Entscheidung keine Rolle.

    Allerdings zeichnete sich ab, dass fast alle (Herkunft, Nationalität egal) die Mittelschule unbedingt vermeiden wollten, obwohl diese bei uns einen guten Ruf hat und einige den M-Zug schaffen. Nur die Eltern die gute Erfahrungen mit Geschwistern in der Mittelschule gemacht hatten, standen dieser positiv gegenüber. Viele meiner Schüler, die mit 3,0 auf die Mittelschule gingen, schafften später den Übertritt auf den M- Zweig.

    Wie erklärt man denn die z. B. objektiv messbare Verteilung von Migrantenkindern über die Schulformen, wenn eigentlich alle alles richtig machen? Also in der Türkei erlangen noch mal mehr Jugendliche die allgemeine Hochschulreife als in Deutschland, mit kulturellen Gepflogenheiten ist da nicht zu argumentieren.

    In meinen Augen hängt vieles davon ab, wie gut die deutsche Sprache beherrscht wird. Die deutsche Sprache braucht man in vielen Fächern - auch in Sachfächern. Ich hatte schon ein paar Kinder in der Grundschule, die einfach zu spät die deutsche Sprache gelernt hatten und deswegen am Ende der Grundschulzeit erstmal nicht eine Schule gemäß ihrer tatsächlichen Begabung geschafft haben. Da das bayerische Schulsystem viele Aufbaumöglichkeiten anbietet, ist das kein Beinbruch, es ist wichtig, dass man an einer Schule ist, wo man nicht überfordert und auch nicht unterfordert ist und später solide darauf aufbauen kann.


    Zur Türkei: Viel weiß ich nicht über das Schulsystem, aber so viel: Angeblich ist dort das Schulsystem streng und der Lehrer eine absolute Autorität. Zudem werden, so weit ich mich erinnern kann, alle schulischen Dinge in der Schule erledigt und die Eltern haben mit der Schule nicht viel zu tun. Mir sagte einmal eine türkische Mutter, dass sie sich erst umstellen musste, denn wenn etwas war, dann sagte der Lehrer was und sonst brauchte man sich um Schule nicht zu kümmern.

    Ich denke, dass die meisten der türkischen besser gestellten Schicht keinen Anlass haben, in Deutschland zu arbeiten. Zu uns kommen meistens diejenigen, die in der Türkei in armen Verhältnissen leben, zumindest sagt man das so.

    Die Bildungsentscheidung ist letztendlich (trotz möglichst neutraler Notengebung) ein Erfahrungsurteil der Grundschullehrkraft. Sie wird neben formalen Schulleistungen fast mit Sicherheit auch von Persönlichkeits-, Charakter- und Verhaltensmerkmalen, außerschulischen Kenntnissen und Interessenlagen usw. des Kindes beeinflusst. Kinder aus gutem Hause passen besser ins Bild auch wenn sie mittelmäßig sind, daran arbeiten die Eltern schließlich von Geburt an.

    In Bayern zählen nur die formalen Schulleistungen. Nach dem Notenschnitt kann man dann in die entsprechenden Schularten übertreten. In den letzten Jahren habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele Eltern eine feste Vorstellung haben, wo ihr Kind hingeht, wenn der Notenschnitt erreicht ist. Beratungswünsche hinsichtlich des Übertritts nehmen eher ab.

    Bei den sogenannten "Kindern aus gutem Hause" findet man auch gerne mal Helikoptereltern, die alles bei ihrem Kind entschuldigen. Ich finde es schwierig, bezüglich Herkunft eine Aussage zu treffen. Z.B. erlebe ich Kinder aus Elternhäusern, die vielleicht nicht gerade viel Geld haben, (ich vermeide hier bewusst eine Einstufung) oft als hilfsbereit.

    Problematisch ist, dass die Grundschullehrkraft für ihre sehr wichtige Entscheidung in Wirklichkeit keine relevante Erfahrung hat: Sie erhält zu ihren Entscheidungen niemals Feedback, der künftige Erfolg ihrer Zöglinge bleibt ihr unbekannt. Auch am Ende ihrer Karriere weiß sie im Grunde nicht, ob sie die Entscheidung jemals in einem Grenzfall richtig getroffen hat.

