Beiträge von Meerschwein Nele

    Also ich lebe auf der Arbeit und mache nach Vorschrift Feierabend.

    Das tue ich auch. Aber der Artikel insinuiert, dass ich das im Gegensatz zu meinen angestellten Kolleginnen und Kollegen faul und gleichgültig tue, weil ich Studienrat bin.


    "Dienst nach Vorschrift" gibt mir reichlich Arbeit zu tun und ist sehr komplex und anstrengend. Aber das wissen die Stammtische ja nicht.

    Das ist einfach... die Politik, allen voran diese (zensiert) die jetzt schon wieder zur Kanzlerin vorgeschlagen wird (liebe SPD, ihr müsst sie nicht wählen... dazu besteht keine Pflicht...)

    Ach ja? "Danke Merkel" ist ja einfach. Und was wäre anders, wenn Merkel nicht mehr Kanzlerin wäre? Und was wäre anders geworden, wenn Merkel in der letzten Legislaturperiode abgewählt worden wäre?


    Stammtischgerede ist immer einfach, wenn man keine konkreten Lösungsvorschläge an der Hand hat.

    Was würde ich tun? Bei Grundschülern - weiß ich nicht. Wahrscheinlich eingreifen.
    Bei meinen Studierenden, d.h. bei jungen Erwachsenen, vor allem wenn in einer Amok-Lage mit Waffen hantiert wird?


    Ich habe deutlich über 100kg Kampfgewicht, jahrelange Erfahrung in Kampfsportarten wie Boxen, Jiu-Jitsu und Vollkontaktkarate, eine infantristische Militärausbildung mit allen gängigen Handfeuerwaffen von der automatischen Pistole bis zum Maschinengewehr.


    Ich würde die Beine in die Hand nehmen und mich in einem Klassenraum verbarrikadieren, wie es die Polizei empfiehlt. Scheiß was auf irgendwelche "Krisenteams". Mit amoklaufenden Idioten ist sowieso nicht zu reden und ich werde mich ganz bestimmt nicht erschießen lassen.


    Was ist denn z.B., wenn das Haus von jemandem abbrennt und die Abiture liegen im Arbeitszimmer? Hab ich schonmal irgendwo so ähnlich gelesen...

    Dann wird die Abiturklausur wiederholt. Und wenn die Quartalsnoten aufgrund meines Todes nicht auffindbar sind, dann wird eben eine Notenfeststellung gemacht.


    Es gibt keine Schulprobleme, die nicht lösbar sind. Auch als Lehrer sollte man nur für seine Angehörigen vorsorgen.

    Aus dem Artikel:


    Zitat

    Das Beamtentum verhindert wirksam, dass man wie andere Angestellte einfach mal so den Arbeitgeber oder Beruf wechseln kann. Die scheinbare Sicherheit, die dieser Status vermittelt, macht zwar alle satt, aber viele nicht glücklich.


    So bleiben Leute im Schulbetrieb, die gar nicht die passende Motivation für den Lehrerberuf mitbringen. Sie absolvieren Dienst nach Vorschrift - und leben nach Feierabend.Sie fühlen sich eingeengt, dürfen zu wenig experimentieren und haben kaum Freiraum bei der Bewertung von Arbeiten. Da werden schon alle Argumente vorgegeben, die ein Kind bei der Analyse eines Zeitschriftenartikels oder eines Gedichts einbringen muss. Und wenn ein Schüler etwas genial anders sieht? Um Gotteswillen, dafür gibt es ja keine Schablone!

    *gähn* Doch wieder nur der Stammtisch.


    Zitat

    Sie fühlen sich eingeengt, dürfen zu wenig experimentieren und haben kaum Freiraum bei der Bewertung von Arbeiten. Da werden schon alle Argumente vorgegeben, die ein Kind bei der Analyse eines Zeitschriftenartikels oder eines Gedichts einbringen muss. Und wenn ein Schüler etwas genial anders sieht? Um Gotteswillen, dafür gibt es ja keine Schablone!

    Bullshit.

    Von den Korrekturen mal abgesehen, die mich wirklich auslaugen, obwohl ich gar nicht so viele habe - Unterrichten ist ein enorm anstrengendes Geschäft, weil es so unglaublich dicht ist. Und weil ca. 70 Prozent des Unterrichtsgeschehens zwischen den Ohren des Lehrers stattfinden. Man muss konstant und ad hoc in dreistelliger Zahl didaktische und pädagogische Entscheidungen treffen, ist sensorisch höchst gefordert, weil man idealiter alles Geschehen im Klassenraum mitbekommen sollte. Man muss ohne Pause eine rhethorische und theatralische Bühnenpräsentationa abliefern, sich jederzeit im Griff halten, was professionelles Verhalten und Mimik angeht, dabei die eigenen Emotionen zurückstellen, und natürlich auch noch stets konzentriert bleiben, was die fachliche Präsentation und Darstellung und die Reaktion auf Lernerbeiträge angeht.


    Und wenn es dann in den "Pausen" pausenlos weitergeht, weil noch irgendwelche dienstlichen Angelegenheiten zu regeln und zu kommunizieren sind, dann ist man hinterher platt. Und man wird ja nicht jünger...

    [...]Aber ich frage mich, ob es sich wirklich besser anfühlt, wenn man sich innerlich verabschiedet. Glaube auch nicht, dass ich das ernsthaft kann. [...]

