Beiträge von plattyplus

    Erstens muss man gar nicht konkurrenzfähig zur Industrie sein, da die Möglichkeiten für Absolventen mit erstem Staatsexamen doch sehr beschränkt sind (gerade in den heutigen Zeiten

    Du sprichst mit einem, der neben dem 1. und 2. StaEx noch ein Dipl.-Zeugnis in der Tasche hat. Bei uns am technischen BK hat der überwiegende Teil der Lehrer nicht den klassischen Weg des Lehramtsstudiums ohne Alternativen beschritten. Die haben alle ihren Dipl.-Ing., Master of ... (eben nicht Education), Meister oder Techniker.


    Und da ist der Vergleich zur Industrie ganz nah.


    Wobei ich dir aber Recht geben muß. Ein Punkt ist mit mehr Besoldung nicht beizukommen. Dabei denke ich an das Ansehen unseres Berufsstands in der Gesellschaft. Wenn ich hier höre, wie sich manche Kollegen in den zubringenden Schulen mit den Eltern, Behörden und der eigenen SL rumstreiten müssen, weiß ich, wo noch ein verdammt großeses Minenfeld wartet geräumt zu werden.

    Es geht mir aber um das Setzen von Prioritäten und das, was wir derzeit am dringendsten brauchen

    Und das ist meiner Meinung nach "mehr Personal". Da das Personal aber nicht auf den Bäumen wächst, muß man bei der Bezahlung konkurrenzfähig zur industrie werden und so kommt es dann, daß das Plus an Geld nicht nur in weiteres Personal gesteckt werden sollte sondern auch in erhöhte Bezüge, um dieses Mehr an Personal überhaupt anwerben zu können.


    Mir geht es jedenfalls gehörig gegen den Strich, daß wir über die digitale Schule 4.0, elektronische Whiteboards, Parkplätze und sonstwas streiten, aber gleichzeitig mal stillschweigend mit der Rasenmähermethode die Stundenpläne dermaßen zusammenstreichen, daß meine Schüler in diesem Schuljahr fast schon eine 4-Tage Woche gehabt hätten, einfach weil nicht genug Kollegen da sind, um in wirklich allen Klassen den vollen Stundenumfang abzudecken + Krankheitsreserve.


    In manchen Klassen haben sie in meinen Fächern den Stundenumfang auf unter 50% des eigentlichen Solls zusammengestrichen. Wie soll ich die Schüler da noch auf zentral festgelegte (IHK)-Prüfungen vorbereiten?
    Gegen diese Stundenkürzungen gleich mal vorab, die gar nicht auffallen, weil sie im Stundenplan nicht auftauchen, sind die paar Stunden, die wegen Krankheit ausfallen, vernachlässigbar, auch wenn die Presse da immer ein riesen Faß aufmacht.

    Wie lange brauchen andere, um das hin zu kriegen?

    Keine Sorge,


    das Theater war wohl bei allen von uns so. Und mach dir keine Sorgen, daß die Kiddies auf einmal alle ganz ruhig sind, wenn ein Kollege dabei ist, der sich das anguckt, um Dir Tipps geben zu können. Das ist auch normal.


    Wie das bei anderen war, kann ich nicht beurteilen. Bei mir hat es insg. 5 Jahre gedauert, bis ich soweit war. Eine gute Portion bei dem Thema Autorität hängt nämlich weniger von irgendwelchen Methoden ab sondern vom eigenen Auftreten. Und ja, nach dem Referendariat (bzw. bei dir Vorbereitungsdienst) wurde es besser, weil diese "ewige Prüfungssituation" meinerseits weg war, also diese Angst meinerseits für jedes Zipperlein (falsch gewählte Wort) zur Verantwortung gezogen zu werden. Nach der Lebenszeitverbeamtung, weitere 2 Jahre später, wurde es nochmal besser.

    Wenn wir schon bei den Gegenden sind:


    Hast Du in dem jeweiligen Wunsch-Bundesland bei uns schon einmal angefragt inwieweit deine Ausbildung zur Grundschullehrerin in Österreich bei usn in Deutschland überhaupt anerkannt wird?