    Ganz so unbekannt nicht, aber es gibt kein Rückmeldesystem. Ich erfahre vieles aus Gesprächen oder früher hatten wir einmal eine Kooperationsgruppe mit einer weiterführenden Schule. Das,was ich mitbekommen habe: Die Schule, auf die die Schüler nach Beratung mit mir gegangen sind, war oft so, wie ich es gesehen habe. Allerdings kann man die Probleme der Pubertät und Mobbingprobleme (die z.B. auch am Gymnasium subtil auftauchen) nicht voraussagen. Gerade sensible Kinder sind am Gymnasium oft überfordert, wenn noch soziale Probleme dazukommen.

    Gewisse Begabungen, Einstellungen und Schwierigkeiten sieht man schon in der Grundschule. Wir erhalten immer wieder Rückmeldung von den Sekundarstufenlehrern, dass unsere ausformulierten Übertrittszeugnisse (die für den Übertritt an sich nicht relevant sind, da nur die Noten zählen) ziemlich treffsicher sind. (Inzwischen wurden die Übertrittszeugnisse vereinfacht, es war auch eine wahnsinnige Arbeit.)

    Das heißt doch auch, dass wir schon wissen, was wir tun. Wir können allerdings nur den augenblicklichen Stand beurteilen und können die Entwicklung der Zukunft nicht sehen.

    Ich wollte schon immer mal wissen, wie die herausfinden, dass gleiche Leistungen bei Kindern ohne privilegierte Elternhäuser schlechter bewertet werden.

    Da gibt es doch so Internetumfragen von Studenten, wo man suggessiv Namen bestimmte Eigenschaften/Lernergebnisse zuordnen muss. Ich bin mir nicht sicher, ob solche Studien astrein sind und einer Wissenschaftlichkeit genügen. Das sind fiktive, unrealistische Situationen, die in ähnlicher Manier abgefragt werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier reale Situationen solide analysiert werden.

    Denn die Frage ist doch: Wie wird es in der Realität gemacht? Da sieht man das einzelne Kind als Person, als Schüler bzw. Schülerin und nichts weiter. Bei erbrachter Leistung schaut man die Leistung an.


    Wegen des Datenschutzes wissen wir nicht, was die Eltern machen. Wir haben nur Adresse und Telefnonnummern und Notfalldaten, die die Eltern angegeben haben. Mich wundert, dass man in der Schweiz etwas Ausfführliches ausfüllen muss.

    @ Antimon:

    Vielleicht muss man einen Unterschied zwischen Grundschule und Sekundarstufe machen. In der Sekundarstufe sollten Schüler selbstständig arbeiten können. In meiner Stadt gibt es betreute Ganztagesangebote (und gebundene Ganztagesklassen) nur für die Grundschule und die ersten Klassen der Mittelschule. Man erwartet von älteren Schülern, dass sie ohne Unterstützung ihre Hausaufgaben erledigen können bzw. wenigstens probieren können, weil man sie auch bespricht. Dieser Stil ist in der Grundschule erst sehr spät möglich, da erst einmal eine Arbeitshaltung aufgebaut werden muss.


    Das große Thema in der Grundschule ist also die Arbeitshaltung. Deswegen sehe ich die Unterstützung der Hausaufgaben von dieser Seite her.

    In der Grundschule brauchen demnach viele Kinder Unterstützung bei den Hausaufgaben dahingehend, dass jemand schaut, dass sie sie einigermaßen so machen, wie sie gefordert sind. Deswegen gibt und gab es an meiner Schule auch eine spezielle Hausaufgabenbetreuung, jetzt im Rahmen der OGTS. Auch der gebundene Ganztag hat da mit manchen Schülern während der Übungszeiten ein großes Problem.


    Gerade die, die Schwierigkeiten haben, brauchen besondere Unterstützung (wie kleiner gruener Frosch schon schrieb, entweder zuhause oder über die Betreuung in der Schule). Arbeitshaltung muss man in der Grundschulzeit lernen und es ist hilfreich, wenn diese von Anfang an mit Unterstützung von Erwachsenen (Lehrer, Ha- Betreuung) aufgebaut wird. Ich muss mich ja auch während des Unterrichts besonders um die Schüler kümmern, die wenig Lust haben zu arbeiten. Da bin ich manchmal im Quadrat gesprungen und konnte als einzelne Lehrkraft im Klassenzimmer nicht alle unterstützen. Da musste ich Tricks mit Sanduhr usw. anwenden, damit manche Kinder mal am Stück gearbeitet haben. In den Jahren vor dem Lehrermangel, hatte ich manchmal jemanden zweiten drin, der mitgeholfen hat.


