Beiträge von Meerschwein Nele

    *gähn*


    Ich war mal Unteroffizier in der Bundeswehr. Da ist bestimmter Führungsstil sinnvoll und notwendig.


    Jetzt bin ich Lehrer in der Entwachsenenbildung in einer Stufe, die der gymnasialen Oberstufe entspricht. Da sind andere Umgangsformen und Prinzipien notwendig.


    Ob ich in der Lage bin, diese Anforderungen zu verstehen und umzusetzen, hängt sowohl von meiner Bildung ab als auch von meinen didaktischen und pädagogischen Kompetenzen, als auch von der gesellschaftlichen Veränderung.


    In anderen Worten: ja, es gibt Probleme. Nein, Jammern nützt nichts, deal with it.

    Klare Kante, klare Aussagen, Transparenz.


    Als "Indianer" im Lehrerkollegium, möchte ich einfach nur, dass mir die "Häuptlinge" sagen, was sie wollen und warum sie es wollen.


    Ich bestehe nicht darauf, dass ich meinen Willen bekomme, und ich habe auch keine Probleme damit, Anweisungen umzusetzen, deren Sinnhaftigkeit ich nicht sehe. Es ist mir aber wichtig, dass die "Häuptlinge" meine eventuellen Einwände anhören, durchdenken und mir eine ernsthafte Antwort geben, warum sie nicht berücksichtigt werden.

    Für Unterrichtsbesuche würde ich aus arbeitsökonomischen Gründen einfach ein bewährtes Konzept nehmen.


    Z.B. das "Postkartenpuzzle". Zerschneide mehrere Postarten in Puzzleteile (nein, das müssen keine runden Noppen sein und ja, laminiere die Postkarten, um sie recyclingfähig zu machen) und verteile sie in der Lerngruppe. Die Arbeitsgruppen finden sich dann darüber, dass sie aus den Puzzleteilen zusammen eine Postkarte formen.


    In der wirklichen Welt ist das Zeitverschwendung. Theoriedidaktisch ist das "oooh-aaaaah-toooollll". :/


    Nele

    Ich finde es übrigens ganz interessant, dass der Ausgangsposter sich so überhaupt nicht meldet und beteiligt.


    Also, angenommen, ich wäre ein BA-Student und hätte die Gelegenheit die Fragestellung meiner Abschlussarbeit mit Fachleuten zu diskutieren, die seit Jahren in diesem Gebiet arbeiten, würde ich ja die Gelegenheit nutzen.


    Naja, honi soit qui mal y pense...

    @Meerschwein NeleFür digitale Schulbücher brauche ich auch eine entsprechende IT-Umgebung (sicher eine anderer als für Moodle), die zuverässig funktionieren muss.

    Für gut gemachte digitale Schulbücher brauchst du einen Browser und die Zugangsdaten.


    Zitat

    Und wenn das eben nicht nur pdf-Dateien sind, gehts grad weiter mit entsprechenden Mediaplayern, Updates usw..
    Da sehe ich nicht wirklich viel Unterschied im Admin-Aufwand.


    Ich glaube, wir reden über unterschiedliche Konzepte. Das bislang unter dem Begriff "digitiales Schulbuch" verbreitete Konzept, z.B. die Lizenz, die an das "Kursbuch Geschichte" für die E-Phase von Cornelsen angeknüpgt ist, ist nichts weiter als ein PDF der Printversion. Das ist für mich kein digitales Schulbuch sondern nur alter Wein in neuen Schläuchen.


    Im Rahmen der Mediendidaktik soll bei digitalen Schulbüchern mehr in Richtung tatsächlicher interaktiver und didaktisch geführter Plattformen mit multimedialen Inhalten. So wie in diesem Beispiel von mBook.


    Da muss man auf Schulseite nichts administrieren, das läuft auf jedem heutigen internetfähigen System. Bei Schulcomputern geht über den normalen Aufwand nichts hinaus (wobei ein digitales Schulbuch didaktisch natürlich nicht "wir gehen in den Computerraum und arbeiten am Buch" bedeutet) und zu Hause sind die Zugangshürden trivial, wenn auf dem Computer auch Facebook und Youtube verwendet werden können. Was immer der Fall sein dürfte.



    Zitat

    Und ja, ich administriere die Moodle-Plattform an unserer Schule (Berufsschule). Der Aufwand ist da, aber beherrschbar, wenn man ein paar Regelen und Strukturen einhält.


