Ich würde die Sache so angehen und mir überlegen, was mich am Beruf der Grundschullehrkraft reizt. Wo sind die Felder, die dir Spaß machen?
Ich selbst habe meine aktive Zeit als Lehrerin seit kurzem hinter mir. Als ich studierte, war nicht unbedingt meine Absicht Lehrerin zu werden, sondern ich hatte einige andere Optionen im Hinterkopf, u.a. Aufbaustudien, die damals noch gingen. Mir haben aber dann das Studium und die Praktika so gut gefallen, dass ich dann schließlich doch Lehrerin geworden bin.
An der Grundschule fand ich schon immer die Vielfältigkeit der Aufgabenbereiche faszinierend. Ich habe viele Fortbildungen gemacht - gerade was die Heterogenität, Pädagogik und Psychologie betrifft. Das fand ich bis zum Schluss interessant. Ich bin jemand, der sich immer wieder gerne in neue Sachen einarbeitet, (im Urlaub gehe ich immer gerne in Gegenden, wo ich noch nie war) was für meinen Beruf von Vorteil war. Deswegen ist mir auch nie langweilig geworden. Nervig fand ich hauptsächlich die Korrektur der Hausaufgaben, was in Bayern erwartet wird und das ständige Entwerfen von Leistungskontrollen (war perfektionistisch) und die Korrektur derselben.
Es wurde angemerkt, dass es in der Grundschule immer dasselbe ist. Bei mir war es so - ich habe viele Fächer in meiner Klasse gehabt und immer mal wieder bis zum Schluss meiner Dienstzeit eine neue Methode ausprobiert, langweilig wurde es mir nicht. Das kann man natürlich nicht in jedem Fach machen, sonst wird man mit der Vorbereitung nicht fertig. Da war ich froh, dass ich in manchen Fächern mal auf etwas schon Gemachtes zurückgreifen konnte. Da die Lehrpläne sich immer wieder ändern und damit auch viele methodische Ansätze, kann ich zumindest sagen, dass sich alle paar Jahre der Unterricht ändert. Außerdem hat man mehrere Möglichkeiten ein Thema anzugehen.
Vielleicht denkt man mit Anfang 30, die Alten sind vom alten Eisen und haben keinen Zugang zu den Schülern, aber das ist wirklich nicht so. Was wir voraus haben, ist eine gewisse Erfahrung im Umgang mit den Schülern und Eltern. Also ich habe immer mehr Gelassenheit gewonnen, habe aber auch etwas dafür getan, indem ich diesbezügliche Fortbildungen machte um mich zu professionalisieren.
Mein Referendariat war super, ich hatte von oben her keinen Stress, eher Stress mit den Schülern durch meine Unerfahrenheit - damals konnte ich mich kaum durchsetzen. Das ist aber schon lange her. Das Referendariat geht vorbei und es kommen andere Zeiten. Deswegen würde ich eine Entscheidung nicht am Referendariat festmachen.
Zum Differenzieren: Da habe ich von unseren Refis gehört, dass da großer Wert drauf gelegt wird. Da gibt es inzwischen ja einige Ansätze, die man ausprobieren kann, z.B. mit Arbeitsheften. Das würde mich jetzt nicht schrecken. Ich selbst war davon nicht so angetan und habe auf meine Art differenziert, aber das war einfach ein anderer Ansatz. Man muss mit der Klasse daran arbeiten, dass eine gewisse Arbeitsruhe herrscht. Das lernt man mit der Zeit. Ich habe nur so viel im Vorfeld differenziert, wie ich es noch gut zeitlich geschafft habe.
Zum Umfeld: Ich glaube tatsächlich, dass die Schule, an die man gelangt, ziemlich beeinflusst, wie man sich fühlt. Da kann man an ein zickiges oder nettes Kollegium kommen, dann kann man eine akzeptable oder schwierige Schulleitung haben. Ich habe alles erlebt, habe aber meine Nischen gefunden, wo es mal nicht so gut war oder versucht etwas zu ändern. Versetzung ist auch eine Option. Einzelkämpferin war ich in keinem Kollegium, es war an jeder Schule ein Miteinander zumindest unter ein paar Leuten. Ich finde es eher selten, dass man in einer Grund- und auch Hauptschule Einzelkämpfer ist.
Insgesamt sind die Rahmenbedingungen gerade bzw. weiterhin auf dem absteigenden Ast. Wegen Lehrermangels steigende Klassengrößen, mehr Sprach- und Verhaltensprobleme. Auf der anderen Seite wurde auch reagiert mit der Einstellung von Sozialarbeitern, vor 20 Jahren noch undenkbar. In den 90igern war ich an einer Stuttgarter Brennpunktschule (damals gab es den Begriff noch nicht) - da hatten wir null Unterstützung im Schulalltag, höchstens konnte man sich den Rat eines Sonderpädagogen holen. Die Klassengrößen sind ungefähr gleich geblieben - in Stuttgart hatte meine größte Klasse 27 Schüler, in meiner letzten Schule 28+1 (Ukrainer).
Es gab immer wieder Eltern, die versucht haben, einer Grundschullehrkraft reinzureden, das gab es schon zu meiner Anfangszeit als unerfahrene Lehrerin. Früher waren es aber deutlich weniger und die Argumente waren früher noch nachvollziehbarer als die, die man heute hört. Je älter ich wurde, je länger ich an meiner letzten Schule war, desto weniger hatte ich Probleme mit Eltern.
Bei mir haben die für mich guten Seiten überwogen; mit Herausforderungen habe ich versucht umzugehen, indem ich entsprechende Fortbildungen gemacht habe. Arbeit hatte ich unterm Strich viel, aber das war auch dem geschuldet, dass ich selten mit halbgaren Sachen zufrieden war. Ich selbst habe für mich etwas mitgenommen, denn es hat mich gefreut, wenn etwas gut geklappt hat und die Ergebnisse "faszinierend" waren, z. B. in künstlerischen Fächern oder auch mal bei kreativen und Entdeckeraufgaben oder man gesehen hat, mit welchem Eifer Schüler bei Aufgaben dabei waren. Im Lauf meines Lehrerberufs habe ich viel dazugelernt, deswegen kann ich auch zufrieden zurückblicken.
Wohin das große Schiff "Schule" steuert, weiß keiner, die Zeiten
werden schwieriger. Die Stimmen der Politik gegenüber werden lauter,
etwas für die Schule und den Respekt Lehrern gegenüber zu tun. Sicherheit
hat man nicht, man weiß nicht wohin die Reise geht. Ich finde insgesamt, dass die Kinder "unerzogener" geworden sind und man Sachen bei Aufsichten sieht, die man vor 10 Jahren noch nicht so häufig gesehen hat - vor allem sehr individuelles Verhalten.
Ich würde dir dringend raten, nochmals Praktika zu machen oder irgendwo in einer Mittagsbetreuung mitzuhelfen, damit du einen Eindruck bekommst, wie einige Kids heute so drauf sind und ob du damit klar kommst.