    Bei Schülern, die normal oder sehr gut den Unterrichtsstoff bewältigen und zuverlässig die Hausaufgaben machen, kann man als Eltern/OGTS sich schnell zurückziehen. Als Regel sehe ich: Je höher das Schuljahr, desto selbstständiger muss das Kind werden. Die Hausaufgaben sollten das Kind nicht überfordern, damit es zur selbstständigen Arbeitshaltung kommt, aber in der Regel den (Grundlagen)Stoff einüben und vertiefen.


    Im ersten Schuljahr allerdings brauchen Kinder auf jeden Fall beim Lesen einen Erwachsenen. Da einige Eltern das nicht mehr leisten, sind wir über den Einsatz von ehrenamtlichen Lesepaten froh, die einzelne Kinder rausnehmen und mit ihnen lesen üben. (Palim hat auch etwas übers Rechnen und Automatisieren in 1/2 geschrieben, das ich auch so sehe.)


    P.S.: Ich habe für den Beitrag lange gebraucht, inzwischen haben einige Ähnliches geschrieben.

    Ja, ICH hätte da absolut kein Problem. Aber ich bin auch in Baden groß geworden. Da hat man eigentlich kein Problem, das gerade raus zu sagen.

    Ich bin auch in Baden aufgewachsen und würde es direkt sagen. ;) Ich finde den Vorschlag von Flipper gut, würde selbst aber zusätzlich ehrlich so begründen: Kinder waren von vorneherein nicht angedacht, sonst hätte man nämlich einen Nachmittagstermin und ein anderes Lokal gewählt und explizit Familien eingeladen.

    Mich würde noch interessieren wie so denn dann ein typischer Stundenplan der Lehrkraft im gebundenen Ganztag aussehen könnte, ich hab da nämlich bisher überhaupt keine Vorstellung davon, da ich noch nie in einer Schule mit gebundenem Ganztag war..

    Das ist unterschiedlich nach Schulkonzept. Hier kannst du einen Vorschlag sehen:

    https://www.ganztag.isb.bayern…lan-3-klasse-grundschule/

    Es kommt dann noch darauf an, welche Stunden man in der Klasse unterrichtet und welche in anderen Klassen. Der gebundene Ganztag die Unterrichtsstunden und Übungszeiten auf Vormittag und Nachmittag verteilt. In Bayern werden auch externe Partner am Nachmittag mit einbezogen. Freitagnachmittag findet kein Ganztag mehr statt.

    @ Antimon: Der Aufenthalt im Schulhaus, ist der vom Stundenplan vorgegeben?

    Wenn man Nachmittagsunterricht hat oder der Stundenplan viele Hohlstunden hat, ist man zwangsläufig länger im Schulhaus. Dazwischen kann man dann seine Korrekturen machen.

    Da ich reduziert hatte, habe ich Hohlstunden für Korrekturen, Kopien und Elterngespräche genutzt. Da ich ungern Hefte mit nach Hause geschleppt habe und nicht nach Hause hetzen musste, habe ich alle Arbeiten, die ich konnte, im Anschluss an den Unterricht erledigt. Wenn mal keine Besprechung, Fortbildung oder Konferenz am Nachmittag war, dann war ich oft bis 16 Uhr in der Schule, mit ca. 45 min Mittagspause, d.h. ich habe nach dem Unterricht so 2-3 Stunden Arbeit gehabt, wenn ich nichts zwischendurch erledigen konnte. Oft habe ich für organisatorische Dinge 30 min bis 1 Stunde gebraucht: aufräumen, herrichten, kopieren usw. Elterntelefonate verlängerten das Ganze.

