Beiträge von Caro07

    Nicht alle religiöse Strömungen haben friedliebende Botschaften. Oder religiöse Botschaften werden für politische und gesellschaftliche Macht missbraucht. Ich wäre hier schon sehr vorsichtig, wenn man alles frei in die Religionsgemeinschaften übergibt. Beispiel: Zur Zeit des IS haben sich einige in Deutschland radikalisiert. (Hier nochmals eine kleine Erfahrung: Wenn der Iman lautstark über Lautsprecher aus der Moschee zum Gebet ruft, werden erstmal die Ungläubigen beschimpft. Der Reiseführer wollte uns das lieber nicht wortwörtlich übersetzen.)


    Z.B. hat man bei uns in Bayern erstmal als Experiment den islamischen Unterricht eingeführt. Der islamische Lehrer ist vom Land Bayern angestellt und diesem und dem Grundgesetz verpflichtet. Schön fand ich an unserer Schule gemeinsame Projekte, die in der gemeinsamen Religionszeit gemacht wurden.


    Wichtig finde ich auf jeden Fall, dass man sich in der Schule auf irgendeine Weise mit den wichtigen Religionsgemeinschaften beschäftigt, auch um hier nochmals einen anderen Blick darauf zu vermitteln.

    Wenn man Kinder von klein auf indoktriniert, ist das kein Wunder. Wenn man Kindern von klein auf erzählt, dass der Jude der Feind ist und sich dazu noch ein paar nette Geschichten ausdenkt, dann glauben sie das auch. Diesen Mechanismus auszunutzen ist schon perfide.

    Worauf beziehst du das Beispiel mit dem jüdischen Feindbild ? Für mich liest es sich so, als ob du das auf den Religionsunterricht beziehen würdest.

    Antimon

    Ich habe Theologie als fachwissenschaftliches Fach im Rahmen des Lehramts für Grund- und Hauptschulen in Ba-Wü studiert und in dem Fach neben anderen Fächern auch Staatsexamen gemacht. In Ba-Wü gab es damals noch keine Trennung zwischen Grund- und Hauptschulen, man hat immer beide Schularten studiert. Vorher war es der Volksschullehrer. Das war natürlich kein so ausführliches Studium wie man es an der Uni für das Gymnasiallehramt studiert hat. Bibelwissenschaft war im Theologiestudium mein Steckenpferd, wir hatten da einen sehr kompetenten Professor.

    Hast du? Wenn ja, müsstest du all das doch erklären können. Wenn nein, dann ist es billig zu sagen, dass das schon irgendwer erklären kann.

    Man kann das alles erstmal ohne einen Glauben zu haben erklären, sozusagen historisch/ religionswissenschaftlich:

    Grundsätzlich muss man sagen, dass das NT das AT sozusagen relativiert und ein anderes Gottesbild vermittelt.


    Die Geschichte von Noah: Da gibt es vermutete historische Hintergründe von Überschwemmungen - könnte man in Wiki nachlesen.

    Ich schreibe jetzt mal aus dem Bauch heraus, was ich noch so zusammenfassen kann: Der Gott des ATs heißt "Jahwe" (=Ich bin da) , das zieht sich durch die Geschichten des ATs, die immer weiter erzählt wurden und das untermauern. Der monotheistische Gott (im Gegensatz zu den umgebenden Völkern, die mehrere Götter hatten) des ATs zeigt sich treu (Ich bin da), aber auch strafend. Historisch gesehen entwickelte sich der Monotheismus als das ursprüngliche Nomadenvolk (Stichwort Abraham) sesshaft wurde.

    Die Noahgeschichte zeigt, dass Gott die Gottesfürchtigen nicht fallen lässt und diejenigen, die die Gesetze nicht achten, bestraft. Ich denke, dass das auch der Auffassung der damaligen Zeit entspricht.