    Warum sollte das eine schwarz-weiße Alternative sein? Ich stehe schon seit 15 Jahren auf dem Standpunkt "Ich bin Profi, ich arbeite für Geld". Und dafür gibt es professionelle Leistung, nicht mehr und nicht weniger, aber eben nur soviel, wie bezahlt wird.


    Ich habe mich mittlerweile so eingependelt, dass ich den Schulberuf als anstrengenden aber okayen und interessanten Beruf sehe, der gut bezahlt ist. Meine private Erfüllung finde ich woanders und ich schaffe es auch, den Job ausreichend weit von mir wegzuhalten; seit mir das das gelingt, habe ich interessanterweise auch mehr Resourcen, die meinen Unterricht auch für mich interessanter machen.


    Schule saugt einen aus, das ist richtig. Wenn man da keine Grenze setzt, wird man es nicht bis zum Pensionsalter durchhalten - bei mir sind es bis 67 immerhin noch 17 Jahre!

    Dem stehen aber folgende Dinge entgegen:- dafür will keiner Geld ausgeben, oder zumindest "nicht genug"
    - Privatsphäre ist wichtiger
    - es wird bei der Klientel genug kriminelle Energie vorausgesetzt... Diebstähle usw vorprogrammiert
    - viele "Idioten" sind sogar für "Idiotenjobs" noch zu doof.

    Das sind - zum Teil wortgleich! - die gleichen Aussagen von etablierten Bürgersleuten, die im 19. Jh. Dienstpersonal eingestellt haben, um ihre persönlichen Bedürfnisse zu regeln. :) "Hach, wir brauchen halt die Dienstboten, aber heutzutage bekommt man einfach kein anständiges Personal mehr..." - ultraviele Texte des 19. Jh.


    Zitat

    Es muss vielmehr eine ordentliche (verpflichtende!) Bildung her, und auch eine ausreichende Bezahlung.

    Natürlich wäre das die Lösung, wenn man die Entwicklung hin zu einer neuen Dienstbotenklasse stoppen will. Absolut einverstandne. Nur, das wird nicht passieren. Eine neue Dienstbotenklasse wird sich entwickeln

    Vielleicht sollten wir noch einmal uns daran erinnern, dass Globalisierung und Schnäppchenjagd auch in Deutschland die klassischen Hilfsarbeiterjobs haben aussterben lassen.
    Nun sind die Deutschen nicht intelligenter geworden, was konkret bedeutet, dass es für einen immer größer werdenden Teil der Gesellschaft keine Jobs mehr gibt, die nicht in prekäre Beschäftigungsverhältnisse führen bzw. ein Leben spürbar oberhalb der Armutsgrenze ermöglichen.

    Das ist richtig. In anderen Worten, wir brauchen mehr Idiotenjobs.


    Als Historiker sehe ich eine Rückkehr der Dienstbotenberufe voraus. Wir haben schon jetzt erste Ansätze bei "Putzfrauen" bzw. Reinigungskräften. Auch bei Pflegeberufen beginnt sich das Prinzip der geringfügigen Arbeitverhältnisse durchzusetzen. Ich sehe keinen Grund, warum diese Arbeitsverhältnisse nicht allgemeiner zu angestellten "Zugehfrauen" oder gar, analog zu den "Personal Assistants", Tätigkeiten wie "Haushaltsassistenten mit Hygiene- und Servicekompetenzen", aka. "Hausdienern" führen sollte...

    Wenn die Urinsteinablagerungen in der Intstallation überalterter Toiletten zu groß sind und bzw. oder im Raum zum Wischen ein zentraler Wasserablauf ist, dann kann man soviel putzen, wie man will. Die Toiletten stinken.


    Das zu beheben kostet natürlich eine vollständige Renovierung, was die meisten Kommunen nicht zahlen können und erst recht nicht zahlen wollen. Sind schließlich nur Schulen und nicht das Rathaus.

    Bis zu welcher Stufe gebt ihr euch denn noch mit SuS ab, die einfach lernresistent sind (bzw auch deren Eltern)? Es kann schließlich nicht angehen, den Unterricht der anderen SuS durch solche Subjekte behindern zu lassen...

    Ich muss mir gerade mit sehr großer Macht böse Bemerkungen über pädagogisches Verantwortungsgefühl, ethische Haltung und bestimmte Schulformen verbieten, denn die wären sicherlich in ihrer Verallgemeinerung unzutreffend. Im Einzelfall dagegen nicht unbedingt.


    Nele

    Rhetorik ist ein Jahrtausende altes Handwerk, viele mögliche Wege führen dabei nach Rom und nicht jeder der verwendeten Begriffe hat eine eindeutige Definition - in diesem Fall "Argumentation" als Textsorte aber auch als rhetorische Strategie.


    Ich gehe bei meinen Lernern immer so vor, dass ich unterrichte, dass sie sinnvoll und überzeugend schreiben sollen und gebe ihnen dazu eine mögliche Textstruktur an die Hand. Da ich kein Deutsch sondern Geschichte und Englisch unterrichte und da unsere Deutschlehrer des öfteren dogmatische Kochrezepte vermitteln, habe ich aber kein Problem damit, wenn sie in Klausuren anderen Strukturen folgen; so lange sie eben sinnvoll, logisch, argumentativ und verständlich schreiben.

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