    Zuhause habe ich dann noch die gründlichen Vorbereitungen gemacht, die ich für den nächsten Tag brauchte und Korrekturen irgendeiner Leistungsüberprüfung. Oft war es wichtig, die Vorbereitungen anzupassen, weil man das ja abhängig von dem gemacht hat, wie die Stunde vorher gelaufen ist. Da ich fast alle Schulfächer in meiner Klasse hatte, musste ich ständig etwas anschauen. Ich habe z.B., wenn ich es geschafft habe, auch die Sachkundehefteinträge auf Rechtschreibung korrigiert (schließlich lernen die Schüler aus Heften), die niedergeschriebenen Gedanken in den Lerntagebüchern durchgelesen und ggfs benotet - ständig gab es in dieser Richtung etwas zu tun.

    Oft war ich, als ich nach Hause kam, so kaputt, dass ich erst einmal Erholung brauchte. Ab und zu erstellte ich auch noch Schülerdokumentationen (normalerweise sollen wir das regelmäßig tun, aber das schafft kaum einer), aber da nur die wichtigen, weil ich dafür keine Zeit und kein Nerv mehr hatte und meine Schüler ziemlich gut kannte.

    Seit Corona erhielt ich verstärkt Elternmails, die auch mal beantwortet werden mussten. Außerdem musste auch mal mit Schulpsychologen, Therapeuten usw. geredet werden, die gerade irgendwelche Kinder der Klasse betreuten. Zuhause waren das meistens auch noch 2-3 Stunden, je nachdem, was anstand. Im 4. Schuljahr war es besonders heftig.

    Es hat schon einmal jemand erwähnt: Wenn man in den vielen Materialien keine Ordnung hält, dann bricht das Chaos aus. Auch diese Zeit muss man mit einplanen. Wir haben in der Schule einen großen Materialraum - da habe ich öfter mal passende Sachen gesucht, das kostet auch Zeit. Da wir in Sachkunde auch Experimente machen, muss man da ebenso die Materialen zusammensuchen und herrichten und evtl. Sachen vorher selbst ausprobieren. Ich finde, dass es in der Grundschule eine riesen Bandbreite von Arbeit gibt.

    Die Arbeitszeitstudie aus Göttingen hat vorgerechnet, dass man wöchentlich 48h arbeiten müsste, wenn man die Ferien frei haben wollte, quasi als Ausgleich.

    Sie hat aber auch erhoben, dass viele Lehrkräfte damit nicht auskommen. Es gibt also Lehrkräfte, die sich sehr strikt abgrenzen, aber es gibt eben auch viele, die das so nicht schaffen, gerade weil die gestellten Aufgaben zu viele sind und es schwer fällt, etwas wegzulassen. Auch das ist ein Grund, warum Lehrkräfte in Teilzeit gehen, ihre Arbeit reduzieren, aber dennoch oft zu viel arbeiten.

    Auch sind die Ferien nicht komplett frei, sondern gerade in den Grundschulen geprägt mit Aufgaben hinsichtlich des Raumes und Vor- und Nachbereitung des Schuljahres im Sommer. Die kleinen Ferien könnte man ggf. frei halten, aber auch da kenne ich viele Kolleg:innen, die bestimmte Aufgaben in die Herbst- oder Osterferien legen (Förderpläne, FöS-Meldungen u.a.)


    Wenn die TE nach der Arbeitszeit fragt, so kann an die eigene Arbeitszeit darstellen, es ist aber eben auch ein Teil der Antwort, dass die Arbeitsbedingungen schlecht sind, dass die Arbeitszeit bisher nicht erhoben wird, dass die Arbeitszeit neben 28 Unterrichtsstunden viele weitere Aufgaben stellt, die man kaum in der Arbeitszeit schaffen kann und man immer im Widerspruch steht, wie man den Aufgaben gerecht wird, ohne Selbstausbeutung zu betreiben und weit mehr als die angesetzten durchschnittlichen 40h zu arbeiten.

    Das hast du super beschrieben. Meine Schule ist eine Schule, wo durch die Größe der Klassen, die Größe der Schule und diverse Projekte viel Arbeit ansteht. Je mehr das Schuljahr sich dem Ende zuneigt, desto eher gehen die Kolleginnen auf dem Zahnfleisch, der Krankenstand während des Schuljahrs ist ganz schön hoch. Es ist immer ein Zwiespalt: Man muss Schwerpunkte setzen, doch welche sollen das sein? Durch die Vielfältigkeit der Aufgaben in den letzten Jahren musste ich immer mehr Zeit dafür investieren.