    Durch das NT wurde das Gottesbild revidiert (weg vom strafenden zum liebenden/ erlösenden Gott). Dennoch konnte man auf Drohungen nicht verzichten (Apokalypse und einige Briefe), die in meinen Augen schreckliche Szenarien darstellen. Ich schrieb ja schon, dass Paulus einen wesentlichen Einfluss hatte mit seiner theologischen Auffassung, die er anscheinend zum Teil vom Urchristentum übernahm.

    Dazu interessant:

    Forschung Nahtoderfahrungen Artikel focus online

    Finde ich jetzt weder problematisch noch ungewöhnlich. Natürlich geht es in der Religion darum Normen und Werte auf uns heute zu übertragen. Der Glaube ist doch nicht losgelöst vom echten Leben. Wenn ich als Christ nun das Doppelgebot der Liebe als höchste Gebot sehe, sehe ich auch kein Problem. Auge um Auge, Zahn und Zahn, ist doch eher alttestamentlich und kaum mit den Lehrer Jesus vereinbar.

    Wenn man es so sieht, wie im Beitrag von Tom123, dann kann man damit leben.



    Ich lese schon länger hier mit, einige Gedanken meinerseits:


    Ich selbst habe Theologie studiert und musste ab dem Studium erkennen, dass es trotz der Kenntnislage der historischen Hintergründe viele Ungereimtheiten gibt. Das NT wurde z.B. hauptsächlich nach der theologischen Lehre des Paulus zusammengestellt/geschrieben, der den historischen Jesus weiterentwickelte, wie man heute sagen würde. Dieser Druck, dass man etwas Gutes tun soll, (Stichwort: Das Reich Gottes beginnt schon jetzt) ist das jetzt gut oder schlecht? Ich meine den Druck, der in der Bibel (und von Paulus) vermittelt wird.

    Wir lernten damals, dass die Weiterentwicklung der theologischen Lehre von Gott inspiriert sei. Das kann man glauben oder auch nicht. Komischerweise sehen katholische, evangelische und orthodoxe Christen bestimmte Dinge etwas anders.


    Fasziniert hat mich die Einstellung der Orthodoxen (auf meinen Reisen habe ich einige orthodoxe Kirchen und Klöster angeschaut), wo durch die vielen Heiligenbilder die Verbindung zum Himmel hergestellt werden soll, man feiert sozusagen mit den Heiligen im Himmel den Gottesdienst. Der Priester ist dort nur so eine Art Vermittler.

    Wenn man die Mönche und Nonnen der Konfessionen vergleicht, dann haben die gemeinsam, dass sie glauben, die Verbindung zum Göttlichen zu haben. Auch die buddhistischen Mönche streben eine Transzendenz an; der Schamane meint auch, er hätte sie.


    Durch Besuch von historischen Stätten in Nordafrika bekam ich einen bleibenden Eindruck von "biblischen" Lebensumständen. Hier einmal unsortiert einige Eindrücke:

    Z.B. fand ich in Ägypten sehr interessant, dass es viele Parallelen zwischen der ägyptischen Mythologie und dem Gottesglauben im Alten Testament gibt. Wir hatten einen studierten Ägyptologen (also Archäologen) als Reiseführer, der uns erstaunlich viele Parallelen aufzeigen konnten, von denen ich vorher noch nie gehört habe - leider habe ich einiges wieder vergessen.

    Wenn sich ein Pharao zu einem Gott erklärt, sind die Menschen besser zu beeinflussen, so meine Gedanken. Das geschah ja irgendwann in Ägypten.

    Man findet den Schöpfungsmythos in vielen unterschiedlichen Völkern mit leichten und größeren Varianten. Das ist auch kein Wunder. Alles wurde mündlich weitererzählt und erst später aufgeschrieben. Da ändern sich die Geschichten.

    In Jordanien gibt es auch sehr spannende Stätten, zum einen versteht man orientalische Handelsrouten und wie man da so zu gewissen Erzählungen kam und zum anderen konnte man sich da den Auszug einiger Sklaven aus Ägypten (gelobtes Land), wie sie den Jordan erblickten und die Brutalität der Kreuzritter lebhaft vorstellen.

