Quittengelee
Danke für das Zusammenstellen der Infos.
Als jemand, der die Diskussionen um den §218 in den 80igern in der BRD intensiv miterlebt hat, bin ich verwundert und müde, dass das Thema jetzt von einer politischen Richtung gekapert wurde und sich wieder Rückschritte auftun.
Bei den Diskussionen konnte ich früher jedes Argument irgendwie nachvollziehen. Vor allem hat man sich darum gestritten, ab welchem Zeitpunkt Leben beginnt. Da ging es um Definitionen. Man hat sich dann auf bestimmte Schwangerschaftswochen geeinigt.
Die Kirche, vor allem die katholische, hat sich damit hervorgetan mit ihrer Definition wann Leben beginnt. Wenn man dann im Nachhinein sieht, wie vermutlich zur gleichen Zeit Missbrauchsfälle, wo man Leben von unschuldigen Kindern überhaupt nicht geschützt hat, vertuscht wurden, wirkt das Ganze doch sehr seltsam mit einer komischen Doppelmoral.
Damals war die Diskussion bitter notwendig. Der Verhütungsschutz - wenn überhaupt - wurde hauptsächlich auf die Frauen abgewälzt, die sollten die Pille mit ihren Folgen nehmen, Kondome waren keine Selbstverständlichkeit. Die Frau war schuld, wenn sie schwanger wurde, wurde oft von der Familie (auch gut Situierten) nicht mehr unterstützt, sozusagen wegen der "Schande".
Wie man das früher gesehen hat, ist auch an der Bezeichnung: "Haus für gefallene Mädchen" zu sehen, die junge Mütter mit ihren Kindern aufnahmen. Ich hatte zu einer jungen Mutter, die in einem solchen Haus Zuflucht fand, als Studentin Kontakt gehabt.
Einige Frauen fühlten sich genötigt heimlich nach Holland zu fahren, die haben es sich nicht leicht gemacht. Männer haben sich oft aus der Verantwortung gestohlen. Einen solchen Fall kenne ich persönlich, viele aus dem Hörensagen. Andere Fälle bezüglich Abtreibungen in Deutschland und der entsprechenden Indikation kenne ich auch. Keiner hat es sich leicht gemacht.
Ich finde unser Gesetz ein Fortschritt gegenüber dem, was einmal war.
Und meine Quintessenz ist: Jede Frau sollte bei einer ungewollten Schwangerschaft selbst entscheiden können, nachdem sie durch neutrale Beratung alle Argumente erwogen hat, wie sie verfährt. Irgendwann sollte aber bezüglich des Schwangerschaftsmonats eine Grenze sein.