@ plattyplus
Deine Antwort klingt logisch, ist aber jetzt in der Grundschule nur teilweise ausprobierbar, weil ja nicht überall die Noten eine große Rolle spielen.
Was mich aber interessieren würde: Wie geht ihr damit um, wenn sich die Mitschüler durch diesen extrem aggressiven Schüler bedroht fühlen und sich ggf. auch äußerst handgreiflich wehren? Asberger, Autist, was auch immer. Irgendwann werden sie mit dem Benehmen im Leben auf einen treffen, derstärker ist als sie...
Ich selbst hatte bisher eher solche Schüler und die in fast jeder Klasse, die ich als Klassenlehrerin hatte, die zu ihrem auffälligem Verhalten eine geringe Frustrationstoleranz an den Tag legten. Das bekommen in der Regel die anderen Schüler immer heraus und es entwickelt sich so eine Art "Rachedynamik".
Die Denkweise geht dann so:
Du hast uns etwas getan, also wehren wir uns prophylaktisch oder im Nachschlag gegen dich, indem wir dich zur Weißglut bringen und du dann der Böse bist und entsprechend "stellvertretend" für deine anderen Verhaltensweisen, die uns stören, bestraft wirst.
Als ich mit dem Beruf angefangen habe, habe ich diese Dynamik erst nicht durchschaut. Ich kann sagen, dass es fast immer (wenn Jungs beteiligt sind) so abläuft. Vorausgesetzt, der auffällige Schüler hat eine geringe Frustrationstoleranz, was er meistens hat.
Ich versuche dann, wenn dem so ist, diese Dynamik zu durchbrechen, was schwierig ist, weil der betroffene Schüler ja wirklich bei jedem Piep schon reagiert. Da sind dann in der Gesprächsarbeit mit den Kindern beide Seiten gefordert. Dem extremen Schüler versuche ich eine andere Bewertung von Situationen zu vermitteln und Verhaltensregeln mit ihm abzusprechen, was er in dieser Situation tun kann. Die anderen erhalten den einfachen Auftrag, möglichst keine provokanten Situationen herbeizuführen. Da gibt es natürlich Schüler dabei, die das aber immer wieder reizt. Mit der Zeit wird es besser, aber es bleibt immer ein Problem. Kaum hat man aufgeschnauft und denkt, jetzt ist Ruhe, muss man wieder intervenieren. Der Vorteil ist, dass zumindest schwierige Grundschüler, wie ich sie bisher hatte, das Gefühl bekommen, dass die Lehrerin ihnen helfen will und sie dann eher bereit sind, an ihrem Verhalten zu arbeiten. Wie gesagt, einschränkend zu sagen für die, die ich bisher als Klassenlehrerin hatte. Wenn ich als Fachlehrerin 1-2 Stunden in der Woche irgendwo bin, funktioniert das nicht. Ebenso hatte ich bisher noch keinen Fall wie ihn lamaison schildert, wo im Prinzip gar nichts hilft bis auf eine Schulbegleitung.
Um nochmals auf das "sich Wehren" zurückzukommen. Das gibt es ja immer wieder.
Standardspruch vieler Grundschüler, auch bei der Pausenaufsicht: "Der hat mich angegriffen, also habe ich mich gewehrt." Oder: "Der hat mich schon im Kindergarten geärgert, deswegen kann ich ihn schlagen." Na ja, dann versuche ich zu klären, was gelaufen ist und bewerte die Situation. Je nachdem gibt es Konsequenzen oder nur ein Gespräch oder ich schicke sie zum Sozialarbeiter.
Mein Standardspruch zu den Kindern: "Wir sind hier in der Grundschule. Da gibt es Erwachsene, die dir bei Konflikten helfen. Wenn du es nicht schaffst, den Konflikt vernünftig zu lösen, dann hole dir Hilfe von Erwachsenen. Dazu sind wir da."
Das Wehren in der Gruppe - alle gegen einen - würde ich auf keinen Fall unterstützen. Wir hatten vor ein paar Jahren einmal einen Fall, wo eine Kindergruppe auf ein am Boden liegendes Kind eingetreten hat, wie man das so in Filmen sieht. Da gab's aber eine ganz gewaltige Aufarbeitung.