    Ich finde z.B. die Rückmeldung an die Schüler zwecks ihrer Arbeiten, also Hausaufgaben usw. schon wichtig. Ich konnte bei den großen Klassen jetzt auch nur schwerpunktmäßig schauen, aber ich habe gesehen, woran es hakt und wo die Schüler gut gearbeitet haben. Daraus kann man differenzierende Schlüsse ziehen. Lobende Worte haben sich Schüler besser gemerkt als ich. Außerden erhoffte ich mir dadurch mehr Motivation bei den Hausaufgaben genau zu arbeiten, was auch bei vielen so war. Elternmithilfe bei Hausaufgaben gab es in Klasse 4 zuletzt bei nur sehr wenigen.


    Kontrolle von Arbeiten und überhaupt Korrekturen habe ich in den letzten Jahren nicht mehr so gerne gemacht. Es gab sehr viel zu kontrollieren mit steigender Tendenz. Kontrolle gehört halt dazu. Viel lieber habe ich interessanten Unterricht vorbereitet und was Neues entwickelt. Wenn die Stunden gut waren und die Ergebnisse auch, dann hat sich für mich der zusätzliche Arbeitsaufwand gelohnt und ich habe mich selbst gefreut. Ich bin seit kurzem fertig mit dem Beruf, aber es war der richtige Beruf für mich. Besonders interessant und abwechslungsreich fand ich die Vielfältigkeit der Aufgaben, den Kontakt mit den Schülern als Klassenleitung und ich hatte immer Arbeitsbereiche, in die ich mich gerne reinvertieft habe. Es gab auch schwierige Herausforderungen, die habe ich versucht mit Unterstützung zu lösen. Unterm Strich habe ich wesentlich mehr gearbeitet als es offiziell vorgesehen ist. Hart fand ich es dann, wenn die Arbeitszeit dann so hoch war, wo man so Pflichtaufgaben machen musste, wie Lernwicklungsgespräche führen, Berichtszeugnises schreiben, Übungsaufsätze und Aufsätze korrigieren, für den Übertritt viele Proben zu entwerfen und zu korrigieren, zwangsweise an Schulprojekten teilnehmen, die einem nicht gefallen haben usw....

    Realistischer scheint mir da zu sein, dass es eben zwischen den AWO- Leuten und der Sl nicht ganz so friedlich zugegangen ist. Die kannten sich ja offenbar schon eine Weile, könnten sich also ganz schlicht und ergreifen schon länger nicht ganz grün sein, wobei der aktuelle Konflikt dann aus verschiedenen, nur begrenzt klaren bzw. bekannten Gründen für alle Seiten das Fass zum Überlaufen gebracht hat mit den bekannten Konsequenzen.

    Mittagsbetreuung/OGS waren/sind auch an meiner Schule jahrelang ein fragiles Gebilde. Die Leute von der Mittagsbetreuung/OGS hatten ihre eigene Vorstellungen und sich teilweise untereinander nicht so einig. Auch jetzt gibt es in der OGTS immer wieder Personalwechsel. Wenn die Schulleitung oder Kollegen etwas sagten bzw. sie auf etwas hinwiesen, was ihnen nicht passte, fühlten sie sich schnell bevormundet. Etwas besser wurde das Verhältnis, als man sie besser mit einbezog.

    Ich finde die Konstellation ziemlich schwierig, denn an meiner Schule haben viele von der OGTS keine pädagogische Vorbildung und können teilweise unsere pädagogischen Intentionen gar nicht richtig nachvollziehen und umsetzen. Da fehlt es an Ausbildung und Knowhow. Es gibt zwar die eine oder andere Erzieherin, doch, wenn es um die Lernbetreuung geht, dann merkt man da auch schnell die Grenzen. Erzieher scheinen nicht ganz für das Alter zu passen.

    An meiner Schule gibt es einen gebundenen Ganztag.