    Meine Cousine hatte da schon Probleme, als es einfach nur darum ging mit einem 1. StaEx aus Niedersachsen in NRW das Referendariat zu machen. Gerade aus Bayern gibt es da ja auch zumindest im Internet so Geschichten, daß nur Teile der Ausbildung anerkannt wurden und gestandene Lehrer nach 15 Jahren im Beruf noch einmal das Referendariat machen sollten, als sie aus einem anderen Bundesland nach Bayern übersiedeln wollten.

    In NRW haben sie das Maximalalter für die Verbeamtung auf 42 Jahre erhöht. Aber das würde dir wohl nicht reichen?
    In Hessen wird, wenn ich das richtig sehe, noch bis zum50. Lebensjahr verbeamtet. Das könnte eine Option sein.


    Was das Renten- bzw. Pensionsalter angeht, rechne ich damit bis zum 70. Lebensjahr arbeiten zu müssen. Bis ich soweit bin, haben sie die Grenze von 67 bestimmt auf 70 erhöht.

    Wobei der Vorteil des Beamten zum Großtei von der privaten Krankenkasse herrührt. Wenn man, wie ich, als Beamter nicht in die private Krankenkasse kommt, werden die Unterschiede gleich sehr viel geringer.


    Bei einem Eintrittsalter von 45 in die private Krankenversicherung, dürfte das auch so teuer werden, daß es sich kaum lohnt.

    Derzeit verdiene ich etwa 2200 Euro netto, weniger sollte es nicht sein.

    Moin,


    du sprichst bei 2200,- € netto aber von insg. 14 Monatsgehältern, oder? In Österreich gibt es, soweit ich weiß, noch das volle Weihnachts- und Urlaubsgeld. Berichtige mich, wenn es nicht stimmt. In Deutschland gibt es das nicht mehr, 12 Monatsgehälter im Jahr, Ende.


    Außerdem ist unser Rentenniveau im Vgl. zu Ö sehr viel geringer.
    --> http://www.focus.de/finanzen/a…ehr-rente_id_6255294.html


    Also wenn du deinen Lebensstandard halten willst, mußt eher schon auf 2700,- € netto im Monat raus, um den Rest fürs Alter und den Urlaub zurücklegen zu können. Soviel verdient man bei uns aber nicht. Als Berufsschulpauker komme ich in der höchsten Erfahrungsstufe vielleicht irgendwann mal in die Region. Aber das wars dann auch. Grundschullehrer verdienen weniger.


    Ganz ehrlich: Ohne die Vorteile der Verbeamtung (höhere Pensionszahlungen als bei den Angestellten), würden wohl die meisten Lehrer in D kündigen.

    Interessant, plattyplus. Bei uns haben wir von allen Fachbereichen etwas und auch Kust/Gestaltung und keine dieser Probleme.

    Wir hatten ein soziales BK halt bei uns als Untermieter für ein paar Jahre, bis die SL mit dann doch eindeutigen Fotos von total demolierten Klassenräumen darauf drängen konnte, daß sie unser Gebäude nicht mehr betreten seit diesem Schuljahr.

    Moin,
    die Fächerkombinationen sind alle irgendwie nicht so berauschend.


    Deutsch und Englisch bedeutet sehr viel Korrekturaufwand und eine entsprechende Arbeitsbelastung im späteren Berufsleben.
    Förderschullehrer haben wir bei uns am BK gar nicht.


    Ich würde mir auch die Frage stellen an welches Berufskolleg ich möchte. Soll es eher ein technisches, ein wirtschaftswissenschaftliches oder ein soziales BK sein?


    Gemäß meinem, zugegebenermaßen beschränken Erfahrungshorizont geht es an einem technsichen BK vergleichsweise herbe zur Sache. Dafür wird die Disziplin hochgehalten und die Schüler erwarten es z.T. auch, daß sie ein entsprechend herbes Echo bekommen, wenn sie Mist bauen. An einem Wirtschafts-BK sind zwar alle auf den ersten Blick netter, es läuft aber auch sehr viel formeller ab. Habe es an einer solchen Schule selber erlebt, daß die Referendare nicht ins Lehrerzimmer durften, Schüler und Kollegen wegen unpassender Kleidung nach Hause geschickt wurden, um sich umzuziehen und so.
    Die sozialen BKs, nun ja. Würde ich nicht hin wollen. Aber ok, ich habe es auch nur bruchstückhaft erlebt. Da tanzen die Schüler den Kollegen auf der Nase rum und ihr Sozialverhalten ist generell unterirdisch.


