Bei Absentismus ist das Vorgehen so aufwendig und langwierig, dass es sich nicht lohnt es anzugehen.
[...]Welcher Lehrer wurde denn an der Uni oder im Studienseminar ausgebildet mit unwilligen, unpünktlichen, den Unterricht boykottierenden Kindern umzugehen, so wie es mittlerweile die Gesellschaft erwartet?
Moin,
ich verwalte den ganzen Kram auch nur noch. Da bekome ich zwar Ärger mit den Kollegen, weil ich mich weigere bei den Eltern anzurufen sondern gleich alles schriftlich mache, aber ist mir dann auch egal. Sollen sie sich doch die Finger wund telefonieren, bis sie mal jemanden an der Strippe haben und der gerade auch noch zurechnungsfähig ist, also nicht unter Drogen steht.
Da nehme ich die Formulare, trage die Fehlstunden ein, Kopie geht in die Schülerakte, Original ins Sekretariat und fertig. Wenn es dann knallt wegen der Fehlzeiten, habe ich gleich eine entsprechend dicke Schülerakte, so daß die SL dann eigentlich gar nicht mehr anders kann, als den Typen an die Luft zu setzen. Da ich natürlich gleich schiftlich mahne, gibt es bei mir mehrere schriftliche Mahnungen (zumeist drei), bis ich zur Schulleitung renne. Die Kollegen, die das alles versuchen am Telefon zu klären, rennen dann meist mit einer dünnen Akte mit nur einer Mahnung zum Chef; wird dann natürlich nichts.
Nur mal, um den Umfang dieser Verwaltung zu verdeutlichen: Bei meiner Klasse im letzten Schuljahr habe ich mit dem Kram zwei Leitz Aktenordner 8cm vollbekommen. Aus der Klasse von einstmals 31 Schülern sind aber auch nur 12-15 übrig geblieben (hängt davon ab, ob die 3 Nachprüflinge am Ende der Ferien bestehen oder nicht).
Was die Prüfungstermine angeht, erlaube ich mir immer bei den Schülern eine klene Schocktherapie. Bei mir gibt es zu Beginn des Schuljahrs sämtliche Termine. Da kann mir dann keiner erzählen, daß er das nicht mitbekommen hat, weil es ja ach so kurzfristig war. Die gucken mich dann zwar alle schief an, wenn ich Ende August die letzte Klausurtermine für den 5. Juni des Folgejahres ansetze, aber das erspart mir später das ganze Gemaule.
Außerdem stehen die dann auch schon alle im Klassenbuch und die Wahrscheinlichkeit, daß mir ein anderer Kollege dazwischenfunkt, weil dann auf einmal alle Wochen im fraglichen Zeitraum voll sind, ist sehr gering.
Was das Studium angeht, hatte ich nur in einer Veranstaltung einmal einen Gastvortrag von einem Praktiker. Da ging es darum wie man mit Schülern im Berufskolleg umgeht, die die Hauptschule nach Klasse 6 verlassen haben, weil sie in der 5. und 6. so viele Ehrenrunden gedreht haben, daß sie irgendwann 16 Jahre alt waren. Hat dann doch einigen Studenten die Augen geöffnet. Daraufhin haben wir unsere Profs. der Erziehungswissenschaft gefragt, wie viele Stunden sie denn selber schon in ihrem Leben unterrichtet hätten. Mehr als insg. 6 Monate hat niemand von denen zusammenbekommen. Außerdem werden die ihre Modellversuche bestimmt nicht in den Problem-Klassen machen. So eine Blöße würde sich ja keine Schule geben wollen. Stattdessen werden da immer nur die Vorzeigeklassen vorab ausgesucht.
Manchmal träume ich davon, mal einen Schulleiter, Prof. etc. in solche Klassen zu schicken und ihnen als Auflage zu geben, daß sie sich aus Referendare auszugeben hätten, die da ihren BdU (=Bedarfsdeckenden Unterricht = Referendar steht alleine vor der Klasse, als wäre er schon fertiger Lehrer) machen müßten und dafür auch bewertet würden.