    In Marokko begreifen sich die Muslime, deren Oberhaupt der König ist, als Nachfolgereligion des Christentums, weil sie ja die jüngere und somit bessere Religion sind. Es ist schon interessant, dass man eine höhere Stellung hat, je näher man ein direkter Nachkomme des Religionsgründers Mohammed ist.

    Interessant auch das historische Umfeld (Gemeinde) in Kreta (Gortys - dort gibt es auch eine Stelle aus griechischen Mythologie mit Europa und Zeus), wo Titus (Paulusbrief an Titus) gewirkt haben soll.


    Ich selbst bin inzwischen von nichts mehr überzeugt. Das Streben nach dem Göttlichen könnte man u.U. als Gottesbeweis sehen, könnte aber auch ein psychologisches Phänomen sein. Dasselbe gilt für sogenannte Gotteserfahrungen. Aber egal - wenn es einen glücklicher macht, hat man etwas gewonnen. Andere Gottesbeweise sind dann eher Streitthemen zwischen Theologen und Wissenschaftlern.


    Da ich mir die Weite des Weltalls nicht vorstellen kann und auch nicht bereist habe, den Ursprung nicht begreifen kann, in einer vergänglichen Zeitdimension lebe, kann ich nur sagen: Ich weiß, dass ich wenig weiß und mit Sicherheit nicht alles. Der biblische Gott bzw. das biblische Gottesbild (egal ob AT oder NT) ist in meinen Augen nicht bewiesen, er/sie kann nicht durch eine solche Abwesenheit in der Welt glänzen und die Menschen, die er/sie angeblich liebt, solchen Schicksalen überlassen, die es überall gibt, in die viele unverschuldet hineingeraten.


    Ich habe schon lange kein Religion mehr unterrichtet, gerade weil ich irgendwann vom Gottesbild nicht mehr überzeugt war. Spezielle katholische Aussagen zu Sakramenten und die Stellung der Geistlichen machten das Ganze noch schwerer.

    Die soziale Kernaussage: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" könnte ich bedenkenlos mittragen. Nur gehört zum Religionsunterricht dazu, dass man glaubensmäßig einigermaßen überzeugt sein muss.


    Oder - um den Bogen zu schlagen - man macht so etwas wie einen Ethik- (inklusive humanistisches Gedankengut) bzw. überkonfessionellen Religionsunterricht daraus. Das menschliche Zusammenleben sollte im Guten funktionieren und da sollte die Schule die Grundlagen legen. Es ist nur die Frage, wie.

    Schwerbehinderung ist vielleicht eine gute Lösung. Bei uns gab es KollegInnen, die nach dem Burnout eher vermeintlich leichtere Aufgaben zugewiesen bekamen - z.B. Vertretung oder keine Klassenleitung. Das war nicht immer der Wunsch der Beteiligten.


    Mir fällt noch ein, dass man einfach die Stunden reduziert, wenn es finanziell noch machbar ist. Ich habe das gemacht, als ich gemerkt habe, dass es mir zu viel wird. Ein Burnout wurde bei mir durch die Teilnahme an Supervisionsgruppen verhindert. Da habe ich viel daraus gelernt und viele herausfordernde Situationen hatten für mich nicht mehr diese Tragweite.


    Die Aussage der Therapie halte ich grundsätzlich erstmal für richtig. Dennoch: Passt der Therapeut? Kann man dir so helfen, dass es bei dir etwas löst? Da gibt es ganz unterschiedliche Ansätze - lösungsorientiert, tiefenpsychologisch, Verhaltenstherapie, Aufstellung usw. Bei der Supervision hatten z.B. Aufstellungen für psychisch belastete Teilnehmer immer einmal wieder eine befreiende Erkenntniswirkung, mit denen man weiterarbeiten konnte.

    Ich habe übrigens einige, natürlich auch anekdotische, Erlebnisse mit Kindern, für die ein Wechsel der Gruppe / Klasse /Schule das einzig Richtige war.