    Oder anders:
    Warum hält das Mobiliar an einem sozialen BK 5-10 Jahre, an einem Wirtschafts-BK 10-15 Jahre und bei uns am technischen BK 45 Jahre? ;)
    Und ja, bei mir steht in der Inventarliste, die ich jedes Jahr abhaken darf, daß meine Tische und Stühle im Jahr 1974 angeschafft wurden. Damals wurde halt noch Qualität produziert. :victory:

    Also ehrlich ... ich habe auch schon Leute angeschnauzt, die meinten, Schüler von mir blöd von der Seite anmachen zu müssen. Da meinte z. B. mal jemand sich im Zug über den Geräuschpegel aufregen zu müssen. Dumm nur, dass der komplette Waggon für Klassen unserer Schule reserviert war - da soll der sich doch bitte woanders hinsetzen und die Klappe halten.

    Ich ging eher davon aus, daß meine Schüler die sind, die eine verdammt große Klappe haben und ggf. mit den Folgen klarkommen müssen.



    wo zum Teufel in NRW lebst du? Ich hab ewig im Essener Norden gewohnt (die zwielichtige Ecke) und selbst da zieht niemand ein Messer weil du ihm sagst, dass er sich verziehen soll.

    Und ich habe schon einen Azubi zu Grabe tragen dürfen, weil der eine am Wochenende den anderen umgebracht hat. Beide in einer Klasse und in einem Ausbildungsbetrieb. Da war ich allerdings "nur" normaler Lehrer in der Klasse im Nebenfach und nicht Klassenlehrer.


    Bei meiner Lehrprobe zur Lebenszeitverbeamtung war das auch ganz toll, als da auf einmal ein Schüler aufstand, quer durch den ganzen Raum ging, seinem Mitschüler eine scheuerte ohne jegliche Vorankündigung und wieder auf seinen Platz wanderte, als wenn nichts gewesen wäre. Bei der Nachbesprechung hieß es nur, daß ich überreagiert hätte, so wie ich den Typen im Kasernenton danach zusammengefaltet habe. :(

    Ich hab Verständnis für "Eigenschutz vor Fremdschschutz", aber einfach weggucken? Dein Ernst?

    Denk es mal vom Ende her.
    Du greifst ein und der Angreifer zieht ein Messer oder, nicht ganz so schlimm, Pfefferspray.


    Sorry, aber da ist es mir echt lieber es bleibt bei der Backpfeife und dann ist die Sache durch. Und ja, ich durfte schon einmal in einen Pistolenlauf blicken. Da hört der Spaß dann echt auf und da haben auch Eure Latrinenparolen keinen Platz. Bringt ja nichts, wenn man eingreift und am Ende geht es nicht nur mir sondern auch meinem Schüler sehr viel schlechter als wenn es bei der Backpfeife geblieben wäre.


    Oder meint ihr etwa, daß ihr gegen einen 20jährigen trainierten Schläger auch nur den Hauch einer Chance habt? Die Polizei rufen ist eine andere Sache. Aber die sind bei uns in der Gegend auch erst nach 30 Minuten da. Dann ist der Drops schon lange gelutscht. Was macht ihr bis dahin?


    --> Lieber eine Backpfeife kassiert und überlebt, als eingeschritten und am Ende tot (sowohl der Schüler als auch ich).


