Ich habe wohl zur ähnlichen Zeit wie Wolfgang Authenrieth an einer PH in Baden- Württemberg Lehramt für GHS studiert. Über das spätere Gehalt habe ich nicht nachgedacht, sondern über das Berufsbild bzw. was ich darauf evtl. aufbauend studieren kann bzw. welche Möglichkeiten ich mit dem Studium habe.
Zum Referendariat kam ich an eine - heute würde man sagen- Brennpunktschule. Danach habe ich mir aufgrund des Praxisschocks überlegt, ob ich aufhören und ein Aufbaustudium machen soll und hatte dann aber das Glück an eine GH -Schule zu kommen, wo ich besser mit allem klar kam. Damals haben wir alle 28 Stunden Volldeputat unterrichtet, die keine familienpolitischen Gründe hatten. Meine nächste Schule war eine Grundschule in einer Großstadt. Es hat sich dann herausgestellt, dass Grundschule eher das ist, was ich möchte.
Danach kam ich nach Bayern. Da wurden meine beruflichen Vorstellungen besonders getroffen, weil ich hier fast alle Fächer in meiner Grundschulklasse als Klassenlehrkraft abdecken konnte bzw. durfte.
Hatte ich in Baden- Württemberg und bis über die Jahrtausendwende noch genug zusätzliche private Zeit, hat das in den letzten 10-15 Jahren immer mehr abgenommen. Immer mehr Aufgaben kamen dazu, die man als Kollegium zusätzlich stemmen musste. Ich habe dann nie mehr voll gearbeitet, weil es für mich nicht zu schaffen war. Dennoch kam ich unterm Strich auf eine Stundenwoche, die das Volldeputat trotz meiner ganzen Erfahrungen überschritten hat.
Die Aufgaben in der Grundschule insgesamt haben viel von meinen persönlichen Vorblieben und Interessen abgedeckt - ich arbeitete nach Interesse in meinen sehr aktiven Zeiten in diversen Teams in der Schule mit. Mir war immer wichtig, dass es mir bei solchen zusätzlichen Sachen persönlich Spaß macht. Und da hatte die Schule Glück: Mir haben viele Sachen Spaß gemacht.
Ich sehe es aber auch so wie Zauberwald: Es gibt viele Belastungsfaktoren und die muss man irgendwie handeln können. Gerade denkt man in Bayern darüber nach, weiterhin an den nicht familienpolitischen Teilzeitanträgen zu kürzen, also keine mehr zu genehmigen.
Es gibt eine steigende Tendenz der Problemfälle in den Klassen, sowohl von den Eltern als auch von den Schülern, während die Politik gerade in letzter Zeit zu wenig nachjustiert (und es wegen Lehrermangel nicht immer kann) um den Lehrern ihre Arbeit zu erleichtern. Andererseits werden doch immer wieder Projekte von oben gefordert.
Wie das Arbeitsfeld Schule in Zukunft aussehen wird, kann keiner voraussehen. Aber mit den jetzigen Werkzeugen, die wir haben, bleibt es bei schwierigen Schülern und schwierigen Eltern und vielem Verwaltungskram und Projekten sehr herausfordernd.
Ich habe mir überlegt, was ich stattdesssen beruflich gemacht hätte, doch die ursprünglich angedachten Berufe würde ich jetzt auch nicht mehr machen wollen. Der Beruf der Grundschullehrerin hat, wie es sich im Lauf meines Beruflebens immer mehr offenbart hat, einfach sehr gut zu mir gepasst. Wenn ich heute die Wahl hätte, dann würde ich mir nochmals Alternativen genau anschauen, wie sie zu mir passen und wie man die Herausforderungen dort bewerten muss.
@TE: Wie du siehst, stehe ich der Sache gespalten gegenüber:
Einerseits hat der Beruf für mich gepasst, andererseits sieht die Entwicklung im Augenblick so aus, dass es immer mehr Dinge gibt, die sich als zunehmend belastend herausstellen können.
Du gewinnst einen besseren Einblick, wenn du das Referendariat machst. Von Personen würde ich meinen Eindruck nicht abhängig machen, denn es gibt überall verschiedene Persönlichkeiten. Nach dem Referendariat kommt man in der Regel so oder so an eine neue Schule.