    Genau, dieses anekdotische Erlebnis habe ich auch als Mutter und zwar durch eine zwangsweise Klassenwiederholung. Neue Chance- neues Glück, das hat sich bewahrheitet. Die Freundschaft, die da zu einer kleinen Clique enstanden ist, dauert jetzt noch - schon lange im Berufsleben - an.

    Von meinen Schülern weiß ich, dass manche aufgrund von Mobbing die Schule gewechselt haben und denen es danach gut ging. Tapetenwechsel tut gut, da hat man einen Neuanfang.

    Ich würde sogar gleich die Schule wechseln. Gleichzeitig würde ich etwas dafür tun, damit mein Kind selbstbewusster wird, Verhaltensweisen ändert, damit es Mobbingversuchen besser begegnen kann bzw. die gar nicht aufkommen.

    Die Mengenlehre ist die Grundlage der gesamten Mathematik, der Gedanke, den Grundlagenunterricht genau damit auch zu beginnen,

    Schon, aber nicht, wie sie unterrichtet wurde, mit verschiedenen geometrischen Plättchen, Schnittmengen, Teilmengen, Vereinigungsmengen, was sich ausschließt usw. Ich glaube, dass die Intension war, logisches, abstraktes Denken anzubahnen. Das war aber eine Überforderung.


    Die Schüler sollen die Mächtigkeit einer Menge begreifen, dadurch u.a. eine Zahlenvorstellung entwickeln... Das wird auch gemacht in der Grundschule, mit Bildern und Materialien in unterschiedlichen Abstraktionsebenen.

    Das hat erstmal nichts mit der Mengenlehre der neuen Mathematik zu tun

    Schon klar.... war aber ein anderer Ansatz, man hat quasi mit den Längen gerechnet und nicht mit der Mächtigkeit der Menge (was jetzt nichts mit dieser Mengenlehre zu tun hat) Montessori hat Perlen und veranschaulicht wenigstens die Menge in der Länge.

    Aber das System ist gleich: Man nimmt einen Dreierstab und einen Zweierstab und legt das Ergebnis mit dem entsprechenden Stab (also Fünferstab) so hin, dass er dieselbe Länge hat. Die verschiedenen Zusammenhänge der Rechenoperationen (Tauschaufgaben, Umkehraufgaben bei Plus und Minus) konnte man gut damit veranschaulichen. Das war so oder so in den 80igern/90igern und frühen 2000ern, dass man in der Grundschule auf die zusammenhängenden Rechenoperationen viel mehr Wert gelegt hat.

    Zurück zu den Stäben: Ich fand und finde immer noch ziemlich fragwürdig, dass man die Minusrechnung in einer Umkehroperation legt und definitiv nichts vom Gesamten wegnimmt, weil man ja den Ergebnisstab noch daliegen hat. Diese Verständisgrenzen zeigten sich extrem bei dem Downkind, das ich hatte, die diesen komplexen Vorgang mit den Montessoriperlen (Therapeutin arbeitete schon immer mit Montessoriperlen) nicht verstanden hat.

    Soweit ich weiß, wurde die Mengenlehre in der Grundschule als Folge des Sputnik-Schocks eingeführt (siehe Neue Mathematik). Auch damals wurde sicherlich nicht zwei Jahre lang überhaupt nicht gerechnet, aber dass die Mengenlehre als Grundlage gesehen wurde und mehr als nur eine Einheit von 4 Wochen darstellte, war eine Zeit lang meines Wissens durchaus der Fall. Aber das ist lange her.

    Zitat Wikipedia:

    Die spektakulärste Neuerung bestand darin, den Mathematikunterricht in der Grundschule nicht mehr mit Zählen und Rechnen, sondern mit naiver Mengenlehre zu eröffnen. Ziel war es, neben der Vermittlung von Rechenfertigkeiten auch das logische Denken und das Abstraktionsvermögen der Kinder zu fördern. Dazu wurde die Mengenlehre didaktisch reduziert auf Mengendiagramme, deren Elemente bunte Plastikplättchen, die sogenannten „logischen Blöcke“, mit verschiedenen Eigenschaften waren. Diese Reform stieß jedoch auf den Widerstand von Eltern und Lehrern und wurde nach wenigen Jahren wieder abgeschafft.[5][6]


    Genau so wie beschrieben, habe ich Anfang der 80iger Jahre in der 1. Klasse die Mathematik in Ba-Wü angefangen. Vielleicht ging es auch 6 Wochen, aber länger nicht. War eigentlich vergebliche Liebesmühe. Dann lernten die Kinder ganz normal den Zahlenaufbau, allerdings waren damals die bunten Cuisenaire - Stäbe das Anschauungsmaterial. Heute ist das Anschauungsmaterial ausgereifter.