    Ich seh das halt so ähnlich wie bei einer Geiselnahme: Wenn ich keine Chance habe, versuche ich es nicht, weil ich die Situation dann nur noch schlimmer mache. Da sagt ja selbst die Polizei, daß man sich tunlichst nicht wehren soll.
    --> http://www.planet-wissen.de/ge…alsgeiselambesten100.html


    Wenn ich aber eh keine Chance habe aus der Situation rauszukommen durch Deeskalierung oder Flucht, dann Angriff mit voller Härte. Und beten, daß das reicht, um den Typen mir gegenüber zu beeindrucken. Da darf ich selber dann aber nicht ans "Morgen" denken. Da könnte es nämlich passieren, daß es für mich kein "Morgen" mehr gibt.
    Oder anders: Ich war mal mit meiner Freundin in der Großstadt unterwegs, als ein Bulli mit 6 Kerlen anhielt und einer nach dem Weg zum nächsten Puff fragte. Von hinten kam nur ein Spruch "laßt uns doch die Kleine nehmen". Gegen die 6 hätte ich keine Chance gehabt. Flüchten geht auch nicht, die sind mit dem Auto einfach schneller. Da kam bei mir nur noch der Gedanke: "Gegen 6 hast keine Chance, aber der Erste der sie anrührt, den machst platt!" Da gab es dann für mich kein Morgen mehr.

    Wir haben inzwischen 2 sehr große Filtermaschinen stehen, die für den Büroeinsatz ausgelegt sind und schnell durchlaufen.

    Wir haben bei uns so eine 6L "Kaffeemaschine" mit Zapfhahn für die Gastronomie im Einsatz. Bei den Vollautomaten könnte ich mir vorstellen, daß die einfach zu langsam sind. Kaffee ist bei uns ja ein Stoßgeschäft. Also in 5-10 Minuten muß eine große Menge raus, die Pause dauert ja nur 15 Minuten. Kontinuierlich geht jedenfalls anders.


    Das Saubermachen und etwaige Reparaturkosten sind da dann nur Punkt 2 und 3 in der Überlegung.

    Mit so ner Argumentation müsste ich ja auch wegschauen, wenn ein übel gelaunter Mensch im Zug meinen Schülern ne Backpfeife verpasst oder bedroht.

    Naja,
    ich würde dann im Fall der Fälle bei einer Backpfeife aber auch eher wegschauen, wenn ich ehrlich sein darf. Wenn es dabei bleibt, ist es nämlich noch glimpflich ausgegangen. Bringt ja nichts, wenn man dann die Situation eskaliert und feststellen muß, daß der andere doch stärker bzw. den Straßenkampf gewohnt ist.


    Ich würde jedenfalls bei sowas immer davon ausgehen, daß mein Gegenüber ein Messer dabei hat und das auch zieht! Also wenn schon Erziehung, dann gleich mit dem ganz großen Hammer, den ich leider nicht in der Tasche habe.
    --> Denkt die Situation immer vom Ende her, wenn ihr es Euch erlauben könnt. Wenn ihr es euch nicht erlauben könnt der Konfrontation aus dem Weg zu gehen, dann sofort mit maximalem Einsatz rangehen und hoffen, daß das Überraschungsmoment reicht.

    Aha. Und haben die Kollegen, die in der SK dafür gestimmt haben, auch schon Angebote eingeholt? Oder überlassen sie das dir?

    Na,
    die Klassenpflegschaft aller Parallelklassen hat getagt und da wurde das alles wohl eingetütet. Ich war nicht da, weil ich abends parallel Abendschule hatte und der Unterricht nicht ausfallen sollte.


    So habe ich dann nur den Zielort erfahren und die Dauer sowie die maximalen Kosten. Das wars. Mit diesen wenigen Informationen baue ich derweil das Programm zusammen und bereite mich jetzt schon darauf vor, daß es wohl Ärger geben wird, meine Vorstellungen und die meiner Klasse dann doch etwas von den Vorstellungen der Kollegen abweichen.


    Oder anders: Wenn das Ziel eine deutsche Großstadt ist, dann erwarte ich und auch die Schüler, daß es auch wirklich in diese Großstadt geht und nicht 30km querab in die Pampa. Wie ich rückwirkend feststellen mußte, fahren die anderen Klassen wohl irgendwo auf den Bauernhof. Aber dafür brauch ich nicht knapp 300km weit weg fahren.


    Meine Ansage war nur: Egal wo wir unterkommen, hauptsache wir haben eine S- oder U-Bahn Station direkt vor der Tür, um da vor Ort vorwärts zu kommen. :top:

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