sie mögen doch bitte aufs Gym gehen. Kein einziges Elternteil hat dem zugestimmt. Immer hieß es "Die übernimmt den Hof" oder "Die heiratet eh" oder einfach "Des braucht die net".
Ja, so war es einmal, kenne ich ähnlich auch so. Ich musste mich mit Hilfe meiner Lehrerin gegen meine Eltern durchsetzen. Bei einem Bekannten hat der Lehrer wegen der nicht akademischen Herkunft in drastischen Worten abgeraten. Aber so ist es heute nicht mehr.
Heute stelle ich fest:
Wenn die Klassenzusammensetzung so war, dass Kinder aus einem Stadtviertel kamen, wo Eltern sich mit "guten" Jobs in einem Neubaugebiet niedergelassen hatten, da war der Wunsch bei erreichtem Durchschnitt nach Gymnasium ziemlich hoch. Ich hatte das Gefühl, dass da so irgendwie im Verborgenen ein kleiner Wettbewerb stattfand. Viele Schüler waren ziemlich ehrgeizig. Aber das kam nur in einer solchen Klasse vor.
Wenn ich eine Klasse hatte, die vornehmlich aus Kindern der umgebenden Dörfer bestand, da war die Tendenz bei den gleichen Durchschnitten eher zur Realschule. Das Argument war dann oft so, dass sie bei anderen sehen, wie viel Lernaufwand man fürs Gymnasium hätte und die Kinder sollten noch Freizeit haben. Dadurch, dass man in Bayern nach der Realschule auf verschiedenen Wegen gut weitermachen kann, ist das kaum ein Problem. Manchmal hatte ich Kinder mit 1,66, die absolut nicht auf das Gymnasium wollten.
Hatte ich eine gemischte Klasse mit allen Einzugsgebieten - die war dann sehr heterogen - da war alles vertreten, aber auch hier wurde die Realschule tendenziell eher bevorzugt. Dazu muss man sagen, dass sich bei uns alle Schulen nahe beieinander befinden, der Schulort spielte bei der Entscheidung keine Rolle.
Allerdings zeichnete sich ab, dass fast alle (Herkunft, Nationalität egal) die Mittelschule unbedingt vermeiden wollten, obwohl diese bei uns einen guten Ruf hat und einige den M-Zug schaffen. Nur die Eltern die gute Erfahrungen mit Geschwistern in der Mittelschule gemacht hatten, standen dieser positiv gegenüber. Viele meiner Schüler, die mit 3,0 auf die Mittelschule gingen, schafften später den Übertritt auf den M- Zweig.