    Ich hätte die extensive Mengenlehre mitbekommen müssen - meine Geschwister sind im ähnlichen Alter wie die Dame, die das geschrieben hat. Außerdem hätte ich im Studium oder in den Praktika etwas davon hören müssen. Diese Mengenlehre ist mir zum ersten Mal bewusst geworden, als wir in Ba-Wü den Mathematikunterricht in der 1. Klasse so beginnen mussten.

    Es gibt ein neues Video. Wie immer, sehr unterhaltsam. Also ich hab wieder drauf geklickt ...

    Dieses Mal fand ich es auch unterhaltsam und teilweise unfreiwillig komisch.

    Interludium: Drei Gruselgeschichten aus der Schule


    - Nur Mengenlehre in der Grundschule (wer's glaubt) . Also geht's noch? Man kann keine 4 Schuljahre Mengenlehre, auch wenn es ein Schulversuch ist - machen. Ich habe selbst einmal in einer 1. Klasse in Ba-Wü Mengenlehre unterrichten müssen. Die Einheit dauerte ungefähr 4 Wochen, dann wurde wieder ganz normal Mathematik gemacht.

    - Keine Kopfrechenleistung (genau, wir benutzen ja die Taschenrechner in der Grundschule zum Kopfrechnen (Ironie) )

    - Lehrer als Methodenkasper (nur frontal sei richtig!), bezieht sich aber jetzt mehr auf die Sekundarstufe, das kann ich nicht beurteilen.

    Interessant, wie in anderen Ländern der Religionsunterricht stattfindet.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Religionsunterricht


    Hätten wir die Trennung von Staat und Kirche, müssten wir diese Diskussion nicht führen. Dann gäbe es in der Schule evtl. nur ein Fach wie Ethik oder Philosophie, wo man sich u.a. mit den unterschiedlichen Religionsgemeinschaften befasst.


    Lustigerweise könnte man einen Bogen zum Threadtitel schlagen: Durch die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg, der als Erstes die Bibel druckte, bekamen nun mehr aus der Bevölkerung die Chance, lesen zu lernen.

    Kurze Zwischenfrage: Sind hier Lehrkräfte aus Bayern? Wird da immer noch jeden Morgen mit der Klasse gebetet und vor jeder Relistunde?

    So weit ich weiß, betet bei uns niemand am Anfang - das wäre mir neu, wenn das jemand täte, ich habe noch nie etwas diesbezüglich mitbekommen. Fände ich auch ein bisschen kompliziert- wir haben einige Ethikkinder und muslimische Kinder.

    Im Religionsunterricht gibt es am Anfang ein Ritual - Besinnungstexte oder beten. Ich könnte mir allerdings schon vorstellen, dass diejenigen, die Religionsunterricht geben, auch mal so in der Klasse am Morgen etwas zur Besinnung, das ein bisschen einen religiösen Charakter hat, einfließen lassen.

    Ich finde solche Projekte auch total wichtig und fände es wirklich schlimm, wenn esndiese nicht mehr gebe. Lernen findet auf so viele Ebenen statt, nicht ausschließlich auf der Formalen. Aus so manchem Projekt nimmt ein Kind möglicherweise so viel für sich und sein Leben mit, wie es der normale Unterricht gar nicht bieten kann.

