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Finde ich jetzt weder problematisch noch ungewöhnlich. Natürlich geht es in der Religion darum Normen und Werte auf uns heute zu übertragen. Der Glaube ist doch nicht losgelöst vom echten Leben. Wenn ich als Christ nun das Doppelgebot der Liebe als höchste Gebot sehe, sehe ich auch kein Problem. Auge um Auge, Zahn und Zahn, ist doch eher alttestamentlich und kaum mit den Lehrer Jesus vereinbar.
Wenn man es so sieht, wie im Beitrag von Tom123, dann kann man damit leben.
Ich lese schon länger hier mit, einige Gedanken meinerseits:
Ich selbst habe Theologie studiert und musste ab dem Studium erkennen, dass es trotz der Kenntnislage der historischen Hintergründe viele Ungereimtheiten gibt. Das NT wurde z.B. hauptsächlich nach der theologischen Lehre des Paulus zusammengestellt/geschrieben, der den historischen Jesus weiterentwickelte, wie man heute sagen würde. Dieser Druck, dass man etwas Gutes tun soll, (Stichwort: Das Reich Gottes beginnt schon jetzt) ist das jetzt gut oder schlecht? Ich meine den Druck, der in der Bibel (und von Paulus) vermittelt wird.
Wir lernten damals, dass die Weiterentwicklung der theologischen Lehre von Gott inspiriert sei. Das kann man glauben oder auch nicht. Komischerweise sehen katholische, evangelische und orthodoxe Christen bestimmte Dinge etwas anders.
Fasziniert hat mich die Einstellung der Orthodoxen (auf meinen Reisen habe ich einige orthodoxe Kirchen und Klöster angeschaut), wo durch die vielen Heiligenbilder die Verbindung zum Himmel hergestellt werden soll, man feiert sozusagen mit den Heiligen im Himmel den Gottesdienst. Der Priester ist dort nur so eine Art Vermittler.
Wenn man die Mönche und Nonnen der Konfessionen vergleicht, dann haben die gemeinsam, dass sie glauben, die Verbindung zum Göttlichen zu haben. Auch die buddhistischen Mönche streben eine Transzendenz an; der Schamane meint auch, er hätte sie.
Durch Besuch von historischen Stätten in Nordafrika bekam ich einen bleibenden Eindruck von "biblischen" Lebensumständen. Hier einmal unsortiert einige Eindrücke:
Z.B. fand ich in Ägypten sehr interessant, dass es viele Parallelen zwischen der ägyptischen Mythologie und dem Gottesglauben im Alten Testament gibt. Wir hatten einen studierten Ägyptologen (also Archäologen) als Reiseführer, der uns erstaunlich viele Parallelen aufzeigen konnten, von denen ich vorher noch nie gehört habe - leider habe ich einiges wieder vergessen.
Wenn sich ein Pharao zu einem Gott erklärt, sind die Menschen besser zu beeinflussen, so meine Gedanken. Das geschah ja irgendwann in Ägypten.
Man findet den Schöpfungsmythos in vielen unterschiedlichen Völkern mit leichten und größeren Varianten. Das ist auch kein Wunder. Alles wurde mündlich weitererzählt und erst später aufgeschrieben. Da ändern sich die Geschichten.
In Jordanien gibt es auch sehr spannende Stätten, zum einen versteht man orientalische Handelsrouten und wie man da so zu gewissen Erzählungen kam und zum anderen konnte man sich da den Auszug einiger Sklaven aus Ägypten (gelobtes Land), wie sie den Jordan erblickten und die Brutalität der Kreuzritter lebhaft vorstellen.
In Marokko begreifen sich die Muslime, deren Oberhaupt der König ist, als Nachfolgereligion des Christentums, weil sie ja die jüngere und somit bessere Religion sind. Es ist schon interessant, dass man eine höhere Stellung hat, je näher man ein direkter Nachkomme des Religionsgründers Mohammed ist.
Interessant auch das historische Umfeld (Gemeinde) in Kreta (Gortys - dort gibt es auch eine Stelle aus griechischen Mythologie mit Europa und Zeus), wo Titus (Paulusbrief an Titus) gewirkt haben soll.
Ich selbst bin inzwischen von nichts mehr überzeugt. Das Streben nach dem Göttlichen könnte man u.U. als Gottesbeweis sehen, könnte aber auch ein psychologisches Phänomen sein. Dasselbe gilt für sogenannte Gotteserfahrungen. Aber egal - wenn es einen glücklicher macht, hat man etwas gewonnen. Andere Gottesbeweise sind dann eher Streitthemen zwischen Theologen und Wissenschaftlern.
Da ich mir die Weite des Weltalls nicht vorstellen kann und auch nicht bereist habe, den Ursprung nicht begreifen kann, in einer vergänglichen Zeitdimension lebe, kann ich nur sagen: Ich weiß, dass ich wenig weiß und mit Sicherheit nicht alles. Der biblische Gott bzw. das biblische Gottesbild (egal ob AT oder NT) ist in meinen Augen nicht bewiesen, er/sie kann nicht durch eine solche Abwesenheit in der Welt glänzen und die Menschen, die er/sie angeblich liebt, solchen Schicksalen überlassen, die es überall gibt, in die viele unverschuldet hineingeraten.
Ich habe schon lange kein Religion mehr unterrichtet, gerade weil ich irgendwann vom Gottesbild nicht mehr überzeugt war. Spezielle katholische Aussagen zu Sakramenten und die Stellung der Geistlichen machten das Ganze noch schwerer.
Die soziale Kernaussage: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" könnte ich bedenkenlos mittragen. Nur gehört zum Religionsunterricht dazu, dass man glaubensmäßig einigermaßen überzeugt sein muss.
Oder - um den Bogen zu schlagen - man macht so etwas wie einen Ethik- (inklusive humanistisches Gedankengut) bzw. überkonfessionellen Religionsunterricht daraus. Das menschliche Zusammenleben sollte im Guten funktionieren und da sollte die Schule die Grundlagen legen. Es ist nur die Frage, wie.