    Das ist richtig. Meine Plattform mit 1000 Studierenden und 115 Lehrern und deren Bedürfnissen ist machbar. Aber ich kaufe bei einem Schulbuchverlag mit digitalen Angeboten ja auch keine Administration ein sondern Lehrmaterial.


    Und das ist eine andere Kiste. Es ist unbestritten, dass alles, was ein digitales Schulbuch leistet, genau so mit Moodle oder anderen interaktiven Lernplattformen geleistet werden kann. Aber in nunmehr 14 Jahren Arbeit in abitur-online, einem System, bei dem ich als Lehrer selber das Unterrichtsmaterial zusammen- und bereitstellen muss, habe ich gelernt, dass das wirklich ein Arsch voll Arbeit ist. Es ist komplizierter und dauert länger als eben mal ein Arbeitsblatt zu machen. Adndererseits ist der didaktische Ertrag meines Erachtens größer, wenn man die Sache vernünftig, kreativ und vor allem didaktisch fundiert angeht. Das braucht aber Know-How auf mehr Ebenen als im traditionellen Unterricht mit Papier, Stift und Tafel.


    Bislang wird dieser Ansatz systematisch in NRW (und wenigen anderen Bundesländern) nur durch den abitur-online Lehrgang verfolgt. Die Arbeitsmaterialen dafür werden durch den Dienstherren von mit (zu geringer) Stundenentlastung entschädigten Arbeitsgruppen erstellt, die sich aus der normalen Lehrerschaft rekrutieren und deren mit dem Lectora-Entwicklungssystem erstellte Lehrgänge auf den Servern des Landes verfügbar gemacht werden. Das System krankt aber daran, dass diese Kolleginnen und Kollegen ja auch ganz normale Lehrer sind und nur die vier Schulstunden Entlastung für Ihre Entwicklungsarbeit haben. Dass man in dieser Zeit kaum hochwertige Entwicklungsrbeit inhaltlich und technisch leisten kann, weiß jeder, der schon mal in der IT-Entwicklung gearbeitet hat. Andererseits ist das auch nicht anders, als wenn man als traditioneller Lehrer neben den normalen Diensttätigkeiten sein Schulbuch selber schreiben müsste.


    Digitiale Schulbücher heißen nichts anderes, dass diese Arbeitsleistung durch Steuergelder von privaten Anbietern eingekauft wird. Wie ganz normale Schulbücher eben. Und das empfinde ich bei der Entwicklung hin zu einer modernen Mediendidaktik eigentlich als völlig undramatisch und sinnvoll.


    Vorausgesetzt natürlich, dass da mehr geliefert wird, als PDFs. Und dabei schwächeln die traditionellen Schulbuchverlage ganz gewaltig. Von dem damaligen, mittlerweile zum Glück toten Versuch mit Selgo will ich gar nicht erst anfangen.

    Alles das, was hier versprochen bzw. gewünscht wird kann ich mit einem Moodle-Kurs auch machen.
    Ich verstehe nicht, warum da jedesmal ein eigenes Format und eine eigene Software entwickelt werden muss (außer es geht um ein geschlossenes System, damit sich leichter Gewinne abschöpfen lassen).

    Das ist richtig - ein digitales Schulbuch, das wie normale Schulbücher auch natürlich ein kommerzielles Produkt ist, wogegen ja auch gar nichts spricht, hat aber drei Vorteile. Beide sind relevant für die alltägliche Lehrerarbeit.


    1. Eine Moodle-Umgebung braucht immer einen Server auf dem die Moodle-Plattform installiert ist. Ich muss dir nicht erzählen, dass die Wartung so eines Systems und der Lernplattform nichts ist, "was der Physiklehrer eben so nebenbei macht." Zumindest kann ich das gut einschätzen, weil Moodle-Admin in einer großen Schule bin.


    2. Schulbücher sind dazu da, dem Lehrer die Arbeit abzunehmen, Materialien zu suchen, didaktisch aufzubereiten und Rechtskonformität mit dem Copyright und den Lehrplananforderungen herzustellen. Wir sagen ja auch nicht "kaufen wir doch keine Schulbücher, das kann doch jeder selbst am Computer leisten". Klar sind wir dazu ausgebildet, aber wir haben de facto nicht die Zeit dazu, also wird diese Arbeit über die Investition in die Lehrmittel ausgelagert.