    Prinzipiell schon, aber es muss mit Augenmaß geschehen. An meiner Schule ist es dann so, dass man klassenintern weniger Lerngänge machen kann, weil ständig was von der Schule aus ist. Wenn man öfter Zeit für Projekte freischaufeln muss, artet es dann unterrichtlich so aus, dass man zwangsläufig Sachen nur noch durchziehen kann und auf schöne, aber auch zeitraubende Unterrichtsphasen verzichten muss. Wir hatten einmal eine Schulleitung, die eher den Schwerpunkt hatte, die Qualität des Unterrichts zu steigern. Das fand ich besser.

    Hier in NRW ist „trimmen“ negativ konnotiert. Meinst du das so oder ist das in Bayern anders? Ich höre meine Kinder über das gesamte Schuljahr hinweg vielleicht zwischen 30 Minuten vorlesen. Das finde ich gerade beim Schreiben gar nicht sooo wenig. Aber das ist kein Lesetraining, kein Vermitteln von Lesekompetenz. Es ist Vorlesen von Hausaufgaben, Aufgabenstellungen und Texten. Für Lesetraining, für Vermitteln von Lesekompetenz in Gruppen, die kleiner sind als meine gesamte Klasse, gibt es keine einzige Minute.

    Ich wollte damit ausdrücken, dass es schade wäre, wenn man das durchweg motivierende und sinnvolle Fach Englisch gegenüber mehr Übungsmöglichkeiten im Lesen aufgeben würde. Vorher sollte man andere Lösungen suchen.


    Kann jeder sagen, dass das Schuljahr so abläuft, dass nicht irgendwo Zeit verschwendet wird?

    Ich empfinde einige Projekte unnötig, die teilweise eine ganze Woche kosten bzw. einige Stunden in anderen Fächern, z.B. Malwettbewerb, Vorbereitungen auf Feiern, Umweltwoche, Zirkusprojekt, irgendwelche langwierigen Fitprojekte, Sportwettbewerbe, Alltagskompetenz - das war letztes Schuljahr vorgeschrieben. Die Projekte summieren sich ganz schön im Schuljahr zumindest an meiner Schule.

    Wenn man ehrlich ist, dann gibt es darüber hinaus noch genug unnötige Zeitfresser, die man im Auge haben kann, bevor man Englisch streicht.
    In Bayern wäre die eine Stunde Religion von 3 locker gekürzt und man hätte wieder 7 Stunden Deutsch in der Woche.


    Mit dem "Lesentrimmen" meine ich nicht das Vorlesen von Aufgaben, sondern das gezielte laut lesen Üben, also das Lesetraining. Das Lesenlernen geschah auch durch 10 minütige Lesehausaufgaben, ist heute anscheinend nicht mehr garantiert. Zum Bereich Lesen gehört viel mehr, das ist mir schon klar.

    Zum Stand des Englischunterrichts:

    Die Grundschule wollte eigentlich Grundlagen für das Sprachverständnis legen. So wie der Englischunterricht angelegt ist, halte ich das schon für zielführend. Wir arbeiten mit Hörverständnis und Rollenspielen innerhalb eines Wortschatzes, gewisse Satzfloskeln werden dadurch eingeübt. Es wird geschrieben, gesprochen, gehört, gelesen. Ich fand es sinnvoll und eine gute Vorbereitung für das Verständnis der Sprache in der Sekundarstufe.

    Meine Tochter hatte in der Umbruchsphase kein Englisch in der Grundschule, andere schon. Die, die kein Englisch hatten, hatten große Nachteile gegenüber ihren Mitschülern, denn sie mussten sich erst mühsam in die Sprache reinfinden.


    Wenn es aber jetzt so ist, dass es zu wenig Lehrer gibt, die mit Freude und Professionalität die Sprache in der Grundschule vermitteln können, die Sekundarstufenlehrer unbedingt wollen, dass sie mit Englisch anfangen (Achtung! 1 Jahr später kommt am Gymnasium dann die 2. Fremdsprache), man meint, dass man Englisch am ehesten streichen kann und diese Stunden für Deutsch nutzt, dann muss wohl Englisch bei den heutigen heterogenen Klassen geopfert werden. Im Gegenzug gibt es mehr Lesentrimmen. Eigentlich schade, dass viele Eltern nicht mehr mit regelmäßigem Üben mitziehen. Ich würde das Fach vermissen, ich empfand es als Bereicherung.


