[...] Die UPP steht noch absolut null und die meisten Ideen zur Stunde stammen von mir. Er ist aber derart unselbstständig, dass er es nicht auf die Reihe bekommt, selber "fine-tuning" vorzunehmen und die Stunde rund zu machen. Ich zweifele daran, dass es meine Aufgabe ist, ihn darin weiter zu unterstützen [.]
Ich finde übrigens auch nicht, dass das deine Aufgabe ist. Wenn ich an meine eigene Ref-Zeit denke bzw. an die Referendare, die bisher bei mir hospitiert haben und dann ggf. angeleitet unterrichteten und hier Unterrichtsbesuche und Lehrproben absolvierten, dann seh ich nicht, wie sich ein solcher Arbeitsaufwand für dich rechtfertigen lässt. Also dein Schützling ist ja ein erwachsener Mann. Und natürlich sollst du ihn unterstützen, usw., aber ich denke nicht, dass deine Verantwortung soweit geht, Stunden für ihn zu planen. Du kannst ihm Tipps geben, wenn er dir rechtzeitig(!!!) Entwürfe schickt, aber dein Job besteht ja nicht darin, seine Stunden auszuarbeiten. Ganz im Gegenteil: Vielleicht (ich habe das bewusst so schwach formuliert) zeigt sich hier ja auch, dass er den Anforderungen des Berufs letztlich nicht gewachsen ist.
Was das Abgrenzen angeht: Meine Mentoren haben mit mir immer Termine ausgemacht. Gerade vor der Lehrprobe habe ich dann nachgesehen, wann wir z.B. eine gemeinsame Freistunde haben und sie dann im Vorfeld gefragt, ob sie sich dann mit mir zusammensetzen wollen.
Es kam lediglich einmal vor, dass ich mit dem Lehrer, in dessen Kurs ich unterrichtete, telefoniert. Und das war nur deswegen der Fall, weil er in der Woche davor auf Klassenfahrt war und er mir das Telefonat von sich aus angeboten hat.
Also, die fachlichen Probleme gehen schon sehr weit ...
Es ist für uns ja nicht möglich, sein Fachwissen zu beurteilen. Aber wenn du schreibst, die Probleme gingen sehr weit, dann klingt das schon ernst. Das stützt meine oben geäußerte Vermutung, dass er vielleicht falsch im Job ist. Zum einen istdas Fachwissen m.E. einfach Teil des beruflichen Selbstverständnisses. Natürlich können und müssen Lücken aufgeholt werden. Kein Mensch weiß nach dem Studium alles, aber durch ein ernsthaftes Fachstudium hat man einen Überblick, der es einem erlaubt, sich zügig in jeden Teilbereich einzuarbeiten.
Zum anderen ist es ja auch möglich, dass seine Unsicherheit daher kommt, dass er weiß, dass er fachliche Mängel hat. Mir half es im Ref ungemein, dass ich fachlich gut eingearbeitet war, insbesondere dann, wenn jemand zu Besuch kam Das ermöglicht doch erst didaktische Flexibilität.
Deinem Referendar wünsch ich aber natürlich trotzdem viel Erfolg Ich hoffe, ich tu ihm mit meinen Vermutungen unrecht und nach der Lehrprobe hast du einen gänzlich veränderten Kollegen da sitzen.