    3. Vernünftige Moodle-Kurse zu machen, ist technisch nicht ganz unkomplex und überfordert de facto die technische Kompetenz und auch das technische Interesse der Mehrzahl der Kolleginnen und Kollegen. Bei digitalen Schulbüchern ist diese Arbeit ausgelagert und Mediendidaktik kann auch über wenig technikaffine Lehrer geleistet werden.

    Dazu habe ich ja schon was geschrieben - aber noch einmal, etwas variierend: lehrplankonforme Klausuren sind in Geschichte und Englisch ziemlich aufwändige Angelegenheiten. Wenn ich mehr Klausuren schreibe, als vorgesehen ist (was ich von meiner Rechtsauffassung her problematisch fände), nur um die Mehrarbeit einer Nachschreibklausur zu vermeiden, dann schieße ich mir schon vom Korrekturaufwand her mit der Schrotflinte ins Knie. ;)

    Nicht ganz,
    wir müssen nur ausreichend schriftliche Leistungen haben, um daraus eine Zeugnisnote bilden zu können.

    Ich kenne die ApoBK nicht, aber in der APOWBK und, so weit ich weiß auch in der APOGOSt, ist klar geregelt, wie viele Klausuren geschrieben werden müssen:


    Wie Klausuren auszusehen haben, ist wiederum in den jeweiligen Kernlehrplänen geregelt.


    Da kommt man leider nicht dran vorbei, indem man Klausuren durch andere schriftliche Prüfungsformen aus dem Bereich der "sonstigen Mitarbeit" ersetzt. Und ich werde ganz bestimmt nicht Leistungskontrollen wie ausgewachsene Klausuren gestalten, um mir den Weg zu öffnen. Ich bin doch nicht wahnsinnig! :D


    (Abgesehen davon, würde bestimmt eine m.E. berechtigte Beschwerde auftauchen, dass ich damit als Lehrer nicht der rechtlich festgesetzten Zahl von Klausuren folge.)


    Vielleicht meinst du die in SchulG §48(4) gegebene Möglichkeit der Prüfung zur Feststellung des Leistungsstandes? Das ist tatsächlich ein Weg, um um eine Klausur im üblichen Format zu umgehen. Aber es wird in dem Absatz auf die Vorgaben der APO hingewiesen, und ist zumindest in meiner Schulform der Begriff "mündliche Prüfung" in verschiedenen Kontexten in eine sehr auffwendige Form gegossen. Ich habe es nicht ausprobiert, kann mir aber nicht wirklich vorstellen, dass man eine Reihe von schriftlich gefundenen Bewertung tatsächlich als "Prüfung" nach der APO deklarieren kann.

    Aber noch ein paar Worte mehr. Da ich in einem Lehrgang "abitur-online" unterrichte, bei dem 50% der Lernzeit auf interaktive, durch den Lehrer gesetzte und moderierte Inhalte läuft, bin ich an solchen Themen offensichtlich interessiert und habe diese Umfrage mitgemacht. Interaktive Unterrichtsformen sind ja momentan eine ganz große Kiste und daran gibt es auch tatsächlich viel zu forschen und zu entwickeln. Gerade auf dem Markt interaktiver Schulbücher gibt es de facto kaum Produkte, die den Namen verdienen. Die großen Schulbuchverlage wie z.B. Cornelsen bieten bestenfalls PDFs ihrer traditionellen Schulbücher an oder knüpfen Webangebote, die auf eine reine Wissenspräsentation reduziert sind, was auch nicht viel mit interaktiver Mediendidaktik zu tun hat.


    Forschungsziel soll ja wohl folgendes sein:

    Zitat von Macrologe

    In diesem Zusammenhang sollen Bedürfnisse von Lehrern und Eltern von Schulkindern bezüglich der Anforderungen an interaktive Schulbuchformate erhoben werden.

    Tatsächliche, praktische Bedürfnisse, die dem Lernprozess und mit der praktischen, didaktischen und rechtlichen Umsetzung eines interaktiven Schulbuches zusammenhängen, werden in dieser Umfrage hier nirgendwo berührt.


    Bestenfalls kann ich in den Fragen ein psychologisches Moment erkennen, das im Rahmen einer Werbekampagne einen Sinn hätte; welches rein gefühlsbedingte "Image" hat das Konzept eines interaktives Schulbuches und wie lässt sich dieses Image von der Firma Macromedia werbestrategisch so verändern, dass das Produkt marktfähig wird.


    Hat das mit Wissenschaft zu tun? Nein.

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