    In Bayern hätte man noch den Spielraum, dass man das dreistündige Fach Religion/Ethik um eine Stunde und Sport (3 stündig) oder Musik (2 stündig) um eine Stunde kürzt.

    Ich kann mich erinnern, als der Englischunterricht an bayerischen Grundschulen eingerichtet wurde. Damals ging es, wenn ich mich richtig erinnere, um das spielerische Heranführen an Fremdsprachen im Allgemeinen, also gar nicht so auf Englisch bezogen. Vielleicht ließe sich ja sowas in zeitlich reduzierter Form irgendwie erhalten.

    Ansonsten: In den Anfangszeiten kam es immer wieder vor, dass Grundschullehrer ohne Englischquali auch Englisch unterrichtet haben. Das habe ich auch kritisch gesehen, im Sinne des sprachlichen Vorbilds, das ja eine so große Rolle im Fremdsprachenunterricht spielt. Inzwischen gibt es aber ja recht viele ausgebildete Grundschullehrerinnen mit Fach Englisch.

    Da du von Bayern schreibst:

    Das mit dem spielerischen Herangehen an die Sprache war ein bisschen zu wenig (viele haben in der Anfangszeit nur gesungen und gespielt). Das hat man schnell erkannt, da das intuitive Sprachbad in Klasse 3/4 halt doch nicht funktioniert. Deswegen hat man in den Englischunterricht mehr Niveau reingebracht (u.a. auch, nachdem man gemerkt hatte, dass die Anschlüsse an die weiterführenden Schulen überhaupt nicht stimmen) und nur noch auf Englisch kanalisiert.


    Da man viel Wert auf die mögliche Einsprachigkeit legte, musste man von Anfang an in Bayern für die Grundschule einen mündlichen Sprachtest machen, den nicht alle bestanden. Die Bewertung unterlag einem Punktesystem und man musste eine gewisse Anzahl von Punkten erreichen. Wenn man in einem Bereich etwas schwächer war - Aussprache, Grammatik oder Wortschatz - wurde einem eine sprachliche Fortbildung ans Herz gelegt. Außerdem machte man im Anschluss an die Prüfung einen Vollzeit- Didaktikkurs - also Fortbildung den ganzen Tag - ich glaube, meiner war eine Woche lang. Den fand ich sehr gewinnbringend. Da hat man sich von den Organisatoren schon ins Zeug gelegt, uns gut fortzubilden - mit didaktischen Ansätzen, native speakers und Unterrichtshospitation. Zusätzlich hat man noch Sprachaufenthalte für Englischlehrer in England angeboten.


    Interessanterweise musste man für die Mittelschule keine Eignungsprüfung machen, sich aber über bestimmte Englischmodule fortbilden.


    Die ursprüngliche Intention war, dass man den Englischunterricht beim Klassenlehrer (der die Eignung hatte) belässt, damit man immer mal wieder kleine Module im Unterrichtsalltag einbauen kann. Es war nicht unbedingt gefordert, volle 45 Minuten Englisch zu machen. Ich fand das gut, ich habe das auch so gemacht und es hat den Unterrichtsvormittag zusätzlich rhythmisiert. Der Vorteil war, dass ich im Klassenzimmer eine Englischwand hatte, Englischmaterialien in der freien Arbeit benutzt werden konnten und ich im Wochenplan Englischaufgaben einbaute. Das bereicherte das Angebot. Da nicht alle den Eignungstest machen wollten, war man dann zusätzlich gezwungen, in anderen Klassen Englisch zu unterrichten, da musste man dann die Englischstunden komplett dann machen, wenn sie stundenplanmäßig dran war.