    Prinzipiell bleibt die Anzahl der zu unterrichtenden Stunden immer gleich, egal, ob du die vormittags oder nachmittags gibst. Bei uns haben Ganztageslehrer öfters mal erst am Nachmittag Unterricht oder kommen später. Da es im Ganztag so gut wie keine Hausaufgaben gibt, muss man da auch nicht welche korrigieren. Die Arbeitszeit bleibt dieselbe, nur liegen die Unterrichtsstunden eben etwas anders. Ein Kollege von mir der guckt sich im Ganztag immer gleich an, was die Schüler gemacht haben, so entfällt bei ihm auch die Hausaufgabenkontrolle (das sind/waren in der Regel bei mir ca. 2 Stunden am Tag) in der unterrichtsfreien Zeit.

    Zum Lehrermangel: Lehrermangel besteht im Augenblick in Bayern hauptsächlich an Grund-, Mittel- und Förderschulen. Deswegen wird Real- und Gymnasiallehrern angeboten auf die entsprechenden Schulen umzuschulen. Auch das wäre noch eine Möglichkeit, wenn alle Stricke reißen. Informationen dazu findest du auf der KM-Seite.

    Du könntest dich auch an einem Privatgymnasium bewerben. Da gibt es in Bayern einige und mir begegnen immer wieder Lehrkräfte, die dort an Realschulen oder Gymnasien unterrichten. BOS und FOS (siehe Veronica Mars) finde ich auch eine gute Lösung, wenn sich ein "Standardgymnasium" als schwierig erweist.

    Ich kann Ignotus nur zustimmen: Ein Anruf beim KM - verbunden mit dem entsprechenen Sacharbeiter - klärt so manches. Das ist auch meine Erfahrung.


    @ fossi: Die Umstellung von Ba-Wü auf eine Grund- und Hauptschule in Bayern fand ich nicht seltsam. Es gab mehr Ähnlichkeiten als gedacht, vor allem gab es kaum Unterschiede vom Stoff her. Die Notengebung war in Bayern etwas strenger und mehr auf das Schriftliche fixiert. In HSU ging ich deswegen den Stoff etwas tiefgründiger an. In Ba-Wü wurde ich darauf getrimmt, dass ich mich immer rechtlich absichere und sehr pflichtbewusst vorausschauend agiere - das fand ich damals in Bayern nicht so schlimm und etwas lockerer. Aber das ist jetzt schon lange her.

    Ja, man erhält einfach die Hälfte der Vollzeit Kollegen. Genau wie vor der Rente auch. Ist doch logisch.

    Vor vielen Jahren war es noch nicht so geregelt. Da war es davon abhängig, wie viel man als Beamter in den letzten Jahren gearbeitet hat. Aus diesem Grund haben viele zum Schluss, falls sie es noch bewältigt haben, Vollzeit gearbeitet. Dieses System jetzt ist viel gerechter.

    Warum sollte man auch nicht in Teilzeit arbeiten? Nur weil irgendjemand definiert hat, dass "Vollzeit" 41h/Woche bei Bezahlung Y bedeutet, heißt das doch nicht, dass dies das richtige Maß an Arbeit für jeden Menschen sein muss. Wenn ich weniger Bezahlung benötige für mein Leben, dafür aber gern mehr Freizeit möchte, wüsste ich nicht, was ehrenrüchtig daran sein sollte, weniger von meiner Arbeitskraft zu verkaufen.


    Mein Mann und ich arbeiten beide nicht in Vollzeit. Er hat etwas stärker reduziert als ich. Wir haben keine Kinder und benötigen das zusätzliche Geld nicht. Dafür fühlen wir uns beide mit der gewonnenen Freizeit gesünder und wohler, als wir es vorher taten.

    Die zeitliche/psychische Belastung im Lehrerberuf ist so oder so zu hoch. Die Deputatsstunden, die schon ewig im Verhältnis zum Arbeitsaufwand festgelegt wurden, passen nicht mehr zum heutigen Arbeitsaufwand.

    Bei Teilzeit muss man allerdings bedenken, dass sich das auf die Rente/Pension auswirkt. Die richtet sich nämlich danach, was man wirklich gearbeitet hat.

    Wenn man - um ein einfaches Beispiel zu machen - 10 Jahre 50 Prozent gearbeitet hat, erhält man die Rente/Pension für 5 Jahre Vollzeit.

Werbung