Ich habe mir die beiden von Sofawolf angeführten Artikel nochmals genau durchgelesen. Rechtschreibung und die Anrede ist ein Thema. Wie ich die Artikel verstehe, geht es Herrn Steinig insgesamt um die Sprache.
Im Spiegelartikel gibt es eine Deutschlandkarte von den Untersuchungen des Herrn Steinigs, in wie weit Grundschullehrer im 1. und 2. Schuljahr Wert auf die Rechtschreibung im "Schreibunterricht" legen - was auch immer das heißen mag. Das ist nicht erklärt.
Sind unter Schreibunterricht die freien Texte gemeint, die geschrieben werden? Rechtschreibunterricht und das Üben von Buchstaben und Wörtern kann ja schlecht gemeint sein. Wer weiß, wie viel Interpretationsspielraum dies bei den befragten Lehrern zugelassen hat.
Außerdem sind Erst- und Zweitklässler noch nicht in der Lage Texte fehlerfrei aufzuschreiben, geschweige denn effizient im Wörterbuch nachzuschlagen. Nicht wenige Lehrer des 1. und 2. Schuljahrs tippen wichtige, selbst produzierte Texte der Kleinen nochmals ab. Manchmal muss man es auch mal so lassen und veröffentlicht die Texte nicht, wenn die Überarbeitung zu viel Zeit kostet.
Wer im 1. und 2. Schuljahr will, dass die Kids immer richtig schreiben, der lässt wahrscheinlich solche frei geschriebene Texte so gut wie gar nicht machen. Das wäre die Konsequenz daraus.
Im Zeitartikel liegt der Schwerpunkt auf dem 4. Schuljahr, d.h. dem Duzen oder Siezen im 4. Schuljahr. Dass im 3. oder eher im 4. Schuljahr das Siezen eintrainiert wird bzw. darauf geachtet wird, darin sind sich die meisten Grundschullehrer einig. Da haben die Schüler die nötige Reife dafür.
Es geht in diesem Artikel so oder so eher um die Sprachfähigkeit der Schüler und im Nebensatz um die Rechtschreibung. Das sind zwei Paar verschiedene Stiefel. Was will der Autor jetzt?
Zitat aus der Zeit:
"Die Anrede ist "ein erstaunlich zuverlässiges sprachliches Signal dafür, wie Lehrer ihre eigene Rolle verstehen, welche Beziehung sie zu ihren Schülern haben...."
Über die Beziehung Lehrer- Schüler in der Grundschule wurde hier schon genug geschrieben und welcher Art sie sein sollte.
Wenn ich die Gedanken des Autors im Extrem interpretiere, dann müssten wir dahin kommen, dass wir ein distanziertes Verhältnis zu unserer Schülern aufbauen, damit sie besser sprechen, rechtschreiben und sich ausdrücken. Daran merkt man, dass das Quatsch ist.
Zur Unterrichtssprache in der Grundschule: Obwohl die Schüler mich bis zum Anfang der 4. Klasse duzen, behaupte ich von mir, dass ich dennoch eine "gewählte" (und nicht saloppe) Unterrichtssprache benutze. Es gehört doch dazu, dass man zumindest im Unterricht mit den Schülern klar und sprachlich korrekt spricht.
Nicht zu vernachlässigen sollte der Gedanke sein, dass die Schüler unterschiedliche sprachliche Voraussetzungen in die Schule mitbringen. Am gewähltesten drücken sich nach meinen Beobachtungen Schüler aus, die aus einem bildungsinteressierten Elternhaus kommen und ein hohes Leseinteresse haben.