    Ich war jemand, der Englisch sehr gern unterrichtete und ich hatte durch einige Reisen in englischsprachige Länder und grundsätzlicher Freude eine englisch zu sprechen auch einen emotionalen Bezug zu dem Fach. An Kolleginnen, die den Eignungstest mit didaktischer Fortbildung machten, gab es solche und solche: Manche waren eher so wie ich, anderen war Englisch eher lästig, hatten aber auch kaum einen Bezug zur Sprache. So sah dann auch der Umgang mit dem Englischunterricht aus.

    Es gibt sie eben noch, die Pädagogischen Hochschulen. Umso weniger verstehe ich die latente Empörung. Es *ist* doch bereits so, dass man keine Allgemeine Hochschulreife fürs Lehramt Grundschule braucht.

    Allgemeine Hochschulreife, fachgebundene Hochschulreife, Fachhochschulreife:

    Mich wundert, dass es den Begriff "fachgebundene Hochschulreife" überhaupt noch gibt. Vor der Oberstufenreform war es das sogenannte "Schmalspurabitur" in Baden- Württemberg mit einer statt zwei Fremdsprachen, die im Abitur schriftlich geprüft wurden. Früher war es dann so, dass man die 2. Fremdsprache nachprüfen lassen konnte oder nach einer gewissen Studienzeit automatisch die allgemeine Hochschulreife hatte.

    Wenn ich in Wiki nachlese, ist die fachgebundene Hochschulreife ebenso definiert. Ein quasi "kleineres" Abitur, das nur zum Studium bestimmter Fächer berechtigt.


    Für das Grundschullehramt braucht man auch an einer PH das normale Abitur, also die allgemeine Hochschulreife - was immer das heutzutage heißt beim Kurssystem - oder die fachgebundene Hochschulreife (fachgebundenes Abitur). Abitur braucht man auf jeden Fall.


    Der Begriff ist nicht zu verwechseln mit der "Fachhochschulreife", die man früher (keine Ahnung ob heute auch) nach der 12. Klasse, also ein Jahr vor dem Abi erreicht hatte. Damit konnte man früher so Fächer wie Heilpädagogik studieren (hatte mich nämlich mal interessiert). Da geht man auf eine Fachhochschule, die kein "großes" oder "kleines" Abitur verlangt.

    An der PH Heidelberg kann man heutzutage damit anscheinend Elementarpädagogik studieren (also Erzieherin).


    Als ich an der PH Freiburg studierte, konnte man machen: Lehramt für Grund- und Hauptschulen, Lehramt für Realschulen und Diplompädagogik. Zugangsvoraussetzungen je nach Studiengang: allgemeine Hochschulreife oder fachgebundene Hochschulreife. (Bestimmte musische Fächer verlangten zusätzlich eine Aufnahmeprüfung, wie heute auch: Musik, Sport, Kunst) Die fachgebundene Hochschulreife konnte man früher hauptsächlich an den dreijährigen Gymnasialzügen (Klasse 11-13) erreichen, die sich an den Realschulabschluss anschlossen.

    Mit einem Bachelor im dualen Studium (vgl. Finanzverwaltung) wirst du dann aber auch nur in A11 eingruppiert. Und bei A12 ist üblicherweise Ende der Laufbahn.

    Und schon von daher muss das Grundschullehramtsstudium an der Uni bleiben. Es wäre wieder ein Sparmodell und die Bezahlung wäre weiter ungleich, nämlich so lange man die Bezahlung an der Ausbildung bzw. an der Art des Studiums festmacht.

    ISD

    Wir hatten schon öfter grundschulbezogene Fortbildungen an der Uni von verschiedenen Lehrstühlen - es ging um wissenschaftliche Hintergründe und die Vermittlung im Unterricht. Diese hätten ebenso in einer pädagogischen Hochschule stattfinden können, ich sah da keinen Unterschied. Mein Eindruck verstärkte sich durch Dozenten, die von der Uni an unsere Schule kamen und ihre Studenten betreuten. Ich glaube, dass hier in Bayern die pädagogische Hochschule, so wie ich sie aus Ba-Wü kannte, einfach in der Uni aufgegangen ist. Es sind viele Lehrer als Lehrbeauftragte an der Uni.

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